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Titel: Die wundersame Wandlung einer missratenen Tochter (Teil 78 - 87)
Beitrag von: viper2606 am Mai 22, 2011, 05:18:51 pm
Teil 78

„Du bist doch ein blöder Hund,“ sagte unterdessen Werner zu Heinz, „lässt dir alles gefallen und dir Ketten anlegen wie ein Galeerensträfling, und das alles ohne dich zu wehren, so bescheuert kann man doch nicht wirklich sein.“

„Was hätte ich denn machen sollen,“ gab Heinz zurück, „gegen die hatte ich doch keine Chance, oder glaubst du im Ernst, dass du nicht auch gleich in Ketten sein wirst?“ „Mit mir machen die das nicht, das kannst du mir glauben, bevor die noch richtig schnallen, was Sache ist, bin ich schon längst abgehauen.“

„Wenn du dich da mal nicht versiehst.“ zweifelte Heinz und versuchte den  Keuschheitsgürtel nach unten abzustreifen. „Warts ab,“ tönte Werner großspurig, „sobald die zurückkommen kannst du sehen, wie ich einen Abgang mache.“

Frisch gestärkt kamen Düring und seine Gehilfin in die Schmiede zurück. „Dann wollen wir uns mal Nummer 2 vornehmen.“ meinte der Schmied unternehmenslustig, ging zu Werner und löste seine Kette von dem Eisenring. Das war der Moment, auf den Werner gewartet hatte, kaum sah er, dass die Kette gelöst war, als er dem Schmied einen Tritt in die Weichteile gab und trotz der auf dem Rücken gefesselten Hände versuchte, aus der Schmiede herauszukommen.

Doch auf dem Weg zur Tür gab es noch ein Hindernis: Janette stand da und sah in kampflustig an: „Na, was ist los, ich dachte du wolltest uns verlassen.“ Hektisch sah Werner sich um und suchte nach einem Ausweg. Ein Blick nach hinten sagte ihm, dass der Schmied sich gerade wieder aufrappelte. „Jetzt oder nie!“ sagte er sich und wollte an Janette vorbei ins Freie stürmen, doch die stellte sich ihm in den Weg und verpasste ihm einen Schlag in die Magengrube, dass er sich vor Schmerzen krümmend auf den Boden wiederfand.

„Was bist du nur für ein dummer Kerl, für diese Frechheit bekommst du von uns gleich eine schöne Belohnung, wart nur ab.“ sagte Janette und zog ihn an den Haaren hoch. Mit einer Hand nahm sie das Ende der Halskette und brachte ihn zum Amboss, doch Werner gab noch nicht auf und verpasste nun auch noch Janette einen Fußtritt. Die aber war hart im Nehmen, sah den Burschen giftig an und verpasste ihm einen derartig harten Kinnhaken, so dass er durch die halbe Schmiede flog und besinnungslos schon wieder auf dem Boden lag.

„Bei dem fangen wir mit den Fußfesseln an, dann ist es mit dem Treten jedenfalls vorbei.“ schnaubte der Schmied und ging in das Lager, um die schwersten Fesseln, die er nur finden konnte, zu holen.

Noch bevor Werner wieder richtig bei Besinnung war, hatten die Beiden ihm die Fußfesseln bereits angeschmiedet und mit einer wirklich kurzen Kette miteinander verbunden, so dass er in der in der nächsten, für ihn selbst nicht absehbaren Zeit, nur kleine Schritte machen konnte.

Doch merkte er noch nichts von seiner Fesslung, von dem gnadenlosen Kinnhaken schwebte er noch zwischen Ohnmacht und so am Rande etwas mitbekommen. Was er merkte war, dass er auf einmal einen starken Druck um seinen Hals fühlte, doch bevor er in irgendeiner Weise reagieren konnte, hatten Düring und Janette ihm das dickste Halseisen, dass sich überhaupt auf dem Lager befand, um den Hals gelegt und mit dem glühenden Eisenstift verschlossen, ohne sich die Mühe zu machen, die Haut mit einem Stück Leder zu schützen.

Erst als die absplitternden Metallstücke seine Haut verbrannten, kam er mit wilden Schmerzensschrei in die Wirklichkeit zurück. Düring und Janette sahen ihn nur verachtungsvoll an, stellten ihn auf die Beine und befestigen die Kette seines Halseisens an einer weiteren Kette, die von der Decke herunterhing.

Erst jetzt lösten sie die Fesslung der Hände hinter seinem Rücken, zur Gegenwehr hatte er keine Möglichkeit, denn durch das lange Binden der Hände mit dem Tau waren seine Arme gefühllos geworden. Dem Schmied war es eine Freude ihm die schwersten Armreifen um die Handgelenke anzuschmieden, während Janette mit wahrer Begeisterung eine kurze Kette heraussuchte, die anschließend durch den Ring des Halseisens von Handgelenk zu Handgelenk führte.

„Jetzt fehlt nur noch sein eisernes Höschen.“ meinte Janette und sah den Schmied auffordernd an. „Meine liebe Janette,“ sagte Düring, „da werde ich mir in diesem besonderen Fall richtig Mühe geben, ein geeignetes Teil zu finden.“ „Ach, Meister Düring,“ gab sie zurück, „ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie das Richtige finden werden.“

Ja, Meister Düring gab sich richtig Mühe als er in seinem Lager war, und suchte nach einem, für diesen aufmüpfigen Burschen geeigneten Keuschheitsgürtel, er kam mit einem Monstrum von Keuschheitsgürtel wieder zurück. „Das ist der schwerste Tugendwächter, den ich jemals geschmiedet habe.“ verkündete er stolz. „Der ist ja wunderbar für diesen Zweck geeignet,“ strahlte Janette ihn an, „so einen schweren Gürtel habe ich noch nie gesehen.“   

„Nun fehlt nur noch die passende Röhre mit den Dornen, aber das Maß wirst du doch bestimmt schnell ermittelt haben.“ „Aber ja, mein lieber Meister, das werden wir gleich haben.“ gab Janette zurück und machte sich mit diebischem Vergnügen an die Arbeit.

Werner hatte nicht mehr die geringste Möglichkeit, an Flucht oder Gegenwehr zu denken: Die Beine mit der kurzen Kette gefesselt, die Hände nur begrenzt einsatzfähig, um den Hals einen derartig schweren, hohen und engen Halsreif, der ihm einen Blich nach unten unmöglich machte.

So musste er es sich gefallen lassen, die Hose von Janette ausgezogen zu bekommen. Kaum war das Kleidungsstück heruntergerutscht, als Janette auch bei ihm mit ihrer Massage anfing. Werner war wild entschlossen, sich um keinen Preis der Welt erregen zu lassen, doch  konnte widerstehen. Zwar hatte sie von ihrer Arbeit richtig Hornhaut an den Händen, verstand es aber ausgezeichnet, junge Burschen zu stimulieren.

Nach noch nicht mal einer Minute war es mit Werners Selbstbeherrschung vorbei, sein bestes Stück entfaltete sich zur vollen Pracht. Wieder nahm Janette den Zollstock und ermittelte die Maße, ging dann zusammen mit ihrem Meister in das Lager, um eine passende Röhre auszusuchen.

Schnell hatte sie ein nach ihrer Meinung passendes Teil gefunden, doch Düring hat starke Bedenken, ob die von ihr ausgesuchte Röhre nicht viel zu klein wäre. Sie sah ihren Meister mit boshaften Lächeln an und sagte: „Aber ja, Meister, selbstverständlich die Röhre für den Kerl zwei Nummern zu klein, darum habe ich sie ja ausgesucht.“ Düring lächelte zurück: „Recht hast du, wenn ich mir das genau überlege, ist das doch das passende Teil für ihn.“

Höchstvergnügt schmiedete er die Röhre an den inzwischen ausgesuchten, extra schweren  Keuschheitsgürtel, es war im anzumerken, dass ihm diese Arbeit mehr als Genugtuung war. Nur flüchtig kühlte er das heiße Eisen mit Wasser ab, besah sich seine Arbeit noch einmal gründlich und meinte selbstzufrieden: „Es ist soweit, schreiten wir zur Tat.


Teil 79

Nachdem bei Werner, wie vorher auch schon bei Heinz, die Hände oben am Hals gesichert waren, holte Janette den Eimer mit der Salbe, bearbeitete seine Taille damit und forderte ihn auf, die Beine zu spreizen.

„Ich denke ja nicht daran, du perverse Kuh.“ sagte er und presste, genau wie sein Mitgefangener vorher, die Beine zusammen, wohlwissend, dass er sonst die Kontrolle über seinen Freudenspender für lange Zeit verlieren würde.

