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Titel: Jennas Weg, Teil 26
Beitrag von: Mandith am Juni 01, 2012, 12:44:54 pm
Unten angekommen sah er sich erst einmal gründlich um. Ein ganz normaler Keller. Wie tausend andere auch. Auf dem Boden standen Getränkekisten, das Regal gegenüber der Treppe war gefüllt mit Konserven.
Für einen Keller auf einer alten Farm war es hier ausgesprochen sauber. Harry  konnte nicht ein einziges Spinnennetz entdecken. Was für ein Glück, denn wenn Harry überhaupt vor irgendetwas Angst hatte, dann waren das diese ekligen Krabbelbiester.
Beim bloßen Anblick der widerlichen Achtbeiner kriegte er eine Gänsehaut, seit ihm in der Kindheit mal eine fette, braune Hausspinne übers Gesicht gelaufen war, als er gerade im Bett gelegen hatte. Seitdem hatte Harry eine echte Phobie entwickelt, und er hatte jahrelang nicht schlafen können, ohne vorher sein Bett gründlich zu untersuchen. Noch heute wurde er wahnsinnig, wenn er im Halbdunkel auf dem Sofa saß und plötzlich etwas durch den Lichtkegel des Fernsehers huschte. Dann gingen bei ihm sofort alle Lampen an, und Harry gab nicht eher Ruhe, bis er das Mistviech gestellt und mit einem Pantoffel erschlagen hatte.
Nun, darüber brauchte er sich hier unten anscheinend keine Sorgen machen. Und wenn die Leute oben erst einmal schliefen, würde er sowieso hinaufschleichen und das Zimmer des Jungen suchen.
Ein riskantes Unterfangen, das war Harry klar. Doch er konnte ja schließlich nicht tagelang im Wald herumlungern. Und das würde er müssen, wenn er draußen auf eine günstige Gelegenheit warten wollte.
Ganz genau wusste er auch noch nicht, wie er am besten vorgehen sollte und welche Ausrede er anbringen könnte, falls man ihn erwischen würde. Er verließ sich da einfach mal auf seinen Instinkt.
Erst mal musste er ein einigermaßen passables Versteck finden, und sein Blick fiel auf die Nische unter der Treppe. Dort standen ein paar alte Kartons herum. Harry besah sich das Ganze aus der Nähe, und einige Minuten später hatte er hinter den Dingern eine kleine Höhle geschaffen, die ausreichend Schutz bieten würde, sollte wider Erwarten noch heute Abend jemand etwas aus dem Keller holen wollen.
Es war ein verdammt langer Tag gewesen, und Harry fielen so langsam die Augen zu. Jetzt bloß nicht einschlafen, dachte er, Du hast noch Einiges vor. Doch der Tag forderte seinen Tribut, und eine halbe Stunde später sank Harry Milfort, trotz aller Bemühungen sich wachzuhalten, in einen unruhigen Schlaf.

Die Lagerfeuerstätte war verwaist. Nur noch schwach kokelte das Holz vor sich hin. Die jungen Leute waren müde in ihre Betten gefallen, und nur in der Küche herrschte noch Betrieb. Jenna und Joe hatten die Feriengäste anständig auf Trab gehalten, damit der erste Abend nicht in eine endlos lange Partynacht ausartete, wie es gerne mal passierte, wenn junge Menschen auf Reisen waren. So manch ein Herbergsvater konnte ein Lied davon singen. Und Lucy auch.
Gemeinsam räumten die vier Erwachsenen die Küche auf. Jenna schnappte sich den Eimer mit den Essensresten.
„Wo ist denn der Mülleimer?“, fragte sie ihre Mutter.
„Hinter dem Haus, auf der anderen Seite des Flurs“, sagte Lucy, „aber wirf das Zeug lieber auf den Komposthaufen. Der ist auch da, gleich neben dem alten Karren“.
Jenna ging hinaus auf den Flur und weiter zur weit offenstehenden Hintertür, durch die ungehindert die Mücken ins Haus schwirrten. Shit, dachte sie, während sie die kleinen Plagegeister mit einer Hand abwehrte, wer hat denn die Tür aufgelassen? Jenna trat hinaus auf den Hinterhof und entsorgte den Müll. Zurück in der Küche machte sie ihrem Unmut Luft.
„Anna“, sagte sie vorwurfsvoll, „nächstes Mal solltest du besser die Tür schließen, wenn Du etwas hinaus bringst. Der ganze Flur ist voller Mücken“.
„Die Tür, Mistress Jenna?“, fragte Anna verständnislos, „ich weiß nicht, was Sie meinen“.
„Warst Du denn nicht draußen?“, wollte Jenna wissen, „die Tür stand weit offen“.
„Nein“, sagte Anna, „den ganzen Abend nicht. Ich war immer nur vor dem Haus und am Lagerfeuer“.
„Ist einer von Euch hinten gewesen?“, wandte sich Jenna an Lucy und Joe, die beide verneinten.
„Vielleicht war es eines der Kids“, meinte Lucy, doch Joe schüttelte den Kopf.
„Von denen hat keiner das Lagerfeuer verlassen“, sagte er, „da bin ich mir ganz sicher, außer um zur Toilette zu gehen, und die ist ja auch an der Vorderseite des Hauses“.
„Also, ich weiß genau, dass die Tür verschlossen war, bevor ich mich zu Euch gesellt habe“, sagte Lucy, „das ist sie eigentlich immer. Und außerdem habe ich vorher noch eine Kiste Cola aus dem Keller geholt. Da war sie garantiert zu, sonst hätte ich das bemerkt. Hoffentlich sind nicht allzu viele Mücken hereingekommen“.
„Hm“, meinte Jenna, „die Mücken sind zwar lästig, aber kein wirkliches Problem. Viel interessanter wäre es, zu erfahren, ob eine fette Laus dabei war“.
„Eine Laus?“. Anna hob die Augenbrauen, und auch die anderen beiden guckten verständnislos aus der Wäsche.
„Wir sollten uns ein wenig umsehen“, sagte Jenna, und Anna und Lucy verstanden gar nichts mehr. Nur Joe wurde etwas unruhig. „Du glaubst doch nicht…? Nur weil eine Tür auf war?“, fragte er unsicher.
„Wir sollten uns ein wenig umsehen“, wiederholte Jenna, „für alle Fälle“.
Und das taten die vier dann auch, und zwar gründlich.
Eine ganze Stunde schlichen sie durchs und ums Haus, sahen in jeden Winkel, ohne etwas Verdächtiges zu entdecken.
„Bleibt nur noch der Keller“, sagte Lucy und fasste an die Klinke.
„Warte“, sagte Jenna und hielt die Hand ihrer Mutter fest, „nicht hinunter gehen. Nicht so. Ich habe eine bessere Idee“.

