Titel: Mein Herrchen Beitrag von: Mandith am März 07, 2012, 01:10:17 am Mein Herrchen
Liebe, aus der Sicht eines Hundes. Von Mandith Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen können… Mein Name ist Torja. Zumindest glaube ich das. Auf jeden Fall ist es das Wort, das er mir immer und immer wieder ins Ohr flüstert. Er, der mich abgeholt hat. Abgeholt aus der Familie, in der es mir eigentlich ganz gut gefallen hatte. Dummerweise hatte man nicht bedacht, dass ein Collie-Welpe so einem Sheltie ziemlich schnell über den Kopf wächst. Na, und mit meinem Selbstbewusstsein war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis klar war, wer hier das Sagen hatte. Ach, der dumme Sheltie war bald nur noch ein Schatten seiner selbst, wie die Menschen immer so sagen, und er saß nur noch in seiner Ecke, während ich alle Aufmerksamkeit, alles Futter und überhaupt alles, was ein Hund so möchte, für mein bescheidenes Dasein in Anspruch nahm. Na ja, irgendwie ging das so natürlich nicht mehr wirklich richtig weiter. Der blöde Sheltie war doch tatsächlich irgendwann kurz vorm Krepieren. Also, das hab´ ich jetzt ehrlich nicht gewollt! Aber dableiben wollte ich auch nicht mehr wirklich. Die Leute hatten natürlich alles versucht , mich irgendwie auf Kurs zu kriegen, aber mal ehrlich, vor so einem Zwerg von Sheltie zu kuschen, das geht gar nicht! Na, dann kam eines Tages mein Herrchen an. Für einen Spottpreis hat er mich gekriegt, Hauptsache ich war weg. Ich nahm den Leuten das gar nicht übel, schließlich hatten wir uns nie so richtig verstanden, und so sprang ich freudig in das fremde Auto. Mein Herrchen gab mir von Anfang an das Gefühl, bei ihm geborgen und geliebt zu sein, und ich laufe an seinem Fahrrad entlang, ohne auch nur irgendwo eine Leine zu benötigen. Ich liebe mein Herrchen über alles, und besonders wenn er Gitarre spielt und singt, bin ich immer hin und weg, und dann kann ich so richtig träumen, so schön spielt mein Herrchen. Tagsüber fährt er mit mir in die Wildnis, da gibt es immer was zu sehen, und vor allem zu riechen. Kaninchen, Enten, klasse, eine super Gegend. Wie geschaffen für uns Vierbeiner. Aber abends… Oh Mann, da hat der manchmal Sachen vor. Also, da hört der Spaß auf. Besonders , weil er mich da immer aussperrt. Und dabei weiß ich doch ganz genau, was er da treibt. Wie oft hab´ ich ihn schon mit meiner kühlen Schnauze angestoßen, wenn er da so in seinem Strafkleid lag. „Hau ab“, hatte er dann immer gesagt, aber ich glaub´ nicht, dass er das ernst gemeint hat. Aber letzten Samstag, ich weiß, dass das Samstag war, weil da immer etliche Leute im Fernsehen wie bekloppt hinter so einem blöden Ball hinterherrennen, da hat er es, glaube ich, übertrieben. So hab´ ich mein Herrchen jedenfalls noch nicht erlebt… Mama, also Frauchen, oder wie auch immer, jedenfalls sagte Papa immer Mama zu ihr, also Mama, die hatte sich schon am frühen Abend verabschiedet. Hatte irgendwas von Geburtstagsparty gefaselt, und dass ich mit Papa allein sein würde. Als ob mir das was ausmachen würde. Papa war ja schließlich mein Herrchen, und das Liebste unter der Sonne für mich. Was ging mich das an, wo sie hin ging? Wir sahen uns erst noch diese komischen Männer mit dem Ball im Fernsehen an, und dann fing Papa plötzlich mit diesem seltsamen Knäuel an rumzumachen, das immer in der Ecke des Sofas lag. Das war so´ n Nylon-Ding. Überhaupt nix für mich, ich mag