Janette ballte ihre Faust und wollte ihm gerade den nächsten Schlag in die Magengrube verpassen, als Düring rief: „Warte mal eben, das bekommen wir ganz einfach in den Griff. Ja, der gute Schmiedemeister war nicht auf den Kopf gefallen und hatte schnell gelernt, dass es bei dem Verhalten von Kettenmädchen und Kettenburschen doch Unterschiede gab.

Findig, wie er nun einmal war, nahm er eine Eisenstange und steckt sie in die Esse, es dauerte nicht lange, bis das eine Ende rotglühend war. Er nahm das Eisen, ging zu dem Delinquenten  und kam mit der glühenden Eisenspitze immer dichter auf die geschlossenen Beine zu.

Ganz freundlich, dabei aber boshaft grinsend, sagte er zu Werner: „Du kannst die Beine freiwillig auseinandernehmen, aber wenn du das nicht willst, kann ich gerne etwas nachhelfen.“

Werner spürte schon die Hitze, die von dem Metall ausging, und es war ihm klar, dass der Schmied nicht die geringsten Hemmungen haben würde seine Beine notfalls mit dem Eisen zu öffnen. Sein Widerstand brach, folgsam spreizte er die Beine und Janette konnte ihrer Arbeit nachgehen.

Nun kann man nicht behaupten, dass sie mit ihm sehr zärtlich umging, ganz im Gegenteil! Es machte ihr gerade zu Freude, die Salbe mit harter Hand auf seine empfindlichsten Körperstellen aufzutragen.

Trotzdem wurde er schon wieder erregt, was Janette gleich zum Anlass nahm,  ihm mit der Handkante einen kräftigen Schlag auf seinen Freudenspender zu verpassen. Sein Schmerzensschrei war mitleiderregend, aber schließlich war er selbst schuld, hätte er die Schmiedeleute doch nicht tätlich angreifen sollen.

Meister Düring legte ihm den Strafkeuschheitsgürtel um die Taille, Janette drückte den Gürtel so eng wie möglich zusammen, so eng, dass Werner nur noch nach Luft schnappte. Erst als Düring sah, dass es noch enger beim besten Willen nicht mehr ging, ließ er den Verschluss einschnappen.

Nun war Janette wieder an der Reihe, sie zog das Schrittblech von hinten durch seine Beine nach vorne, und nahm sein bestes Stück in die Hand, dass jetzt nach dem letzten Schlag allerdings keine Reaktion mehr zeigte.

„Du bist ein ganz, ganz böser Junge,“ sagte sie zu ihm (wobei sie aber hintergründig und falsch lächelte), und darum werden wir dir jetzt helfen, ein guter und warmherziger Mensch zu werden.“ Werner schnaubte nur, als sie ihm jetzt sein edelstes Teil in die Stachelröhre steckte, und die erste Vorahnung von Schmerzen bekam er, als sie das Schrittblech mit einem Ruck nach oben zog.

„Aber, aber, wer wird denn so empfindlich sein, doch bestimmt keiner, der mit seinen Füßen nach anderen Leuten tritt.“ strahlte Janette ihn an, und auch der Schmied konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Noch einmal zog sie kräftig das Schrittblech nach oben, bis es dann in der richtigen Position lag und der Schmied den Gürtel mit einem festen Schloss sichern konnte.

Noch bevor der Schmied Werners Hände von dem Hals befreien konnte, ließ Janette es sich nicht nehmen, zärtlich Werners Hoden zu kraulen. Die Wirkung war fürchterlich, schon nach wenigen Sekunden fing er vor Schmerzen an zu jaulen wie ein geprügelter Hund.

„Meister,“ rief Janette fröhlich, „ich glaube, wir haben genau das richtige Röhrenmaß für diesen Burschen ausgesucht, jetzt schimpft und flucht er nicht mehr, die ersten Zeichen seiner Besserung sind nun schon zu erkennen.“

„Ja, wirklich, liebe Janette, ich muss zugeben, schon jetzt ist bei dem Kerl eine Wendung  zum Guten zu erkennen. Nun weiß ich, warum dein Vater beim Verschließen von Burschen auf deine Anwesenheit immer großen Wert gelegt hat, du hast tatsächlich hervorragende Arbeit geleistet.“

Das war schon ein denkwürdiger Augenblick, die ersten Kettenburschen waren erfolgreich verschlossen, auch wenn es einige Schwierigkeiten gegeben hatte. Doch hatte Düring erst jetzt den Wert seiner Gesellin voll erkannt, und seit diesem Zeitpunkt konnte sie noch soviel essen, Janette war ihm ab sofort wie eine Seelenverwandte und eigene Tochter.

Kaum war Werner wieder in der Ecke an der Mauer angeschlossen, als von draußen Stimmen zu hören waren. „Nanu,“ wunderte  Düring sich, „wer kommt denn jetzt noch so kurz vor der Mittagszeit?“


Teil 80

Unangemeldet, doch durchaus nicht unwillkommen, stand der komplette Rat vom Land der alten Dörfer auf einmal vor der Schmiede, wollte man sich doch einen Eindruck von den ersten Kettenburschen hier im Land verschaffen.

Dem Schmied kam das gerade recht, hatte er doch in seinem Innersten den Tritt von Werner noch nicht überwunden. Mit leidvoller Stimme erzählte er von den Mühsalen, die er und seine Gesellin hatten erleiden müssen. Durchaus geneigt hörte der Rat seinen Ausführungen zu, machte aber innerlich Abstriche, da Düring für seine Übertreibungen, zumindest was seine Arbeit angelangt, nicht unbekannt war.

Doch als nun auch Janette in das gleiche Horn stieß und erzählte, dass einer der Burschen sich nicht nur widerspenstig, sondern mehr als aggressiv verhalten hätte und auch noch gewalttätig geworden wäre, glaubte man dem Dorfschmied.

Schnell wurde allen Beteiligten klar, dass der Umgang mit den Kettenburschen neue Maßnahmen erfordern würde, auf jeden Fall müssten sie strenger gehalten werden als die Mädchen, um Widerstand und Fluchtversuche von vornherein zu verhindern.

Der Pastor ließ es sich nicht nehmen, den beiden Burschen einmal kräftig ins Gewissen zu reden und sie zu einem ordentlichen Verhalten zu ermahnen. Während Heinz sich die Ansprache mit gesenktem Blick anhörte, grinst Werner den geistlichen Herrn nur verächtlich an und sagte zu ihm, als der geendet hatte: „Die Rede hättest du dir schenken können, du Himmelskomiker.“

Sämtliche Anwesenden sahen sich empört an, was erlaubte sich dieser Kettenbursche? So eine Unverschämtheit konnte man sich unmöglich bieten lassen, oh nein, man würde den Kerl schon zur Räson bringen.

„Meister Düring, „sagte der Bürgermeister, „wir scheinen es hier mit einem besonders verkommenen Objekt zu tun haben, ich halte es für ratsam, wenn ihr den Beiden eine Eisenkugel anlegt.“ Der Vorschlag fand allgemeinen Anklang und Düring und Janette machten sich sofort ans Werk.

Eisenkugeln hatten sie ja immer auf Vorrat liegen, jetzt noch mehr als vorher, weil das Lager in Moordorf ja aufgelöst war. Schnell waren eine mittelschwere und eine schwere Eisenkugel, an denen bereits eine 2 Meter lange Kette angearbeitet war, hervorgeholt an dem Ring am Halseisen mittels eines Vorhängeschlosses angebracht.

„Mich können keine Ketten halten, ich bin hier schneller verschwunden als ihr euch das vorstellen könnt, ihr Hirnis.“ schrie Werner wutentbrannt, sah er doch eine Flucht durch die Eisenkugel noch schwieriger werden.

Der Rat hatte genug gesehen und verabschiedete sich, beim Hinausgehen sagte der Bürgermeister zum Schmied: „Am liebsten würde ich diesem einen Kerl den Mund stopfen.“ „Herr Bürgermeister,“ rief Janette, die das natürlich mitbekommen hatte, „warum legen wir ihm keinen Knebel an?“

„Das wäre vielleicht nicht das Schlechteste, aber wo bekommen wir einen Knebel her?“ „Lassen sie mich nur machen,“ meinte sie, „das ist schnell erledigt.“ Voll Anerkennung nickte der Bürgermeister mit dem Kopf und meinte zu Düring: „Zu so einem tüchtigen Gesellen kann man nur gratulieren.“ „Das ist wohl wahr,“ entgegnete Düring stolz, „erst heute hat sie wieder bewiesen, wie umsichtig und geschickt sie arbeitet.“

Während Düring den Rat noch zur Strasse begleitete, machte sich Janette schon an die Arbeit: Sie suchte sich ein 3 cm breites, flaches Eisenband, brachte es in ungefähre Kopfform, hielt es an Werners Kopf und markierte zwei Punkte auf dem Eisen.