Die ungemütliche Position an der kalten Kellerwand ließ Harry wieder erwachen. Angestrengt lauschte er, ob sich irgendetwas rührte. Totenstille. Anscheinend war die Party zu Ende. Er beschloss, noch eine halbe Stunde zu warten, ehe er sich aufmachen wollte. Sicher ist sicher, dachte er, nicht, dass er da oben noch jemandem über den Weg laufen würde. Er musste sicher sein, dass alle schliefen. Blinder Eifer würde da nur schaden. Nur selbst einschlafen durfte er nicht wieder. Harry sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Lange konnte es nicht mehr dauern. Er kramte in seinem Beutel, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen, als ein Geräusch ihn zusammenzucken ließ.
Die Kellertür! Das Knarren war unüberhörbar, und eine Sekunde später ging auch schon das Licht an.
„Hinunter mit Dir, Du Wicht“, hörte er eine Frauenstimme sagen, dem autoritären Tonfall nach zu urteilen, musste es die Stimme der Johannsen sein, „ich werde Dir austreiben, den jungen Mädchen hinterherzusehen“.
Harry duckte sich tiefer hinter die Kartons. Was ging hier vor? Das laute Klacken von High-Heels ertönte auf der Treppe, gepaart mit dem Knirschen von Gummistiefeln.
„Verzeihung, Herrin“, erklang eine Männerstimme, und dann waren die beiden Personen auch schon unten.
Vorsichtig blickte Harry über den Rand eines Kartons. Er traute seinen Augen nicht, als er die unwirkliche Szene erkannte.
Sein Junge stand vor dem großen Regal. Er war nackt, bis auf die Gummistiefel. Um den Hals trug er ein Lederhalsband, an dem eine Art Hundeleine befestigt war, welche die Johannsen fest in der Hand hielt. Was zum…?
Harry wollte schon aufspringen, doch im letzten Moment besann er sich und beobachtete weiter die seltsame Szene. Und es sollte noch seltsamer werden.
Die Johannsen ging zur Mitte des Regals und schob es auseinander, wobei eine schwarzgepolsterte Tür freigelegt wurde, die sie nun mit einem Schlüssel öffnete.
Was ist das hier? dachte Harry, während die alte Kuh seinen Jungen mit den übelsten Beschimpfungen belegte und in den Raum hinter der geheimen Tür stieß, was hat die Alte mit dem Jungen vor?
Von der anderen Seite der nun wieder geschlossenen Tür drang kein Laut in den Keller. Harry wartete ein paar Minuten, dann verließ er sein Versteck und schlich sich zu der seltsamen Tür. Er legte sein Ohr daran, doch es war absolut nichts zu hören.
Alle Vorsicht außer Acht lassend ergriff er die Klinke und öffnete leise die Tür, um einen spaltbreit Einsicht in den geheimnisvollen Raum zu erhaschen. Was er dann sah, brachte sein Blut zum Kochen.
Sein Junge stand in der Mitte eines komplett eingerichteten SM-Studios, Die Hände nach oben an einen Metallrahmen geschnallt, die Füße zusammengebunden, und dieses Miststück von einer Frau ließ in rascher Folge eine Bullenpeitsche auf seinen, sich rot färbenden Rücken sausen. Der Junge ächzte unter den heftigen Hieben, und Harry verlor total die Kontrolle.
„Hey“, schrie er und stieß die Tür vollends auf, „lass den Jungen in Ruhe, Du verdammte Hure“.
„Sieh an, der Radfahrer“, hörte er plötzlich eine weitere Stimme hinter sich. Überrascht sah er sich um und erkannte gerade noch den Arm der blonden Schönheit auf sich zu rasen, als auch schon eine schwere Weinflasche an seinem Kopf explodierte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, und Harry sackte zusammen wie ein nasser Sack.

Blake Dooley legte das Handy beiseite. Der Anruf war etwas überraschend gekommen, zumindest zu einem solchen Zeitpunkt.
„Du wirst ein paar Stunden ohne mich auskommen müssen“, sagte er zu Jessica, die gespreizt auf dem Bett lag, „möchtest Du, dass ich Dich losbinde, oder hältst du es aus, bis ich wieder da bin?“.
Jessica brabbelte irgendetwas in den Knebel, so dass Blake lieber noch mal nachfragte.
„Soll ich Dich losmachen, mein Täubchen?“
Jessica schüttelte heftig den Kopf. In ihr brodelte die Lust, das wollte sie jetzt nicht unterbrechen.
„Na schön“, sagte Blake, „dann bis nachher. Ich beeile mich. Und wenn ich wieder da bin…Du weißt schon, was dann passiert“.
Jessica nickte zufrieden, und Blake verließ ihr Schlafzimmer. Burt musste jeden Augenblick eintreffen.

„Der sieht aber nicht aus wie Harry Milfort“, sagte Lucy.
„Und doch ist er es“, erwiderte Jenna und steckte das Handy wieder ein „das Gesicht werde ich nie vergessen, auch wenn es etwas schmaler geworden ist. Kein Wunder, dass ihn keiner erkannt hat. Der Gute hat im Knast anscheinend fix an sich gearbeitet“.
„Was hast Du jetzt mit ihm vor?“, fragte Joe, und auch Lucy, der die ganze Sache nicht geheuer war, wollte wissen wie es weitergehen sollte.
„Das lasst mal meine Sorge sein“, sagte Jenna mit einem Lächeln, das einen Vulkan zum Erkalten gebracht hätte, „zunächst mal müssen wir den Burschen reisefertig machen und dafür sorgen, dass die jungen Leute nichts von ihm zu hören bekommen“.

