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Autor Thema: Die wundersame Wandlung einer missratenen Tochter (Teil 60 - 68)  (Gelesen 5371 mal)
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viper2606
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« am: Mai 22, 2011, 05:14:53 pm »

Teil 60

Lang und ausführlich erklärte Monika dem Anwalt ihre Absicht: Sie wollte im Land der alten Dörfer eine Käserei aufbauen. Die Kosten für das Gebäude sowie für die Einrichtung wollte sie selbst übernehmen, Meyerdirks sollte die Sachen besorgen, aber vor allen Dingen musste sie das Einverständnis des Rates haben, von ihrem zukünftigen Ehemann und dessen Eltern ganz zu schweigen.

Wenn Meyerdirks der Sache am Anfang auch etwas skeptisch gegenüberstand, so erwärmte er sich nun mehr und mehr, die Sache mache Sinn, meinte er. Es würde zumindest einen Teil der doch recht aufwendigen Transportkosten für die Milch einsparen, zudem wäre für einen guten Käse auch ein guter Preis zu erzielen.

Über eine Stunde lang hatten die beiden sich unterhalten, da kam einer der Matrosen mit dem neuen Mädchen im Schlepptau in die Messe, um sie dort bei der Bank wieder anzuketten. „Tut mir leid, dass ich stören muss, doch der Wind frischt auf und darum muss das Mädchen vom Deck weggebracht werden.“ sagte er entschuldigend. „Das macht nichts,“ gab Meyerdirks zurück,“ wir hatten unsere Unterhaltung gerade beendet.“

Während der Matrose und der Anwalt wieder an Deck gingen, kümmerte sich Monika um die Neue: „Möchtest du jetzt vielleicht eine Muck Tee trinken?“ fragte sie. Doch die sah sie nur mit giftigem Blick an und schwieg.

„Nun sei doch nicht so störrisch, es hilft dir doch alles nichts, für mindestens ein Jahr lang hast du dich unterzuordnen, und je eher du dich einfügst, um so schneller hast du es auch überstanden. Aber jetzt werde ich dir doch erst einmal eine heiße Muck Tee bringen, du zitterst ja vor Kälte.“

Die Neue sagte nichts, doch Monika ging in die Kombüse, schenkte eine Muck Tee ein und brachte die Henkeltasse zu dem angekettetem Mädchen. „Trink den Tee, er wird dir gut tun,“ sagte sie zu ihr und ging zurück in die Schiffsküche, um den Rest Geschirr abzuwaschen und aufzuräumen.

Als sie nach einer Weile in die Messe zurückkam, fand sie die Henkeltasse zerschlagen am Boden liegen. „Warum hast du das gemacht, ich habe es doch nur gut gemeint mit dir.“ Doch die Neue riss an ihrer Kette und schrie sie an: „Ihr seid doch alle bescheuert hier, so etwas wie hier kann es nur in einem Horrorfilm geben, aber doch nicht in der Wirklichkeit. Ich will sofort von diesem Scheißschiff runter, ich zeig euch alle an.“

Monika sagte nichts, holte einen Besen und ein Kehrblech und fegte die Scherben zusammen. Als sie dann auch den verschütteten Tee aufgewischt und den Eimer und Feudel wieder zurückgebracht hatte, setzte sie sich neben das neue Mädchen hin. „Pass gut auf, Mädchen, ich werde dir jetzt einmal etwas erzählen.“ „Ich habe einen Namen, du blöde Kuh, hör auf mich mit „Mädchen“ anzusprechen, das kann ich auf den Tod nicht ab.“

„Dein Name wird für mindestens 10 Monate einfach nur „Mädchen“ sein,“ erklärte Monika ihr ganz sanft, „du wirst in ein Land gebracht, in dem sich jemand, der mit seinem Namen angesprochen werden möchte, diese Ehre erst verdienen muss. Außerdem kannst du dich gleich daran gewöhnen, mich mit Jungfer Wattjes anzusprechen, sonst könntest du alleine schon dadurch Ärger bekommen.“

„Ich lach mich tot, „Jungfer Wattjes“ soll ich zu dir sagen, du hast sie doch nicht mehr alle im Gehirnkasten.“ „Für dich bin ich Jungfer Wattjes, und du hast mich zu Siezen, halte dich daran, denn dort wo du jetzt hinkommst, lernt man gutes Benehmen notfalls auch durch die Peitsche.“

„Das glaube ich jetzt nicht, willst du im Ernst behaupten, jemand würde mit einer Peitsch auf mich losgehen?“ Monika stand auf, sah ihr fest in die Augen und verpasste ihr eine deftige Ohrfeige. Das Mädchen schrie überrascht auf, doch Monika sagte ruhig: „Habe ich dir nicht gerade eben erklärt, wie du mich anzusprechen hast?“

„Du hast kein Recht mich zu schlagen, was fällt dir eigentlich ein?“ rief sie wutentbrannt, doch im gleichen Augenblick hatte sie sich die zweite Ohrfeige eingefangen. „Wir können von mir aus gerne so weitermachen,“ meinte  Monika, „doch wenn meine Hände anfangen weh zu tun, rufe ich die Mannschaft, die dich an den Mast binden und dann auspeitschen wird.“

Die Neue sah sie mit großen Augen an und begriff ganz langsam, dass es wohl besser wäre sich zu fügen, diese Jungfer Wattjes würde ihre Worte wahr machen und sie tatsächlich an den Mast binden lassen.

„Soll ich dir mal was erzählen, Mädchen? Wenn du dich fügst, tust, was man dir sagt, und wenn du dich wirklich ordentlich und anständig benimmst, hast du nichts zu befürchten. Es muss jetzt ungefähr zwei Jahre her sein, da war ich, genau wie du jetzt, hier in der Messe an der gleichen Stelle angekettet, und ich habe mich genau so gewehrt wie du.“ „Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Jungfer Wattjes, können Sie mir noch mehr darüber erzählen?“ fragte die Neue, die jetzt überhaupt nicht mehr wusste, was sie von der ganzen Sache halten sollte.

Advokat Meyerdirks, der inzwischen wieder in die Messe gehen wollte, dann aber dem Gespräch vom Niedergang her zugehört hatte, dachte mal wieder bei sich: „Diese Monika ist in der Tat eine außergewöhnliche junge Frau, in der Tat, außergewöhnlich! Wenn wir in zwei Stunden die Tjalk verlassen, hat sich die Neue schon mit ihrem Schicksal abgefunden.“

Damit hätte er vielleicht auch Recht gehabt, nur trat auf einmal ein Riesenproblem auf, mit dem keiner gerechnet hatte.


Teil 61

Laute Kommandos waren auf einmal auf dem Deck zu hören: Segel einholen, Sturmsegel setzen, Bullaugen verschalen, usw., auf Monika kapierte schnell, was da auf sie zukommen würde und verstaute alle beweglichen Gegenstände in Kisten und Schubladen.

Einer der Matrosen kam nach unten, ging kurz in die Kombüse und in die Messe, sah, dass alle losen Gegenstände sicher verstaut waren, brummte Monika ein: „Gut gemacht.“ zu und befreite die Neue von ihrer Kette. Meyerdirks, der jetzt auch in der Messe war, meinte: „Ich würde die Kette nicht losnehmen, das Mädchen könnte uns Ärger machen.“ „Kann sein,“ gab der Matrose zurück, „aber wenn ich sie angekettet lasse, hat sie überhaupt keine Überlebenschance, wenn wir absaufen sollten.“

„Sieht es denn wirklich so schlimm aus?“ wollte der Anwalt wissen. „Na ja, unsere Tjalk ist ein Plattbodenschiff, und ist nicht für Sturmfahrten auf offener See gebaut worden, aus diesem Grund müssen wir mit allem rechnen.“ Er wollte den Sachverhalt noch weiter erklären, doch in dem Moment holte das Schiff gewaltig nach Steuerbord über. „Ich muss zurück an Deck, ihr drei bleibt hier unten, sollte es zum Äußersten kommen, sage ich von selbst Bescheid.“

Scheinbar hatte der Skipper die Tjalk in den Wind gedreht, nun schwankte sie zwar nicht mehr, schlug mit dem Bug aber so hart in die Wellen, dass das ganze Schiff zitterte. Selbst Meyerdirks schien sich nicht mehr wohl zufühlen, ständig wischte er sich den Schweiß von der Stirn, aber noch wesentlich schlechter erging es aber der Neuen, die langsam, aber sicher, eine grau-grüne Gesichtsfarbe bekam.