Währenddessen war Düring in die Werkstatt zurückgekommen und sah ihr interessiert bei der Arbeit zu: Nachdem Janette das gebogene Eisenband an beiden Enden etwas gekürzt hatte, legte sie es zusammen mit einem flachen Stück Eisen in die Esse.

Aus der Eisenplatte schmiedete sie mit geschickten Händen ein ovales Rohr, holte das Eisenband aus dem Feuer, bog die hinteren Enden um und schlug mit einem Dorn jeweils ein Loch hinein. Nachdem beide Werkstücke in der Esse wieder erhitzt worden waren,  schlug sie in der Mitte des Eisenbandes ein Loch hinein, schmiedete das ovale Eisenrohr von innen an und versah das Rohr vorne und hinten rundherum mit kleinen Löchern.

Ein passendes, dickes Stück Leder war schnell gefunden, wurde zurechtgeschnitten und um die ovale Röhre gelegt; mit kleinen, glühenden Kopfnägeln, die in die vorbereiteten Löcher geschlagen wurden, war das Leder dann an der Röhre befestigt.

Nachdem der Knebel mit Wasser abgekühlt worden war, betrachtete Düring ihn von allen Seiten. „Saubere Arbeit,“ meinte er anerkennend, „dazu noch in dieser kurzen Zeit. Auch der Einfall mit dem Luftloch ist hervorragend, so wird dem Kerl bei der Arbeit jedenfalls nicht die Puste ausgehen.“ Janette ging das Lob ihres Meisters herunter wie Öl, bescheiden meinte sie nur: „Nun müssen wir aber erst mal sehen, ob es auch passt.“

Werner, der den Beiden bei der Arbeit zugesehen hatte und wusste, was da auf ihn zukommen sollte, presste die Lippen zusammen, doch Janette hielt ihm die Nase zu und nach wenigen Sekunden musste er notgedrungen nach Luft schnappen, aber er hatte den Mund nicht weit genug geöffnet, um sich den Knebel hereinschieben zu lassen.

„Meister, das Bürschchen will nicht, würden sie den Knebel nehmen und ihn gleich, wenn er den Mund schön weit aufgemacht hat, hineinstecken?“ Düring zuckte nur mit den Schultern, nahm den Knebel in die Hand und fragte sich, was in aller Welt Janette jetzt wieder vorhatte.

Die fasste in Werners Schritt, nahm einen seiner Hoden in die Hand und presste ihn so stark, dass Werner nicht anders konnte als vor Schmerz laut aufzuschreien, im gleichen Moment saß der Knebel auch schon bei ihm im Mund. Düring hielt den Knebel fest, während Janette mit einem Schloss die Enden des Eisenbandes am Hinterkopf sicherte.

„Das war’s dann wohl,“ rief der Schmied erleichtert, „jetzt wird es aber auch wirklich Zeit zum Mittagessen, ich hoffe, du hast auch richtig Hunger.“ „Ja, Meister, Hunger hab ich schon, aber sie wissen doch, mehr als ein kleines Häppchen darf ich nicht.“ „Nein,“ sagte Düring und grinste sie kameradschaftlich an, „das ist mit vollkommen klar: Selbstverständlich nur ein kleines Häppchen, wie immer.“


Teil 81

Während sich wohl alle Leute im Land der alten Dörfer zum Mittagessen zurückgezogen hatten, standen Werner und Heinz noch immer angekettet in der Schmiede. Kein Mensch fragte danach, ob sie vielleicht auch Hunger oder Durst hätten.

„Was werden die jetzt mit uns machen?“ wollte Heinz vor Werner wissen, doch der gab, bedingt durch seinen Knebel, nur unverständliche Geräusche von sich, so dass jeder Versuch einer Unterhaltung im Vorfeld zum Scheitern verurteilt war.

Es dauerte noch bis zum frühen Nachmittag, bis sich endlich wieder jemand um sie kümmerte. Zuerst war das Rumpeln eines Ackerwagens zu hören, dann betraten zwei Männer die Schmiede. Nach einer kurzen Begrüßung der Männer löste Düring bei Werner das Schloss dicht unter dem Halseisen, so dass er seine Arme, jedenfalls in dem kurzen Bereich, den die durch den Halsreifring führende Kette zuließ, wieder bewegen konnte.

Auch die Schlösser, die ihre Halsketten an den Eisenringen an der Wand gesichert hatten, wurden geöffnet und die beiden Kettenburschen, die ihre Eisenkugeln aufzunehmen hatten, in Richtung Ackerwagen geführt.

Während Heinz einigermaßen laufen konnte, war es für Werner nur mit Trippelschritten möglich, Fuß vor Fuß zu setzen. „Nun sieh zu das du weiterkommst, das geht  auch schneller.“ wurde er angebrüllt. Wie Kartoffelsäcke wurden sie auf den Wagen geladen, auf ein zusätzliches Anketten an dem Ackerwagen konnten die Männer in diesem Fall verzichten,  denn jede Flucht war ausgeschlossen.

Die Männer stiegen auf den Kutschbock, einer nahm die Zügel der beiden Pferde in die Hand, schnalzte mit der Zunge und der Wagen setzte sich in Bewegung. Langsam fuhren sie durch Hohedörp, die Burschen auf der Ladefläche schauten sich um, immer noch nicht richtig verstehend, wo sie sich nun eigentlich befanden.

Die Fahrt zu dem entlegenden Wäldchen dauerte an die anderthalb Stunden, nachdem Hohedörp hinter ihnen lag gab es außer Feldern, Wiesen und Äckern nicht mehr viel zu sehen. Nur manchmal sahen die Burschen Leute auf dem Feld arbeiten, ein Teil von denen schienen genau wie sie in Ketten geschlagen zu sein, doch sicher waren sie sich nicht, da die Entfernung meist zu groß war. Nur einmal sahen sie ein Mädchen dicht an dem Feldweg arbeiten, die trug die gleichen Eisenfesseln wie sie selbst.

Das Ziel der Fahrt war erreicht, die Männer stiegen von dem Kutschbock herunter und ehe sich die Burschen versahen, standen sie neben dem Ackerwagen. Wieder hatten sie ihre Eisenkugel aufzunehmen und wurden an den Halsketten zu ihrem neuen Zuhause hingeführt.

Der Not gehorchend hatte man in der letzten Woche einen schmalen Durchgang zu dem Turm freigemacht, der Rest des Weges war aber immer noch überwuchert und zugewachsen. So konnten die Kettenburschen erst auch nicht sehen, wohin sie gebracht wurden.

Doch dann war schon durch das Dickicht die Spitze des Turms erkennbar, kurze Zeit später standen sie vor der geöffneten Turmtür. „Ist jemand zu Hause?“ rief einer der Männer. Nach wenigen Augenblicken kam die neu ernannte Aufsichtsperson für die Kettenburschen heraus, es war niemand anderes als die Frau Bültena, die schon in Moordorf die Sträflinge unter sich gehabt hatte.

Mit einem knappen „Moin“ begrüßte sie die beiden Männer und nahm dann ihre neuen Schutzbefohlenen in Augenschein. „Da habe ich seit Jahren nichts anderes gemacht als Kettenmädchen zu beaufsichtigen, die besten Jahre meines Lebens habe ich dafür geopfert,“ klagte sie, „und wie hat man es mir gedankt? Nun muss ich Kettenburschen beaufsichtigen, und noch dazu in diesem alten Wehrturm leben.“

Sie sah ihre Burschen mit einem bitterbösem Blick an und meinte: „Ich war im Moor immer eine viel zu mitfühlende Seele, konnte vor Sorgen wegen der Mädchen so manche Nacht nicht schlafen, aber das ist jetzt vorbei, nun gibt es kein Mitleid mehr.“

Bei dieser Rede schlug Heinz vor lauter Angst das Herz bis zum Hals, doch Werner sah  seine Aufpasserein nur geringschätzig an. Der Bültena, erfahren in dem Mimenspiel von Gefangenen sah, entging der Blick von Werner nicht, sie stellte sich vor ihm hin und meinte: „Kann es sein, dass du mir Ärger machen willst, Bürschchen?“

Bedingt durch den Knebel war er zu keiner verständlichen Antwort in der Lage, so zuckte er als Antwort nur mit den Schultern. „Auf dich werde ich ein ganz besonders scharfes Auge halten.“ sagte sie zu ihm und sah ihn dabei kaltlächelnd an.

„Bringt die Burschen in den ersten Stock des Turms.“ befahl sie den Männern, die zwar erst zögerten, weil sie es nicht einsahen sich von der Bültena kommandieren zu lassen, aber der ihnen übertragenen Aufgabe gerecht werden wollten und in diesem Ausnahmefall von ihr einen Befehl annahmen.

