viper2606
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« am: Mai 22, 2011, 05:16:29 pm » |
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Teil 69 Anja in Moorum 8
Doch da sollte Anja sich irren, denn als sich die Mädchen am nächsten Morgen wieder geschlossen in das Moor gehen wollten, kam Bültena und sonderte ein Kettenpärchen aus, dass in die Hütte zurückgehen musste. Am Vormittag kamen zwei Frauen über den Damm, die eine schob eine Schubkarre vor sich her. Die zwei Mädchen wurden aus der Hütte geholt, mussten ihre Eisenkugeln, die mit Ketten an ihren Halseisen angeschlossen waren, in die Karre legen, eine von ihnen hatte die Karre aufzunehmen und zu schieben, während die andere neben ihr herlief. So wurden sie an den Schäferhunden vorbei auf den Damm in Richtung Moordorf geleitet, die beiden Frauen liefen hinter ihnen.
Am nächsten Tag wiederholte sich das gleiche Spiel, wieder brauchten zwei der Mädchen nicht zum Torfabstechen in das Moor gehen, und als ihre Mitgefangenen am Abend von der Arbeit zurückkamen, waren sie nur noch zu siebt.
Auch am dritten dieser denkwürdigen Tage wiederholte sich das Ritual, und als auch am vierten Tag noch zwei der Kettenmädchen abgeholt wurden, waren sich die drei übergeblieben Mädchen sicher, auch aus dem Moor befreit zu werden.
Tatsächlich wurde am drauffolgenden Tag das letzte Pärchen abgeholt, Anja fieberte dem nächsten Morgen entgegen, an dem sie nun auch endlich dran wäre, abgeholt zu werden, doch nichts passierte. Als auch am übernächsten Tag niemand kam, war sie kurz davor, sich mit einem Küchenmesser die Pulsadern aufzuschneiden, doch bevor sie dazu Gelegenheit bekam, war sie alleine in der Hütte eingeschlossen.
Dann endlich, am nächsten Vormittag, war es auch für Anja soweit, wieder kamen die zwei Frauen in das Moor, jetzt durfte auch Anja ihre Eisenkugel in die Karre packen und über den Damm in Richtung Moorum schieben. Die Bültena konnte es sich nicht verkneifen ihr zum Abschied noch zu sagen, dass es für sie verlorene Mühe wäre nach Moorum zu gehen, in kürzester Zeit wäre sie doch wieder hier.
Es war zwar ein langer Weg vom Moor in das Dorf, aber Anja kam es vor, als wenn sie auf Wolken wandeln würde, endlich war auch sie aus diesem grausamen Moor heraus, schlimmer als dort gewesen war könnte es nun nicht mehr kommen.
In Moordorf angekommen wurde sie gleich auf einen Wagen gesetzt und nach Hohedörp gebracht, wo sie beim Schmied wieder abgeladen wurde. Allein schon der Anblick der Schmiede trieb ihr den Angstschweiß auf die Stirn, nur widerwillig ließ sie sich in die Werkstatt führen. Trotz aller Angst vergaß sie nicht vor den beiden Schmiedeleuten einen tiefen Knicks zu machen, um nichts in der Welt wollte sie sich irgendwelchen Ärger einfangen.
„Dann wollen wir mal,“ meinte Düring und zog sie zum Amboss hin, wo sie sich hinzuknien hatte. Mit einem Dorn und einem schweren Hammer löste er ihren Halsreif, auch die Arm- und Fußfesseln wurden ihr abgenommen, aber nur, um ihr gleich wieder andere Reife anzuschmieden, die allerdings wesentlich leichter waren als die alten. Auch der neue Halsreif war nicht mehr so schwer, er hatte zwar auch eine Kette, aber zum Glück war keine Eisenkugel mehr daran befestigt.
Frau Düring frage sie dann, ob sie sich ohne Ärger zu machen einen anderen Keuschheitsgürtel anlegen lassen würde, und Anja, die diese Prozedur schon aus Erfahrung kannte, nickte mit dem Kopf, machte den vorgeschriebenen Knicks und sagte nur: „Jawohl, Frau Düring.“, worauf der Schmiedemeister die Werkstatt verließ und den Rest der Arbeit seiner Frau in die Hände legte.
Die öffnete auch gleich das Schloss des Strafgürtels, nahm ihr den Gürtel ab und salbte die entsprechenden Hautteile kräftig ein, obwohl das überflüssig gewesen wäre, dort, wo der Strafgürtel gesessen hatte, war schon fast Hornhaut zu sehen. Ohne sich zu wehren ließ Anja sich jetzt wieder in einen anderen, wesentlich angenehmer zu tragenden Keuschheitsgürtel einschließen und bedankte sich dafür auch noch bei Frau Düring, die das wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Immer noch einem ungewissen Schicksal entgegensehend, wurde sie nun vom Schmied auf den Dorfplatz geführt und an dem schon bekannten Pfahl auf dem Dorfplatz angeschlossen. Der Schmied ging zum Bürgermeister, übergab ihm die Schlüssel für das Mädchen und ging in seine Werkstatt zurück.
Lange Zeit stand Anja dort am Pfahl angekettet, niemand kümmerte sich um sie. Nun fing es auch noch an zu regnen, sie war schon nass wie eine Katze, als endlich ein Fuhrwerk kam. Der Kutscher stieg ab, ging zum Bürgermeister und holte sich die Schlüssel für das Mädchen, befreite sich vom Pfahl und setzte sie auf den Wagen, auf den sie wegen ihrer Fußkette nicht allein aufsteigen konnte.
Als sie auf dem Wagen saß wurde sie vom Kutscher angekettet, auch legte er eine wasserfeste Plane über sie. Während sie über die Wege fuhren fragte Anja sich, was für ein Schicksal sie nun wohl erwarten würde. Bestimmt hatte der Bürgermeister für sie eine strenge Bauernfamilie ausgesucht, bei der es mehr Schläge als etwas zu Essen gab.
Während das Fuhrwerk über die Wege zog fiel Anja in einen tiefen Schlaf, die Aufregung der letzten Tage, die immer nagende Ungewissheit, was nun mit ihr passieren würde, hatten sie zermürbt. So merkte sie nicht, dass der Regen aufgehört hatte, sie kam noch nicht mal dahinter, dass das Fuhrwerk angehalten hatte. Wach wurde sie erst, als der Kutscher die Plane über ihr wegzog und zu ihr sagte: „Wir sind am Ziel, hier ist die Familie, der du jetzt zu dienen hast.“
Schon war ihre Kette gelöst und sie vom Wagen heruntergehoben, doch als sie dann ihre neue Herrschaft auf sich zukommen sah, stockte ihr der Atem und ein eisiger Schreck durchfuhr ihre Glieder.
Teil 70
„Willkommen in unserem Haus, mein Name ist Bäuerin de Fries, ich hoffe, wir werden gut miteinander auskommen.“ sagte Monika freundlich, während der Bauer sie grimmig anschaute. Anja erhob sich von ihrem Knicks, stammelte ein: „Vielen Dank, Frau de Fries.“ und sah sich hilflos um. Von genau diesem Bauernhof war sie vor zwei Jahren geflohen, was ihr die schlimmste Zeit ihres Lebens beschert hatte.