In weiser Voraussicht holte Monika einen Eimer aus der Kombüse und stellte ihn unter den Tisch in der Messe, keine Minute zu früh, wie sich schnell herausstellen sollte, denn nach dem nächsten Heben und Senken des Schiffsbugs in der kochenden See ließ die Neue sich auf den Boden sinken, hielt den Kopf über den Eimer und brachte Neptun ihre Opfergaben dar.

Nun fing auch noch Anwalt Meyerdirks an, seltsame Geräusche von sich zu geben, scheinbar schien auch er seekrank zu werden. Aber das war ja auch kein Wunder, frische Luft kam nicht mehr in die Messe hinein, dafür wurden der Geruch von Dieselöl, abgestandenem Wasser in der Bilge (tiefster Punkt in einem Schiff) und dem Erbrochenem immer intensiver.

Trotz des starken Seegangs turnte Monika noch einmal in die Kombüse, um auch für den Anwalt einen Eimer zu holen. „Das wäre nicht notwendig gewesen, meine liebe Monika, ich stamme von einer alten Seefahrerfamilie ab, bin also absolut seefest, in der Tat, absolut seefest.“ tönte er noch, bevor auch er Sekunden später über dem Eimer hing.

Bis Mitternacht hielt der Sturm am, erst dann flaute es etwas ab, die See wurde etwas ruhiger. Nun wurde auch die Luke zum Niedergang wieder geöffnet und frische Luft strömte in das Innere des Schiffes. Ein Matrose kam in die Messe, fragte ob alles in Ordnung wäre, nahm die beiden Eimer und nahm sie mit an Deck, um sie dort zu entleeren und zu reinigen.

Als er die gereinigten Eimer zurückbrachte erzählte er, dass die Tjalk sich kurz vor Helgoland befinden würde und sie in weniger als einer Stunde dort im Hafen festmachen würden. Diese Auskunft ließ Meyerdirks nachdenklich werden: „Ich hoffe, wir werden wegen dem neuen Mädchen im Hafen von Helgoland keine Unannehmlichkeiten bekommen, wahrscheinlich kommt doch der Zoll an Bord und wird Fragen stellen.“

„Keine Ahnung,“ sagte der Matrose, „dafür ist unser Skipper zuständig, der wird das schon regeln.“ und ging wieder an Deck. Auch Meyerdirks und die beiden Mädchen brauchten frische Luft und gingen ebenfalls nach oben. Während Meyerdirks nach achtern zum Steuerstand ging, zog es die Mädchen zum Bug, um einen Blick von Helgoland zu erhaschen.

Sie waren noch nicht mal vorne angelangt, als sie vom Skipper zurückgerufen wurden: „Sofort weg vom Vorschiff, das ist im Moment noch zu gefährlich.“ Im gleichen Augenblick wurde das Vorschiff der Tjalk von einer hohen Welle emporgehoben, um Sekunden später in ein Wellental einzutauchen. Beide Mädchen wurden durch die Welle, die daraufhin das Deck überspülte, von den Füßen gerissen und nahmen in dem eisigen Wasser ein Vollbad.

Sofort kamen zwei der Matrosen zum Vorschiff gelaufen, packten die Beiden und brachten sie unter Deck. „Das habt ihr von eurer Neugier,“ meinte der Eine, „nun seid ihr nass wie die Katzen, zieht euch lieber sofort trockene Sachen an.“ und verschwand mit seinem Macker wieder an Deck.

Monika fackelte nicht lange, ging zur ihrer Kiste, die in einer Ecke der Messe festgelascht war und holte für die Neue und für sich trockene Kleider und Handtücher heraus. „Los,“ sagte Monika, „worauf wartest du noch, runter mit den nassen Sachen.“ Die Neue zögerte erst, doch da ihr fürchterlich kalt war und auch Monika sich jetzt auszog, legte auch sie ihre nassen Kleidungsstücke ab.

Sobald Monika sich ganz ausgezogen hatte, rubbelte sie sich mit dem Handtuch trocken, während die Neue wie versteinert dastand und sie ansah. „Was ist los mit dir, warum sieht du mich so seltsam an?“ wollte sie wissen. „Spinn ich jetzt, oder tragen sie wirklich einen Keuschheitsgürtel, und was bedeutet dieser Reif um ihrem Hals?“ fragte sie ganz verdattert.

„Natürlich trage ich einen Keuschheitsgürtel, schließlich bin ich noch nicht verheiratet, und dieser Halsreif ist ein Geschenk, auf das ich sehr stolz bin, doch nun sieh zu, dass du dich endlich ausziehst.“ Während Monika sich schon wieder anzog, rubbelte die Neue sich noch trocken und zog anschließend das Kleid an, dass ihr hingelegt worden war. „In den Klamotten kann ich mich doch nicht auf Helgoland sehen lassen.“ jammerte sie. „Darüber mach dir mal keine Gedanken, ich glaube nicht, dass du viel von Helgoland sehen wirst.“ bekam sie von Monika Bescheid, „außerdem wirst du während des nächsten Jahres Kleider tragen, die deinem anspruchvollem Geschmack noch weniger gefallen werden.

Kurz darauf kam einer der Matrosen in die Messe, ging zum Tisch und winkte die Neue zu sich heran. „Komm her, Mädchen, es ist wieder Zeit für die Kette.“ Doch die dachte nicht daran, sich wieder wie einen Hofhund anleinen zu lassen, blickte zur Messetür und wollte an Deck flüchten, doch hatte sie in diesem Moment nicht mit Monika gerechnet, die durch die harte Arbeit richtige Muskeln bekommen hatte. Die griff sich den rechten Arm der Flüchtenden, drehte ihn auf den Rücken und führte sie so zu dem Messetisch hin, wo der Matrose ihr die Kette wieder um den Hals legte und verschloss.

„Wo wolltest du denn hin, vielleicht in die Nordsee springen, du verrücktes Huhn?“ fragte der Matrose und ging lachend wieder an Deck, während das Mädchen wütend an der Kette riss. „An deiner Stelle würde ich mich ganz schnell beruhigen, ich habe dir doch schon erzählt, dass es keine Flucht gibt, und ein weiteres Auflehnen gegen das, was auf dich zukommen wird, hat nur Nachteile für dich.“ Seufzend ließ das Mädchen sich auf die Bank fallen, sah Monika an und fragte: „Jungfer Wattjes, kann es sein, dass ich auch so einen Keuschheitsgürtel tragen muss?“ „Das wird dir nicht erspart bleiben, aber du kannst mir glauben, das ist das kleinste Übel, da kommen auch noch andere Sachen auf dich zu.“

Auch Monika ging jetzt an Deck, um sich das Einlaufen in den Helgoländer Hafen anzusehen, das Mädchen saß allein in der Messe und überlegte, wie sie im Hafen von dem Schiff herunterkommen könnte. Immerhin macht der Anwalt sich Sorgen, dass der Zoll an Bord kommen und sie sehen könnte, also wurde sie widerrechtlich festgehalten. Wenn es ihr nun gelingen würde sich bemerkbar zu machen, wäre diese Irrsinnsfahrt endlich vorbei.

Etwas später setzten sich zwei der Matrosen zusammen mit Monika und Meyerdirks mit an den Messetisch, um eine heiße Muck Tee zu trinken, als sie durch die jetzt wieder geöffneten Bullaugen eine Stimme hörten, die das Schiff anrief. Im gleichen Augenblick sprang die Neue hoch und fing an zu schreien: „Hilfe, Hilfe, ich bin...........!“


Teil 62

Weiter kam die Neue nicht, denn der Matrose, der links von ihr saß, hielt ihr den Mund zu. Der andere holte blitzschnell ein Stück Tau und fesselte dem Mädchen die Hände auf dem Rücken. Dann wurde ihr ein Stück Stoff in den Mund gestopft und mit einem Tuch, das hinter ihrem Kopf verknotet wurde, gesichert.

Währenddessen stand Monika auf, zog sich ihr Kleid in Brusthöhe vom Körper weg und goss ihre Muck Tee darüber, um dann wie ein geölter Blitz an Deck zu laufen und zu jammern: „Was bin ich nur für eine blöde Kuh, kippe ich mir doch die ganze Muck mit dem heißen Tee auf die Brust, wie kann man nur so dämlich sein.“ und wedelte sich die frische Nachtluft auf ihr Kleid.

„Hast du dich verbrannt?“ wollte der Skipper wissen, der zusammen mit dem Hafenmeister an Land stand. „Nein, ich glaube nicht, es ist gerade noch mal gut gegangen.“ meinte sie und verzog sich wieder unter Deck.. „Unser Krankenhaus hat einen Notdienst,“ sagte der Hafenmeister, „wenn etwas sein sollte, könnt ihr jederzeit dorthin gehen.“ Der Skipper bedankte sich und ging zurück an Bord, während der Hafenmeister sich wieder in sein Büro verkrümelte, ihm war kalt geworden.