lieber das kurze Fell von Ricky aus der Nachbarschaft. Also mit dem hätte ich beinahe was angefangen, aber dann waren Mama und Papa mit mir zu dem Kerl im weißen Kittel gefahren, und der hatte mich ganz eklig gepiekst. Auf jeden Fall war mir Ricky danach so was von schnuppe. Der hat nur noch genervt. Also Papa jedenfalls, der hatte dann dieses Knäuel auseinander genommen und ausgeschüttet. Und da lag dann all so´ n Zeugs auf dem Sofa rum. Das eine kannte ich sogar. „Handschellen“ sagte Papa immer dazu, und die anderen Dinger, die er immer Vorhängeschlösser nannte. Also die Sachen lagen da rum. Und dann hat Papa sich nackig gemacht und ist in dieses „Kleid“ gestiegen. „Kleid“ nannte er das. Also Mama, die hatte öfter mal ein Kleid an, wo dann immer ihre schönen langen Beine rausguckten, aber Papas „Kleid“ das hatte gar keine Beine, da guckten nicht mal die Füße raus. Das blöde Ding hatte nicht mal Ärmel! Naja, das war ja nicht neu. Das komische Teil hatte er schon öfters angezogen. Zu machte man das, in dem man oben am Hals die Kette zusammenzog und mit einem von diesen Vorhängedingern abschloss. Dann hatte er da drin immer irgendwelche schnelle Bewegungen gemacht, und nachdem er dann die Augen verdreht hatte, war er auch bald wieder aus dem Ding ausgestiegen. Komisch, an dem Tag hatte Papa mich gar nicht ausgesperrt, und ich lag gemütlich in der anderen Ecke des Sofas, da, wo das Kissen lag, auf dem Papa immer schlief wenn er gerade mal nicht an dieser ellenlangen Geschichte von dieser Jenna schrieb, die Mama so toll fand. Naja, was wollte ich sagen? Dieses Mal hatte Papa die Handschellen mit in den komischen Sack, den er Kleid nannte, genommen. Dann hatte er, nachdem er wie immer die Kette am Hals zugemacht hatte, auf der Rückseite von dem blöden Kleid rumgefummelt, und dann hatte es zweimal Klick gemacht. Also so was hör´ ich ganz genau. Dafür bin ich ein Hund. Und irgendwie hatte ich da schon den Eindruck, als würde ich den Abend nicht mehr zum Gassi gehen kommen. Denn diesmal stieg er nicht so schnell wieder aus dem Ding raus. Stattdessen machte er alle möglichen komischen Verrenkungen. Mir ist es ja eigentlich völlig egal, was mein Herrchen so macht, Hauptsache er ist in meiner Nähe, und das war er ja auch. Aber so komische Bewegungen hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Also, ich glaube das hing mit dem Schlüssel zusammen, den er immer für die Handschellen benutzte. Der lag nämlich auf dem Tisch. Jedenfalls versuchte Papa immer wieder das Ding mit dem Maul, oder wie die Menschen sagen, mit dem Mund aufzusammeln. Dafür musste er aber runter vom Sofa, und so kniete er in total krummer Haltung zwischen Sofa und Tisch rum und schnappte wie die Fische in unserem Aquarium, wenn sie an der Glasscheibe vorbeikamen, also genau so schnappte er immer nach dem Schlüssel. Dabei schob er ihn aber immer weiter weg. Ich bin dann schon mal hoch und zu ihm hin, weil ich nun doch neugierig geworden war. Ich hab mich dann hingesetzt und ganz interessiert zugeguckt. „Geh auf Deinen Platz“, hat Herrchen dann gesagt, und „Musst nicht, lass das“, als ich ihm das Gesicht abgeleckt hab. Das schmeckt immer so schön salzig, wenn das so nass ist, dass da schon kleine Tropfen da sind. Ich glaube das nennt man Schweiß, aber genau weiß ich das nicht, auf jeden Fall schmeckt das aber ganz lecker, und an dem Abend war da ganz viel davon da. Also, da war Papa