Jetzt war ihre ehemalige Mitgefangene scheinbar Bäuerin auf diesem Hof geworden, das war für Anja schon hart genug zu ertragen, doch dass sie nun wieder unter der Fuchtel von Wilko de Fries stand, macht ihr fürchterlich angst.
Monika nahm das Ende ihrer Halskette in die Hand und führte die etwas zögernde Anja in die Küche, wo die beiden alten de Fries sie misstrauisch betrachteten. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde!“ sagte der alte Bauer de Fries etwas sauertöpfisch, zu gut erinnerte er sich an den Ärger, den dieses Mädchen ihnen gemacht hatte. Doch seine Frau legte ihm die Hand auf den Arm und meinte zu ihm: „Lass es gut sein, immerhin hat sie wegen ihrem Ungehorsam zwei Jahre im Moor verbracht. Ich bin überzeugt, dass sie inzwischen zur Vernunft gekommen ist und sich in Zukunft anständig verhalten wird.“
„Ganz bestimmt, Frau Wattjes, ich werde ihnen bestimmt keinen Ärger mehr machen, es tut mir jetzt sehr leid, was ich damals angestellt habe.“ „Wir werden ja sehen, ob du dich im Moor wirklich verändert hast,“ sagte Wilko mit leicht drohender Stimme, „aber erlebe ich nur einmal einen Anflug von Ungehorsam, Faulheit oder anderer Sachen, bist du innerhalb von wenigen Stunden wieder im Moor, ist das klar?“ „Jawohl, Herr de Fries!“
„Lass man gut sein, Wilko, ich glaube, sie wird sich in dem einen Jahr bei uns nichts zuschulden kommen lassen.“ meinte Monika, schloss Anja an die Laufkette an und wollte ihr die Fußfesseln abnehmen, aber da kannte sie ihren Mann schlecht. „Die Fußfessel bleibt solange dran, bis ich mir sicher bin, dass sie sich wirklich geändert hat.“ befahl er. Dagegen konnte Monika nichts einwenden, es tat ihr um Anja zwar leid, aber schließlich konnte sie ihrem Ehemann nicht in den Rücken fallen, schon gar nicht in der Gegenwart eines Kettenmädchens.
Anja gab sich alle Mühe, die ihr übertragenen Aufgaben zur Zufriedenheit ihrer Herrschaft auszuführen, nun war sie ja schon mit allen Arbeiten und dem Haushalt vertraut, so dass ihr die Arbeit nicht weiter schwer fiel, doch saß ihr immer die Angst im Nacken, dass der Jungbauer sie bei dem kleinsten Fehler wieder ins Moor schicken würde, das hatte er ja auch klar und deutlich gesagt, sie hatte das Gefühl, als wenn er nur auf einen Fehler von ihr warten würde.
Nach zwei Wochen war Anja so gut eingearbeitet, dass Monika sie mit der Arbeit im Haus alleine lassen konnte, endlich war die Gelegenheit gekommen die Käserei einzuweihen. Doch ohne Hilfe würde sie die Arbeit nicht schaffen, das war ihr klar. Zu ihrem Glück erklärte sich die Nachbarstocher Fenna Wattjes bereit, sie bei ihren ersten Probeläufen zu unterstützen.
Am Anfang waren sie nur einmal in der Woche in der Käserei und stellten auch nur kleine Mengen her, denn wie gut der Käse sein würde, ließ sich erst nach der Reifezeit feststellen, außerdem hatten sie auch nicht mehr Zeit, denn es war unumgänglich, dass sie auf ihrem Hof bei der Arbeit mithelfen mussten.
An einem Sonntagnachmittag bei dem inzwischen schon fest etablierten Damenkränzchen klagte Monika ihr Leid, so sehr sie sich auch anstrengte, irgendeine Arbeit blieb immer liegen. „Meinen Mann wird die Arbeit auch zuviel,“ stimmte Frau Düring in Monikas Klage ein, „er würde gern einen Lehrling anstellen, aber es gibt von den jungen Burschen keinen, der Zeit oder Interesse dafür hätte.“
„Könnten wir denn keine Arbeitskräfte aus der Welt bekommen?“ wollte Monika wissen, doch das wurde sofort abgelehnt, damit würde die ganze Gemeinschaft zerstört werden, bekam sie zur Antwort. Monika gab aber noch nicht auf. „Was ist denn mit den Kettenmädchen, die gehören doch auch nicht zur Gemeinschaft und sind trotzdem hier.“
„Ja, das stimmt, aber immer nur für begrenzte Zeit, bei denen wissen wir genau, dass sie nach Ablauf ihrer Zeit wieder gehen, außerdem wird für die Mädchen noch Geld bezahlt, während wir für fremde Arbeitskräfte tief in die Tasche greifen müssten.“ erklärte Frau Bürgermeister.
„Die Lösung ist doch ganz einfach, dann müssen wir eben mehr Kettenmädchen zu uns holen.“ rief die Frau Pastor mit entschiedenem Ton. „Damit ist meinem Mann aber auch nicht geholfen,“ klagte nun die Düring, „oder soll er eines der Kettenmädchen im Schmiedeberuf anlernen, damit sie sich und anderen selbst die Ketten abnehmen kann?“
Die Situation war schwierig, und noch schwieriger schien es zu sein, es allen recht zu machen. Sie überlegten hin und her, waren sich darüber einig, dass etwas passieren müsse, konnten aber keine Lösung finden, und so trennten sie sich an diesem Nachmittag in etwas gedrückter Stimmung, das war nun das erste Mal, dass die energischen Damen keine Lösung für ein Problem fanden.
Als Frau Düring wieder nach Hause gekommen war, bereitete sie in der Küche schweigend das Abendbrot zu. Ihr Mann sah sie etwas verwundert an, so in sich zurückgezogen hatte er seine Frau selten erlebt. „Was ist los mit dir, hat es bei eurem Treffen Ärger gegeben?“
„Nein,“ gab sie zurück, „Ärger hat es keinen gegeben.“ und erzählte ihrem Mann daraufhin den Verlauf des Gespräches. Der Schmiedemeister hörte sich die Schilderung in Ruhe an, und fing nun selbst an in Gedanken zu versinken und nach einer Lösung zu suchen, doch auch ihm, der übrigens noch nie ein schneller Denker war, fiel spontan eine Lösung dazu ein.
Nach dem Abendessen saßen die beiden Schmiedeleute in der Küche, während Frau Düring zur ihrer geistigen Erbauung in der Bibel las, sah der Schmied gedankenverloren in das Kaminfeuer.