Besorgt ging der Skipper in die Messe, doch da sah er (mit einer Ausnahme) nur grinsende Gesichter. „Was ist denn hier so lustig?“ wollte er wissen. Nachdem ihm die Geschichte erzählt worden war, grinste auch er und meinte zu Monika: „Das hast du gut gemacht, ich muss schon sagen, du gefällst mir, von mir aus könntest du sofort an Bord anmustern.“

„Vielen Dank für das Angebot,“ sagte Monika, „aber ich glaube, im Land der alten Dörfer wären ein paar Leute sehr enttäuscht, wenn ich nicht wiederkommen würde.“ Meyerdirks fiel bei diesen Worten ein dicker Stein vom Herzen, das hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt, dem Rat und der Familie Wattjes erklären zu müssen, dass Monika jetzt Seemann werden wollte.

„Was machen wir denn nun mit der Neuen?“ wollte einer der Matrosen wissen. „Das kann ich dir sagen,“ meinte der Skipper, „aus der machen wir jetzt ein handliches Paket, wenn du weißt, was ich meine.“ Doch der grinste nur und sagte: „Ay, ay, Skipper, geht klar.“

Er befreite die Neue von der Kette,  zog sie in eine kleine Kabine, drückte sie dort auf eine Koje und band ihr die Fußgelenke zusammen. Ein weiteres Seil wurde an den auf dem Rücken gefesselten Händen befestigt und an dem Seil der Fußgelenke angeknotet, als letzte Sicherheitsmaßnahme bekam sie eine Kette um den Hals, die an einem Ring in der Bordwand angeschlossen wurde.

Kaum hatte der Matrose die Kabine verlassen, als die Neue versuchte sich von ihren Fesseln zu befreien, sie ahnte, dass das hier ihre letzte Möglichkeit war, doch noch die Flucht zu ergreifen. Doch sie konnte versuchen, was sie wollte, die Seemannsknoten saßen fest, ein Entkommen war unmöglich.

Der Sturm ließ mehr und mehr nach, am nächsten Morgen gegen 5 Uhr wehte zwar noch eine kräftige Brise, doch der Skipper ließ Leinen und Springs einholen und legte ab. Kaum waren sie aus dem Hafen heraus, als auch schon die Schwerter heruntergelassen und die Segel gesetzt wurden, die Tjalk war auf Heimatkurs.

Auch Monika war schon auf den Beinen, ihr erster Gang führte sie zum Skipper, von dem sie sich die Erlaubnis holte, die Neue von ihren Fesseln zu befreien. Da die Tjalk sich jetzt wieder auf Hoher See befand, hatte der nichts dagegen einzuwenden.

Als sie die Tür zur Kabine öffnete, kam ihr schon ein gequältes: „Mmmmhhhhhh“ entgegen, scheinbar machte dem Mädchen der Knebel zu schaffen. Monika löste das Tuch und zog ihr den vollgesabberten Stofflappen aus dem Mund. Mehrere Male holte die Neue tief Luft, während Monika anfing, ihre Arme und Beine von den Tauen zu befreien. Auch die Halskette wurde ihr abgenommen und sie durfte sich nach Stunden endlich wieder bewegen.

„Du kannst dich nützlich machen und den Tisch decken.“ sagte Monika zu ihr, aber die dachte nicht daran, sich an der Arbeit zu beteiligen sondern rannte an Deck, um dort nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Doch die Tjalk war hatte den Helgoländer Hafen schon lange verlassen, weit und breit war auch kein anderes Schiff zu sehen. In ihrem dünnen Kleid wurde ihr schnell kalt und so ging sie zurück in die Messe, um sich aufzuwärmen.

„Willst du dich jetzt nützlich machen oder nicht?“ wurde sie von Monika gefragt. „Den Teufel werde ich tun, wie komme ich dazu hier auch nur einen Handschlag zu tun?“ „Wenn das so ist, brauchst du mir hier auch nicht im Weg zu stehen. Sieh bloß zu, dass du wieder an Deck kommst und lass dich hier unten nicht mehr sehen.“

„Das können sie doch nicht machen, Jungfer Wattjes, da oben ist es eiskalt, da hole ich mir den Tod.“ „Und wen interessiert das?“ fragte Monika, „Jedes Schwein im Stall ist wichtiger als du, also verschwinde endlich.“ Das Mädchen sah Monika an und fragte: „Was soll ich denn machen.“

Als Anwalt Meyerdirks in die Messe kam, wunderte er sich nicht schlecht, die Neue arbeiten zu sehen. „Meinen Respekt,“ sagte er zu Monika, „wie hast du das Mädchen denn ans Arbeiten bekommen?“  „Ich habe sie nur vor die Wahl gestellt zu arbeiten oder an Deck zu gehen, da hat sie sich zur Mitarbeit entschieden, das ist alles.“ „Ich habe es bereits wiederholt gesagt, aber ich muss es an dieser Stelle noch einmal wiederholen, du bist in der Tat eine außergewöhnliche junge Frau, in der Tat, außergewöhnlich.“

„Nur praktisch veranlagt, Herr Advokat, das ist auch schon alles.“ gab sie zurück und nötigte den Anwalt, doch schon mal mit dem Frühstück zu beginnen. Als dann später auch die Mannschaft und sie selbst versorgt war, forderte Monika das Mädchen auf, jetzt auch zu frühstücken. Im ersten Moment schien sie Widerworte geben zu wollen, doch entweder hatte sie nun wirklich Hunger oder wollte im Moment keinen Ärger haben, jedenfalls begann nun auch die Neue zu essen.

Nachdem die Messe abgeräumt und die Kombüse aufgeklart worden war, fragte die Neue, ob sie nicht etwas an Deck gehen dürfe. Monika hatte nichts dagegen und gab ihr wegen der Kälte noch ein Öljacke mit. So ausgerüstet stellte sich das Mädchen an den Bug und sah auf die Nordsee hinaus.

Über eine Stunde stand die Neue vorne auf dem Schiff, ihr musste inzwischen eiskalt geworden sein, doch das schien sie nicht zu stören, man hätte den Eindruck gewinnen können, als wenn sie auf etwas warten würde. Und tatsächlich, als wenn sie es geahnt hätte, kam ein Schiff von ca. 27 Metern Länge auf die Tjalk zugefahren. Die Neue verhielt sich ganz ruhig, wartete, bis das Schiff näher herangekommen war, erst dann fing sie an zu winken und zu rufen: „Hilfe, Hilfe, ich bin entführt worden.“

Das entgegenkommende Schiff hielt weiter Kurs auf die Tjalk, erst jetzt gingen zwei Matrosen zum Vorschiff und packten sich das Mädchen, um es unter Deck zu bringen. Das andere Schiff kam immer näher, umrundete die Tjalk und kam bis auf 3 Meter Abstand längsseits zu liegen.

„Moin“ rief der Schiffsführer des anderen Schiffes dem Skipper der Tjalk zu, „ich habe mal eine wichtige Frage.“ „Was liegt an?“ wollte der Skipper wissen. „Es gibt da ein Problem,“ sagte der Schiffsführer, „und zwar folgendes..........!“


Teil 63

Bei dem Schiff handelte es sich um die „Alfried Krupp“, einem auf Borkum stationiertem Rettungsschiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die Seenotleitstelle hatte den Notruf eines Seglers aufgefangen, konnte das Schiff bisher aber nicht orten. Aus diesem Grunde wollte der Vormann des Rettungsschiffes wissen, ob der Besatzung der Tjalk irgendetwas aufgefallen wäre, möglicherweise hätten sie irgendwelches Treibgut gesichtet.

Der Skipper verneinte, versprach aber die Augen aufzuhalten und die „Alfried Krupp“ setzte ihre Suche fort. Währenddessen war das neue Mädchen wieder in der Messe angekettet worden, vor Wut und Enttäuschung über die gescheitere Fluch heulte sie wie ein Schlosshund.

„Das hättest du lieber nicht machen sollen,“ sagte Monika zu ihr, „Anwalt Meyerdirks wird über dein Verhalten einen Bericht abgeben, und du kannst mir glauben, er hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Ab jetzt solltest du deine Einstellung lieber ändern, sonst machst du es noch schlimmer und wirst die Konsequenzen zu spüren bekommen.“ Nach diesen Worten ging auch sie an Deck und ließ die Neue in der Messe allein.

