Die Geschäftsparty
© Roger Grayson
Vorwort
In einer Welt, in der den Menschen und der Gesellschaft nichts so wichtig erscheint wie das Streben nach gesicherten Positionen, Prestige und Reichtum, bereitet es uns eine tiefe Genugtuung, den vorliegenden Roman von Roger Grayson zu veröffentlichen .
Schon viele Werke haben sich mit diesem unerschöpflichen Thema befaßt, aber jedes Zeitalter bringt seine besonderen Frustrationen mit sich, und wir sind überzeugt, daß es Mr . Grayson meisterhaft gelungen ist, die Probleme der heutigen Zeit so anzupacken, wie es bislang nur wenigen Autoren gelungen ist . Und wie es in der Offenheit der Sache nur wenige gewagt haben .
Als Verleger sind wir stolz darauf, die Dinge „beim richtigen Namen zu nennen . . . "
Es ist die einfache, auf Tatsachen beruhende Geschichte eines Glenn Sinclair in seinem fanatischen Streben, sich eine Position zu verschaffen, die in keinem Verhältnis zu dem wahnsinnigen Preis steht, den er dafür zu entrichten hatte. Doch diese Erkenntnis kommt, wie leider so oft im Leben, zu spät .
Je länger sich der Leser mit dieser Darstellung der Tatsachen befaßt, desto mehr wird er begreifen, daß das einmal erreichte Ziel im Rückblick die dafür gebrachten Opfer gar nicht wert war. Im Grunde genommen sind es doch immer wieder die unwichtigen und doch so liebenswürdigen Kleinigkeiten des normalen Alltags, die unser Leben so liebenswert machen.
Im vorliegenden Fall führt Roger Grayson uns in allen Einzelheiten vor Augen, wohin das Streben nach der großen, einflußreichen Stellung uns in all seinen Frustrationen und Enttäuschungen führen kann . Politische Verwicklungen und Intrigen wirken sich nicht nur auf den in die Schranken tretenden „Gladiator” aus, sondern beeinflussen auch seine Frau, die ihm ja helfend zur Hand gehen will .
Der Preis des Erfolges ist niemals billig, aber im Fall der jungen Donna und Glenn Sinclair übersteigt er alle Vorstellungen, denn sie werden von den gesellschaftlich anerkannten Davisons lediglich zu deren eigenen, unmoralischen Zwecken manipuliert und ausgenutzt .
An sich hätte sich für Roy Davison, Vizepräsident der Heinbach Piano Company, keine Möglichkeit ergeben, die junge, attraktive Frau zu erringen, wenn sie nicht mit so aufopfernder Liebe an ihrem stolzen und unbeugsamen Mann gehangen hätte . Doch er nützt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel rücksichtslos aus, um sie in eine Lage zu manövrieren, wo sie ihm nicht nur Geld, sondern auch ihren Körper bietet, während es seiner Frau naturgemäß wesentlich leichter fällt, den jungen, ehrgeizigen Ehemann in ihre Netze zu ziehen .
Das letztliche Resultat gibt trotz aller Komplikationen und Schwierigkeiten Anlaß zu neuer Hoffnung, denn es zeigt, daß der Mensch angesichts des drohenden Untergangs ungeahnte Kräfte zu mobilisieren versteht . Diese Tatsache bestätigt sich immer wieder in allen Bereichen der Ungewißheit unseres täglichen Lebens . Wir lesen davon in den täglichen Zeitungsberichten, und wir verfolgen diese Darstellungen immer wieder auf den Bildschirmen unserer Fernsehgeräte.
Kein Mann und keine Frau ist vollkommen. weder ganz heiß noch ganz kalt, weder völlig grausam noch absolut gütig . Die intellektuellsten Autoren der Gegenwart befassen sich mit diesen Tatsachen und porträtieren Männer entweder mit ihren besten oder mit ihren schlimmsten Instinkten. Das ist Mr. Grayson mit seiner lebensnahen Darstellung der Charaktere des vorliegenden Werkes meisterhaft gelungen .
Wir, die Verleger, sind dem Autor dankbar für die gelungene Art, wie er die Dinge unseres Lebens beleuchtet. Andrerseits bedauern wir es, daß es uns nach Lage de r Dinge kaum gestattet wird, einen flüchtigen Blick auf diese Dinge zu werfen. Wie müßte es erst sein, wenn wir die Tür weit aufstoßen und uns ein klares Bild von den Zusammenhängen machen könnten. Aber vielleicht ist es auch besser, daß dies nicht in unserer Macht liegt.