Nach einer langen Zeit intensiver Denkarbeit meinte er: „Die Frau Pastor hat ganz recht gehabt, der Advokat Meyerdirks muss dafür sorgen, dass mehr Kettenmädchen hierher kommen.“ „So weit waren wir auch schon,“ gab Frau Düring zurück, „aber das ersetzt uns auch keine männlichen Arbeitskräfte, alle, die handwerklich arbeiten könnten, ob nun als Maurer, Zimmermann, Stellmacher oder was weiß ich, haben mit ihrer Landwirtschaft so viel zu tun, dass sie zu nichts anderem mehr Zeit haben, und du hast doch selbst gesagt, dass dir die Arbeit zuviel wird und du einen Lehrling oder Gesellen brauchst.“
„Ein Lehrbursche würde mir schon genügen, ein Geselle würde viel zu teuer werden.“ „Siehst du, nun sind wir genau so weit wie vorher, männliche Arbeitskräfte sind einfach zu teuer.“ Auf einmal ging ein Leuchten über das Gesicht des Schmieds: „Die müssen aber nicht teuer sein,“ grinste er sie an in der festen Überzeugung, ein ebenso einfache wie geniale Lösung gefunden zu haben.
„Das, mein lieber Düring, musst du mir jetzt mal genau erklären, willst Du allen Ernstes behaupten, dass es möglich ist, preiswerte Arbeitskräfte zu bekommen. „Aber sicher,“ sagte Meister Düring im Brustton der Überzeugung, die Sache ist doch ganz einfach..........!!!!!
Teil 71
Ausführlich erläuterte der Schmied seiner Frau den Plan, anfangs hielt sie es für ein Hirngespinst, doch je länger sie darüber nachdachte, um so mehr konnte sie sich mit der Idee ihres Mannes anfreunden, vor allem deshalb, weil nicht nur die Gemeinschaft davon profitieren würde, sondern auch die Schmiede.
Beim nächsten Damenkränzchen drehte sich das Gespräch mal wieder um die so dringend benötigten Arbeitskräfte. Immerhin standen durch die vorübergehende Auflösung des Torfstraflagers elf Kettenmädchen mehr zur Verfügung, aber das war nur ein Topfen auf den heißen Stein, denn drei der Mädchen waren nach Hohedörp gekommen, die restlichen acht waren auf die vier anderen Dörfer verteilt worden.
Nun war der Rat auch schon an den Advokaten Meyerdirks herangetreten mit der Frage, ob es nicht möglich wäre, die Anzahl der Kettenmädchen zu verdoppeln. Der Advokat versprach sein Bestes zu tun, nur versprechen konnte er auch nichts, es wäre nicht so einfach, von den zur Erziehung überstellten Mädchen im Vorfeld eine eigenhändig unterschriebene Einverständniserklärung zu bekommen, dass sei im allgemeinen nur mit Druck oder einem kleinen Täuschungsmanöver möglich. Trotzdem wollte er seine guten Beziehungen spielen lassen und versuchen, mehr Mädchen als bisher in das Land der alten Dörfer zu vermitteln.
Soweit war die Sachlage den Damen von dem Kränzchen auch bekannt, und sie sahen darin zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer; Frau Düring verstand es jedoch hervorragend keine Zufriedenheit aufkommen zu lassen: „Das ist ja alles sehr schön,“ sagte sie, „aber wer weiß, wie lange es dauern wird, bevor sich die Anzahl der Kettenmädchen vergrößert, wir sollten lieber nach einem weiteren Weg suchen. Außerdem hatten wir auch gesagt, dass uns außerdem noch männliche Arbeitskräfte fehlen, also ist uns noch immer nicht geholfen.“
Diese Worte lösten eine heftige Diskussion aus, die aber zu nichts führte, weil keine der Damen einen Vorschlag machen konnte. Als sich die Wogen der Erregung wieder etwas geglättet hatten, meinte Frau Düring ganz beiläufig: „Also, mein Mann und ich haben uns vor ein paar Tagen über dieses Thema unterhalten, und ich glaube, es gibt eine Möglichkeit männliche Arbeitskräfte zu bekommen, für die wir kein Geld bezahlen brauchen.“
Nun wurde das Damenkränzchen mehr als hellhörig und wollte Genaueres hören. Sich sichtlich im allgemeinen Interesse sonnend setzte die Düring zu ihrem Vortrag an: „Nun, wir wissen alle, aus welchem Grund uns die Kettenmädchen anvertraut werden: Wir haben die Aufgabe, aus diesen verkommenen Geschöpfen brauchbare Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft zu machen.“
„Liebe Frau Düring,“ versetzte die Frau Pastor, „dass wissen wir selbst, nun kommen sie doch lieber mal auf den Kern der Sache zu sprechen.“ Leicht pikiert, weil bei ihrer Rede unterbrochen, setzte sie ihre zu Hause wohl vorbereitete Rede fort: „ Nun gibt es draußen in der Welt nicht nur nicht nur Mädchen, die sich nicht einfügen, es wird doch auch genug junge Burschen geben, die mit ihren Eltern oder mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Auch die könnten uns zwecks Erziehung und Läuterung anvertraut werden, so hätte wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wir haben Arbeitskräfte und unsere Gemeinde bekommt sogar noch Geld dafür.“
Stolz auf diese gute Idee sah Frau Düring die anderen Damen an, Zustimmung und Begeisterung erwartend; doch nach ein paar Sekunden des überraschten Schweigens redeten sie alle durcheinander: Das wäre total verrückt, das könne man nicht machen, so etwas habe es auch noch nie gegeben, Unzucht und Sittenverfall würden Einzug halten, der Rat würde dem nie zustimmen, wer wolle den einen Burschen ins Haus aufnehmen, usw., doch dass konnte die clevere Frau Düring nicht erschüttern, hatte sie mit einer solchen Reaktion doch gerechnet.
„Aber meine Damen,“ sagte sie leicht hintergründig lächelnd, „was wollen sie denn noch mehr, oder hat jemand von ihnen einen besseren Vorschlag zu machen?“, worauf das Damenkränzchen sich ratlos ansah. Natürlich konnte niemand einen anderen Vorschlag unterbreiten und so fuhr sie in ihrer Rede fort.
„In der letzten Zeit hat es bei uns doch schon einige Neuerungen gegeben, nehmen wir z.B. unsere liebe Monika, ist sie nicht das erste Kettenmädchen gewesen, dass inzwischen Bäuerin in unserer Gemeinde geworden ist? Oder was ist mit der Käserei, auch daran hätten wir alle vor einem Jahr noch nicht mal im Traum gedacht.“ Etwas widerwillig mussten die anderen ihr Recht geben, und Frau Düring frohlockte innerlich, ihre Rede schien Anklang zu finden, zumindest konnten ihre Aussagen nicht einfach vom Tisch gewischt werden.“
„Selbstverständlich würde es viele Dinge zu bedenken geben,“ räumte sie ein, „aber wenn wir Frauen zusammen halten, sollten die Probleme doch wohl gelöst werden können. Nehmen wir doch mal das Beispiel Unzucht und Sittenverfall, da sehe ich z.B. kein Problem, haben wir doch für die Burschen einen speziellen Keuschheitsgürtel, durch den sie sanft und gefügig gemacht werden können.“
„Das ist wohl wahr,“ gab die Frau Bürgermeister zu, „mein Enkelsohn Fokke ist durch dieses Erziehungsinstrument zu einem richtigen Musterburschen geworden, ein leuchtendes Beispiel für Sitte und Moral.“ Die anwesenden Damen stimmten ihr vorbehaltlos zu, der Fokke hatte sich wirklich zu seinem Vorteil verändert, so ein guterzogener und freundlicher Bursche war er geworden, dass er für die anderen jungen Burschen schon fast zum Vorbild geworden war.