Anna saß in der Küche und wartete darauf, dass die drei anderen wieder heraufkamen. Ihre Herrin war als Letzte in den Keller gegangen, und seitdem war schon fast eine Stunde vergangen. Das konnte nur bedeuten, dass etwas Außergewöhnliches passiert war. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. Von Anfang an war ihr Mistress Jennas Idee suspekt gewesen, dem Mann eine Falle zu stellen. Anna war überzeugt, dass das mit der Tür ein Zufall gewesen sein musste. Doch die Herrin hatte sich nicht davon abbringen lassen, auf ihrer Vermutung zu beharren, den Kerl dort unten vorzufinden.
„Wenn ich mich irre, spielen wir eben ein bisschen“, hatte sie gesagt, und so langsam dämmerte es Anna, dass man im Keller fündig geworden sein könnte, denn sonst hätte die Herrin sie sicher schon längst geholt.
Als plötzlich auch noch ein Auto vorfuhr, wurde ihr klar, dass der Eindringling, wer immer es sein mochte, in die Falle getappt war. Anna wusste bis heute nicht, wer der Mann war, den ihre Herrin suchte. Bei dem Thema hatte es Mistress Jenna immer nur bei Andeutungen belassen. Diese Andeutungen waren es auch, die Anna nun sehr nervös werden ließen, und als Blake Dooley und sein Schatten aus dem Wagen stiegen, wusste Anna instinktiv, dass sich ihr Leben, und das ihrer Herrin verändern würde.
„Am anderen Ende des Flurs“, sagte sie, als Blake seinen Kopf durch die Küchentür steckte, „im Keller“.

Ganz allmählich kam Harry wieder zu sich. Das Erste, was er neben den fürchterlichen Kopfschmerzen bemerkte, war der widerliche Geschmack in seinem Mund und die Tatsache, dass er nichts sehen konnte. Er versuchte, den Klumpen, der seine Mundhöhle ausfüllte, auszuspucken, doch das ließ sich absolut nicht bewerkstelligen. Erst dann erkannte er, dass er sich nicht bewegen konnte.
Sein ganzer Körper schien von irgendetwas umwickelt zu sein. Fest umwickelt! Harry fand seine Hände auf dem Rücken fixiert, aber auch seine Oberarme und die Beine waren bewegungsunfähig zusammengeschnürt. Über seinen Kopf hatte man offensichtlich einen dunklen Sack oder etwas Ähnliches gestülpt. Entsetzt erkannte er, dass er hoffnungslos gefesselt war. In der Gewalt der Schwester seiner Opfer und der unbekannten Schönheit, die ihm den Schlag auf den Kopf verpasst hatte. Harry wollte nach dem Jungen rufen, der musste ihm doch helfen, er war ja schließlich sein Vater. Doch alles, was Harry zustande brachte, war ein unverständliches Brummeln. Mehr ließ der fachmännische Knebel nicht zu.
„Er kommt zu sich“, hörte er die Blonde sagen, „Du solltest jetzt hinauf zu Anna gehen, Joe. Wir schaffen das hier schon“.
„Okay“, sagte der Junge, „das ist mir auch lieber. Ich will gar nicht wissen, was ihr mit dem Schwein vorhabt“.
Wie redest Du denn von mir? Dachte Harry und versuchte erneut, sich verständlich zu machen. Konnte es wirklich sein, dass der Junge ihn so abgrundtief hasste?
„Ich will das auch nicht wissen“, sagte die Johannsen, „ich gehe mit Joe. Ich hoffe, Du weißt, was Du tust. Aber bitte tue nichts, was schwerwiegende Folgen haben könnte. Ich könnte es nicht ertragen, dass meine eigene Tochter sich in Schwierigkeiten bringt“.
Die Tochter? Harry verstand gar nichts mehr. Die Blonde war die Tochter der Johannsen? Und die hatte hier die Fäden in der Hand? Was ging hier vor? Was wollte die denn von ihm? Er zermarterte sich das Hirn, um irgendeine plausible Erklärung zu finden, als sie anfing, zu ihm zu sprechen.
„Ich habe lange auf diesen Tag gewartet“, sagte sie leise, „Du hast das einmalige Glück, Mistress Divine kennenzulernen. Ich werde Dir alle Freuden bereiten, die eine Göttin schenken kann. Du bist ein Glückspilz“.
Dann hörte Harry schwere Schritte die Treppe hinunterkommen und eine seltsam klingende Fistelstimme fragen: „Ist er das?“.
Er sah nicht das Nicken der Göttin, doch er spürte den Stich in seinem Arm, bevor er in eine tiefe Ohnmacht fiel.

Oho, dachte Jessica, der bleibt aber lange weg. So langsam wurde es unbequem. Nicht die Spreizhaltung, die sie auf Grund der Hand-und Fußfesseln einnehmen musste. Das hätte sie noch tagelang ertragen. Nein, der Knebel war es, der ihr zu schaffen machte. Ihr Kiefer schmerzte mittlerweile ganz erbärmlich, und sie sabberte unaufhörlich ins Kissen.
Dass ihr Angebeteter eine Weile fort sein würde, war ihr ja klar gewesen. Doch nun war er schon verdammt lange weg. Zumindest kam es ihr so vor, und Jessica bereute schon ihre in höchster sexueller Erregung getroffene Entscheidung, so auf ihn warten zu wollen. Hätte Blake ihr doch wenigstens den Knebel abgenommen. Oder die Augenbinde. Scheiße, dachte sie, das kommt davon, wenn das Hirn zwischen die Beine rutscht, statt im Kopf zu bleiben.
Zu Anfang war es ja ganz wunderbar gewesen. Die Vorstellung, die nächsten Stunden hilflos zurückgelassen zu sein, hatte ihre Fantasie beflügelt und ihr zu wahren Höhenflügen verholfen. Doch wie meistens in solchen Fällen, war die Erregung irgendwann abgeklungen und dem Wunsch nach Befreiung gewichen. Oder wenigstens nach einer gewissen Erleichterung. Und wenn sich ein solcher Gedanke erst einmal eingeschlichen hatte, wurde es meist unbequem. Das Einzige, was Jessica  tröstete, war die Aussicht auf die zu erwartende Belohnung. Und die hätte sie jetzt dringend gebrauchen können.
Endlich hörte sie ihn die Treppe hinaufeilen. Gott sei Dank, dachte Jessica, das wurde auch Zeit.
Es klingelte an der Wohnungstür. Was soll der Quatsch, Du Blödmann, dachte Jessica und brüllte in den Knebel, Du weißt doch, dass ich nicht aufmachen kann. Komm einfach rein und gib mir, was ich brauche.