aber irgendwie gar nicht gut drauf und hat mit mir geschimpft, dass ich sogar ein bisschen beleidigt war. Ich also traurig zurück in meine Ecke. Ich mag das gar nicht haben, wenn mein Herrchen so böse mit mir ist. Ich hab dann so getan, als würde ich schlafen, hab aber weiter genau aufgepasst. Jedenfalls versuchte er dann irgendwie aufzustehen, was aber anscheinend nicht ganz einfach war. Dazu musste er sich irgendwie mit dem Rücken am Sofa hochschieben, und das hat ein paar Mal nicht richtig geklappt, aber dann hat er sich mit den Knien am Tisch abgestoßen, und dann ist er mit einem Ruck hoch und auf das Sofa geplumpst. Der Tisch ist dabei dann aber auch ein ordentliches Stück gerückt worden, und der Schlüssel ist runtergefallen. Da hat Papa aber gewaltig geflucht, und ich hab schon mal den Kopf gehoben und die Ohren lang gemacht. Naja, jedenfalls lag er da nun auf der Seite auf dem Sofa, die Beine in dem Sack noch auf der Erde und machte dann so ähnliche Bewegungen wie die bunte Figur auf dem Schrank, also die mit dem dicken runden Bauch, die immer so schön hin und her wackelt wenn man sie anstößt. Ein paar Mal war er schon fast gerade, aber er fiel immer wieder hin. Naja, nicht immer, irgendwann hat er es dann doch geschafft, und dann saß er da aufrecht auf dem Sofa und pustete erst mal ordentlich. Dann ist er irgendwann aufgestanden und ganz wackelig um den schief stehenden Tisch rumgegangen, also mehr so geschlurft, denn seine Füße steckten ja in diesem blöden Kleid, und das war ja unten zu. Dabei ist seine neue Gitarre umgefallen und hat von ganz alleine Musik gemacht, aber nur ganz kurz. Jedenfalls hat Papa da ganz laut geflucht, ich glaub die war ganz teuer gewesen, und außerdem ist die genau auf den doofen Schlüssel gefallen. Als mein Herrchen sich dann wieder beruhigt hatte, schlurfte er weiter und stupste die Gitarre mit den Füßen an bis die nicht mehr auf dem Schlüssel lag. Also dabei hat das Ding dann echt gruselige Musik gemacht. Brrr! Da hab ich gleich fürchterlich bellen müssen, das war ja nicht auszuhalten. Also wenn er die auf dem Schoß hat und mit den Fingern daran zupft, also dann klingt das viel schöner, richtig toll klingt das dann. Naja, also weiter. Ich dann hoch und hin zu der Gitarre, die war aber schon wieder still. Auf jeden Fall lag da dann der so schön glänzende Schlüssel, und ich hab dann gleich mal mit meiner Pfote damit gespielt. „Was machst Du denn da?“, hat Papa laut gerufen, und „weg da“, ja und dann ist das kleine Ding unters Sofa gerutscht. Junge, Junge, da ist Papa aber sauer geworden, dabei wollte ich doch nur ein bisschen mit ihm spielen. Jedenfalls war er dann so sauer, dass ich lieber wieder in meine Ecke zurück bin. Er ist dann fluchend in die Knie gegangen und hat sich auf den Fußboden plumpsen lassen. Also das sah schon komisch aus, wie er da dann rumrobbte und versuchte unter das Sofa zu kommen. Der Schlüssel lag auch nicht sehr weit unter dem Sofa, also nur ein kleines Stück, höchstens so viel wie eine von diesen stinkenden Dingern, die Herrchen immer anzündete und sich in den Mund steckte um damit Wolken auszupusten. Papa legte den Kopf mal auf die eine Seite, mal auf die andere und versuchte mit der Zunge an den Schlüssel zu kommen, aber da fehlte immer ein ganz kleines Stück, und irgendwann hatte er sich die Nase platt gedrückt. Also, ich will ja nicht angeben, aber für mich wäre das kein Problem