„Nun, ich gebe zu, die Bedenken wegen Sitte und Moral wären tatsächlich nicht das größte Problem,“ gab Swantje Wattjes zu, „doch wir hätten bei uns im Haus keinen Platz, um einen Burschen unterzubringen, ich kann ihn ja wohl nicht mit meinen Töchtern in einer Buzze schlafen lassen.“
Allein diese Vorstellung rief schon Empörung und Entsetzen hervor, schon waren die Damen sich einig, dass aus dem Vorschlag von der Düring nichts werden könne, aber klugerweise hatte die sich auch mit dieser Schwierigkeit schon im voraus beschäftigt.“
„Wer hat denn gesagt, dass die Burschen bei den Familien im Haus leben sollen?“ trumpfte sie auf, „davon war doch nie die Rede.“ „Aber wo sollen sie denn untergebracht werden?“ wollte man nun von ihr wissen und wartete gespannt auf ihre Antwort.
Die gute Frau Düring verstand es wirklich ausgezeichnet sich in Szene zu setzen. Bevor sie antwortete nahm sie erst noch einen Schluck Tee aus ihrer Tasse, sah noch einmal in die Runde und ließ erst dann die Katze aus dem Sack: „Nun, es gibt doch in der Nähe von Hohedörp noch ein Gebäude, dass schon unsere Altvorderen errichtet haben und von uns seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht wird.“ Die Damen sahen sich zuerst etwas ratlos an, doch dann dämmerte es bei ihnen. „Das kann doch nicht ihr Ernst sein, beste Frau Düring, jedenfalls nicht, wenn wir jetzt an das gleiche Gebäude denken.“ „Aber sicher doch,“ gab sie zurück, „ich finde es gar nicht so schrecklich, auch wenn ich selbst nicht darin wohnen möchte.“
Nun flammte die Diskussion von Neuem auf, würde es wirklich möglich sein, Kettenburschen zu bekommen, wäre die Unterbringung in diesem Gebäude wirklich machbar, würden auch ganz bestimmt nicht Unsitte und Sittenlosigkeit Einzug halten, wer sollte auf die Kettenburschen aufpassen, wer sollte für die Verpflegung sorgen und wer sollte sich um die Wäsche der Gefangenen kümmern, die geäußerten Bedenken nahmen kein Ende.
Immerhin, eine neue Idee fasste langsam Fuß, und um so wurde beschlossen, sich dieses alte, seit langer, langer Zeit leerstehende Gebäude anzusehen und auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen.
Teil 72
Einige Tage später trafen sich die Frauen verabredungsgemäß bei einem kleinen Wäldchen, dass einsam und verloren zwischen Texlum und Andersum lag. Selten kam jemand hierher, denn das Gebäude war ein Relikt aus alter Zeit, als die Ostfriesen zur Verteidigung ihrer Heimat noch zu den Schwertern gegriffen hatten, heute wollte niemand mehr von den Kämpfen und dem Blutvergießen hören, das passte nicht in eine streng gläubige Gemeinde.
Der befestigte Weg durch den kleinen Wald war im Laufe der Zeit dichtgewuchert, nur mit Mühe gelang es den Damen bis zu dem Gebäude vorzustoßen, immer wieder blieben ihre Kleider an Dornenbüschen hängen, umgefallene Baumstämme lagen quer über dem Weg, und als dann noch ein aufgeschreckter Hirsch durch das Unterholz brach und dicht an ihnen vorbei lief, bekamen sie alle einen derartigen Schrecken, dass sie fast den Rückweg angetreten hätten, aber keine von ihnen als Feigling dastehen wollte, also kämpften sie sich weiter vor und nach einer Weile hatten sie ihr Ziel erreicht.
Dicht beieinander standen sie da, die Frau Bürgermeister, Frau Pastor, Frau Düring, Frau Wattjes, Monika und Hanna, und sahen etwas beklommen zu dem alten Wehrturm, der von Efeu und Pflanzen überwuchert, einen düsteren und feindseligen Eindruck machte.
„Ach du liebe Güte, das ist ja ein schauerlicher Ort hier,“ meinte Monika, „wann war denn wohl das letzte Mal eine Menschenseele in dem Gebäude?“ „Ewig lange nicht mehr, selbst wir als die Ältesten von uns haben das Gemäuer noch nie von innen besehen. Als Kinder sind wir wohl mal heimlich hierher gekommen, aber hineingegangen sind wir nie, dafür war uns das viel zu unheimlich hier.“ gab ihr die Bürgermeisterin zur Antwort.
„Unheimlich hin, unheimlich her, wir sind hier um uns den Turm von innen anzusehen, also los, meine Damen.“ rief die Frau Düring resolut und ging auf die schwere, eisenbeschlagene Eingangstür zu und versuchte sie zu öffnen, was ihr aber nicht gelang, scheinbar waren die Türangeln angerostet. Erst als sie sich mit der Schulter gegen die Tür stemmte, gab die unter fürchterlichem Knarren und Quietschen langsam nach und öffnete sich. Ein ekeliger Modergeruch strömte ihnen entgegen, und nur zögerlich betraten sie den alten Wehrturm.
Vorsichtshalber hatten sie zwei Petroleumlampen mitgebracht, die sie jetzt anzündeten. Ohne die Lampen wäre eine genaue Untersuchung des Turms auch nicht möglich gewesen, denn durch die schmalen Schießscharten fiel nur wenig Licht in das Innere des Turms.
Erst mal sahen sie sich in dem ebenerdigen Raum gründlich um, überall lag Kot von Vögeln und anderen Tieren, Spinnweben hingen überall und in jeder Ecke. „Das sieht ja fürchterlich aus.“ sagte Hanna leise, und ebenso leise meinte die Frau Pastor: „Das kannst du wohl sagen, ich darf gar nicht daran denken, was uns in den anderen Räumen erwartet.“ „Warum flüstert ihr denn, habt ihr Angst die Toten aufzuwecken?“ scherzte Frau Düring, die um nichts in der Welt zugegeben hätte, dass auch sie sich etwas beklommen fühlte.
Die Frauen sahen sich noch weiter um und entdeckten schnell zwei Torbögen, hinter beiden befanden sich Treppen, von denen die eine in den Keller und die andere zu den oberen Stockwerken führte. Schnell wurde man sich darüber einig, erst den oberen Teil zu begutachten, und nacheinander stiegen sie die nur ca. 1 Meter breite, in die Außenwand eingearbeitete Steintreppe hoch.
Dieser Raum war ebenso verkommen und verdreckt wie es auch schon der erste gewesen war, nur waren hier in Abständen von 2 Metern Eisenringe an der Wand befestigt. Schweigend sahen die Frauen sich in dem runden Turmzimmer um, um gleich darauf durch einen weiteren Torbogen eine weitere Steintreppe hinaufzusteigen.