Und das hätte Blake auch liebend gerne getan. Dummerweise hatte er den verdammten Schlüssel nicht dabei. Der hing an seinem Schlüsselbund, das wiederum in seiner Jacke steckte, die er bei der schweißtreibenden Aktion ausgezogen und im Auto vergessen hatte. Mitsamt seinem Handy. Und Burt, der ihn vor Jessicas Wohnung abgesetzt hatte, war natürlich schon weg.
So ein Humbug, dachte er, als er gerade erneut klingeln wollte, die gute Jessica konnte ihm ja gar nicht öffnen. Was nun? Kein Schlüssel, kein Telefon, Burt unterwegs und drinnen eine inzwischen seit fast fünf Stunden gefesselte und geknebelte Frau. Nützt nichts, dachte Blake, ich muss in die Hufe kommen. Eiligst rannte er wieder die Treppe hinab.

Was macht er jetzt denn? Haut einfach wieder ab? Ja, ist er denn vollkommen bescheuert? Jessica konnte nicht glauben, was sie hörte. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Wusste der Trottel denn nicht, wie es ihr hier drinnen erging? Das konnte doch wohl nicht wahr sein.

Harry Milfort erwachte nur langsam aus der Bewusstlosigkeit, in die ihn die Spritze geschickt hatte. Er konnte sich zunächst überhaupt nicht daran erinnern, was passiert war. Orientierungslos blickte er sich blinzelnd um. In seinem Dämmerzustand glaubte er, schemenhaft Gitterstäbe zu erkennen. Das kam ihm irgendwie vertraut vor. Na klar, er saß ja im Knast. Da konnte er sich ja nochmal umdrehen und weiterschlafen. Wenn nur die Kopfschmerzen nicht wären. Unwillkürlich fasste sich Harry an den Kopf, wo er einen dicken Verband spürte. Anscheinend war er in der Krankenabteilung…Moment mal…Krankenabteilung? Knast? Er war doch…oder nicht? Aber natürlich…er war doch gar nicht mehr im Knast…er war doch längst wieder frei.
Allmählich kam die Erinnerung zurück. Die Entlassung, der Puff, das schäbige Hotelzimmer, Court Jester, das Fahrrad, sein Junge, die Farm…die Farm…was war noch mit der Farm? Hier riss der Erinnerungsfaden ab. Irgendetwas war passiert auf der Farm. Aber was?
Harrys Blick wurde wieder etwas klarer. Er schielte noch ein bisschen, doch allmählich konnte er seine Umgebung erfassen, was nicht besonders schwer war. Es gab nicht übermäßig viel zu erfassen. Eigentlich gar nichts. Nur kahle Wände, ein kleines Waschbecken und eine Gittertür. Kein Stuhl, kein Bett, kein Tisch.
Alarmiert versuchte Harry sich zu erheben und stolperte über die am Boden liegende Matratze. Beinahe wäre er mit seinem ohnehin schwer lädierten Schädel gegen den danebenstehenden Eimer geknallt. Was war das hier? Wo war er hier? Eine schlimme Ahnung beschlich ihn. Hatte er etwas angestellt? War er doch wieder im Knast? Egal, er war einfach nur müde. Harry robbte zur Matratze, rollte sich in die Wolldecke ein und schlief erst mal eine Runde.

Das hätte Jessica auch gerne getan, doch das wollte ihr einfach nicht gelingen. Es war schon wieder eine kleine Ewigkeit vergangen, seit ihr bekloppter Liebhaber geklingelt hatte. Die Schmerzen in ihrem Kiefer waren mittlerweile fast unerträglich geworden. Wenn der Idiot nicht bald auftauchte, würde sie womöglich noch in Panik geraten.
Doch soweit kam es zum Glück nicht. Wieder hörte sie die eiligen Schritte im Treppenhaus, und bald danach stand Blake auch schon in ihrem Zimmer und beugte sich liebevoll über sie.
„Tut mir Leid, Süße“, sagte er und nahm ihr endlich den elenden Knebel ab, „hat etwas länger gedauert“.
„Bist Du irre?“, würgte Jessica unter Schmerzen hervor, „was hast Du denn so lange gemacht?“.
„Wir haben ein wichtiges…äh…Paket abgeliefert“, sagte Blake, „ich kann gut verstehen, wenn Dir inzwischen die Lust auf Sex vergangen ist“.
„Vergangen?“, schimpfte Jessica, „Du bist wohl verrückt. Ich quäle mich hier stundenlang rum, und Du redest hier so einen Stuss. Jetzt sieh zu, dass Du in Wallung kommst. Und gib Dein Bestes, mein Lieber. Nach so einer Nacht will ich keinen Grund zum Klagen haben“.
„Keine Sorge, mein Täubchen“, sagte Blake und riss sich die Kleider vom Leib, „den werde ich Dir nicht geben“.