Bei Heinz war es kein Problem, er ging, mit der Eisenkugel in den Händen, in den Turm hinein und stieg folgsam die Steintreppe hoch. Bei Werner wurde die Sache schon schwieriger, es war ihm gut anzumerken, dass er der Aufforderung zum Abmarsch in den Turm nur widerwillig folgte.

Doch sah er ein, dass er die Übermacht von den beiden Männern und der Aufseherin nichts entgegenzusetzen hatte und ging in den Turm hinein. Schwierig wurde es aber, als er die Treppe hinaufsteigen sollte, Schmiedemeister Düring und seine Gesellin Janette hatten die Kette zwischen den beiden Fußeisen so kurz gehalten, dass er es einfach nicht schaffte, einen Fuß nach dem anderen auf die Treppe zu setzten.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als mit der Eisenkugel in den Händen Stufe für Stufe hochzuspringen, selbst einem sportlichen Typ wie ihm ging nach der 10. Stufe die Puste aus, doch unerbittlich wurde er von der Bültena hochgetrieben, wobei ihr die Peitsche, die sie aus dem Moorlager mitgebracht hatte, gute Dienste leistete. Endlich in der ersten Turmkammer angekommen wurde das Ende seiner Halskette gleich an einem Ring in der Wand angeschlossen, das gleiche Schicksal erlitt auch Heinz.

Als die Burschen sicher angekettet waren, machten sich die beiden Männer auf den Nachhausweg, länger als unbedingt notwendig wollten sie in dem Gemäuer nicht bleiben. Die Bültena schloss sich den Männern an und ging auf wieder die Treppe hinunter.

Die beiden Gefangenen sahen sich nun erst mal in dem Turmzimmer um, und was sie da sahen, gefiel ihnen absolut nicht: Dort gab es nur einen Haufen Stroh, den sie sich teilen konnten, zwei alte Pferdedecken stellte ihr Bettzeug dar, als Krönung gab es noch einen Holzeimer mit einem Deckel darauf, der würde in der nächsten Zeit ihr WC sein.

„Ich will hier nicht bleiben,“ rief Heinz weinerlich, „warum tut man uns so etwas an, dass ist doch nicht mehr menschlich!“ Werner versuchte zu antworten, doch hatte er immer noch den Knebel im Mund und so verlief die Unterhaltung ziemlich einseitig.


Teil 82

Während die beiden Kettenburschen noch darüber nachdachten, wie um alles in der Welt sie in eine solche Situation hatten geraten konnten, ging das Leben im Land der alten Dörfer seinen gewohnten Gang.

Inzwischen waren weitere Kettenmädchen angekommen und auf die Dörfer verteilt worden, auch Monika war ein weiteres Mädchen zugeteilt worden, da sie mit der Käserei zuviel Arbeit hatte.

Als Birgit, das neue Mädchen, gebracht wurde, war nichts mit ihr anzufangen. Schlotternd vor Angst stand sie vor den Bauersleuten de Fries, war vor lauter Heulen unfähig auch nur ein verständliches Wort herauszubringen. Doch Monika wusste mit ihr umzugehen, mit jedem Tag der verging, wurde Birgit ruhiger und vertrauensvoller, nach einem Monat war die Bäuerin wie eine Mutter für sie.

Ja, trotz ihrer Fesseln und Ketten himmelte sie Monika geradezu an, denn sie wurde fair und gerecht behandelt und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, einer Familie zugehörig zu sein.

Dazu hatte sie von Anja, mit der sie in einer Buzze schlief, schon viel Böses über das Straflager im Moor gehört. Zwar sollte das Lager jetzt angeblich aufgelöst sein, doch wer konnte schon sagen, ob es nicht einfach wieder in Betrieb genommen werden würde, schließlich benötigten die Leute den Torf zum Heizen und Kochen, und wer würde jetzt den Torf abbauen?

Doch das sollte Birgits Sorge im Moment nicht sein, sie tat wirklich ihr Bestes, um alle an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen, und sie schaffte es auch, dass man mit ihr zufrieden war. Wäre da doch nur nicht dieser verflixte Keuschheitsgürtel gewesen, früher hatte sie sich jeden Tag mindestens einmal selbst befriedigt, doch nun ging überhaupt nichts mehr. Auch an den Badetagen am Samstag konnte sie sich nicht selbst berühren, weil die Bäuerin sie nicht aus den Augen ließ.

Kaum war sie aus dem Bottich heraus, da wurde ihr der Keuschheitsgürtel wieder umgelegt, dabei musste sie auch noch dankbar sein, nicht einen der schweren Strafgürtel tragen zu müssen, von dem Anja ihr aus eigener Erfahrung berichtet hatte.

Anja, die ihre Fluchtversuche so teuer hatte bezahlen müssen, war inzwischen ruhig und ausgeglichen. Nicht nur, dass sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatte, nein, sie hatte sogar Freude an ihrer Arbeit gefunden.

Am meisten liebte sie die Arbeit in der Käserei, schnell war sie mit den meisten  Arbeitsschritten vertraut und durchaus in der Lage, selbstständig und alleine die Käseproduktion zu bewältigen, zumindest die erste Zeit, denn immer mehr Bauern wollten ihre Milch zur Käserei liefern, weil die  Bezahlung dort einfach besser war, als wenn sie die Milch in gewohnter Weise ablieferten.

Auch der Advokat Meyerdirks war in Punkto Käse aktiv geworden und hatte einzelne Käselaibe zur Verkostung mitgenommen. Die Resonanz auf den Käse war mehr als gut, immer öfter klingelte bei Meyerdirks das Telefon und es häuften sich die Anfragen, wo dieser Käse zu bekommen wäre.

So kam der Zeitpunkt, dass Monika sich für eine Richtung entscheiden musste: Sollte sie jetzt die vielversprechende Käserei weiter ausbauen oder sich in die Rolle der einfachen Bäuerin einfügen, die sie durch die Eheschließung mit  Wilko de Fries eingegangen war. Beides zusammen würde sie nie bewältigen können, das war ihr klar, nur wie sollte sie sich entscheiden?

Das Problem löste sich aber ganz von selbst, ihre Monatsblutungen blieben aus, denn Monika war schwanger. Instinktiv fühlte sie, dass es das Wichtigste ist, einem Kind ein Zuhause geben zu können, und so kamen bei ihr Überlegungen auf, die Käserei trotz der sehr guten Erfolge wieder zu schließen.

Doch da hatte sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn die Bauern, die ihr bisher die Milch zu einem für sie selbst guten Preis geliefert hatten, legten Protest ein und wollten auf die vermehrte Einnahme nicht verzichten.

Nun war guter Rat teuer, Monika selbst würde nur noch absehbare Zeit in der Käserei mitarbeiten können, ein weiteres Kettenmädchen würde ihr auch nicht zur Verfügung gestellt werden, das war schon mal klar. Doch wer sollte in Zukunft die Käserei weiterführen?

Es blieb nichts anderes übrig, als Anja für die Käserei abzukommandieren, denn sie war außer Monika die Einzige, die alle Kniffe und Tricks der Käsezubereitung kannte.

So wurde Anja nun jeden Morgen von Monika in die Käserei geführt, um die dort anfallenden Arbeiten zu erledigen. Sie war gerne dort, konnte sie jetzt doch ohne Aufsicht und Bevormundung arbeiten, außerdem war sie in der Lage, sich die Arbeit selbst einzuteilen, Hauptsache, dass bis zum späten Nachmittag die gelieferte Milch verarbeitet war.

Der einzige Wermutstropfen dabei waren nur die relativ kurze Fußkette, die ihr größere Schritte unmöglich machten sowie die Laufkette, an die sie jeden Morgen angeschlossen wurde, doch als wirklich störend empfand sie das Klirren der Ketten auf dem Steinfußboden, das bei jedem ihrer Schritte eine traurige Melodie spielte.


Teil  83

Spät am Tag machte sich Bültena die Arbeit, ihren Gefangenen eine Holzschüssel mit Gerstenbrei sowie zwei Holzlöffel in die Kammer zu bringen, auch eine Kanne mit Wasser brachte sie mit.

„Glaubt ja nicht, dass ich euch jeden Tag etwas zu Essen bringe, in Zukunft werden ihr für euren Fraß selber sorgen müssen.“ klärte sie die Burschen beim Betreten des Raumes schwer atmend auf, das ungewohnte Treppensteigen hatte ihr schwer zu schaffen gemacht.

Sie stellte die Kanne und die Schüssel auf dem Boden ab und wollte schon gerade wieder die Treppe hinuntergehen, als ein Schnaufen von Werner sie zurückhielt.