In dem obersten Bereich des Wehrturms pfiff der Wind durch die etwas größeren Schießscharten, hier war es nicht nur dreckig, sondern auch noch erbärmlich kalt. Der Raum war nackt und leer, auch hier war keine Einrichtung mehr zu finden, von den Eisenringen an der Wand abgesehen. „Wenn die Erzählungen unserer Altvorderen stimmen,“ meinte die Frau Bürgermeister, „dann hat Störtebecker, der Pirat, hier schon Gefangene und Geißeln gefangen gehalten, und wenn ich mir die Eisenringe an der Wand besehe, fange ich an, die alten Geschichten zu glauben.“ „Störtebecker hatte seine Zuflucht doch in Marienhafe,“ gab Frau Wattjes zu bedenken. „Richtig, aber trotzdem hatte er hier auch noch einen Stützpunkt, er war eben vorsichtig.“ „Ja, solange, bis ihm in Hamburg der Kopf abgeschlagen wurde.“ gab Frau Düring ihren Senf dazu.
Bevor sie aber Gelegenheit bekam die Geschichte der Hinrichtung des Piraten in aller Ausführlichkeit zu erzählen, machten die Frauen sich im Gänsemarsch wieder auf den Weg nach unten. Im Erdgeschoss angekommen marschierte die Düring nun zielstrebig auf den anderen Torbogen zu, der in das Kellergewölbe führte.
„Müssen wir uns den Keller unbedingt ansehen?“ fragte Hanna, die schon von dem feuchten Modergeruch, der hauptsächlich aus dem Keller zu kommen schien, angewidert war. „Da müssen wir jetzt durch.“ bestimmte Frau Düring und ging als erste die Treppe hinunter, der Rest der Expedition folgte ihr.
Unten angekommen hatte Frau Düring, bevor sie den Raum betreten konnte, erst noch mit einer schweren Eisentür, in der in Augenhöhe ein Gitter eingearbeitet war, zu kämpfen, aber auch dieses Mal schaffte sie es, die Tür mit ihrer Schulter aufzudrücken, knarrend drehte sich die Tür in ihren Angeln und gab den Weg frei.
Nacheinander betraten die Frauen das Gewölbe, hielten die beiden Lampen hoch, um besser sehen zu können, wobei ihnen aber das, was sie da sahen, überhaupt nicht gefiel. Hier waren nicht nur Eisenringe in die Wand eingelassen, sondern es gab Halseisen, Fuß- und Beinfesseln, die Überreste einer hölzernen Schandgeige, verschiedene Zangen und andere Instrumente, dessen Bedeutung sie lieber gar nicht erst wissen wollten.
„Ist euch klar, wo wir hier gelandet sind?“ fragte Frau Pastor und gab gleich, ohne eine Antwort abzuwarten, die richtige Erklärung: „Wir sind hier in einer Folterkammer!“ Allgemeines Entsetzen machte sich breit, niemand hatte auch nur geahnt, dass es so etwas im Land der alten Dörfer jemals gegeben hatte. Während die Frauen sich die schauerliche Einrichtung genauer ansahen, wollte Hanna eine in die Wand eingelassene, auch wieder mit Eisen beschlagene Holztür öffnen, die aber klemmte, weil sich im Laufe der Jahre das Holz verzogen hatte.
Erst als eine alte Eisenzange als Hebel angesetzt wurde gelang es die Tür ein Stück zu öffnen. Die Frauen blickten gespannt zu der Tür, Frau Wattjes zog sie mit einem Ruck auf und im gleichem Augenblick stieß das gesamte Damenkränzchen (bis auf Frau Düring) schrille Schreie des Schreckens aus, lief in Panik die Steintreppe hoch und rannte vor die Tür ins Freie.
Teil 73
„Nein, nein,“ rief die Frau Pastor, „das war ja nun wirklich zu gruselig, um nichts in der Welt bringt mich noch jemand in diesen Folterkeller hinein.“ Die anderen Damen gaben ihre volle Zustimmung, es wäre wirklich unerträglich gewesen, so ein fürchterlicher Anblick, einfach scheußlich, davon würden sie noch wochenlang schlechte Träume haben.
Was war passiert? Nichts weiter, als das hinter der Tür ein Skelett gestanden hatte, dass durch das Öffnen der Tür nach vorne in die Arme der Frauen gefallen war, die im ersten Reflex automatisch ihre Arme nach vorne gestreckt hatten, um den fallenden Gegenstand aufzufangen. Doch sobald ihnen klar wurde, dass es sich um die sterblichen Überreste eines Menschen handelte, sprangen sie alle zurück und flüchteten aus dem Keller.
Immer noch nach Luft schnappend standen sie vor dem Wehrturm, der Schreck stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Lust an weiteren Erforschungen des Turms war ihnen gründlich vergangen, geschlossen traten sie den Heimweg an. Immerhin wurde verabredet, sich einige Tage später wieder zu treffen, dann würde man beratschlagen, ob der Turm als Unterkunft geeignet wäre.
Ein glücklicher Zufall fügte es, das gerade beim dem nächsten Treffen auf Advokat Meyerdirks im Land der alten Dörfer war. Die Frau Bürgermeisterin lud ihn höchstpersönlich ein, sich an dem Nachmittag bei dem Damenkränzchen einzufinden.
Der gute Advokat war von der Einladung der Damen etwas überrascht, hatte er bisher doch immer nur mit den Männern zu tun gehabt. Als er sich daraufhin beim Schmied erkundigte, was es denn mit dieser Einladung auf sich haben könne, meinte der nur, dass die Frauen in letzter Zeit sehr aktiv geworden seinen, und man könne nie wissen, was sie als Nächstes planen würden.
Pünktlich zur angegebenen Zeit traf er bei dem Wohnhaus der Dürings ein, wo diesmal das Treffen stattfand. Die Frauen, die genau wussten, was Meyerdirks für ein Schleckermaul war, hatten sich ihren Torten und Kuchen die größte Mühe gegeben, und der Anwalt dankte es ihnen, indem er gewaltig zulangte.
Erst als beim ihm auch nicht mehr ein Krümel hineinging, kamen sie zum eigentlichen Grund der Einladung. Die Frauen erzählten ihm von der gewaltigen Arbeitslast, die auf ihren Schultern lag, von dem Mangel gerade an männlichen Arbeitskräften, die für die Landwirtschaft so dringend gebraucht würden.
Natürlich waren Meyerdirks diese Probleme zur Genüge bekannt, immer wieder hatte er bei seinen Besuchen mit dem Rat darüber gesprochen, doch eine Lösung war bisher nicht gefunden worden, was er den Frauen auch mitteilte.