Deng…deng…deng…rrrrrrrreeeeennnnng!
Zeit zum Aufstehen? Essensausgabe? Gottesdienst?
So ganz genau wusste Harry das nicht. Auf jeden Fall riss es ihn aus dem Schlaf. Noch immer etwas benommen, öffnete er die Augen. Das Schielen war vorüber. Harry konnte klar sehen, und auch die Kopfschmerzen waren weitestgehend abgeklungen.
„Ausgeschlafen?“, hörte er eine Stimme hinter sich. Schwerfällig drehte er sich um und sah zunächst nur High-Heels und die darin steckenden Beine hinter den Gitterstäben. Langsam wanderte Harrys Blick die Beine hinauf, bis er die ganze Frau sehen konnte, die mit verschränkten Armen auf der anderen Seite der Gittertür stand.
Offensichtlich eine Traumfrau, und auch wenn sie eine Maske trug, glaubte Harry, die blonde Schönheit zu erkennen…die blonde Schönheit. Richtig. Jetzt erinnerte er sich wieder. Er war in eine Falle getappt. Saudumm! Wie ein blutiger Amateur. Und das nur, weil er seinen Jungen in Gefahr geglaubt hatte. Wie hatte er nur so naiv sein können?
„Wer sind Sie?“, fragte er mit belegter Stimme, „Wo bin ich hier? Was wollen Sie von mir?“.
Die Traumfrau spazierte  aufreizend langsam am Gitter entlang und wieder zurück, wobei sie einen Gummiknüppel sachte über die Stäbe gleiten ließ.
„Eine Menge Fragen auf einmal“, sagte sie mit schnurrender Stimme, und in Harrys Radler-Hose regte sich, trotz der unwirklichen Situation, sein kleiner Freund…wollte sich regen, traf es wohl eher, denn irgendetwas hinderte ihn daran, sich zu entfalten. Harry sah an sich hinab. Entsetzt fasste er sich in die Hose.
„Was ist das?“, brüllte er die Frau an.
„Noch eine Frage“, sagte sie ungerührt, „welche soll ich denn zuerst beantworten?“.
„Lass den Unsinn, Du verdammte Nutte“, schrie Harry, „sag mir sofort, was hier los ist“.
Sie wandte sich zum Gehen.
„Hey, was soll das? Bleib hier, verdammt“.
„Ich rede nicht mit vulgären Menschen, die keinen Respekt haben“, sagte die Frau und ging zur Schleuse.
„Moment“, rief ihr Harry nach, „schon gut, schon gut. Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen“.
„Ich höre“, sagte sie und blieb stehen.
„Bitte“, sagte Harry kleinlaut.
„Na also“, sagte die Traumfrau und drehte sich wieder zu ihm um, „geht doch.“
Ganz langsam, fast schwebend, trat sie wieder an das Gitter. Harry rappelte sich mühselig auf. Er war noch leicht schwindelig. Er konnte ihr jetzt direkt in die, von der Maske umrahmten, grünen Augen sehen. Was für eine Erscheinung, dachte er. Wenn die Situation nicht so verfahren wäre, hätte er großen Gefallen daran gefunden. So wie sein kleiner Freund, der sich verzweifelt bemühte, in Nahkampfstellung zu kommen.
„Also“, sagte sie, „welche Frage zuerst?“.
„Ähm“, Harry wusste nicht so recht, wie er anfangen sollte, doch sein kleiner Freund hatte die dringendste aller Fragen, und so entschied sich Harry, diese zuerst zu stellen.
„Was…was ist das?“, fragte er und zeigte auf das Ding in seiner Radler-Hose.
„Ein CB 6000“, sagte sie, „eine wunderbare Erfindung, nicht wahr?“.
„Ich verstehe nicht ganz“, meinte Harry unsicher, „wozu soll das gut sein?“.
„Das hält Dich davon ab, Dir Befriedigung zu verschaffen“, lächelte die Traumfrau, „und damit kommen wir auch schon zu den zwei goldenen Regeln“.
„Was…?“.
„Regel Nummer eins“, sagte sie, immer noch lächelnd, „solange Du in der Zelle bist, wirst Du keusch leben…“.
Harry musste schlucken. Er war doch schon jetzt scharf wie eine frisch gewetzte Machete.
„…Regel Nummer zwei…“.
Das Adrenalin schoss in sein Blut…
„…Du wirst die Zelle nicht verlassen. Nächste Frage“.
Harry geriet außer Rand und Band. Am liebsten hätte er die Frau gepackt und sich sofort über sie hergemacht, um ihr mal zu zeigen, wie es ist, von einem ganzen Kerl durchgevögelt zu werden. Dummerweise stand er hier hinter der beschissenen Gittertür und sie davor. Darum riss er sich zusammen und fragte artig:
„Was ist das hier?“.
„Was ist das hier, Herrin“, antwortete die Lady.
„Wie bitte?“. Mit der Antwort konnte Harry überhaupt nichts anfangen.
„Was ist das hier, Herrin“, wiederholte sie, und Harry begann, zu begreifen.
„Okay, okay“, sagte er und räusperte sich, „was ist das hier…ähm…Herrin?“.
Doch die schien gar nicht zufrieden zu sein. „Noch einmal“, befahl sie.
Harry schloss kurz die Augen. Ruhig bleiben, Junge, dachte er, ganz ruhig bleiben.
„Was bitte ist das hier, Herrin?“, fragte er noch einmal, und diesmal schien die Lady zufrieden zu sein.
„Das ist ein Gefängnis“, sagte sie seelenruhig, „ich dachte, das sieht man“.
„Allerdings“, sagte Harry, „das sieht man. Aber was für ein Gefängnis?“.
„Herrin“, sagte sie eiskalt. Harry musste seinen Ärger herunterschlucken.
„Was für ein Gefängnis ist das hier, bitteschön, Herrin?“. Flüssig kam das nicht gerade über seine Lippen.
„Das Gefängnis am grauen Wald“, sagte die Lady, „das muss Dir an Information genügen. Du wirst es sowieso nicht mehr verlassen“.
Gefängnis am grauen Wald? Nicht mehr verlassen? Was sollte das denn? Wollte sie ihn etwa ewig hier einsperren? In dieser kargen Zelle? Wie ein wildes Tier?
Harry zwang sich, ruhig zu bleiben, was ihm nicht gerade leicht fiel. Sein Herz klopfte bis zum Hals und besonders bis in seinen eingesperrten kleinen Freund.
„Wer sind Sie, Herrin?“, fragte er, „was haben Sie mit mir vor…Herrin?“.
„Zwei Fragen auf einmal?“, lästerte sie, „na gut. Ich werde sie Dir beantworten. Hör gut zu. Ich bin Mistress Divine, merke Dir das gut. Denn so wirst Du mich anreden: Mistress Divine! Ich bin eine Göttin, und Du stehst hier vor dem jüngsten Gericht. Hast Du das soweit verstanden?“.
Nicht ganz, dachte Harry. „Ja, Herrin“, sagte er.
„Gut“, fuhr Mistress Divine fort, „Ich werde Dich vielen Prüfungen unterziehen. Ich werde Dir alle Dinge schenken, die das Leben schön machen. Das erste Geschenk hast Du bereits erhalten“. Sie zeigte auf sein Geschlecht.
Tolle Wurst, dachte Harry, wenn alle Geschenke so waren wie das erste, dann stand ihm hier nicht viel Gutes bevor.
„Du solltest etwas essen“, sagte die Göttin und schob einen Teller mit Brot durch eine Klappe am unteren Rand des Gitters, „damit Du bei Kräften bist, wenn die Göttin Dich besucht“.
Harry sah auf die karge Mahlzeit. Wasser würde er wohl aus dem Waschbecken trinken müssen. Ein kräftiger Schluck Whiskey wäre gewesen, was er jetzt hätte gebrauchen können, aber damit war hier wohl eher nicht zu rechnen. Die Lady machte einen ausgesprochen ernsthaften Eindruck, in dem was sie tat und sagte. Und der Aufwand, den sie anscheinend betrieb, um ihn hier gefangen zu halten, sprach eine deutliche Sprache. So langsam wurde es Harry wirklich mulmig.
„Wenn Du schön artig bist“, erhob die Göttin erneut ihre Stimme, „dann wirst Du auch etwas Richtiges zum Essen bekommen. Für heute muss das reichen, was da ist“.
Harry wusste absolut nicht mehr, was er von der ganzen Sache halten sollte. Das mulmige Gefühl verstärkte sich immens. Man hätte es auch Angst nennen können. Eine seltsame Angst, wie sie ihn bisher noch nie beschlichen hatte. Nicht einmal, als er damals in den Knast musste. Dieses hier hatte eine ganz andere Qualität. In seiner Gefängniszelle hatte er sich einigermaßen sicher gefühlt. In diesem Loch aber drohte ihm Ungemach. Großes Ungemach! Das spürte er geradezu. Die Lady war mit Sicherheit nicht so freundlich und lieb wie sie tat, und wenn sie noch so verdammt geil aussah.
Eine Frage lag Harry noch auf der Seele. Die Frage aller Fragen: Warum? Warum tat sie das?
„Was habe ich getan, Mistress Divine?“, fragte er, „warum bin ich hier?“.
„Das wirst Du noch früh genug erfahren“, sagte sie, „ für heute ist es genug. Ich werde Dich morgen wieder besuchen und Dir ein weiteres Geschenk machen“.
Damit hatte Harry es nicht eilig. Ihm stand der Sinn absolut nicht nach Geschenken.
„Wie ich schon sagte“, flötete die Göttin, „Du bist ein Glückspilz“.

