Ich greife mal die letzte Anmerkung auf.
Meine Frau hatte auf mein Drängen hin und bedingt durch verschiedene Entwicklungen 12 Jahre einen lover und später nochmal eine Art ONS.
Eine Bekannte, die mit ihr Ausbildung machte, die so alt ist wie ich, selbst in einer überalterten Familie aufwuchs, selbst einen verh. Liebhaber in hohem Alter hatte, der sie auch schwängerte, erfuhr eines Tages vom Liebhaber meiner Frau. Sie war entsetzt, meinte, sowas ginge nicht.
Als meine Frau verstarb, deutete sie mir Gesprächsbedarf an, und, am Rande der Trauerfeierlichkeiten (sie übernachtete bei uns) berichtete sie mir von dieser Tatsache.
Sie staunte nicht schlecht, fragte auch nochmal nach, ob sie richtig gehört habe, als ich ihr nicht nur mein Wissen um diesen Liebhaber erwähnte, sondern, daß es überhaupt nur auf mein Drängen hin stattfand und ich ihn auch zur Feier - vergeblich - eingeladen hatte.
Übrigens besuchte er sie im Hospiz kurz vor ihrem Tod in Gegenwart von Arbeitskolleginnen und dem Pflegepersonal.
NIEMAND sprach evtl. Vermutungen offen an.
Sie verabschiedete sich allein von ihm. Was dabei geschah entzieht sich unserer Kenntnis.
Kommt was anderes hinzu. Auf die Umstände verzichte ich, also vor allem meine Gemütslage, meine Empfindungen.
Sie mußte in unserem gemeinsamen Ehebett schlafen. Ich richtete dies für diese zwei Nächte her und achtete auf ein ordentliches Erscheinungsbild. Aus eben vielerlei Gründen hatte ich Lust auf sie. Wie beim ersten Mal war ich sehr unruhig, und tastete mich an ihren Körper heran, berührte nur ihren Rücken, hatte dabei erstmals nach langer Zeit wieder eine Erektion. Sie wehrte ab, da sie damit nicht umgehen konnte. Wir sprachen tags darauf darüber.
Sie wollte unbedingt vermeiden, daß meine zwei Jungs, damals 24 und 21 davon Wind bekommen. Doch mein Ältester hatte mich gefragt, ob sie in dem Zimmer geschlafen habe, was ich damals mit dem vorhandenen Mangel an Alternativen erklärte.
Auf der Rückfahrt, die diese Bekannte gemeinsam mit diesem Sohn antrat, sprach sie ihn darauf an, und erklärte ihm, daß nichts geschehen sei.
Trotz allem habe ich mit dieser Bekannten, die schlicht zu weit weg wohnt, noch Kontakt wobei sie durchaus die treibende Kraft ist.
Zum Einen Respekt und Danke für Deine Offenheit. Die Partnerin/den Partner in noch jüngeren Lebensjahren zu verlieren, kann ich an Intensität der Auswirkungen auf das eigene Leben in keinster Weise nachvollziehen.
Zum Anderen: Ich würde mir sehr sehr wünschen, dass Menschen allgemein, dass wir als Gesellschaft allgemein in die Lage kommen, offener über unsere Gefühle, über das, was uns bewegt, über unsere Träume, Wünsche, Hoffnungen und Ziele und auch über unsere Sexualität offen sprechen und einander wertschätzend austauschen zu können.
Stellen wir uns mal vor, (sofern wir es nicht sind) wir machen uns selbständig. Jede und jeder, die/der sich selbständig gemacht hat, weiß, dass man sehr gut darauf achten muss, wem man von seinen Träumen und auch Zielen und somit vom Plan, sich selbständig zu machen, seine eigene Firma zu gründen, erzählt. Rückmeldungen wie "DU machst Dich selbständig? In Zeiten wie diesen? Das schaffst Du doch nie! Das wird nix! Selbst und ständig arbeiten heißt das! Lass das lieber!"
Ja, es gibt Menschen, die anders reagieren werden, wie z.B.: "Selbständig machen? Firma gründen? Super! Wie willst Du es angehen? Welche Hilfe hast Du Dir überlegt, dass Du brauchst oder annehmen möchtest? Wie kann ICH Dir dabei helfen? Alles Gute und viel Erfolg!"
Doch die überwältigende Mehrheit wird genau andersrum denken, obwohl allen klar ist, dass nur Arbeitgeber/innen, Unternehmer/innen Jobs schaffen. (ohne hier eine Diskussion über Arbeitgeber/Arbeitnehmer/gerechte Entlohnung/faires Steuerzahlen auch von Konzernen etc. etc. zu beginnen, das ist eine andere Baustelle)
Doch genausowenig wie die Masse der Menschen jemandem einer großen Erfolg mit einer eigene Firma wahrhaftig gönnt (inkl. einem großen Einkommen und Wohlstand - Stichwort: "Neidgesellschaft"), genau so wenig kann die Masse der Menschen ("die Gesellschaft") damit umgehen, dass jemand seine Sexualität anders lebt, als "normal", dass ein Paar lieber offen mit - wie es hier das Thema ist - Liebhaber und Liebhaberin umgeht und das als Swinger, Wifesharer, Mansharerin, Cuckold/Cuckoldress, D/S- oder BDMS umgeht und das als Paar mit wechselseitiger Wertschätzung offen lebt, anstatt im Geheimen, als "Seitenbeziehung", durch den Besuch eines Bordells/einer Hure (bei aller gebotenen Wertschätzung für diese Frauen, denn sie bedienen somit einen sehr wichtigen Markt, der besonders auch aufgrund der Sprachlosigkeit von Paaren punkto Sexualität so groß ist).