Das war nun die Stunde von Frau Düring, verschweigend, dass die Idee nicht von ihr, sondern von ihrem Mann stammte, erklärte sie Meyerdirks die Idee mit den Kettenburschen. Der hörte sich den Vortrag an, schüttelte mit dem Kopf und meinte: „Es ist wirklich seltsam, meine Damen, dass sie mir diesen Vorschlag unterbreiten, denn es ist noch keinen Monat her, als eine solche Frage von bedeutenden Leuten in der Welt gestellt wurde. Nun muss ich zugeben, dass ich ein solches Ansinnen abgelehnt habe, dass hat es ja auch noch nie vorher gegeben.“
Diese Äußerung war nun wieder Wasser auf die Mühle von der Düring, die keine der anderen Damen zu Wort kommen ließ, sondern gleich rief: „Mein lieber Herr Meyerdirks, warum ein solches Ansinnen gleich ablehnen, nur weil es das bei uns bisher nicht gegeben hat? Dann muss ich sie im Namen aller Anwesenden darüber aufklären, dass wir bereits die Voraussetzungen für den Einsatz von Kettenburschen geschaffen haben.“
Das war zwar weit übertrieben, imponierte Meyerdirks aber ungemein, trotzdem wollte er nun Genaueres wissen: „Nun,“ gab er zu bedenken, „so einfach ist das alles nicht, da haben wir einmal die Frage der Unterbringung.“ „Kein Problem“ strahlte Frau Düring, „wir haben uns erst vor ein paar Tagen ein passendes Gebäude angesehen, dass alle Voraussetzungen für eine sichere Unterbringung erfüllt.“
„Das zu hören freut mich sehr, ja, in der Tat, freut mich sehr. Doch das größte Problem wäre noch zu lösen: Wie soll man die jungen Burschen keusch halten, es müsste doch jederzeit und immer darauf geachtet werden, dass die Burschen keinen Kontakt zu den Kettenmädchen bekommen, die Folgen davon wären fürchterlich für uns, ja, wirklich fürchterlich.“
Wenn der Anwalt nun gemeint hatte, die Frauen durch seine Überlegungen unsicher gemacht zu haben, irrte er sich gewaltig, denn alle Damen fingen an zu grinsen und es war wieder die Frau Düring, die das Wort ergriff: „Verehrter Herr Meyerdirks, selbstverständlich haben wir auch diesem Problem Rechnung getragen (die anderen Damen schauten sich verwundert an, so salbungsvoll hatten sie die Düring noch nie sprechen hören), und auch dafür haben wir eine Lösung anzubieten, speziell für männliche Geschöpfe haben wir ein sehr probates Erziehungsmittel gefunden.“
Langsam wurde Meyerdirks die Selbstsicherheit der Frauen unheimlich, hatte er sie doch sonst nur als gehorsame Ehefrauen kennen gelernt, nun aber merkte er, dass sich im Land der alten Dörfer etwas geändert hatte, diese Frauen verbreiteten ein Selbstbewusstsein, dass er sonst nur bei Frauen in der Welt kannte.
„Um was für ein probates Erziehungsmittel handelt es sich dabei?“ fragte er leicht zweifelnd. Da es sich um ihren Enkelsohn handelte, ließ sich die Frau Bürgermeister das Wort nicht nehmen, erzählte die Begebenheit mit ihrem Enkel Fokke in allen Einzelheiten und lobte die Erfindung aus Holland in den höchsten Tönen. Meyerdirks hörte sich die Schilderung an, fand sie sehr interessant und konnte sich durchaus vorstellen, junge Burschen durch solch einen Tugendwächter zu disziplinieren.
„Nun, meinte er, „es scheint mir in der Tat durchaus möglich, auch junge Burschen zur Umerziehung bei uns aufzunehmen, die Voraussetzungen dafür sind ja offensichtlich gegeben, doch was sagt der Rat dazu, ist er denn damit einverstanden?“
„Lieber Herr Meyerdirks,“ sagte Swantje Wattjes nun ganz diplomatisch, „wir als Frauen hatten ja nur die Idee; ob es nun wirklich etwas wird oder nicht, dass überlassen wir selbstverständlich den Männern.“
Der Anwalt brauchte nicht lange zu überlegen, immerhin würde diese neue Maßnahme eine Vermehrung der so dringend benötigten Einnahmen sowie eine Arbeitserleichterung bedeuten: „Meine lieben Damen, ihre Ausführungen haben mich überzeugt, ich werde diesen Vorschlag in ihrem Sinne dem Rat unterbreiten.“
„Ach bitte, Herr Meyerdirks,“ meldete sich Monika zu Wort, „ein Ding gäbe es vielleicht noch zu bedenken. Verwundert sahen alle zu Monika, konnten sie sich doch nicht vorstellen was es da noch zu bedenken geben würde.
„Nun, meine liebe Monika de Fries, was für ein Anliegen wollen sie denn vorbringen?“ erkundigte sich Meyerdirks. „Na ja,“ meinte Monika, „sie haben doch eben selbst gesagt, dass bedeutende Leute aus der Welt sich schon danach erkundigt haben, ob wir nicht auch Burschen zur Umerziehung bei uns aufnehmen wollen.“
„Das ist durchaus richtig, meine liebe Monika, durchaus richtig, aber warum fragen sie?“ „Ganz einfach, Herr Anwalt, scheinbar hat man in der Welt ein großes Interesse daran, auch männliche Personen bei uns umerziehen zu lassen. Aus diesem Grund meine ich, dass wir für diesen Aufwand doppelt so hoch entschädigt werden sollten.“ Meyerdirks sah sie verwundert an, daran hatte er selbst noch nicht gedacht.
„Das ist ein wirklich guter Gedanke, wirklich gut, ich vermute dass sich in dieser Richtung wirklich etwas bewegen lassen würde.“ sagte er und dachte mal wieder bei sich: „Diese Monika ist wirklich ein außergewöhnliches Mädchen, in der Tat, ein außergewöhnliches Mädchen.“
Teil 74
Trotz der Fürsprache von Advokat Meyerdirks konnte der Rat sich mit dem Gedanken, auch männliche Personen umzuerziehen, nicht anfreunden. Auch nachdem die Fragen von eventueller Unterbringung und Arbeitseinsatz geklärt worden waren, blieb der Rat mehr als skeptisch. Erst als der Anwalt von den Mehreinnahmen sprach, die durch diese Maßnahme zu erwarten wären, fing der Rat an, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken.
Nach langer Diskussion wurde dann beschlossen einen Versuch zu wagen, wobei der Rat aber darauf bestand, zum Anfang auf keinen Fall mehr als 10 männliche Kettenburschen zu genehmigen. Des weiteren wurde vereinbart, dass die Burschen ausschließlich in der Landwirtschaft zu arbeiten hätten, um keinesfalls einem Handwerker seine Arbeit wegzunehmen.
Das kam auch dem Schmiedemeister Düring zu Ohren, der ja nun gerade durch die neue Maßnahme auf eine kostengünstige Hilfe in seiner Schmiede gehofft hatte. Er beschwerte sich lauthals, was ihm aber auch nichts nützte, gerade in der Schmiede hätte ein Kettenbursche ja wohl nichts zu suchen, das wäre doch wohl den Bock zum Gärtner machen, bekam er zur Antwort.
Verständlicherweise war Düring mehr als verärgert, schließlich stammte die Idee mit den Kettenburschen ja von ihm, auch wenn seine Frau das jetzt nicht mehr zugab. In seiner Enttäuschung setzte er sich eines Abends hin und schrieb, wie so oft in letzter Zeit, einen Brief an seinen Berufskollegen in Holland, der ihm auch die Penisröhren mit den Stacheln geliefert hatte.
Nun hatten die beiden Schmiedemeister inzwischen nicht nur geschäftlichen Kontakt, sondern hatten eine Art Brieffreundschaft begründet. Jedenfalls schrieb Düring an diesem Abend einen langen Brief, in dem er sein Leid klagte und seinem Brieffreund schilderte, dass zwar die Arbeit für ihn immer mehr zunehmen würde, er aber keine Hilfe zu erwarten hätte.