„Nichts als Arbeit habe ich mit diesen Burschen.“ maulte sie schlechtgelaunt, ging zu Werner und öffnete das Schloss seines Knebels und nahm ihm das Marterinstrument ab. Der bewegte seinen Kiefer mehrmals, scheinbar hatte er durch das Tragen des Knebels eine Art Maulsperre bekommen, jedenfalls war es ihm nicht möglich, den Mund zu schließen und so sah er aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Bültena stand immer noch bei ihm und sah ihn fordernd an, doch Werner war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um etwas zu bemerken. Nach zwei Minuten fragte die Bültena: „Na, wird’s bald oder muss ich noch lange warten?“

Er sah sie nur verständnislos und wusste nicht, was von ihm erwartet wurde. „Willst du nicht dafür bedanken, dass ich dir den Knebel abgenommen habe, du Nichtsnutz?“

„Ja, vielen Dank.“ sagte er und bekam im gleichen Augenblick einen Streich mit der Peitsche übergezogen. Während er vor Schmerz noch jaulte, brüllte Bültena ihn an: „In Zukunft heißt es: „Vielen Dank, Frau Bültena,“ außerdem hast du mich nicht anzusehen sondern deinen Blick auf den Boden zu richten, du Wurm. Hast du das begriffen?“

„Jawohl, Frau Bültena, vielen Dank, Frau Bültena.“ beeilte er sich zu sagen, schnell hatte er begriffen, dass mit den Leuten im alten Land nicht zu spaßen war und er mit seiner schnodderigen Art hier nicht weiterkommen würde.

Bültena drehte sich befriedigt um, warf noch einen Blick auf Heinz, der sie mit vor Angst aufgerissenen Augen ansah, blaffte ihm noch ein kurzes: „Das gilt auch für dich.“ zu und stieg die Treppe hinunter.

Die Burschen besahen sich misstrauisch ihr Abendbrot, Heinz probierte und verzog das Gesicht. „Das Zeug ist ja ekelig.“ meinte er angewidert, woraufhin auch Werner den Gerstenbrei probierte und seine Meinung bestätigte: „Das ist nicht nur ekelig, das ist auch noch angebrannt, dazu fehlt auch noch jedes Gewürz, noch nicht mal Salz ist an diesem Fraß dran.“

Nur wenig später zog ein Geruch hoch, der ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Beide schnupperten an den Küchendüften, während ihre Mägen rebellisch knurrten. „Gebratenes Schweinekotelett, dazu Bratkartoffeln mit Speck und viel Zwiebeln.“ sagte Werner selbstsicher. „Gott sei Dank,“ rief Heinz erleichtert, „ich dachte schon, dass diese Pampe unser einziges Essen sein sollte.“

Immer lauter wurde das Magenknurren der Burschen, Heinz meinte: „Mir ist schon ganz schlecht vor Hunger, hoffentlich kommt die Bültena bald.“ Doch nichts geschah, dann nach einer ganzen Weile hörten sie einen langgezogenen Rülpser, der nur von ihrer Aufseherin kommen konnte.

„Das war’s dann mit unserem Essen, Kotelett und Bratkartoffeln gibt es hier wahrscheinlich nur für das Aufsichtspersonal.“ knurrte Werner. „Und was ist mit uns, ich sterbe gleich vor Hunger.“ klagte sein Mitgefangener. „Dann solltest du noch etwas von diesem deliziösen Brei essen, wenn du so einen Kohldampf hast, meinen Teil überlasse ich dir gerne.“ Tatsächlich nahm Heinz sich die Schüssel und schlang den Inhalt mit Todesverachtung hinunter, lieber so einen Fraß als verhungern, dachte er sich.

Bis zum nächsten Morgen passierte überhaupt nichts mehr, mal davon abgesehen, dass Heinz Durchmarsch bekommen hatte und dreimal auf dem Holzeimer sitzen musste, was die allgemeine Stimmung nun auch nicht steigen ließ.

Kurz nach der Morgendämmerung war das Schnaufen von der Bültena zu hören, die mühsam die Treppe heraufkam. Mit einem barschen: „Auf die Beine, ihr Nichtsnutze!“ jagte sie die Burschen hoch.

Sie löste die Halsketten von der Wand und schickte sie die Treppe hinunter. Für Heinz kein Problem, aber bei Werner war es schon fast ein akrobatischer Akt, mit der schweren Eisenkugel in den Händen Stufe für Stufe hinunterspringen zu müssen.

Untern angekommen wurden sie vor die Tür geschickt, ihre Aufseherin nahm das Ende einer langen Kette und befestigte mit einem Vorhängeschloss die Enden der Halsketten mit an der langen Kette.

„Ihr fangt jetzt an die Zufahrt zu dem Turm freizumachen, und zwar bis der Wald zu Ende ist. Links und rechts der Straße will ich es gerade geschnitten haben, das abgesägtes Holz und die Zweige bringt ihr hier zum Turm.“ Sie drückte jedem eine Säge in die Hand, schickte sie an die Arbeit und ging zurück in die Turmkammer, um sich ein reichhaltiges Frühstück zu gönnen.

Nach einer halben Stunde war wieder mal ein tierisches Rülpsen zu hören, kurz darauf  kam die Bültena vor die Tür, um nach dem rechten zu sehen. „Mehr habt ihr noch nicht geschafft, ihr Tagediebe!“ brüllte sie die Burschen an, die daraufhin an Tempo zulegten.

Kaum war ihre Sklaventreiberin wieder im Turm verschwunden, als Werner es wieder ruhig angehen ließ, warum auch sollte er sich hier ein Bein ausreißen? Doch da kam die Bültena schon wieder an, in der einen Hand hielt sie einen Hammer, in der anderen einen Stock.

Nichts Gutes ahnend sahen die Burschen die Bültena auf sich zukommen, und beide fragten sich, was für eine Teufelei diese Frau wohl jetzt wieder mit ihnen vorhatte.


Teil 84

Bei Monika riss die Arbeit nicht ab, zwar war ihr Anja  in der Käserei eine große Hilfe, auch Birgit machte sich gut, aber wie sollte es werden, wenn die Schwangerschaft sich richtig bemerkbar machen würde und sie nicht mehr voll mitarbeiten könnte.

In ihrer Not hatte sie ihren Mann nach Hohedörp zum Rat geschickt, dort sollte er ein weiteres Kettenmädchen beantragen. Doch kam er unverrichteter Dinge wieder zurück, denn laut Statuten durften im Land der alten Dörfer je Haus höchstens  zwei der Mädchen gleichzeitig aufgenommen werden.

Wilko überbrachte seiner Frau die schlechte Nachricht nur ungern, doch Monika verstand es, aus jeder Situation das Beste zu machen. „Die Lösung liegt doch auf der Hand,“ sagte sie zu Wilko, „Anja wohnt ab sofort in der Käserei, dann ist hier wieder ein Platz frei und der Rat kann uns ein weiteres Mädchen schicken.“

„Anja alleine in der Käserei? Nein, Monika, jetzt gehst du aber wirklich zu weit, mit dem Plan wirst du wohl kein Glück haben.“

„Das ist doch ganz einfach,“ gab sie zurück, „in der Käserei ist doch noch eine Kammer frei, die richten wir einfach für Anja ein. „Und wer passt auf sie auf, wir können sie doch nicht alleine lassen, du weißt genau, dass ich ihr immer noch nicht traue.“

„Mach dir keine unnötigen Sorgen, mein Lieber, erst mal hat sie jeden Fluchtgedanken aufgegeben, außerdem wird sie Tag und Nacht an einer Laufkette angeschlossen sein.“ Wilko kratzte sich am Kinn, dachte eine Weile nach und meinte: „Du schaffst es doch immer wieder deinen Willen durchzusetzen, aber egal, wir können es ja mal versuchen, ich werde nächste Woche noch einmal mit dem Rat sprechen.“


Anja hatte von dem, was da auf sie zukommen sollte, noch keine Ahnung, wunderte sich aber, als auf einmal Tischler Bruns in der Käserei auftauchte und zusammen mit ihrer Bäuerin in die kleine Kammer ging.  Nach wenigen Minuten kamen sie zurück, Bruns stecke seinen Bleistift, mit dem er einige Maße auf einem kleinen Holzbrett notiert hatte, wieder in die Tasche und verabschiedete sich.

Zu gern hätte sie gewusst, was mit der Kammer passieren sollte, aber Fragen stellen durfte sie nicht, entweder würde die Bäuerin es ihr von selbst erzählen oder sie würde einfach abwarten müssen.

In der Zwischenzeit war Wilko wieder bei dem Rat vorstellig geworden und stellte erneut, nachdem er den veränderten Sachverhalt erklärt hatte, einen Antrag auf Zuweisung eines weiteren Kettenmädchens.