Noch am Vormittag kamen sie an der Küste an, die Segel wurden eingeholt und der Anker fallengelassen. Nachdem das Beiboot zu Wasser gelassen war, wurde zuerst das Gepäck eingeladen, dann stiegen Monika und Meyerdirks in das Boot. Nun wurde die Neue an Deck gebracht, immer noch die Kette um den Hals und die Hände auf dem Rücken zusammengebunden.

Zwei der Männer ruderten das Boot an den Strand, halfen ihren Passagieren trockenen Fußes an Land zu kommen, und luden die Sachen aus. Meyerdirks und die Männer kümmerten sich um das Gepäck, Monika führte die Neue an der Kette den Deich hoch. Oben auf der Deichkrone angekommen beobachtete sie den Gesichtsausdruck des neuen Kettenmädchens, die sprachlos auf den kleinen Ort heruntersah.

„Das darf doch nicht wahr sein,“ rief sie ganz perplex aus, „was ist das denn für ein primitives Nest dort unten?“ „Du bist jetzt im Land der alten Dörfer, der Ort vor dir heißt Texlum, und das mit dem primitiven Nest habe ich jetzt noch einmal überhört. Ich rate dir: Hüte deine Zunge. Und dass du mir nicht vergisst, wie du dich zu benehmen hast: Den Blick hältst auf den Boden gerichtet, nur wenn du angesprochen wirst darfst du aufsehen, und denke ja daran, jedes Mal einen tiefen Knicks zu machen.“

Monika ruckte an der Kette und widerwillig setzte die Neue sich in Bewegung. Kurze Zeit später waren sie auf dem Dorfplatz angelangt und wurden von dem Ortsvorsteher begrüßt und ins Haus gebeten, außer der Neuen, die wurde von zwei Frauen in eine Scheune geführt.

Nach einer halben Stunde war die Kutsche von Meyerdirks fahrbereit, die Kiste und das übrige Gepäck wurde aufgeladen, auch das neue Mädchen wurde nun zur Kutsche geführt. Während die übrige Gesellschaft in der warmen Küche gesessen und Tee getrunken hatte, musste die Neue das geliehene Kleid ausziehen und sich die für Kettenmädchen üblichen Sachen anziehen.

Wieder mit auf dem Rücken gefesselten Händen wurde sie hinten in die Kutsche gesetzt und die Halskette an dem Wagen angeschlossen. Unterdessen hatte sich Monika und Meyerdirks von der Mannschaft und dem Ortsvorsteher verabschiedet und stiegen ebenfalls in die Kutsche. Während der Fahrt unterhielten sich Meyerdirks und Monika angeregt über die verschiedensten Sachen, das Kettenmädchen aber saß stumm auf ihrem Platz, sah auf die herbstlichen Felder und konnte nicht fassen, was da im Moment mit ihr passierte.

Kurz vor der Mittagszeit kamen sie in Hohedörp an und fuhren als erstes zum Bürgermeister, um die Neue dort abzuliefern. Doch der bat Meyerdirks, sie doch gleich zum Schmied zu bringen, der könne dann am Nachmittag die notwendigen Arbeiten durchführen.

Meyerdirks war das recht, also fuhr er weiter zum Schmiedemeister Düring. Dort wurde die Neue von der Kutsche geholt und in der Schmiede mit einer sehr kurzen Kette an einem Ring in der Wand wieder befestigt. Monika ging in dieser Zeit zu dem Wohnhaus der Schmiedeleute, um Frau Düring zu begrüßen.

Die freute sich aufrichtig, Monika gesund und munter wiederzusehen, stellte Fragen am laufenden Band und erzählte gleichzeitig die neusten Nachrichten. Nur mit Mühe konnte Monika den Redefluss kurzzeitig stoppen, um der Frau Düring mitzuteilen, dass sie von der Schmiedefrau in Holland ein Geschenk an sie mitgebracht hätte. „Tatsächlich, ein Geschenk für mich, na, das ist ja eine Überraschung, was ist es denn?“ Bevor Monika antworten konnte, kamen der Schmied und Advokat Meyerdirks ins Haus.

„Hast du das Mittagessen fertig, Frau, unsere Gäste haben Hunger von der Reise.“ „Habe ich in den ganzen Jahren auch nur einmal das Essen nicht fertiggehabt?“ fragte Frau Düring zurück. „Wir wollen euch nicht beim Mittagessen stören, wir fahren jetzt gleich weiter nach Andersum.“ „Nichts davon,“ bestimmte Frau Düring, „erst wird zusammen gegessen, ich habe einen Riesentopf Weißkohl mit Hammelfleisch auf dem Ofen, und jetzt keine Widerrede mehr.

Der ewig hungrige Meyerdirks ließ sich schnell überzeugen, während er und der Schmied sich schon an den Tisch setzten, ging Monika der Schmiedefrau zur Hand und sagte dabei leise zu ihr: „Das Geschenk für sie bringe ich in den nächsten Tagen hierher, es wäre gut, wenn auch die Frau Bürgermeister und die Frau Pastor dabei wären, denn ich habe schon eine Ahnung, was sich in dem Paket befindet, und das ist, wenn ich Recht behalten sollte, reine Frauensache, von der die Männer noch nichts zu wissen brauchen.“ „Jetzt machst du mich  wirklich neugierig.“ meinte Frau Düring, war aber mit dem Vorschlag einverstanden.


Teil 64

Nach dem wirklich ausgezeichnetem Hammeleintopf (von dem Meyerdirks vier volle  Portionen in sich hineingeschaufelt hatte) und dem anschließendem Teetrinken machten sich Monika und Meyerdirks auf den Weg nach Andersum, der Schmied und seine Frau aber kümmerten sich um das Mädchen in der Schmiede, die musste noch am gleichen Tag ihren neuen Schmuck angepasst bekommen.

Beim Anlegen der Armreife war sie noch ganz ruhig, auch gegen die Fußreife mit der Kette dazwischen wehrte sie sich nicht, doch als ihr das Halseisen angelegt wurde, fing sie an Schwierigkeiten zu machen, indem sie sich drehte und wendete, so dass der Schmied nicht arbeiten konnte.

Nur wenige Minuten später kamen zwei Nachbarinnen den Schmiedeleuten zur Hilfe, die Neue konnte machen was sie wollte, der Halsreif wurde ihr dauerhaft angelegt. Vor dem letzten Arbeitsgang verließ der Schmied wie immer die Werkstatt, das Anlegen des Keuschheitsgürtels war Frauensache.

Nun hatte die Neue schon bei Monika den Keuschheitsgürtel gesehen und konnte sich vorstellen, was  auf sie zukommen würde, doch als sie den schweren Eisengürtel sah, den Frau Düring aus dem Lager geholt hatte, regte sich noch einmal ihr Widerstandsgeist, aber eine kräftige Ohrfeige brachte sie schnell zur Besinnung und ehe sie sich versah, stand sie nackt in der Schmiede, wurde mit einer Salbe eingestrichen und in den Tugendwächter gesteckt.

Sobald sie ihr Kleid wieder angezogen hatte, kam der Schmied zurück, nahm das lose Ende der Halseisenkette und zog sie hinter sich her zum Dorfplatz. Dort wurde sie, wie schon so viele vor ihr, an dem dicken Pfahl angekettet. Düring ging zum Bürgermeister, gab ihm die Schlüssel des Keuschheitsgürtels und ging in seine Schmiede zurück.

Über eine Stunde stand die Neue frierend auf dem Dorfplatz, niemand kümmerte sich um sie, noch nicht einmal die Kinder nahmen Notiz von ihr. Dann endlich kam ein Pferdegespann auf den Platz gefahren, der Kutscher ging in das Haus des Bürgermeisters, ließ sich die Schlüssel geben, befreite das Mädchen von dem Pfahl, setzt sie auf den Wagen, schloss die Kette an und brachte sie nach dem östlichsten Dorf namens Sierum, wo sie für ein Jahr als Kettenmädchen bei einer Bauernfamilie zu leben hatte.

Währenddessen waren Monika und Meyerdirks in Andersum angekommen, schon auf der Dorfstrasse wurden sie von allen Seiten begrüßt: „Moin, Herr Advokat, Moin, Monika, schön, dass du wieder zurück bist.“ Die Wiedersehenfreude bei Wattjes war riesig, alles redete durcheinander und keiner hörte richtig zu. Meyerdirks machte sich, sobald das Gepäck abgeladen war, wieder auf die Rückfahrt, er war noch nicht mal zu bewegen, eine Tasse Tee zu trinken, nein, diese Stunden der Freude gehörten alleine der Familie.