Nach unglaublich kurzer Zeit (es waren noch nicht einmal drei Wochen vergangen) bekam er ein Antwortschreiben von seinem Kollegen. Als Düring den Brief las konnte er sein Glück nicht fassen: Fragte sein Brieffreund doch an, ob er nicht bereit wäre, eines seiner Kinder, dass auch den Beruf des Schmieds gelernt hatte, nur gegen Kost und Wohnung für ein Jahr bei sich arbeiten zu lassen. Außerdem schrieb er noch, dass er sich für Jan keinen besseren Meister wünschen könne, und er sehr dankbar wäre, wenn Jan ein Gesellenjahr bei ihm verbringen könnte, sei es doch wichtig, dass junge Menschen Erfahrungen sammeln.
Am liebsten hätte Düring sofort zurückgeschrieben und sich einverstanden erklärt, doch wollte er sicherheitshalber doch lieber vorher seine Frau fragen, ob die damit einverstanden wäre. Nachdem auch Frau Düring sich den Brief durchgelesen hatte, sah sie ihren Mann an und meinte: „Irgendwie ist das doch sehr ungewöhnlich, dass ein Geselle nur für Kost und Wohnung arbeiten will.“
„Es geht meinem Kollegen doch nur darum, dass eines seiner Kinder in der Fremde Erfahrungen sammeln kann, was kann daran verkehrt sein?“ „Ich weiß nicht, irgendwie habe ich ein seltsames Gefühl bei der Sache, aber immerhin hättest du dann endlich Hilfe in der Schmiede.“
Die gute Frau Düring hatte schon immer ein feines Gespür gehabt, nur wenige Wochen später sollte sich herausstellen, dass der Schmied aus Holland zwar nichts Verkehrtes geschrieben hatte, aber auch nicht mit der ganzen Wahrheit herausgekommen war, zumindest würden die Schmiedeleute noch eine Überraschung erleben.
Düring war nun nicht mehr zu bremsen, er holte Feder und Papier und setzte einen Brief an seinen Kollegen in Holland auf, in dem er schrieb, dass Jan bei ihnen willkommen wäre und sobald als möglich anfangen könne.
Advokat Meyerdirks hatte Wort gehalten und mit den Behörden in der Welt ins Benehmen gesetzt, schon nach einiger Zeit wurden die ersten Kettenmädchen in das Land der alten Dörfer gebracht. Fünf Mädchen standen auf dem Dorfplatz, allesamt steckten sie schon in den Sackkleidern, die für die Kettenmädchen üblich waren. Jede von ihnen trug eine Eisenkette um den Hals, die mit einem dicken Vorhängeschloss gesichert war, das andere Ende war an dem dicken Eichenpfahl befestigt, der in der Mitte des Dorfplatzes in die Erde gerammt worden war.
Nun war die Tjalk, die wie immer die Mädchen nach Texlum gebracht hatte, an diesem Tag durch den ungünstigen Tidenstand erst spät angekommen, und auch der Transport nach Hohedörp hatte noch einige Zeit in Anspruch genommen, so dass es inzwischen schon später Nachmittag geworden war.
Nun sah sich der Rat vor ein ungewohntes Problem gestellt: Wohin mit den Mädchen für diese Nacht? Der Schmied würde es heute nicht mehr schaffen, gleich alle der Gefangenen in Ketten zu legen, ja, dazu würde er mindestens den ganzen morgigen Tag brauchen. Außerdem wäre es nicht gut die Mädchen zusammen wegzuschließen, sollten sie doch untereinander so wenig Kontakt wie möglich miteinander haben. So wurden vereinbart sie in verschiedenen Bauernhäusern unterzubringen, dort konnten sie bis zum nächsten Tag im Stall angekettet werden.
Den Bauern, deren Höfe am nächsten lagen, wurde Bescheid gesagt, nacheinander wurde eins nach dem anderen Mädchen vom Dorfplatz abgeholt und an der Halskette weggeführt, was nicht ohne Jammern und Tränen abging, da jede sich vor dem fürchtete, was auf sie zukommen würde.
Schon mit dem ersten Hahnenschrei war Düring in seiner Schmiede, um das Feuer in der Esse zu entfachen. Kaum glühte die Kohle, als auch schon das erste der Mädchen zu ihm gebracht wurde. Für den Schmiedemeister begann ein langer Arbeitstag, ohne Pause arbeitete er bis zum Abend durch. Auch Frau Düring verbrachte den ganzen Tag in der Werkstatt, schließlich verlangten Sitte und Moral, dass eine Frau bei den Arbeiten anwesend war.
Drei der Mädchen ließen alles mit sich geschehen ohne sich zu wehren, bei der Vierten mussten die Nachbarinnen beim Anlegen des Keuschheitsgürtels Hilfestellung leisten, doch richtig schwierig wurde es bei der Fünften, die sich zur Wehr setzte, als ginge es um ihr Leben. Doch auch sie konnte sich der Behandlung nicht entziehen, die Schmiedeleute hatten bisher noch jede in Eisen gelegt.
Am Abend schloss Düring seine Schmiede ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte zu seiner Frau: „So geht es nicht weiter, das wird mir zuviel.“ „Ja,“ seufzte seine Frau, „wir könnten wirklich Hilfe gebrauchen, ich bin gespannt, wann der Jan aus Holland bei uns eintreffen wird.“
Doch die Hilfe war schon unterwegs, und genau acht Tage später klopfte es eines Abends an der Küchentür. „Wer kommt denn noch um diese Zeit zu uns?“ brummte Düring, während seine Frau die Tür öffnete. Nach kurzer Zeit kam sie in die Küche zurück und sagte über beide Backen grinsend zu ihrem Mann: „Dein Geselle ist eingetroffen.“
„Das ist ja wunderbar, herein mit ihm!“ sagte Düring und stand auf, um seinen neuen Mitarbeiter zu begrüßen, doch kaum hatte der die Küche betreten, ließ der Schmiedemeister sich erschüttert wieder auf seinen Stuhl fallen und sagte nur noch: „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“
Teil 75
„Guten Abend, Meister Düring, ich bin die Janette aus Holland, der neue Geselle.“ begrüßte sie den Schmiedemeister, der sie nur mit einem blöden Gesichtsausdruck ansah und stammelte: „Aber du bist doch eine Frau.“ Das war nun wirklich nicht zu übersehen, denn Janette war mit ihren 1,72 Metern Größe und einem Gewicht von 96 Kilo mehr als üppig gebaut, dazu hatte sie auch noch unerhört viel Holz vor der Hütte, wie eine große Brust so gern umschrieben wird.
„Willst du deinen neuen Gesellen nicht anständig begrüßen, wie es sich gehört?“ ermahnte die Düring ihren Mann. Der erholte sich nur langsam von seinem Schrecken, riss sich aber zusammen, stand auf und ging auf Janette zu. Er gab ihr die Hand und sagte: „Dann mal herzlich willkommen in unserem Haus.“ „Vielen Dank, Meister Düring, „ich glaube, wir kommen bestimmt gut miteinander aus.“ und drückte ihm die Hand so fest, dass er vor Schmerz fast in die Knie gegangen wäre.