Arnold saß an seinem Arbeitsplatz und grübelte. Er konnte sich einfach nicht auf die Arbeit konzentrieren. Immer wieder wanderten seine Gedanken zurück zu den Geschehnissen vom Wochenende.
Anna hatte nichts davon mitbekommen, was im Keller geschehen war. Als die Herrin zu ihr in die Küche gekommen war, hatte sie ihr befohlen, sich ins Auto zu setzen und zu warten. So war Anna auch entgangen, was Mr. Dooley und sein Leibwächter getan hatten. Sie mussten das Haus durch die Hintertür verlassen haben, denn an der Küche waren sie nicht wieder vorbeigekommen, und ihren Wagen, der ein Stück vom Haus entfernt geparkt gewesen war, hatte Anna nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der war schon weg gewesen, als sie sich in Mistress Jennas Auto gesetzt hatte.
Kurz darauf war auch die Herrin zu ihr in den Wagen gestiegen und losgefahren.
Kein Wort hatte sie zu Anna gesagt. Während der ganzen Fahrt nicht ein einziges Wort. Und Anna hatte nicht gewagt, zu fragen.
Blake Dooleys Wagen hatte schon auf dem Hof gestanden, als sie zuhause angekommen waren, und Anna hatte unverzüglich ihre Kammer aufsuchen müssen.
Den ganzen Sonntag hatte die Herrin sie nicht hinausgelassen, und heute Morgen war ein beunruhigter Arnold zur Arbeit gefahren. Er hatte Angst um ihre Beziehung bekommen. Große Angst. Er ahnte, dass einschneidende Veränderungen auf Anna und Mistress Jenna zukommen würden. Veränderungen, die nicht gut waren. Dunkle Schatten lagen über dem Haus am grauen Wald. So dicht wie der allmorgendliche Nebel. So dicht, dass Arnold sie fast greifen konnte.
Er wusste, dass die Göttin einen Gefangenen hatte. Der Mann war gekommen. Nach all den Jahren, die Mistress Jenna auf ihn gewartet hatte, war er nun an dem Ort, den die Göttin für ihn hatte bauen lassen. Arnold wusste genau, dass  ihm und Anna eine schwere Zeit bevorstand. Er war sich sicher, dass sie die Aufmerksamkeit der Göttin verlieren würden. Eine schlimme Aussicht. Und weder Arnold noch Anna würden daran etwas ändern können. Jedenfalls nicht alleine. Sie würden sich Hilfe holen müssen. Aber wo? Wem konnten sie sich anvertrauen? Wer wusste, wer der Mann war, der seit dem frühen Sonntagmorgen im Haus war? Lucy und Joe natürlich. Aber ob die etwas sagen würden?

„Was ist denn los mit Dir?“, fragte Christine, die Arnolds trübe Stimmung schon den ganzen Vormittag bemerkt hatte und nun zu ihm herübergekommen war. Arnold war so in Gedanken versunken, dass er erschrak, als sie ihn ansprach.
„Oh, hallo Christine“, sagte er traurig, „ich…äh…fühle mich heute nicht besonders gut. Ich glaube, etwas ist mir auf den Magen geschlagen“.
„Du Armer“, sagte Christine besorgt, „willst Du nicht lieber den Rest des Tages freinehmen? Du solltest einen Arzt aufsuchen. Wie ich gehört habe, geht ein Virus um. Nicht, dass Du mir noch die ganze Belegschaft ansteckst. Ashton hat heute auch schon über Bauchschmerzen geklagt“.
„Nein, nein“, sagte Arnold schnell, „so schlimm ist es wohl nicht. Bauchschmerzen habe ich keine. Aber…“. Arnold kam eine Idee.
„Ja?“.
„Könnte ich vielleicht einmal mit Ashton sprechen?“, fragte er, „ich müsste ihn dringend etwas fragen“.
„Ashton?“, fragte Christine verwundert, „ja, sicher kannst Du das. Er ist allerdings heute geschäftlich unterwegs. Wenn Du willst, kann ich Dir seine Handynummer geben. Aber er wird erst abends erreichbar sein. Tagsüber ist er sehr beschäftigt“.
„Äh…nein“, sagte Arnold abwinkend. Das würde ihm nichts nützen. Abends war Anna ja in der Kammer, und ein eigenes Handy hatte sie gar nicht.
„So eilig ist es nicht“, sagte er, „können Sie ihm nicht sagen, dass er mich hier in der Firma anrufen möchte, wenn er wieder da ist?“.
„Klar kann ich das“, sagte Christine, „aber hast Du nicht eben gesagt, dass es dringend ist?“.
„Äh…ja“, stotterte Arnold, „eigentlich schon, aber so dringend nun auch wieder nicht. Es würde schon reichen, wenn ich Ashton in den nächsten Tagen sprechen könnte“.
„Na schön“, meinte Christine, „wie Du willst. Aber Du solltest dir wirklich überlegen, ob Du nicht lieber doch ein paar Stunden freinehmen willst. Du siehst gar nicht gut aus, und das…“, Christine beugte sich etwas zu ihm hinunter und senkte die Stimme, „…passt doch nicht zu einem hübschen Mädchen“.