Schnell wurden bei Wattjes die abendlichen Arbeiten erledigt, und nach dem Abendbrot saß die gesamte Familie um den Tisch herum, selbstverständlich war auch  Wilko mit seiner Schwester Hanna gekommen. Monika berichtete von ihren Erlebnissen und Eindrücken, alleine schon die Sache, wie sie das erste Mal das Haus der Familie van de Meer betreten hatte und meinte, einen Geist zu sehen, löste ein Riesengelächter aus. Bis spät in Nacht saßen sie an diesem Abend zusammen, denn als Monika mit ihrem Reisebericht fertig war, wollte sie nun auch erfahren, was es zu Hause an Neuigkeiten gegeben hätte.

Das wichtigste war wohl, dass Hanna im kommenden Frühjahr endlich heiraten durfte. Allerdings brachte das auch Probleme mit sich, denn zu diesem Zeitpunkt würde das de Fries anvertraute Kettenmädchen ihr Jahr umhaben, und da sie sich in der ganzen Zeit nichts zu schulden kommen lassen hat, würde sie zu dem abgemachten Zeitpunkt gehen dürfen. „Vielleicht bekommen wir bis dahin ein anderes Mädchen zugeteilt.“ meinte Wilko, doch sicher konnte er sich darüber nicht sein, auch konnte er seiner alten Mutter nicht zumuten, den ganzen Tag auf ein Kettenmädchen aufzupassen.

„Normalerweise wäre das kein Problem, Fenna oder Monika könnten für einige Monate zu euch kommen,“ meinte Swantje Wattjes, „doch höchst wahrscheinlich wird Fenna Anfang nächsten Jahres auch schon ihre Bewährungszeit absolvieren müssen, also fehlt schon wieder jemand. Aber egal, uns wird schon eine Lösung für dieses Problem einfallen, wir lassen es einfach an uns herankommen.“

Für den übernächsten Sonntagnachmittag hatten sich mehrere Frauen zu einem Treffen bei Frau Düring verabredet: Natürlich Monika, die endlich das Geschenk abgeben wollte, Swantje Wattjes, Hanna de Fries, Frau Bürgermeister und Frau Pastor. Pünktlich um 14.00 Uhr trafen sie bei Frau Düring ein. Während des Teetrinkens erzählte Monika von ihrer Bewährungszeit im allgemeinen, kam aber dann aber auch auf den Keuschheitsgürtel von Pietje zu sprechen.

In allen Einzelheiten schilderte sie das Verhalten von Pietje, von seinen Annährungsversuchen bis zu seiner totalen Umerziehung, für die es nur wenige Tage bedurft hatte. Die Frauen hörten erst ungläubig, dann aber mehr und mehr begeistert zu, wie schnell und wirkungsvoll sich ein ungestümer Jüngling durch solch einen Gürtel erziehen ließ.

Während die Frauen noch diskutierten, ging Monika zur Kutsche und holte das Paket heraus, dass sie Frau Düring im Auftrag der holländischen Schmiedefrau überbringen sollte. „Nun hätte ich doch fast vergessen, ihnen das Paket zu geben, Frau Düring. Schöne Grüße soll ich ihnen noch ausrichten, und das in dem Paket noch ein Schreiben liegen würde.“

Frau Düring schob die Teetassen an die Seite, stellte das Paket auf den Küchentisch und öffnete es. Etwas verwundert schaute sie in das Paket hinein, und zog schließlich einen Keuschheitsgürtel heraus. Im ersten Augenblick sahen alle Frauen keinen Unterschied zu denen ihnen reichlich bekannten Gürteln, doch dann entdeckten sie die Penisröhre, die sie gleich ausgiebig untersuchten.

Der Keuschheitsgürtel wanderte von Hand zu Hand, jede von ihnen untersuchte mit dem Finger das Innere der Röhre und besah sich die Konstruktion von allen Seiten. „So etwas sollten wir bei uns auch einführen.“ meinte die Frau Pastor, und erntete sofort die Zustimmung der gesamten Damenrunde.   

„Was uns fehlt,“ meinte die Frau Bürgermeister, „ist so eine Art Versuchsobjekt, wenn es uns gelingen würde, einen der jungen Burschen in diesem Gürtel zu verschließen, könnten wir uns doch am Besten ein Bild davon machen, wie gut die erzieherische Wirkung des Gürtels wirklich ist.“

„Sie haben ja so recht, liebe Frau Bürgermeister,“ meinte die Düring, „aber wo sollen wir einen jungen Burschen herbekommen, und selbst wenn wir einen hätten, wie stellen wir es an, ihn in den Gürtel zu stecken?“

Noch während die Frauen debattierten, waren auf der Strasse laute Stimmen zu hören, neugierig machten sie das Küchenfenster auf und versuchten herauszubekommen, was in aller Welt denn da draußen wohl los sei.

Zwei junge Mädchen standen auf der Strasse und riefen einem Jungen, der gerade Fersengeld gab, einige unfreundliche Worte hinterher. „Was ist denn passiert?“ wollte die Düring wissen. „Wir sind gerade angegrapscht worden, das lassen wir uns doch nicht gefallen.“ „Das braucht ihr auch nicht, wer war der Flegel denn?“ „Das war der Sohn von Heini Tebbens, der Fokke.“

„Das ist doch wohl nicht wahr, das ist doch mein Enkelsohn.“ stöhnte die Bürgermeisterin. „Na warte, Bürschchen, mit dir werde ich schnell fertig.“ Die Bürgermeisterin stand auf, haute mit der Faust auf den Tisch und rief: „Meine Damen, wir gehen jetzt geschlossen zu dem Haus von meiner Tochter und meinem Schwiegersohn Tebbens, dem Treiben von dem Fokke werden wir sofort ein Ende setzen.


Teil 65

Mit festem Schritt und erfüllt von ihrer Mission marschierten die Frauen durch das Dorf. Vornweg gingen Frau Bürgermeister und Frau Pastor, dann folgten Swantje Wattjes und Frau Düring, zum Schluss Monika und Hanna. So etwas hatte man im Land der alten Dörfer noch nie gesehen, zum ersten Mal setzten Frauen sich zur Wehr, das grenzte schon fast an Revolution.

Auf dem Weg zu dem Übeltäter schlossen sich immer mehr Frauen an, erst nur aus Neugierde, doch sobald sie von der Schandtat gehört hatten, aus Solidarität. Beim Haus von Tebbens angekommen waren sie eine Gruppe von 22 Frauen, die eine sofortige Bestrafung des Übeltäters forderten.

Die Eltern von Fokke waren über dessen Tat genau so entrüstet wie die Streitmacht der Damen, und auch wenn sie es nicht gewesen wären, hätten sie doch keine andere Wahl gehabt, als ihren Sohn selbst zur Schmiede zu begleiten. Dort angekommen gingen Vater und Sohn zu dem Schmied in die Werkstatt, währenddessen Frau Düring den Musterkeuschheitsgürtel aus dem Haus holte und ihn ihrem Mann brachte, um sich  anschließend der Damenkampfgruppe anzuschließen.

Was sich dann genau in der Schmiede abspielte, konnten die Frauen nur ahnen, jedenfalls waren laute Stimmen und auch einmal das Klatschen einer Ohrfeige mit anschließendem Jammergeschrei zu hören. Jetzt wurden erst mal alle Frauen über die neue Erfindung aus Holland informiert, speziell über die Eisenröhre mit den Stacheln, was bei allen Frauen großen Anklang fand.  Nach einer Viertelstunde wurde Frau Tebbens in die Schmiede hereingerufen, kurze Zeit später kehrte sie zu den Damen zurück und berichtete, dass ihr Sohn
jetzt im Keuschheitsgürtel verschlossen wäre.

Durch diese Sofortmaßnahme befriedigt löste sich die Versammlung auf, nun kamen auch Tebbens und sein Sohn Fokke wieder aus der Schmiede heraus, vorsichtshalber hatten sie doch lieber gewartet, bis die Luft wieder rein war. „So habe ich die Frauen noch nie erlebt,“ sagte der Schmied nachdenklich, als er die beiden Tebbens herausließ, „wenn das zur Gewohnheit wird, dann man Gute Nacht.“

Wie ein Lauffeuer hatte es sich im Dorf verbreitet, dass zum ersten Mal in der Geschichte im Land der alten Dörfer ein Jüngling in einen Keuschheitsgürtel gesteckt worden war, und so war der Gang nach Hause für Fokke das reinste Spiessrutenlaufen. Breitbeinig, weil ihn das Schrittblech so unheimlich störte, da es an den Innenseiten der Oberschenkel scheuerte, ging er an der Seite seines Vaters durch das Dorf.