gewesen, und irgendwann dachte mein Herrchen das wohl auch, jedenfalls rief er nach mir. Ich war aber noch ein bisschen unsicher, weil er ja vorhin so sauer gewesen war, und so hob ich zwar interessiert den Kopf und spitzte die Ohren, blieb aber erst mal liegen. Dann wurde er aber ganz lieb und freundlich. „Komm her, meine Süße, komm zu Papa“, sagte er ganz lieb, so wie ich das immer so gerne mag. Na, dann bin ich eben mal aufgestanden und hab mich mal zu ihm hingesetzt. Papa ist dann ein Stück zurückgerobbt, und dann hat er gesagt: „Such, Torja, such. Hol den Schlüssel“. Oh fein, hab ich gedacht, Papa will mit mir spielen, und da hab ich erst mal schön gebellt. „Hol ihn“, sagte Papa, „hol den Schlüssel“. Na, und da ich ja nicht dumm bin, hab ich das Ding mal eben unter dem Sofa hervorgeholt und bin dann triumphierend heulend damit durchs Wohnzimmer gerannt. „Gib her“, sagte Papa immer wieder, aber ich wollte nun ein bisschen spielen, und dann bin ich ein Stück von ihm weg und hab den Schlüssel auf den Boden fallen lassen. „Gib her, Torja, bring Papa den Schlüssel“, sagte mein Herrchen, aber ich guckte nur auf den Schlüssel, dann zu Herrchen, dann wieder auf den Schlüssel, dann wieder zu Herrchen. Hol ihn, hol ihn, dachte ich, und da kam er auch schon angerobbt, und als er schon fast da war, hab ich den Schlüssel geschnappt und bin in die andere Ecke des Zimmers gelaufen. Uh, das macht ja so einen Spaß. Papa fand das aber anscheinend gar nicht so lustig wie ich, denn er fing jetzt wieder an zu fluchen. Aber er beruhigte sich bald wieder und fing wieder mit dem „Gib her, Torja“ an, na, und dann bin ich eben zu ihm hin und hab den Schlüssel direkt vor ihm auf den Boden geworfen. „Braver Hund“, sagte er, und ich hab mich ganz stolz hingesetzt und meine weiße Brust rausgestreckt. Eigentlich hätte ich jetzt gerne ein paar Streicheleinheiten gehabt, aber Papa hatte ja immer noch keine Hände. Die steckten ja irgendwo in diesem blöden Kleid ohne Ärmel. Aber immerhin ließ er mich nun die leckere salzige Flüssigkeit aus seinem Gesicht lecken bis sie ganz weg war. Dann hat er mit seinem Mund nach dem Schlüssel geschnappt und ihn nach einigen Versuchen auch erwischt. Aber fertig war er damit noch lange nicht, denn nun versuchte er wieder, irgendwie in eine aufrechte Position zu kommen. Na, und das war gar nicht so einfach, wie sich bald herausstellte… Denn schon ging das wieder los mit dem Auf und Ab, wie vorhin auf dem Sofa. Allzu hoch kam mein Herrchen aber nicht bevor er wieder hinplumpste. Das ging dann ein paar Mal so, und als er schon ganz außer Atem war ist er dann wieder zum Sofa hin gerobbt und hat sich auf den Rücken gedreht. Dann hat er sich da so langsam hochgeschoben, ist aber noch zwei oder drei Mal wieder abgerutscht. Dabei hat er ganz fest auf den Schlüssel gebissen, dass der bloß nicht wieder runterfällt. Naja, jedenfalls hat er das dann mit ziemlicher Anstrengung doch noch geschafft und saß dann schwer atmend auf der Sofakante. Nachdem er sich dann ein bisschen ausgeruht hatte, machte er ganz merkwürdige Verrenkungen mit dem Kopf und verzog dabei ganz ulkig das Gesicht. Huhu, das sah echt lustig aus, und ich hab´ ein bisschen den Kopf schiefgelegt, um das auch mal zu probieren, aber bei Papa sah das viel komischer aus. Also ich glaube, dass er den Schlüssel durch die Öffnung am Hals in das Kleid fallen lassen wollte. Aber an diesem Abend hatte