Die Verleger
Genf, 1971
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-1-
Glenn Sinclair saß in seinem Lieblingssessel im Wohnzimmer seines Hauses am Azure Drive, Crescent Heights von Kalifornien und blickte durch die offene Tür zur Terrasse auf die attraktive Figur der Nachbarin Cindy Boydd, Sie eilte in ihrem kurzen, knappen, gelben Höschen zwischen Haus und Garten hin und her, um die letzten Vorbereitungen für die abendliche Party zu treffen, Wohlgefällig ruhte sein Blick auf dem rundlichen Hinterteil, dessen Konturen sich deutlich abzeichneten, Sie pfiff fröhlich vor sich hin und schien mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Als er sich vor einer Weile nach dem Lunch in diesem Sessel niederließ, hatte er die hübsche Nachbarin kaum wahrgenommen, denn seine Gedanken kreisten unablässig um die auf Montag in Phoenix anberaumte Besprechung, bei der für ihn so unendlich viel auf dem Spiel stand. Da spürte er plötzlich, wie sich in seiner Badehose etwas regte. Das war zweifellos Cindys Einfluß zuzuschreiben. Zunächst überraschte ihn diese Reaktion ein wenig, denn Er stand mit der hübschen Nachbarin auf recht vertrautem Fuß und hatte sie schon in allen möglichen Aufmachungen gesehen, Doch dann erinnerte er sich daran, wie sie ihren Körper gelegentlich verstohlen an seinen geschmiegt hatte, so daß ihm ihre festen, herausfordernden Kurven voll bewußt wurden, Gleichzeitig erinnerte er sich an ihre gelegentlichen, höchst eindeutigen Anspielungen.
Unwillkürlich fuhr er sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen, Zum Teufel, Sinclair, schalt er sich innerlich, du mußt die Dinge in der richtigen Perspektive sehen, Wenn er jetzt in diese seltsame Erregung geriet, dann hing das zweifellos mit dem Fiasko zusammen, das er in der vergangenen Nacht mit Donna erlebt hatte.
In diesem Augenblick kam seine junge, hübsche, blonde Frau aus der Küche und er schluckte ein paar Mal. „Möchtest du noch eine Tasse Eistee, Liebster? " fragte sie, Ihre Hände waren gegen die Türpfosten gedrückt, so daß sich die Konturen ihrer vollen, festen Brüste unter der hauchdünnen Bluse abzeichneten, Die prallen Halbkugeln spannten sich gegen den BH, als wollten sie ihn jeden Augenblick sprengen.
„Nichts zu machen”, erwiderte er mit einem Blick auf ihre wohlgerundeten, nackten Schenkel unter der kurzen, weißen Hose.
Alle Wetter! Er schien hier von allen Seiten in Versuchung geführt zu werden, Das Zitat Wasser, überall Wasser und keinen Tropfen zu trinken schoß ihm durch den Kopf und er grinste.
„Heute ist doch Samstag”, sagte er, „Eistee kann ich die ganze Woche trinken, Zum Wochenende ziehe ich lieber den Korken aus einer Flasche Scotch.” Er lächelte ihr zu. „Möchtest du mir einen Drink mixen?"
„Aber sicher.” Sie erwiderte sein Lächeln mit blitzenden, blauen Augen und wandte sich der kleinen Hausbar in der Ecke des Wohnzimmers zu, Ihr langes, blondes Haar hing in einem Pferdeschwanz bis zwischen die Schulterblätter hinunter, und es gefiel ihm besonders an ihr, daß sie seinem Wunsch entsprechend ihre natürliche Anmut nicht unter einer starren Maske von Make-up verbarg, Er blickte auf die bei jeder Bewegung elastisch federnden Rundungen ihres Hinterteils und auf die straffen Schenkel darunter.
„Ah, jetzt sehe ich erst, worauf deine Aufmerksamkeit konzentriert war”, neckte sie ihn mit einem Blick auf die attraktive Nachbarin, die sich in diesem Augenblick vor dem Gartentisch bückte und ihnen dabei die drallen Gesäßbacken zudrehte, „Du lieber Himmel, Cindy, du könntest dir bei der Hausarbeit auch etwas passenderes anziehen”, murmelte sie, ohne die schlanke, rothaarige Frau eines weiteren Blickes zu würdigen.
Glenn spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. „Wovon redest du eigentlich?"
„Ach, nun komm schon, Liebster”, lachte Donna. „Sag bloß nicht, du hättest dir einen ausgiebigen Blick auf diesen runden Hintern da im Garten entgehen lassen.” „Ich habe ganz andere Dinge im Kopf als Cindy Boydds Pobacken, Donna”, fiel er ihr ins Wort und rutschte ein wenig im Sessel herum, „Ich habe an Montag gedacht, an die Zusammenkunft, an die Ernennung.”
Donna brachte ihm den Drink, setzte sich auf die Armlehne des Sessels und legte ihm die weiche Hand auf die Schulter.
„Sorgen? " fragte sie leise.
„Nein, keine Sorgen, aber Unruhe.” Er nippte an seinem Drink, „Ich wünschte, ich hätte das alles schon hinter mir.”
Sie schwieg eine Weile.