Begeistert war der Rat nicht, und zuerst sah es auch nicht so aus, als wenn sie über die Angelegenheit positiv urteilen würden, doch war es unumgänglich die Käserei in Betrieb zu halten, und so blieb dem Rat nichts anderes übrig, als der Familie de Fries ein weiteres Mädchen zuzuteilen.

Froh, diese Angelegenheit geregelt zu haben, ging Wilko zu seinem Pferd zurück und hatte sich gerade in den Sattel geschwungen, als er den Schmied Düring und seine Gehilfin Janette auf den Dorfplatz kommen sah, beide jeweils 2 Kettenmädchen im Schlepptau.

Schnell sprang er wieder vom Pferd herunter, ging nochmals zum Rat und fragte, ob er nicht gleich eines der neuen Mädchen mitnehmen könne. Dagegen hatte der Rat nichts einzuwenden, bat ihn aber darum, bei der Gelegenheit das für Bauer Tjaden in Andersum zugedachte Kettenmädchen mitzunehmen.

Wilko gab zu verstehen, dass er die Aufgabe gern übernehmen würde und ging. zum Dorfplatz zurück, wo ihm der Schmied, der auf dem Weg zum Bürgermeister war, um die Schlüssel für die Ketten und Keuschheitsgürtel der Neuen abzuliefern, schon entgegenkam.

„Meister Düring,“ rief Wilko ihm zu, „ich soll zwei der Mädchen mit nach Andersum nehmen, ich brauche die passenden Schlüssel.“  „Dann lass uns mal hingehen und sehen, welche von denen du haben willst.“

Nachdem Wilko auch Janette begrüßt hatte, nahm der die vier Neuen in Augenschein. Eine von ihnen hatte glasige Augen, die schied schon mal aus, eine andere hatte einen wütenden und aufsässigen Blick, die zu erziehen überließ er gern jemand anderem, die Erfahrungen mit Anja hatten ihm voll und ganz gereicht.

Als er seine Wahl getroffen hatte, machte der Schmied die anderen zwei Mädchen los und gab Wilko die Enden ihrer Halsketten in die Hand. Der lieh sich vom Schmied die beiden Vorhängeschlösser, befestige links und rechts vom Pferd die Enden an den Steigbügeln und saß auf.

Nach einem kurzen „Hü“ setzte sich das Pferd in Bewegung und den Mädchen blieb nichts anderes übrig als mitzulaufen und Schritt zu halten, was aber durch die Fußketten und durch das Scheuern von den Schrittblechen der Keuschheitsgürtel an den Innenseiten ihrer Schenkel nicht so einfach war.

Lang war der Weg nach Andersum, lang für den Reiter, der auf die gefesselten Mädchen Rücksicht nehmen musste, aber noch viel länger für die Mädchen. Entführt in eine Gegend die für sie so fremd war wie das Mittelalter, Eisenfesseln an Füßen und Händen, Halsreif mit Kette und einen Keuschheitsgürtel tragen müssend, angebunden an ein Pferd und dazu noch in Holzschuhen laufend, die schon lange schmerzten, dazu auch noch diese entwürdigenden Lumpen auf dem Leib tragen zu müssen, das alleine war schon mehr als hart, doch am  Schlimmste war nicht zu wissen, was jetzt auf sie zukommen würde und so heulten sie vor sich hin, dabei wohl wissend, dass sich niemand für ihr Schicksal interessierte.

Endlich kamen sie in Andersum an, vor einem der Bauernhäuser hielt der für sie fremde  Mann das Pferd an und stieg ab. Gleich darauf kam eine Frau aus dem Haus die sagte: „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, wo bist du so lange gewesen?“

„Schneller ging es leider nicht,“ gab Wilko ihr zur Antwort, „eines der Mädchen hätte ich wohl bei mir aufsitzen lassen können, doch bei Zweien mussten sie eben laufen, darum hat es so lange gedauert.“

Monika sah die Mädchen an und fragte ihren Mann: „Welches der beiden Mädchen ist uns zugeteilt worden?“ „Du kannst dir eine aussuchen.“ meinte er, worauf sie sich die beiden Unglücklichen genauer ansah.

Die Mädchen standen mit gesenkten Köpfen neben dem Pferd, sie fühlten sich erniedrigt und gedemütigt, kamen sich vor wie ein Stück Vieh, dass den Besitzer wechseln sollte, sehr viel anders konnte es früher bei den Sklavenversteigerungen auch nicht zugegangen sein.

„Lass uns die mit den langen, schwarzen Haaren nehmen, die finde ich ganz niedlich.“ fällte Monika ihr Urteil, sich selbst nicht mehr vorstellen könnend, dass es gar nicht mal so lange her war, als sie selbst als neues Kettenmädchen in das Haus von Wattjes geführt worden war.

Wilko war es recht, er löste die Kette des dunkelhaarigen Mädchens, gab das Ende der Halskette seiner Frau in die Hand und stieg wieder auf sein Pferd, um nun auch das andere Mädchen an ihren Bestimmungsort zu bringen.


Teil 85

Frau Bültena lief auf die Burschen zu, ging an ihnen vorbei und beachtete sie nicht mal mit einem kurzem Blick. Nach ungefähr 20 Metern blieb sie stehen und schlug den Stock rechts neben dem zugewachsenem Weg in die Erde ein.

Auf dem Rückweg zum Wehrturm blieb sie kurz bei den Burschen stehen, sah sie an und achtete streng darauf, dass sie in ihrer Gegenwart die Blicke zu Boden gerichtet hielten. „Kann es sein, dass ihr Hunger habt?“ fragte sie die Burschen scheinheilig.

Heinz, dem genau wie Werner vor Hunger schon ganz schlecht war, antwortete: „Jawohl, Frau Bültena.“ „Nun,“ meinte sie boshaft grinsend, „wenn ihr den Weg bis zum dem eingeschlagenen Stock fertig habt, dann sollt ihr auch etwas zu essen bekommen, vorausgesetzt, ihr habt ordentlich und sauber gearbeitet.“

Befriedigt darüber, ihre Schützlinge zu vollem Arbeitseinsatz motiviert zu haben, kehrte sie zum Turm zurück, holte sich den Schaukelstuhl nach draußen und sah den Jungs bei der Arbeit zu.

Während die Burschen nun bei ihrer Arbeit noch einen Schlag zulegten, um das vorgegebene   Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, wobei sie aber noch daran zweifelten, ob es überhaupt zu schaffen war, saß die Bültena in ihrem Stuhl, ließ sich von der Sonne wärmen und genoss das Leben.

Kaum war sie bei ihrer anstrengenden Tätigkeit in einen leichten Schlummer gefallen, als sie von wütendem Hundegebell geweckt wurde. Seufzend und sich selbst bedauernd stand sie auf, um besser sehen zu können, woher der Lärm kam.

Lange brauchte sie nicht zu warten, und als sie die Ursache für den Krach erkannt hatte, ging ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. Ein Mann kam den Weg entlang, zwei Schäferhunde an der Leine führend. Sobald die Hunde die Bültena erkannt hatten stießen sie ein freudiges Heulen aus, machten einen derartigen Satz nach vorne, so dass dem Hundeführer die Leinen aus der Hand gerissen wurden und stürmten auf ihre alte Herrin zu, um an ihr hochzuspringen und sie auf das Freudigste zu begrüßen.

Heinz und Werner, die sich zu dem Zeitpunkt ziemlich genau in der Mitte zwischen der Aufseherin und dem Hundeführer befanden, befürchteten im ersten Augenblick, dass die Hunde auf sie selbst zurennen würden, um so größer war ihre Erleichterung, als die beiden scharfen Schäferhunde an ihnen vorbeiliefen.

Nichtsdestotrotz war ihnen schnell klar, dass diese Hunde in Zukunft auf sie aufpassen würden, womit sich ihre Chancen an eine Flucht, woran aber nur Werner dachte, wesentlich minimiert wurden.

Der Mann, der die Hunde gebracht hatte, grüßte von der Ferne und sah zu, dass er diese unsympathische Gegend so schnell wie möglich wieder verlassen konnte, sollte die Aufpasserin sich doch selbst um die Tiere kümmern, er zumindest war froh, seinen Auftrag erledigt zu haben.

Nur drei Tage später kam wieder Besuch, diesmal wurden 4 Kettenburschen auf einen Schlag gebracht, auch sie waren mit Halseisen, Fuß- und Armfesseln und dem unerlässlichen Keuschheitsgürtel versehen worden.

Vorsichtshalber brachte Bültena drei der Burschen jetzt in der oberen Turmkammer unter, die anderen Drei hatten ihren Schlafplatz im mittlerem Turmzimmer, was für die Bültena bedeutete, dass sie nun zweimal täglich den mühsamen Gang bis ganz oben in den Turm machen musste, was ihr, bedingt durch ihre Faulheit und ihr enormes Übergewicht, verständlicherweise unendlich stank.