So ist es - meiner Meinung nach - eben auch bei Sexualität.
Damit zum Kern des Themas. Ja, mit dem eigenen Kind mal darüber sprechen mag sich ergeben. Wenn die Eltern eine klare Führungsrolle und eine vom Kind auch angenommene Vorbild-Rolle einnehmen konnten, wenn das Kind Schutz und Wohlbefinden in diesem "System Familie" gefunden hat, wenn das Kind seine Talente entdecken und durch die Förderung der Eltern entwickeln konnte, wenn das Kind zwar Regeln, doch keine Zwangsjacke bekommen hat, wenn sich dann, wenn das Kind erwachsen ist, einige Jahre des Erwachsenen-Lebens erlebt und somit schon zumindest einige eigene Erfahrungen in Liebe und Sexualität gemacht hat und "es sich ergibt", dass man darüber spricht, dass die Bandbreite an möglichen Lebens- und Beziehungskonzepten um ein Vielfaches breiter ist, als das, was "man" als "gesellschaftlich von der Masse akzeptiert" kennt.
Vielleicht mag ein Zeitpunkt, darüber mit dem Kind zu sprechen, auch dann sein, wenn das Kind als "gerade noch nicht"- oder "gerade schon"-Erwachsener den Eltern sein Leid/seinen Seelenschmerz erkennen lässt, weil es sexuelle betrogen wurde oder sexuell selbst betrogen hat. Wobei es halt für die meisten (nicht für alle, doch für die meisten) Menschen sehr wichtig ist, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der möglichst oft (täglich?) da ist, mit dem man Höhen und Tiefen, Tränen und Lachen teilen kann.
Wenn schon das Gespräch dahingehend laufen sollte (weil "es sich so ergeben hat", weil vielleicht z.B. doch die Mama eindeutig erotisch aufgebrezelt im Flur steht, während Papa im Schlabberanzug danebenstand und somit das - schon ältere - Kind die Frage nach dem "wohin gehst Du Mama, so sexy angezogen" stellte), dann ist meines Erachtens wichtig, dem Kind ganz ganz intensiv die Sicherheit zu geben, dass die Familie erhalten und aufrecht bleibt, dass jedoch Mama und Papa einen (vielleicht zwar ungewöhnlich, doch von Liebe erfüllten) ungewöhnlichen Weg gefunden haben, um ihre Beziehung noch langfristig auch erotisch spannend zu halten und lieber offen miteinander umgehen, als dass einer von beiden vielleicht mal im Supermarkt oder beim Fortgehen in Alkohollaune sexuell untreu wurde und somit einander seelisch verletzen würde oder gar dadurch das Ende der Beziehung eingeläutet werden würde.
Reden. Reden. Reden. Das A und O sowohl zwischen einem Paar und erst recht, wenn so eine Situation ungeplant entspant. Generell: Planen würde ich eine Situation, mit dem eigenen Kind über die Eltern-Sexualität zu reden, auf keinen Fall, denn es gibt eben sowas wie eine natürliche Ordnung.
"Wenn's ungewollt passiert", dann ist das aktive Gespräch das Beste was man tun kann. Doch dann mit vollster Aufmerksamkeit und selbst wenn es heißt, dass die Mama den Lover-Termin für heute sehr kurzfristig absagt.
Oder bei großem großem Liebesschmerz eines schon erwachsenen Kindes, wenn die Ursache dafür das eigene Fremdgehen oder das Fremdgehen der Partnerin/des Partners war.
Und bei allem - auch bei erwachsenen Kindern - immer und immer wieder darauf achten, dass das Kind die Sicherheit bekommt, dass trotz und auch genau wegen dieser Art der sexuellen Gestaltung der Beziehung durch die Eltern die Eltern ihre Beziehung lebendig und anziehend halten.
Ev. kann man das Kind in so einem - wohl sehr sehr seltenen und keinesfalls anzustebenden - Fall auf Foren wie dieses hinweisen oder eben verschiedene Bücher wie jenes von lesdeux (ich glaube, dass die 2 es waren, die so ein Buch geschrieben haben).
Ich wünsche allen hier, dass sie nie in die Situation kommen, mit dem eigenen Kind über das Thema reden "zu müssen", sondern dass das Kind/die Kinder durch einen liebevollen und wertschätzenden Austausch mit ihren eigenen Partnern ihren eigenen und für sie tatsächlich passenden Weg der sexuellen Gestaltung ihrer Beziehung finden - und zumindest eine Handvoll an Freunden/Freundinnen finden, mit denen sie sich offen über Sexualität und Beziehung austauschen und diese sogar gemeinsam leben können, egal in welcher Form, ob Wifesharing, Cuckolding, Swingen, Bezieungs-Triole oder -Quartett, D/S, BDSM parttime oder 24h/365 oder wie auch immer.
Ich wünsche alles pures Glück, pure Freude und eine unerschütterliche Beziehung mit einer wunderbaren und für alle Beteiligten erfüllten Sexualität, um so ein stilles und strahlendes Vorbild zu sein, dass Beziehung auch heute noch über das gesamte Leben bis zum physischen Tod gelingen kann.