„Und ich wünschte”, sagte sie dann, „du würdest dein Herz nicht so sehr an diese Sache hängen, Liebster, Ich meine, naja, wenn du die Stellung nicht bekommen solltest, wird es eine schwere Enttäuschung für dich” Glenn nickte, Er wußte ganz genau, daß sie hundertprozentig recht hatte, Seit Jim Oglethrope vor einem Monat gestorben war, hatten die Gerüchte nicht abgerissen, daß er, Glenn Sinclair, für den Posten des Verkaufsleiters ausersehen war, Das hatte ihn in seinen geheimen Hoffnungen so sehr bestärkt, daß er sich fast schon im Sessel des verstorbenen Verkaufsleiters sitzen sah. Andrerseits wußte er nicht recht, wie er es aufnehmen würde, wenn sich herausstellte, daß diese Gerüchte eben doch nichts anderes als Gerüchte waren.
„Und ich dachte, es sollte eine tolle Party werden”, seufzte Donna.
„Nun, das stimmt auch, Roy Davison scheut bei diesen Anlässen keine Kosten”, erwiderte Glenn und nippte abermals an seinem Glas, „Es ist alles nur die in mir aufgestaute Spannung. Ich glaube, ich werde erst aufatmen können, wenn bei dem Bankett am Dienstagabend die endgültige Entscheidung fällt. Ich kann nun mal nicht anders, Baby.” Donna nickte.
„Ich weiß, Liebling,. „ aber die Aussicht, ein paar Tage mit dir beisammen sein zu können, ist einfach zuviel für mich.” Sie seufzte erneut und ließ die Finger über seine Schläfe gleiten.
Glenn nahm einen tiefen Schluck von seinem Drink. Noch vor einem Jahr wäre ihm diese Situation so unwahrscheinlich wie ein Flug zum Mond vorgekommen, Er war vollkommen mit seinem kleinen Musikgeschäft in der kalifornischen Kleinstadt zufrieden gewesen, denn dort konnte er sich wenigstens Boß nennen. Doch da hatte er diese kleine Frau noch nicht gekannt, die jetzt neben ihm saß, und die er mit Leib und Seele liebte.
Ihrem millionenschweren Vater, der ihm mit eisiger Ablehnung begegnete, hatte er geschworen, daß er es innerhalb eines Jahres zu einer einflußreichen Stellung bringen würde. Doch der alte Herr hatte ihm nur verächtlich ins Gesicht geschnaubt und ihm unterstellt, er habe seine Tochter nur wegen der Million geheiratet, die sie an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag als Erbschaft ausbezahlt bekommen würde. Dieses Vermögen war ihr vom Großvater vermacht worden.
Wenn er es jetzt recht bedachte, kam es ihm fast wie ein Wunder vor, daß er Donnas Vater bei der damaligen Auseinandersetzung nicht ins Gesicht geschlagen hatte. Immerhin war er froh, daß es nicht soweit gekommen war. Vermutlich hätte seine hübsche Donna sonst nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen. Sie hing sehr an ihren Eltern, und dagegen war an sich nichts einzuwenden, Wenn sie sie nur nicht so 'verdammt puritanisch erzogen und ihr jede sexuelle Regung als unverzeihliche Sünde dargestellt hätten. Das brachte ihn zurück zu den Vorgängen der vergangenen Nacht. „Liebling.,. ", flüsterte sie und schmiegte den Kopf an seine Wange, „Bist du, bist du mir heute noch böse.” „Böse.? Weswegen? " Er tat, als wüßte er nicht, worauf sie anspielte.
„In der vergangenen Nacht, mein Verhalten, du sagtest, ich hätte alles falsch gemacht, nachdem wir beide eine ganze Woche auf deine Rückkehr gewartet haben., um uns endlich, lieben zu können.” „Aber natürlich bin ich nicht böse”, lachte er, zog sie auf seinen Schoß hinunter und spürte ihren jungen, vibrierenden Körper. Er stellte das Glas auf den kleinen Tisch und hörte, wie sie den Atem anhielt, als er die Hand unter den BH zwängte und ihre straffe Brust umspannte, bis sich die kleine, rosige Brustwarze unter seinem Finger hart aufrichtete
„Schatz.” flüsterte sie verlegen. „Doch nicht hier vor der offenen Tür,. Willst du denn, daß Cindy uns zusieht? " „Cindy kann mir offen gestanden gestohlen bleiben”, entgegnete Glenn kurz und zog die Hand von der warmen Brust zurück, Während sie aufsprang, versuchte er verzweifelt, seinen steif gewordenen Penis vor ihren Blicken zu verbergen.
Doch sie betrachtete die Vorderseite seiner Badehose und lachte verschmitzt.
„Habe ich das angerichtet? "
„Laß dir darüber keine grauen Haare wachsen”, brummte er. „Das vergeht schon wieder, es ist noch immer vergangen.”
Doch es tat ihm sofort leid, denn sie blieb einen Augenblick mit gesenktem Kopf stehen und ging dann zurück in die Küche.