Aber damit waren ihre Leiden noch lange nicht vorbei, musste sie doch nun auch noch jeden Tag für die sechs Burschen kochen. Zwar machte sie sich die Sache so einfach wie nur möglich, Graupensuppe ohne Gemüse und ohne Fleisch war schnell gemacht, doch kam sie nicht umhin, immer wieder mit einem Holzlöffel die Suppe umrühren zu müssen.

Wehleidig dachte sie an die guten alten Zeiten beim Torfabbau zurück, da brauchte sie sich um nichts zu kümmern, das Kochen, die Gartenarbeit und die Versorgung des Viehzeugs hatte Anja erledigt, und kochen konnte die, es war die reinste Freude.

Als sie nun am späten Nachmittag einen Topf mit Pellkartoffeln aufsetzte, zu dem es eingelegten Hering aus dem großen Fass geben sollte (etwas anderes hatten die Burschen außer dem Brei noch nie zu essen bekommen), wurde ihr klar, dass sie dabei war, sich zu Tode zu arbeiten.

Am gleichen Abend, als die 6 Gefangenen vor dem Turm auf der Erde saßen und ihre magere Kost zu sich nahmen, befragte sie ihre Schutzbefohlenen, welche Tätigkeiten sie denn vor ihrer Verschickung ausgeübt hätten.

Zwar konnte sie mit Ausdrücken wie Programmierer, Fernmeldetechniker, Gymnasiast, Kfz-Mechaniker und Elektriker wenig anfangen, aber immerhin hatte einer der Burschen eine Ausbildung als Schlachter angefangen. Das war nun genau er richtige Kerl für die Bültena, so einer musste sich auch auf die Zubereitung von Lebensmitteln verstehen, denn Brühen und Räuchern gehören schließlich zu dem Handwerk.

„Seltsam,“ dachte die Bültena bei sich, „nur einer von den Burschen hat angefangen einen richtigen Beruf zu lernen, was immer die anderen gemacht haben, kann ich hier nicht gebrauchen.“   

So wurde der arme Heinz von der Bültena nicht nur als Toiletteneimerentleerter, Koch und Putzfrau eingeteilt, nein, ab sofort war er Mädchen für alles. Noch am gleichen Abend holte Bültena eine lange Kette aus dem Keller, befestige das Kettenende am Halseisen von Heinz, nahm ihm dafür aber die Eisenkugel ab.

Das andere Ende der Kette befestige sie an einem Eisenring, der nahe der Treppe zum ersten Turmzimmer in der Wand eingelassen war. So war es für Heinz möglich, trotz der Laufkette vom Keller bis in das zweite Turmzimmer gehen zu können.

Damit begann für ihn ein Leidensweg, um den er von seinen Kameraden nicht beneidet wurde, stand er doch nun unter der ständigen Aufsicht dieser herrischen Frau. Das einzige, was die Bültena jetzt noch machen musste, war zweimal täglich ins erste Turmzimmer zu gehen, Morgens, um die Ketten loszumachen, Abends, um die Gefangenen wieder dort anzuschließen.

Nach drei Tagen hatte sie von der gewaltigen Anstrengung allerdings die Nase voll, den sie fand es wirklich unzumutbar, zweimal täglich die Treppe hoch- und niederzusteigen, und wie allen faulen Menschen fiel ihr schnell die Lösung für das Problem ein.


Teil 86

Monika führte das neue Mädchen in die Küche, befestigte ihre Halskette an der Laufleine und wies ihr einfache Arbeiten an, ging dann wieder nach draußen, um auf ihren Mann zu warten.

Kaum war sie aus der Tür hinaus, als die Neue von Birgit wissen wollte, wo um alles in der Welt sie nun eigentlich gelandet wäre, doch Birgit gab ihr nur zu verstehen, dass sie nicht reden sollte, sonst würden sie es am nächsten Sonntag beide bereuen müssen.

Der Neuen fiel es schwer keine Fragen stellen zu dürfen, konnte sie ihre Situation doch immer noch nicht richtig einschätzen, aber klugerweise hörte sie auf den geflüsterten Rat des anderen Mädchens und erledigte die ihr übertragenen Aufgaben.

Schwierig wurde es nur, wenn beide in der Küche hin- und herlaufen mussten, da konnten sich die Laufketten schnell einmal verwickeln, so dass für keine mehr ein Vorwärtskommen gegeben war.

Richtig schlimm wurde es erst am Abend, als Anja aus der Käserei zurückgeführt wurde und ebenfalls an die Laufkette angeschlossen war. Nicht nur, dass die Ketten der  Mädchen dauernd klirrten, jetzt sich zu Dritt in der Küche zu bewegen wurde ein logistisches Spiel, denn sobald sie nicht aufpassten, hatten sie das schönste Kettenknäuel gebildet und es kam öfters vor, dass eine von ihnen auf die Nase fiel. Aus diesem Grund waren Monika und Wilko mehr als froh, als die Umbauarbeiten in der Käserei endlich beendet waren und Anja in der Käserei bleiben konnte.

Anja, die bis zu diesem Zeitpunkt von ihrem Umzug keine Ahnung hatte, war mehr als überrascht, als ihr ein paar Tage später gesagt wurde, dass sie ihre Sachen zusammenpacken solle. Die wildesten Gedanken schossen ihr in den Kopf, sie fragte sich, ob sie vielleicht in das Moor zurückgebracht werden würde, doch verwarf sie den Gedanken wieder, da sie sich ihrer Meinung nach nichts zu Schulden hatte kommen lassen.

Erst als Monika sie wieder in die Käserei gebracht und dort an der langen Kette angeschlossen hatte, bekam sie zu wissen, dass sie nun ständig hier wohnen würde. Die Freude darüber, endlich allein zu sein und Ruhe haben zu können, war ihr anzusehen.

Auch jetzt erst bekam sie die kleine Kammer zu sehen, in der sie bis auf weiteres leben würde, sie hatte eine kleines, vergittertes Fenster, eine Buzze, einen Tisch, drei Stühle und eine Lampe, in einer Ecke stand noch eine Truhe, in der sie ihre Sachen verstauen konnte. Als sie sich genauer umsah, entdeckte sie an den Wänden und am Boden eingelassene Eisenringe, deren Bedeutung ihr sofort klar waren.

Als Verpflegung sollte sie zwei mal wöchentlich Lebensmittel bekommen, dazu konnte sie sich, wer hätte es auch verhindern oder kontrollieren wollen, einen Krug frischer Milch trinken. Für ihre dringenden, menschlichen Bedürfnisse gab es draußen einen Abort, der gerade noch dicht genug stand, um ihn trotz der Laufkette noch erreichen zu können.

Kaum war Monika gegangen, allerdings nicht ohne sie zu ermahnen, auch ohne Aufsicht die Arbeit gut und schnell zu machen, setzte Anja sich auf einen Schemel und schaute sich in ihrem kleinen Reich um und malte sich aus, wie ihre Zukunft hier in der Käserei wohl aussehen würde.

Die Arbeit konnte sie allein bewältigen, auch wenn es nicht einfach werden würde, aber lieber hart arbeiten als immer wieder die Handlangerin der Bäuerin spielen und dauernd sagen zu müssen: Jawohl, Frau de Fries, mache ich sofort fertig, Frau de Fries, ganz wie sie meinen, Frau de Fries.

Nein, dann lieber alleine, auch wenn es mehr Arbeit bedeutete, immerhin hatte sie jetzt die Abendstunden ganz für sich alleine. Mit diesen Gedanken machte sie sich frisch ans Werk, noch ganz angefüllt von dem herrlichen Gefühl, nicht mehr auf Schritt und Tritt bevormundet zu werden.

Während dieser Zeit gab Birgit sich die größte Mühe das neue Kettenmädchen anzulernen, was ihr aber nicht leicht viel, denn die Neue hatte vor lauter Angst zwei linke Hände, ständig fiel ihr etwas auf den Boden oder sie stieß etwas um, dazu hatte sie als Stadtkind auch noch panische Angst vor allen Tieren, die größer waren als die Hühner.

Auch mit ihren Ketten kam sie nicht klar, entweder stolperte sie über die Laufkette oder räumte aus Versehen mit ihrer Handkette den halben Tisch ab. Wenn Monika, die durch ihre Schwangerschaft im Moment öfters mal schlecht gelaunt war, sie dann anfuhr, fing sie hemmungslos an zu Heulen und war zu nichts mehr zu gebrauchen. Ja, man konnte sagen, die Lage im Haus der de Fries hatte sich deutlich verschlechtert.