Überall standen die Leute in ihren Vorgärten oder auf der Strasse, um sich den jetzt so keusch verschlossenen Übeltäter anzusehen. Zwar wurden die beiden Tebbens von allen freundlich gegrüßt, doch kaum waren sie ein paar Schritte weitergelaufen, hörten sie die verschiedensten Kommentare: „Der Junge läuft, als wenn er sich in die Hose gemacht hat.“ oder „Ja, ja, nun sind neue Zeiten angebrochen, den Fokke hat es als ersten erwischt, aber da kommen bestimmt noch andere hinterher.“ Wieder andere meinten, dass, wenn alle jungen Burschen verschlossen wären, die Keuschheitsgürtel für die Mädchen abgeschafft werden könnten. Keiner, aber wirklich keiner, ahnte zu diesem Zeitpunkt, welch wichtige Rolle die Keuschheitsgürtel noch spielen würden.

Es war fast nicht zu glauben, aber von einem Tag auf den anderen waren die alten und bewährten Gesellschaftsstrukturen in ihren Grundmauern erschüttert, wohin würde das noch führen, welche Veränderungen sollte diese Gemeinschaft in den nächsten Jahren noch erfahren müssen?

Nun, die nächste Veränderung sollte nicht lange auf sich warten lassen, denn Monika hat noch immer ihr ehrgeiziges Projekt der Käseherstellung im Auge, doch war es äußerst schwierig, in so einer konservativen Gesellschaft etwas Neues einzuführen.

Monika, die von ihrem Vater eine diplomatische Ader geerbt hatte, erzählte Abends im Kreis der Familie immer wieder von den Vorteilen einer eigenen Käserei: Käse würde einen besseren Verkaufpreis erzielen als die abgelieferte Milch, gleichzeitig würde noch Futter für Schweine und Kälber abfallen, auch wären die Transportkosten für die frische Milch doch sehr hoch, da könne man viel Geld einsparen, usw.

Eiso Wattjes, dem Neuerungen immer ein Greuel waren, wollte zuerst nichts davon wissen, aber je öfter Monika das Thema auf den Tisch brachte und immer wieder von den Vorteilen sprach, desto geringer wurde sein Widerstand. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte Swantje Wattjes die Vorteile einer eigenen Käserei schon längst erkannt, auch Monikas Bräutigam war der Sache nicht abgeneigt.

Nach und nach konnte Bauer Wattjes umgestimmt werden, und endlich hatten sie ihn soweit, dass er seine Zustimmung gab. Nun fing Monika an, grobe Zeichnungen der geplanten Käserei aufs Papier zu bringen, ein paar Tage später präsentierte sie ihre Skizzen.

Geplant hatte sie ein kleines Gebäude, die eine Hälfte sollte der Herstellung dienen, die andere Hälfte hatte sie als Lagerraum geplant. Kaum hatte Wattjes einen Blick auf die Zeichnung geworfen, als er auch schon entschieden sagte: „Nein, da wird nichts von, das würde ja ein Vermögen kosten, wer soll das denn bezahlen?“

Zustimmend nickte der Rest der Familie, ihr Bräutigam Wilko de Fries eingeschlossen, solch eine große Investition konnten sie sich nicht leisten. Doch Monika meinte nur ganz trocken: „Das Gebäude mit Einrichtung würde ich selbst bezahlen, das wäre kein Problem.“ Erst schauten alle verduzt, dann fingen sie wie auf Kommando alle an zu lachen. „Liebe Monika,“ prustete Wattjes los, „das ist ja nett gemeint, aber wo willst Du das Geld hernehmen?“

„Ganz einfach,“ meinte sie, „ich brauche Advokat Meyerdirks nur einen Brief zu schreiben, und schon haben wir das nötige Geld.“ „Mein liebes Kind,“ sagte Swantje lächelnd zu ihr, „du hast bei dem Meyerdirks zwar einen dicken Stein im Brett, aber soweit geht auch sein Wohlwollen nicht, dir soviel Geld zu leihen.“ „Er soll es mir nicht zu leihen, er braucht es nur von meinem Konto abzuheben, das ist alles.“

Nun verstanden die anderen überhaupt nichts mehr, und wollten wissen, woher sie soviel Geld hätte. Bisher hatte nur Meyerdirks von ihrer Erbschaft gewußt, doch nun war es an der Zeit, die Familie und den zukünftigen Ehemann über die Vermögensverhältnisse aufzuklären. Schweigend und voller Staunen hörten sie sich Monikas Erbschaftsgeschichte an, konnten im ersten Moment nicht glauben, was sie da hörten.

Als erster fing sich Wilko, ihr Bräutigam, und meinte: „Das ist ja ein Ding, ich habe nicht nur das schönste aller Mädchen zur Braut, nun ist sie auch noch vermögend.“  „Das hätte ich eher wissen müssen,“ beklagte sich Eiso Wattjes, „dann hätte ich einen ganz anderen Brautpreis aushandeln können.“

Doch jetzt stand der schwierigste Teil immer noch bevor, ohne Zustimmung des Rats würde aus dem Plan nichts werden. Leider war Advokat Meyerdirks augenblicklich nicht im Land, so dass auf seine Hilfe momentan verzichtet werden musste, aber Swantje und Monika waren sich schnell darüber einig, wie die Sache am besten vorangetrieben werden könnte, und noch am gleichen Tag wurden Einladungen nach Hohedörp verschickt, in denen um ein Besuch am nächsten Sonntag gebeten wurde.

Keine der drei Eingeladenen ließ sich diese Gelegenheit zu einem Besuch bei den Wattjes entgehen, kurz nach dem Mittagessen kam eine Kutsche auf den Hof gefahren und die heimliche Führungselite vom Land der alten Dörfer stieg aus und machte es sich in der Küche gemütlich.


Teil 66

Nachdem auch Eiso Wattjes die Frau Pastor, die Frau Bürgermeister und die Frau Düring begrüßt hatte, wurde er mitsamt den Kindern hinauskomplimentiert. Eiso brummelte etwas vor sich hin, dass sich so anhörte wie: „Jetzt muss ich schon aus meinem eigenen Haus verschwinden.“, doch das konnte die Frauen nicht stören.   

Außer den schon bereits aufgeführten Damen gehörten auch Nachbarin Hanna de Fries sowie Fenna, Monika und Swantje Wattjes zu dieser Runde. Noch während des Teetrinkens kam die Unterhaltung auf den Punkt, Monika berichtete von ihren Erfahrungen der Käseherstellung, sprach von Kostensenkung und zusätzlichem Verdienst. Sie brauchte nicht lange, um die Damen von den Vorteilen einer eigenen Käserei zu überzeugen, und als sie dann auch noch klarlegte, dass die finanzielle Seite abgesichert wäre, waren alle Frauen Feuer und Flamme für diesen Plan.

Es wäre kein richtiges Damenkränzchen gewesen, hätte sich nicht auch noch über andere Sachen unterhalten, so wollte Swantje unter anderem wissen, wie es denn nun mit Fokke Tebbens stehen würde und ob bei ihm, seitdem er in dem Keuschheitsgürtels verschlossen wäre,  schon eine Veränderung in seinem Verhalten erkennbar sei.

Die Bürgermeisterin, deren Enkel Fokke ja war, rief ganz beigeistert: „Der reinste Musterknabe ist er geworden, ein leuchtendes Vorbild für Anstand, Tugend und Höflichkeit.“ „Das hört sich ja wirklich gut an,“ meinte Hanna, „aber wie verhält er sich jetzt den Mädchen gegenüber?“  „So anständig und respektvoll, wie man es sich nur wünschen kann, er ist in dieser einen Woche direkt schüchtern geworden, wird er von einem Mädchen angesprochen, bekommt er einen roten Kopf und schaut verlegen zu Boden, er ist wirklich nicht mehr wiederzuerkennen!“

Diese Äußerungen der Frau Bürgermeister wurden von allen begeistert aufgenommen, und schon wurde überlegt, ob nicht generell alle jungen Burschen in so ein ausgezeichnetes Erziehungsgerät gesteckt werden sollten. Gerade die Frau Pastor konnte sich für diesen Gedanken sofort erwärmen, aber auch die anderen Damen schienen den Gedanken nicht abwegig zu finden.

Als dann die Frau Schmiedemeisterin Düring noch erzählte, dass dem Paket mit dem Musterkeuschheitsgürtel ein Brief  beigelegen hätte, in dem der holländische Schmied sich angeboten hatte, die eisernen, stacheligen Röhren zu einem günstigen Preis in verschiedenen Größen liefern zu wollen, wäre es um die körperlichen Freiheit der jungen Burschen fast getan gewesen, so sehr gefiel den Damen die Idee der keuschen Jünglinge.