Auf der Farm ging alles seinen gewohnten Gang. Niemand von den jungen Leuten hatte etwas von der nächtlichen Aktion mitbekommen. Nur dass Jenna und Anna am Sonntag nicht mehr dagewesen waren, hatten einige der Jugendlichen bedauert. Doch das hatten Joe und Lucy leicht damit erklären können, dass die beiden sowieso nur für den Auftakt des Ferienlagers eingeplant gewesen waren.
Joe war irgendwie froh, dass der Kerl ihn nun wohl nicht mehr belästigen würde. Da vertraute er Jenna voll und ganz. Wie sie das anstellen würde, war ihm völlig egal, und so widmete er sich zufrieden seinen jungen Gästen.
Lucy jedoch dachte da ganz anders. Sie befürchtete, dass ihre sonst so besonnene Tochter eine Dummheit begehen könnte, und sie machte sich große Sorgen. Am liebsten wäre sie nach Newport gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. Doch das war unmöglich, solange das Ferienlager lief, und so beschloss sie, Jenna am Abend anzurufen, um sich nach Harry Milforts Verbleib zu erkundigen. Ihr war schon am Samstag nicht wohl bei der Sache gewesen, doch ihre Tochter hatte ihr versichert, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Überzeugt hatte Lucy das nicht. Die Penetranz jedoch, mit der der Mann Joes Nähe gesucht hatte, war ihr allerdings auch nicht geheuer gewesen. Immerhin war der Mistkerl in ihr Haus eingedrungen, was sie zu dem Schluss hatte kommen lassen, dass Harry Milfort immer noch eine ernsthafte Gefahr darstellte, der man sich stellen musste. Nur das Wie war Lucy zumindest etwas unkonventionell vorgekommen. Sie hoffte sehr, dass Jenna nichts Unvernünftiges tun würde.

Die ließ sich absolut nichts anmerken. Gutgelaunt war sie morgens ins Büro gefahren und hatte mit Lyndon den Terminplan besprochen. Dann hatte sie sich einige Objekte angesehen, einem jungen Ehepaar zu einer Wohnung verholfen und ein Haus an den Mann gebracht. Ein guter Tag. Nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas anders war als sonst. Um 18.00 Uhr fuhr sie nachhause und rief Mira an. Anna ließ sie erneut unbeachtet in ihrer Kammer.
„Jenna, was kann Deine alte Freundin für Dich tun?“, fragte Mira, „brauchst Du mal wieder eine kleine Session?“.
„Genau das“, antwortete Jenna, „deswegen rufe ich an. Ist Tanya da?“.
„Ja klar“, Sagte Mira, „Du weißt doch, dass ich mich zurückgezogen habe. Sie hat aber nicht viel zu tun. Montag eben. Komm doch vorbei. Uns wird schon was für Dich einfallen“.
„Ich brauche es heute etwas härter“, sagte Jenna ernsthaft, „ich habe etwas getan, was nach Strafe schreit“.
„Oh, oh. Das hört sich nicht gut an“, sagte Mira kopfschüttelnd, „so etwas hast Du ja noch nie gesagt. Schwebt Dir was Besonderes vor?“.
„Ich möchte, dass Du mir das schlechte Gewissen hervorprügelst“.
„Nanu“, das erstaunte Mira denn doch, „das schlechte Gewissen? Dann scheinst Du ja etwas richtig Böses getan zu haben. Darf man fragen, was es war?“.
„Ich habe Anna vernachlässigt“, sagte Jenna, „und tue es immer noch“.
„Oha“, sagte Mira lachend, „und ich habe schon geglaubt, es wäre etwas Ernstes“.
„Das ist ernst“, protestierte Jenna, „sehr ernst sogar. Sie leidet, und ich beachte sie nicht“.
„Na, dann komm mal rüber“, sagte Mira, „ich werde etwas vorbereiten“.
„Ich komme“, sagte Jenna erfreut, „wird etwa eine Stunde dauern. Ich muss noch kurz etwas erledigen“. Sie legte auf und griff sich das Tablett mit dem Abendessen für ihren Gefangenen. Der Gute musste dringend etwas in den Magen kriegen, bevor er ihr noch schlapp machte. Auf die Geschenke konnte er bis morgen warten. Heute brauchte Jenna selbst Strafe. Es konnte doch nicht sein, dass sie ungestraft ihren kleinen Liebling vernachlässigte.