mein Herrchen nicht viel Glück. Als er das kleine Ding losließ, fiel das jedenfalls gaaaanz knapp vorbei und lag dann wieder auf dem Fußboden. Auweia, da hat der Alte aber wieder geflucht was das Zeug hielt. Also Worte hat er da gebraucht, die hab´ ich noch nie gehört. Na, auf jeden Fall ist er dann wieder runter vom Sofa, und das Ganze ging von vorne los. Wieder nach dem Schlüssel schnappen, am Sofa hochschieben, die ulkigen Gesichtsverrenkungen und so weiter. Und wieder fiel der doofe Schlüssel auf den Fußboden. Tja, dicht daneben ist eben auch vorbei. Da hatte er die Kette am Halsausschnitt wohl doch etwas zu eng zugeschlossen. Nun probierte Herrchen das jedenfalls mal im Liegen. Rollte sich etwas auf die Seite und versuchte sein Kinn irgendwie unter den Ausschnitt zu kriegen. Nix zu machen, das Ding war einfach zu eng. So sehr er sich auch mühte, der blöde Schlüssel fiel immer wieder vorbei. Ich bin dann erst mal wieder zu ihm hin und hab´ die nächste Ladung von dem köstlichen salzigen Zeug aus seinem Gesicht geleckt. Mmh, lecker. Papa hat auch gar nicht gemeckert, ich glaube der war einfach k.o. Jedenfalls blieb er erst mal ´ne ganze Weile liegen, und ich hab´ mich einfach mal danebengelegt und mich ganz dicht an ihn ran gekuschelt. Das ist immer so schön, wenn ich ganz dicht bei meinem Herrchen liege. Er streichelt mir dann immer so schön meinen Kopf und krault mir die Ohren, aber das ging ja heute irgendwie nicht so recht. Dafür hat er sich wie bekloppt umgesehen, wahrscheinlich um irgendeine zündende Idee zu finden, wie er diesen verdammten Schlüssel in das Kleid kriegen konnte. Und plötzlich fing er dann wieder an, sich mit dem Ding im Mund am Sofa hochzuschieben, und diesmal ging das ganz schnell. Übung hatte er ja inzwischen. Dann stand er auf und schlurfte mit kleinen Schritten, eben gerade so gut, wie das mit dem engen Sack so ging, zur Tür hin. Oh Gott, dachte ich, der will doch wohl so nicht rausgehen, und ich rannte schnell hinterher. Aber da war meine Angst doch unbegründet gewesen, denn statt die Tür zu öffnen, machte sich mein Herrchen ganz krumm und versuchte die Türklinke in den Ausschnitt zu bekommen. Und tatsächlich, nach ein paar Fehlversuchen klappte das sogar. Nun ging er ein ganz kleines Stück zurück, und mit Hilfe der Türklinke konnte er den Ausschnitt ein bisschen vom Hals wegkriegen. Naja, was soll ich sagen? War wohl nicht weit genug. Jedenfalls flog der vermaledeite Schlüssel wieder vorbei. Jaja, so ist das eben, wenn man beim Spielen nicht aufpasst. Ich bin beim Spielen auch immer unvorsichtig. Neulich erst, also da bin ich hinter so einem blöden Karnickel hinterhergeflitzt, und das ist dann unter so ´nem Zaun mit diesen fiesen Pieksdingern durch. Ich in meinem Jagdfieber natürlich hinterher, und zack, saß ich fest. Hat ein bisschen gedauert, bis ich mich wieder losgerissen hatte, und ordentlich ein paar Schrammen hab´ ich auch abgekriegt. Ja, und das blöde Karnickel war natürlich über alle Berge. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der Schlüssel, also der war mal wieder daneben geflogen, und Papa musste sich mal wieder hinplumpsen lassen und schnappen und so. Also ich glaub´, da hat er echt keinen Bock mehr auf die ganze Aktion gehabt. Jedenfalls blieb er an Ort und Stelle mit dem elenden Schlüssel im Mund liegen und hat die Augen zu gemacht. Ich hab´ dann gleich mal wieder zu Lecken angefangen, und dabei hab´ ich dann wohl mit der Zunge das blöde kleine Ding erwischt, und schwupp, isses runtergerutscht. Genau in den Ausschnitt! Papa hat wohl erst gedacht, dass das wieder runtergefallen war, er hat sich nämlich gleich umgeguckt und nach dem Ding gesucht, aber auf dem Boden lag nix. Da hat er sich wieder mühsam hochgequält und sich ordentlich geschüttelt, also so ähnlich wie ich das immer mach wenn ich nass geworden bin. Naja, nicht ganz so, aber ein bisschen sah das schon so aus. Und dann hat er was gesagt, was mich ganz stolz gemacht hat. „Torja, Du bist ein Schatz“, hat er gesagt, und „Du bist unbezahlbar“. Da hab´ ich mich hingesetzt und wieder meine Brust rausgestreckt und mich wie eine Heldin gefühlt. Aber ganz fertig war er immer noch nicht. Jetzt ließ er sich wieder hinplumpsen und hat noch mehr Verrenkungen gemacht und sich immer wieder geschüttelt, bis er dann plötzlich „Ha!“ schrie. Dann hat er sich auf den Bauch gerollt und in dem komischen Kleid rumgefummelt, also auf dem Rücken, da wo er wohl seine Hände hatte, und irgendwann hab´ ich dann wieder dieses Klicken gehört. Dann ist Papa wieder hochgekommen, und diesmal ging das viel schneller als vorher. Na, jedenfalls schlurfte er dann zu dem Tisch mit dem Bildschirm und dem Tastendings. Da lag nämlich der andere Schlüssel, der für die Kette von dem Kleid. Der lag direkt neben der Maus, wie Papa immer sagte. Ha, Maus, das ich nicht lache. Als wenn ich nicht wüsste wie ´ne Maus aussieht. Ich bin schon hundertmal hinter einer Maus hergerannt, und ich schwöre, die sehen ganz anders aus. Und flink sind die. Aber ich hab trotzdem schon ein paarmal eine erwischt, ich bin nämlich auch ganz schön flott. Was wollte ich sagen? Ach ja, Papa hat dann wieder den Fisch gemacht und sich den Schlüssel geschnappt. Dann ist er damit zum Sofa geschlurft und hat dann zwei Finger oben durch den Halsausschnitt gesteckt und den Schlüssel damit gegriffen. Ja, und dann hat das nicht mehr lange gedauert, und er krabbelte wieder aus dem komischen Kleid raus. Mann, war der da plötzlich gut drauf. Er hat mich immer wieder gelobt und mich ganz doll geknuddelt und gestreichelt, ganz toll war das. Dann hat er sich wieder was angezogen und ist mit mir raus in den Garten. Ganz dunkel war das schon, und Papa hat die Taschenlampe mitgenommen. Ja, da haben wir uns beide erst mal ganz kräftig erleichtert, und er hat die ganze Zeit dabei gekichert. Und dann wurde das noch richtig schön. Als wir wieder drinnen waren, hat er erst mal ein bisschen aufgeräumt, und dann hat er sich aufs Sofa gesetzt und die Gitarre genommen. Ich bin dann gleich zu ihm hin und hab´ meinen Kopf auf sein Bein gelegt. Und dann hat Papa auf der Gitarre gespielt und gesungen, und das war sooo schön, ich war gaaanz glücklich, so schön war das. Irgendwann ist Mama dann wieder nachhause gekommen, aber ich glaube, die hatte einen Lütten in der Krone, wie die beiden immer sagen. Jedenfalls ist sie gleich nach oben ins Schlafzimmer, und alle paar Stufen von der Treppe lag ein Kleidungsstück rum. Das ist immer so, wenn sie einen in der Krone hat. Na, Papa und ich, wir haben uns davon nicht stören lassen, und auch wenn der abendliche Spaziergang ausgefallen war, war das doch noch ein ganz toller Abend mit meinem Herrchen. Ich liebe mein Herrchen einfach über alles. Papa ist das beste Herrchen der Welt! Auch wenn er manchmal etwas verrückt ist. Ende. |