Dafür hatten andere Bewohner im Land der alten Dörfer mehr Glück, so kam eines Tages Anteus Cirksena mit einem Wagen zur Schmiede gefahren, auf dem hinten eine Egge lag, die dringend überholt werden musste.

Die Schmiedeleute und natürlich auch Janette hatten sich gerade in die Küche gesetzt um ihre Vormittagsteepause zu machen, als Frau Düring durch das Fenster den Wagen vor die Schmiede fahren sah. „Nun sieh mal an,“ sagte sie, „Anteus Cirksena ist auch wieder im Land, wann ist der denn von seinem Bewährungsjahr wiedergekommen?“

„Keine Ahnung,“ meinte der Schmiedemeister, „aber lange kann er noch nicht hier sein, sonst hätten wir ihn am Sonntag ja in der Kirche gesehen.“ Janette interessierte sich mehr für die belegten Brote als für den Ankömmling, erst als Düring rief: „Nun seht euch das an, der Kerl hebt die Egge mit einer Hand vom Wagen runter, ich glaube, der hat in der letzten Zeit noch mehr Kraft bekommen.“ wurde auch sie neugierig und schaute aus dem Fenster hinaus.


Teil 87

Was sie dort sah gefiel ihr über alle Maßen: Ein junger Kerl in ihrem Alter, ein Kreuz wie ein Kleiderschrank und noch größer als sie selbst. „Wer ist denn das?“ fragte sie Frau Düring. „Das ist Anteus Cirksena, der zweitgeborene Sohn der Familie. Die haben ihren Hof in Sierum, sein älterer Bruder wird ihn eines Tages übernehmen.“ „Dann ist er noch Junggeselle?“ erkundigte sie sich. „Aber ja, wie soll er denn heiraten, wenn er keinen eigenen Hof hat, schließlich will eine Familie ja auch ernährt sein.“

Gerade wollte der Schmiedemeister aufstehen und sich in die Schmiede begeben, doch Janette meinte: „Meister, ich habe heute überhaupt keinen Appetit, trinken sie ruhig noch eine Tasse Tee, ich gehe schon hin.“ Der wollte sich die Arbeit nicht aus den Händen nehmen lassen, doch seine Frau warf ihm einen Blick zu und so blieb er in der Küche sitzen, während Janette geradezu in die Schmiede stürzte.

Anteus hatte die Egge in der Schmiede abgestellt und wollte gerade wieder gehen, als Janette in die Werkstatt kam. Bei ihrem Anblick fuhr es ihm durch Mark und Bein. „Was für ein Weib!“ dachte er bei sich und bekam kein Wort heraus.

Janette stand da, die Hände im Schoß gefaltet, den Blick schüchtern nach unten gerichtet, mit dem linken Fuß malte sie unsichtbare Zeichen auf den Steinfußboden und sagte mit hochrotem Kopf: „Moin, Anteus Cirksena.“

Er sah sie überrascht an und gab zurück: „Ja, Moin, doch nun sag mal, wer bist du, ich hab dich noch nie gesehen.“ „Ich bin Janette aus Holland und arbeite hier bei Meister Düring als Geselle.“

Nachdem auch er sich vorgestellt hatte, reichte er ihr zur Begrüßung die Hand. Seinen starken Händedruck erwiderte sie ebenso kräftig, und als die beiden sich dabei in die Augen sahen, sprang bei den Beiden der Funke über.

Niemand weiß genau, was sie sich alles erzählten, aber als der Schmied nach einer halben Stunde wieder in die Werkstatt kam, sah er sie in eine innigen Unterhaltung vertieft zusammen stehen.

„Moin Anteus, auch wieder im Land?“ begrüßte er den jungen Mann, doch zu Janette meinte er: „Was ist mit der Egge, hast du sie ihm schon repariert?“  „Da bin ich noch überhaupt nicht zu gekommen, Meister, ich wollte gerade anfangen.“

Janette hätte sich von ihrem Meister bestimmt noch mehr anhören müssen, machte es dem doch über alle Maßen Spaß, sie ein bisschen zu ärgern, doch da kam auch Frau Düring in die Schmiede, um selbst mal zu sehen, was die beiden jungen Leute die ganze Zeit so trieben.

Auch sie begrüßte Anteus und lud ihn ein, doch mal auf einem Sonntagnachmittag zum Tee zu kommen, er hätte von dem Bewährungsjahr doch bestimmt viel zu erzählen. Die Einladung nahm er mit Freuden an, war es für ihn doch eine der wenigen Möglichkeiten, Janette etwas näher zu sein.

Diese Begegnung mit dem jungen Mann hatte Janette völlig gewandelt, eine Frohnatur war sie schon immer gewesen, doch jetzt strahlte sie die ganzen Tage über wie eine Sonne. Worüber der Schmied sich allerdings sehr wunderte war, dass sie jetzt tatsächlich zu den Mahlzeiten nur immer noch ein kleines Häppchen aß, und dabei hätte er schwören können, ständig ihren Magen knurren zu hören.

Auch Frau Düring war von der guten Laune angesteckt worden, erst mal freute sie sich für Janette, dass die nun endlich einen Verehrer gefunden hatte, zum anderen setzte sie alle ihre Kraft ein, um die beiden vor den Traualtar zu bringen, Leute zu verkuppeln hatte ihr schon immer Spaß gemacht.

Nur der Schmiedemeister hatte ernsthafte Bedenken, ob aus dieser Beziehung wohl etwas werden könne, denn Anteus hatte als zweitgeborener Sohn keinen Anspruch auf den elterlichen Hof, hatte aber auch keinen Beruf gelernt und bisher nur immer auf dem Hof mitgeholfen.

Doch die gute Frau Düring ließ sich von solchen Bedenken nicht aus der Ruhe bringen, denn sie war fest entschlossen die Janette, die sie ins Herz geschlossen hatte, unter die Haube zu bringen. So sagte sie etwas herablassend zu ihrem Mann: „Düring, kannst du nicht weiter sehen als bis zu dem Rand deiner Teetasse?“

„Was soll das denn nun schon wieder heißen?“ fragte er etwas säuerlich, in der letzten Zeit schienen ihm sämtliche Frauen immer aufmüpfiger zu werden, so etwas hätte es früher nie gegeben.

„Nun hör mal gut zu, mein lieber Mann, hättest du nicht Interesse daran das Geschäft zu erweitern? Jetzt hast du doch eine tüchtige Gesellin, da könntest du doch noch einiges mehr machen.“

„So ein Blödsinn,“ schnaubte er, „es ist nur eine Frage der Zeit, dass Janette wieder nach Holland zurückgeht, dann sitze ich wieder alleine mit der Arbeit, und das ausgerechnet jetzt, wo die Kettenburschen dazugekommen sind und auch die Kettenmädchen immer mehr werden, wie soll ich das denn alles schaffen?“

„Du musst sehen, dass Janette hier bei uns bleibt, dann brauchst du die Arbeit nicht mehr alleine zu machen.

„Janette ist nur für ein Jahr hier, bis dahin haben wir nicht nur sämtliche Burschen und Mädchen sicher in die Keuschheitsgürtel verschlossen und ihnen alle anderen Fesseln angelegt, sondern auch noch für Jahre im voraus vorgearbeitet, ob es nun Halseisen, Keuschheitsgürtel oder Armreifen sind. Aber dann habe ich es nur noch mit der normalen Schmiedearbeit zu tun, nur ob sich dann ein Geselle noch rechnen lässt, das glaube ich nicht.“

„Genau das meine ich doch,“ rief die Düring jetzt schon etwas ungehalten, „wenn du weiterhin einen Gesellen arbeiten lassen willst brauchst du noch andere Abnehmer für deine Sachen.“

„Andere Abnehmer,“ schnaubte der Schmiedemeister, „wo soll ich denn noch andere Kunden herbekommen, dass ist bei uns im Land der alten Dörfer wohl schlecht möglich.“

Lächelnd sah Frau Düring ihren Mann an und sagte: Vor einiger Zeit haben wir Frauen uns mit Advokat Meyerdirks unterhalten, und da ist mir im Laufe des Gesprächs eine Idee gekommen.“

Meister Düring hielt nicht viel von Neuerungen und vor allen Dingen nicht von den Ideen seiner Frau, entweder waren ihre Eingebungen für ihn meist teuer oder aber mit viel Arbeit verbunden, so fragte er auch ziemlich misstrauisch, an was sie denn wohl gedacht hätte.

Frau Düring schenkte noch einmal Tee ein, setzte sich gemütlich hin und fing an, dem Schmiedemeister ihre Idee in aller Ausführlichkeit zu unterbreiten. Der hielt seine Frau am Anfang für übergeschnappt, dann für unrealistisch, doch langsam, ganz langsam, konnte auch er sich mit der Idee von ihr anfreunden