Doch nach der ersten Begeisterungswelle sahen sie ein, dass sie wohl nicht das Recht hätten alle Burschen zu verschließen, allerdings wollte man die Sache durchaus im Auge behalten und im Falle eines Falles genauso verfahren wie bei Fokke Tebbens. Frau Düring versprach, ihren Mann dazu anzuhalten, ein Sortiment dieser hervorragenden Stachelhüllen zu bestellen, so wäre man jederzeit für einen Notfall gerüstet.

Hochzufrieden trennten sich die Damen, einstimmig wurde festgestellt, dass es ein wunderschöner Nachmittag gewesen sei, und es wurde abgemacht, so ein Treffen bald, wenn nicht sogar in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

Kaum waren Frau Düring, Frau Bürgermeister und Frau Pastor wieder in Hohedörp bei ihren Ehemännern angekommen, als sie auch schon anfingen, von den großen Vorteilen einer eigenen Käserei zu berichten. Nach erster Ablehnung konnten sich die Männer dann doch mit der Idee anfreunden, sahen sie doch einen zusätzlichen Profit in ihre Taschen fließen.

Wie nicht anders zu erwarten, verbreitete sich das Gerücht um eine Neuerung wie ein Lauffeuer in ganzen Land, und wie üblich, kamen die unwahrscheinlichsten Gerüchte auf. So blieb es nicht aus, dass am drauffolgenden Sonntag der Bürgermeister noch vor Beginn des Gottesdienstes vor die Gemeinde trat und über den Plan, eine Käserei zu errichten, genauen Bericht ablegte. Man einigte sich dann darauf, einen Treffen sämtlicher Dorfvorsteher einzuberufen, zu dem zum ersten Mal in der Geschichte auch mehrere Frauen zugeslassen wurden.

Schon am kommenden Mittwoch fand die Versammlung statt, die Herren legten klar, dass sie im Grunde nichts gegen eine Käserei einzuwenden hätten, nur müssten sie darauf bestehen, die Fäden selbst in der Hand zu behalten und die Oberaufsicht zu führen.

Doch die Damen machten ihnen schnell klar, dass davon nichts werden würde, denn erst mal würden sie kein Geld investieren, und außerdem hätten sie von der Käseherstellung nicht die geringst Ahnung, also würde diese Sache hier eine reine Frauenangelegenheit sein. Nach kurzer Beratung strichen die Männer das Segel und meinten, dass die Frauen doch tun und lassen sollten, was sie wollen.

So geschah es auch, während Monika einen genauen Plan des Gebäudes zeichnete und mit Advokat Meyerdirks schriftlich Kontakt aufnahm, um die notwendigen Einrichtungsgegenstände in Holland durch ihn bestellen zu lassen, hatten die anderen schon für Baumaterial und Arbeitskräfte gesorgt, innerhalb kurzer Zeit stand auch schon der Rohbau, auch das Dach war schon gedeckt und so konnte der Bau im Winter trocknen.

Diesen Winter gab es noch viel mehr Arbeit als sonst, denn gleich drei wichtige Ereignisse sollten im Frühjahr stattfinden, und die Vorbereitungsarbeiten dafür schienen kein Ende zu nehmen, aber auch der Schmied war gefordert, obwohl seine Arbeit nichts mit der Käserei zu tun hatte.


Teil 67

Hart war der Winter gewesen, sogar im Norden Deutschlands war ungewöhnlich viel Schnee gefallen. In den Häusern von Wattjes und de Fries herrschte zu der Zeit reges Treiben, standen doch bei beiden Familien eine Hochzeit ins Haus, Monika würde ihren Wilko heiraten, Hanna ihren Ubbo. Also halfen die Nachbarinnen bei der Fertigstellung der Aussteuer tüchtig mit, sonst wäre es gerade für Monika auch nicht zu schaffen gewesen.

Anfang März heirateten erst Hanna und Ubbo, Ende des Monats Monika und Wilko. Beide Feste wurden gebührlich gefeiert, und manches Huhn und manches Schwein musste sein Leben dafür lassen.

Nun war Hanna mit dem Tag ihrer Hochzeit zu ihrem Ubbo gezogen, während Monika als junge Bäuerin in das Haus von de Fries eingezogen war. Für Hanna war die Umstellung nicht so einfach, schließlich musste sie nun bei ihren Schwiegereltern leben. Auch wenn sie gut mit ihnen auskam, war es doch eine  Situation, an die sie sich ergewöhnen musste.

Mit dem Eingewöhnen hatte Monika nun überhaupt kein Problem, hatte sie doch schon einige Zeit im Haus ihrer Schwiegereltern verbracht und sich dabei sehr wohlgefühlt. Nein, sie hatte ein ganz anderes Problem: Die Arbeit wuchs ihr über den Kopf. Ihre Schwiegermutter versuchte ihr zu helfen, wo sie nur konnte, doch die Gicht machte ihr schwer zu schaffen.

Nun hätte Monika die Arbeit auch alleine bewältigen können, aber inzwischen war der Bau der Käserei abgeschlossen und sie fand nicht die Zeit, dort auch zu arbeiten. So stand die Käserei, komplett eingerichtet, verwaist im Dorf, und sofort wurden Stimmen laut, die sagten: „Das kommt davon wenn Neuerungen eingeführt werden, nun steht der Bau und nichts passiert; aber wir waren ja von Anfang an dagegen.“

Auch der Schmied hatte seine Probleme, er hatte sich inzwischen mit seinem Berufskollegen aus Holland in Verbindung gesetzt und bei ihm, auf Anraten seiner Frau, eine ganze Kiste mit den stacheligen Röhren bestellt. In weiser Voraussicht hatte er außerdem den ganzen Winter über vorgearbeitet, sein Lager war gut gefüllt mit Taillengürteln, Schrittblechen, Arm- und Beinfesseln, Halseisen, Spreizstangen und dicken Eisenkugeln mit Ketten daran. Nun darf nicht vergessen werden, dass ein Schmied auf dem Land gerade im Winter viel zu tun hat, weil die Bauern in dieser Zeit ihre Arbeitsgeräte wieder auf Vordermann bringen oder neues Werkzeug anfertigen ließen.

„Ich brauche einen Gesellen oder einen Lehrling dazu,“ klagte er, „alleine wird mir die Arbeit zuviel.“  „Das mit einem Lehrling oder Gesellen kannst du vergessen, die Bauern haben selbst zuwenig Leute, ich weiß sowieso nicht, warum du neuerdings ein so großes Lager an Fesseln und Keuschheitsgürtel brauchst, das hast du sonst doch auch nicht gehabt.“ meinte seine Frau.

„Das ist richtig, doch aber das erspart mir in nächster Zeit viel Arbeit, sonst hatte ich nur zwei oder drei Keuschheitsgürtel im Lager, und wenn die nicht passten, musste ich extra noch einen anfertigen. Jetzt ist es so, dass ich verschiede Teile liegen habe, aus denen ich im Handumdrehen einen passenden Gürtel zusammenstellen kann.“ „Aber bisher war das doch auch nicht notwendig, bis jetzt hat es doch auch immer so geklappt.“

„Das siehst Du verkehrt,“ beharrte der Schmiedemeister auf seiner Meinung, „nun stell dir vor, es kommen drei Kettenmädchen auf einen Schlag, denen ich ihre Fesseln und Gürtel anlegen soll, soll ich die vielleicht zwei Tage hier in der Schmiede behalten? Wenn dann noch andere Arbeiten anliegen, vergeht noch mehr Zeit, bis die Mädchen verschlossen sind, da spielt der Rat nicht mit.“

„Düring, jetzt fängst du an zu spinnen, es sind noch niemals drei Kettenmädchen auf einen Schlag gekommen, wieso sollte das in Zukunft anders sein?“ „Ich weiß nicht, ich weiß nicht, aber ich habe so ein Gefühl, als wenn auf mich noch eine ganze Menge Arbeit zukommt.“

Der Schmied war nicht der einzige, der händeringend nach einer Hilfskraft suchte, auch einige der Bauern benötigten dringend Arbeitskräfte, von Monika ganz zu schweigen, für die sich fürchterlich darüber ärgerte ihre Käserei nicht betreiben zu können.

Auch der Rat hatte das Problem erkannt, aber woher sollten sie zusätzliche Arbeitskräfte nehmen, immerhin waren sie eine geschlossene Gemeinde, in der keine Fremden zugelassen wurden.