Harry musste wirklich dringend etwas essen. Er war halb am Verhungern. Seine Kerkermeisterin hatte sich seit Ewigkeiten nicht mehr sehen lassen. Und das war auch das Schlimmste an seiner Situation. Sie hatte ihm die Uhr abgenommen. Es brannte die ganze Zeit ein schummeriges Licht, so dass Harry keine Möglichkeit hatte, festzustellen wie viel Zeit vergangen war. Ja, er hatte nicht einmal eine Ahnung davon, welche Tageszeit es überhaupt gerade war. Das war wirklich grausam. Die Zeit schlich in seinem kargen Verließ dahin, ohne dass er ein Gefühl dafür hatte. Nur sein beißender Hunger sagte ihm, dass er schon eine ganze Weile hier sein musste. Zwischendurch hatte er etwas geschlafen und war dabei von üblen Alpträumen geschüttelt worden, weshalb er sich wie gerädert fühlte, als er endlich das Klacken ihrer Schritte vernahm.
„Weg vom Gitter“, sagte sie, als sie durch die Schleuse trat, „an die Wand“.
Harry tat lieber gleich, was sie verlangte. Sie hatte ihm bereits gehörig Respekt eingeflößt. Wortlos stellte er sich an die Wand.
Dieses Mal war sie, bis auf die Maske, ganz normal gekleidet. Schlicht aber elegant.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Dich“, sagte Mistress Divine, während sie das Tablett durch die Klappe schob, „die gute ist, dass Du heute etwas Anständiges zu essen bekommst“.
„Danke, Mistress Divine“, sagte Harry, „ich dachte schon, Sie wollten mich verhungern lassen“.
„Wo denkst Du hin?“, sagte sie süffisant, „ich bin doch kein Unmensch. Ich will, dass es Dir gut geht. Du hast eine lange Reise vor Dir, mit ganz wunderbaren Spielen. Und dafür musst Du fit sein“.
Harry mochte sich gar nicht vorstellen, was für Spiele das sein würden, und er fragte auch lieber nicht danach. Wahrscheinlich würde ihn die schlechte Nachricht davon in Kenntnis setzen, das beunruhigte ihn schon genug. Seltsamerweise schien seinen kleinen Freund diese Beunruhigung überhaupt nicht zu stören. Er meldete sich mit unverkennbarer Freude, allerdings ohne Erfolg, was Harry ganz und gar nicht gefiel. Das war ein ausgesprochen frustrierendes Gefühl.
„Die schlechte Nachricht“, fuhr Mistress Divine fort, „ist, dass Du noch einen Tag auf Dein neues Geschenk warten musst. Ich habe heute keine Zeit für Dich“.
Gottseidank, dachte Harry, zwei gute Nachrichten. Die Alte musste ganz schön verrückt sein, das als schlechte Nachricht zu bezeichnen. Die war offenbar ohnehin total verrückt. Das zeigte ihm schon die Tatsache, dass sie ihn hier in diesem unheimlichen Gemäuer festhielt.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und ließ ihn wieder allein. Harry sah ihr nach, bis die Frau die Schleuse passiert hatte und hinter der dicken Stahltür verschwunden war. Dann machte er sich hungrig über das Essen her.

Anna sah auf die Uhr. Nichts rührte sich, obwohl es schon fast 20.00 Uhr war. Offensichtlich würde die Herrin sie erneut nicht aus der Kammer holen. So langsam machte sich Verzweiflung in ihr breit. Was sollte sie nur tun? Was konnte sie überhaupt tun? In ihrer Kammer war sie abgeschnitten von der Welt, und auch der Computer hatte keinen Internetzugang. Er war nicht mehr als ein veraltetes Spielzeug. Anna hatte keinerlei Möglichkeiten, die Dinge zu beeinflussen, die um sie herum geschahen… Aber Arnold. Er könnte vielleicht etwas herausfinden, was ihr helfen könnte. Zumindest könnte er etwas herausfinden, was Anna helfen würde, zu verstehen. Und das wollte sie. Unbedingt. Sie wollte verstehen, was die Herrin dazu trieb, einen fremden Mann gefangen zu halten. Und warum es ihr so wichtig war, dass sie sogar jahrelang darauf gewartet hatte.
Anna fasste einen Beschluss, den sie normalerweise niemals gefasst hätte. Es half nichts. Ungewöhnliche Situationen erforderten ungewöhnliche Maßnahmen.

„Du kannst direkt nach oben gehen“, sagte Tanya, nachdem sie Jenna herzlich begrüßt hatte, „Mira wartet schon, und ich komme auch gleich. Ich glaube, Du solltest Dich auf einiges gefasst machen. Wenn ich Mira richtig verstanden habe, wird das heute kein Zuckerschlecken“.
„Das soll es auch nicht“, sagte Jenna, „nicht heute. Heute ist vielleicht das Letzte Mal, dass ich zu Euch komme“.
Mit diesen Worten ließ Jenna die verdutzte Tanya stehen und stieg die Treppe hinauf.

Mira war bereits im roten Salon. Sie hatte sich nicht in die typischen Domina-Sachen gekleidet. Sie wusste, was Jenna liebte und sich deshalb ein kurzes Kleid aus weißem Seidenchiffon angezogen, das über Brust und Knien schräg geschnitten und mit zarten Volants besetzt war. Dazu trug sie weiße Sandaletten-High-Heels mit Fesselriemchen. Der Stoff des Kleides fühlte sich wunderbar zart an, und Mira hoffte insgeheim, dass ihre Freundin sie berühren würde. Doch das war wohl eine eher vage Hoffnung. Jenna hatte sich etwas seltsam angehört und um eine besonders harte Gangart gebeten. Die wollte ihr Mira auch zukommen lassen, und vielleicht ergab sich dabei ja die Gelegenheit zum zärtlichen Kontakt, wenn das Mädchen Trost brauchte. Mira wusste natürlich genau, wie so etwas ging, und sie nahm sich vor, alle Register ihrer Erfahrung zu ziehen, um Jenna und sich selbst ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten.
Sie setzte sich auf den Thron, schlug die Beine übereinander und wartete auf ihren kleinen Liebling, während ihre Gedanken zu jenem Tag zurückwanderten, als Jenna Carson das erste Mal vor ihrer Tür gestanden hatte. Ein Geschenk Gottes, das Mira viel Glück gebracht hatte. Aber auch Schmerz, als sie hatte erkennen müssen, dass das geliebte Wesen für jemand anderen bestimmt war.
Und wegen dieses, oder viel mehr dieser anderen wollte sie heute gezüchtigt werden. Wie viel Liebe musste in dieser wunderbaren Frau, auch nach all den Jahren, noch sein, dass sie sich hierher begab, um sich für die Vernachlässigung ihrer Sklavin bestrafen zu lassen?
Und einmal mehr wurde es Mira klar, was für ein ganz besonderer Mensch ihr geliebtes Mädchen war. So stolz und stark, und dabei doch so zart und zerbrechlich.
„Zieh Dich aus“, sagte sie, ohne ein Wort der Begrüßung, als Jenna durch die Tür trat, „ich will alles. Deine ganze Haut“.
„Ja, Herrin“, sagte Jenna und ließ alle Hüllen fallen.