Die fehlenden Arbeitskräfte waren auch bei dem Damenkränzchen ein wichtiges Thema, diesmal war es Frau Düring, die einen Vorschlag machte, mit dem alle anwesenden Frauen sofort einverstanden waren.

Einen Tag später stand das geschlossene Kränzchen vor dem Haus des Bürgermeisters von Hohedörp, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten, der ebenso einfach wie genial war. Der Bürgermeister hörte die Frauen an, fand die Idee nicht schlecht und versprach, so schnell wie möglich mit dem Rat darüber zu verhandeln. Sogar die Ratsherren hatten nichts dagegen einzuwenden, und so ging es sofort zur Ausführung des Plans.


Teil 68            Anja in Moorum 7

In Moorum hatte sich nichts verändert, außer dass die Aufseherin Bültena noch fetter geworden war. Gut zwei Jahre war Anja jetzt schon in der Einöde, in dieser Zeit hatte sie mehrere Kettenmädchen kommen und gehen sehen, keine der anderen musste so lange bleiben wie sie.

Zwei Jahre im Moor, zwei Jahre mit gefesselten Fuß- und Handgelenken, zwei Jahre den überschweren Halsreif tragen mit der Kette und der Eisenkugel daran, zwei Jahre ohne Unterbrechung in einem Strafkeuschheitsgürtel eingeschlossen, dass sind zwei Jahre, die viele nicht überstanden hätten.

Doch Anja war hart und zäh, und vielleicht hätte auch sie aufgegeben, aber dank ihrer Kochkünste war sie von der schweren Arbeit im Moor befreit. Trotzdem waren ihre Arbeitstage nicht einfach: Sie hatte nicht nur zu kochen, sondern sich auch noch um den Gemüse- und Kräutergarten und um das Viehzeug zu kümmern.

Vor einiger Zeit waren alle Kaninchen an einer Krankheit gestorben, und obwohl es nicht Anjas Schuld war, bekam sie den Zorn der Aufseherin zu spüren, die ihr vorwarf, die Ställe nicht ordentlich gereinigt zu haben und somit für den Verlust ihres Sonntagsbratens verantwortlich zu sein. Mehrere Wochen lang musste Anja immer wieder die Schläge mit einer Peitsche ertragen, bis die Bültena sich langsam wieder beruhigte.

Jedenfalls war der Winter wieder einmal überstanden, die schlimmste Zeit während der Gefangenschaft. Nun konnte sie auch wieder im Garten arbeiten und in der schon angenehmen Aprilsonne die Sonne auf sich scheinen lassen.

Es war kurz nach der Mittagszeit, Anja wollte gerade mit den Vorbereitungen für das Abendessen anfangen, als sie die beiden Schäferhunde, die den Damm bewachten, anschlagen hörte. Im gleichen Moment kam auch die Bültena aus ihrer Hütte heraus, und lief, so schnell es ihr überhöhtes Körpergewicht zuließ, zu den Schäferhunden hin.

Neugierig blickte Anja zu dem Damm hinüber, doch zu ihrem Leidwesen konnte sie wegen einiger Sträucher, die am Damm standen, nur die wütend bellenden Hunde sehen, aber sie wusste aus Erfahrung, dass sich, wenn die Hunde so aggressiv meldeten, fremde Menschen in der Nähe sein mussten.

„Das wird bestimmt wieder ein neues Kettenmädchen sein, das von Moordorf hierher gebracht wird.“ dachte sie bei sich und fragte sich, ob sie auch dieses Mädchen wieder gehen sehen müsste.

Auf das Kommando von Bültena hin waren die Hunde jetzt ruhig und ließen mehrere Personen den Damm passieren. Noch konnte Anja nicht erkennen, um welche Personen es sich dabei handelte, doch sie kamen schnell näher und sie konnte sehen, dass diesmal kein neues Kettenmädchen gebracht wurde.

Die Gruppe kam näher und als Anja vorsichtig hinübersah (sie wollte sich nicht schon wieder den Zorn der Bültena zuziehen), erkannte sie die Leute: Die eine war die Frau vom Schmied, der ihr das schwere Eisen angelegt hatte, auch die andere  kam ihr bekannt vor, ja, das war eine Frau aus Moordorf, die sie damals über den Damm hier ins Moor gebracht hatte; bei den beiden Männern handelte es sich um den Pastor von Hohedörp und um den Ortsvorsteher von Moorum, deren Gesichter sie wohl nie vergessen würde.

Mit einem Mal brüllte die Bültena sie an: „Was gaffst du durch die Gegend, du faules Luder, sieh bloß zu, dass der Tee gleich fertig ist.“ „Jawohl, Frau Bültena!“ sagte Anke gehorsam und machte ihren Knicks.

Während Bültena die Delegation in ihre Hütte bat, beeilte sich Anke wie noch nie in ihrem Leben. Wasser hatte sie immer heiß, schnell war der Treckpott (Teekanne) heiß ausgespült, die Teeblätter hineingegeben und mit etwas Wasser aufgefüllt, um dann auf einem Stövchen zu ziehen. Eben so schnell machte sie ein Tablett mit Tassen, Kluntjes und Sahne fertig, goss den Tee auf, nahm das Tablett und ging zur der Hütte.

Sie war schon fast bei der Hütte angelangt, als Bültena die Tür aufriss, sie anblöckte: „Das wurde auch langsam Zeit!“ und ihr das Tablett aus den Händen nahm. „Geh an deine Arbeit und lass dich nicht bei meiner Hütte blicken, sonst wird es dir noch leid tun.“ zischte sie ihr noch zu, ging mit dem Tablett in die Hütte und trat die Tür mit dem Fuß zu.

So neugierig Anja auch wahr, der Gedanke zu lauschen wäre ihr nie gekommen, dafür hatte sie viel zu viel Angst vor der Aufseherin. Kaum war sie an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt, als Bültena aus der Hütte kam und die Glocke läutete, die auch hinten im Moor gut zu hören war und für die Gefangenen bedeutete, sofort zu ihrer Unterkunft zurückzukommen. Schon rauschte Bültena wieder in die Hütte zurück und schloss die Tür, von dem Gespräch, dass nun dort stattfand, konnte Anja zu ihrem größtem Bedauern nichts mitbekommen.

Nach einer ganzen Weile kamen die anderen Gefangenen auf das Glockenzeichen hin aus dem Moor zurück, und stellten sich wie jedes Mal vor ihrer Hütte zum Appell auf. Zehn Mädchen waren es, die dort immer zu zweit aneinandergekettet dort standen, die Jüngste mit ihren 18 Jahren sah noch aus wie ein Kind, die Älteste mochte 22 Jahre alt sein.

Erbärmlich sahen sie aus in ihrer Gefangenenkleidung, dreckig, müde und abgearbeitet. Da gab es kein Kichern oder Herumalbern, dafür hatte sie ihr Schicksal viel zu hart geschlagen. Erst als Anja an ihnen vorbei in die Hütte ging und ihnen zuflüsterte, dass eine Delegation hier im Moor eingetroffen wäre, belebten sich die Gesichtszüge etwas, in jeder von ihnen keimte Hoffnung auf, endlich aus diesem Joch befreit zu werden.

Eine der Aufseherinnen, die mit den Gefangenen im Moor gewesen war, ging zur Hütte und meldete die Rückkehr der Kettenmädchen in das Lager, worauf  die Delegation zusammen mit der Bültena aus der Hütte herauskam und die Gefangenen in Augenschein nahm.

Die Kettenmädchen (auch Anja war jetzt dabei) standen bei dieser Musterung in einer Reihe, den Blick angstvoll zu Boden gerichtet und wagten kaum zu atmen. Schweigend wurden sie betrachtet, nicht ein Wort fiel. Erst als der Pastor der Aufseherin ein Zeichen gab, schickte Bültena alle Mädchen bis auf Anja in die  Hütte und schloss die Tür.

Anjas Herz klopfte wie wild, sollte sie jetzt endlich aus dieser Hölle erlöst werden? Doch die Bültena schickte sie mit groben Worten an ihre Arbeit zurück, auch von der Delegation wurde  sie nicht mehr beachtet.

Mit Tränen der Enttäuschung in den Augen kehrte sie an ihren Arbeitsplatz zurück, von dort aus sah sie, wie die Delegation den Heimweg antrat. War ihre Hoffnung wieder vergebens gewesen? War sie nicht schon am längsten von allen Gefangenen hier? Was sollte dieser seltsame Besuch überhaupt bedeuten, ändern würde sich scheinbar doch nichts.


« Letzte Änderung: Mai 22, 2011, 05:27:18 pm von viper2606 » Moderator informieren   Gespeichert
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