Frau Düring war begeistert von dem weiblichen Gesellen, war es doch mal wieder ein Beweis dafür, dass für Frauen nichts unmöglich ist und sie außer der Arbeit in Haus und Hof auch für handwerkliche Tätigkeiten, die bisher ausschließlich den Männern vorbehalten waren, geeignet sind.
Während der Schmiedemeister nach draußen ging, um die schwere Truhe seiner Mitarbeiterin ins Haus zu schaffen, zeigte Frau Düring der neuen Mitbewohnerin die Buzze, in der sie das nächste Jahr schlafen würde. Die inzwischen ins Haus gebrachte Truhe wurde erst einmal in eine Ecke gestellt, darum würde man sich später noch kümmern können.
Während der Schmiedemeister am Grübeln war, wie er Janette wieder loswerden könnte, ging seine Frau in ihren Pflichten als Hausfrau auf und sorgte für einen späten Imbiss, das gute Kind solle ja nicht hungrig ins Bett gehen müssen, ließ sie verlauten.
Janette hatte, wie sich schnell herausstellte, einen unbändigen Appetit: 6 Spiegeleier, 5 Scheiben Brot, Schinken, Wurst, Käse, Gewürzgurken, eingelegten Kürbis und dazu einen halben Eimer Tee, dabei schaffte sie es auch noch, fast ununterbrochen zu reden. Als sie endlich mit dem Essen fertig war, sagte sie: „Das war lecker, ich hätte gern noch mehr gegessen, aber Abends darf ich nicht soviel, ich muss schließlich auf meine Figur achten.“ „Ja, ja,“ meinte Frau Düring, wobei sie heftig mit dem Kopf nickte, „wir Frauen haben es nicht leicht, was tut man nicht alles, um den Männern zu gefallen.“
„Was in aller Welt habe ich nur verbrochen, dass ich so hart bestraft werde?“ frage der Schmied sich im Stillen, der befürchtete, in Zukunft weder im Haus noch in der Schmiede Ruhe zu finden.
Als das Schmiedepaar später im Bett lag, meinte sie: „Ich glaube, mit der Janette haben wir einen Glücksgriff gemacht.“ „Das wird sich erst noch herausstellen,“ konterte Düring, „erst mal will ich sehen, ob sie etwas von ihrem Handwerk versteht, wenn nicht, ist ihr Aufenthalt hier nicht von langer Dauer.“
„Sie wird ihr Handwerk schon verstehen, sonst hätte dein Kollege aus Holland sie erst gar nicht zu uns geschickt.“ „Ha,“ rief Düring verbittert, „wahrscheinlich konnte er keine andere Stelle für sie finden, er hätte ja auch ehrlich schreiben können, dass es sich um eine Frau handelt. Außerdem frisst sie scheinbar soviel wie ein Pferd, da wären wir mit einem normalen Gesellenlohn ja noch günstiger abgekommen.“
„Hab dich nicht so, Düring,“ schimpfte seine Frau, „ich bin froh, dass endlich wieder Leben im Haus ist, und du wirst dich an sie gewöhnen müssen, auch wenn es dir schwer fällt.“ Damit war die Diskussion beendet, doch Meister Düring überlegte schon, welche schweren Arbeiten er Janette in den Magen drücken könne, damit sie von selbst das Handtuch schmeißen würde.
Das Leben im Land der alten Dörfer ging seinen gewohnten Gang, gerade jetzt in dieser Jahreszeit musste von Morgens bis Abends gearbeitet werden. Zwar waren nun 16 Kettenmädchen mehr im Einsatz, aber die waren ja auch auf fünf Dörfer verteilt worden, so dass von einer großen Arbeitserleichterung noch keine Rede sein konnte, also mussten alle genau so hart arbeiten wie bisher, jedenfalls fast alle, denn einen Glücklichen gab es doch, den Schmiedemeister Düring.
Der hatte sich zwar geschworen, sich die Janette so schnell wie möglich wieder vom Hals zu schaffen, doch bereits am ersten Arbeitstag zeigte die junge Frau, dass sie ihr Handwerk mehr als verstand. Mochte ihr Meister ihr noch so schwere Arbeit zuteilen, ihr machte das überhaupt nichts aus. Wenn Janette das glühende Eisen mit dem schweren Hammer bearbeitete, flogen die Funken nur so durch Schmiede, doch dass sie sich auch auf ganz spezielle Schmiedearbeiten verstand, sollte Düring erst einige Zeit später merken.
Teil 76
Es war ein sonniger Tag Anfang Mai, als die ersten beiden Kettenburschen in das Land der alten Dörfer geführt wurden. Wie üblich, so waren auch sie mit der Tjalk gebracht worden und wurden mit auf dem Rücken gefesselten Händen sowie der Kette um den Hals auf den Dorfplatz von Texlum geführt.
Dort warten bereits der Ortsvorsteher mit zwei anderen Männern, um die Burschen in Empfang zu nehmen. Natürlich war auch Advokat Meyerdirks an diesem denkwürdigem Tag mit von der Partie, schließlich war der für den sicheren Transport der Gefangenen verantwortlich.
Die Halsketten der Burschen wurden an Eisenringen, die fest und sicher an dem dicken Eichenpfahl befestigt waren (jeder Dorfplatz verfügte inzwischen über so eine praktische Einrichtung) angeschlossen, erst dann begrüßten sich die Männer und gingen in das Haus des Ortsvorstehers.
Die angeketteten Neuankömmlinge sahen sich nun erst einmal gründlich um, konnten erst nicht realisieren, was sie sahen: Ein Dorf mit kleinen Bauernhäusern, Menschen in altmodischen Kleidung und Pferdefuhrwerke, aber nicht ein Auto, keine Straßenlaternen, ja, noch nicht einmal ein Fahrrad war zu sehen.
„Wo sind wir hier bloß gelandet?“ jammerte Heinz, dem seine Angst anzusehen war. „In einem gottverdammten Nest, das aussieht wie ein Dorf im Mittelalter und wo man keine Hemmungen hat, Leute einfach an einen Pfahl anzuketten.“ gab Werner ziemlich giftig zurück, während er versuchte, seine gefesselten Hände zu befreien.
Ab und zu kamen ein paar von den Dorfbewohnern über den Platz, aber wie auch schon bei den Kettenmädchen nahm keiner Notiz von ihnen, außer dass jemand vielleicht mal einen flüchtigen Blick auf die ersten Kettenburschen warf.
Es dauerte lange bevor sich wieder jemand um sie kümmerte, die beiden Männer, die bei ihrer Ankunft bei dem Ortsvorsteher gestanden hatten, kamen nun auf sie zu und lösten die Kette, mit der Heinz angeschlossen war und führten ihn in eine Scheune.
Die Hände wurden ihm losgebunden, endlich konnte sein Blut wieder zirkulieren. „Zieh dich aus.“ wurde ihm befohlen. Heinz beeilte sich der Aufforderung nachzukommen, mit vor Angst zittrigen Finger legte er Sweatshirt und Hose ab und stand in seiner Unterwäsche da. „Alles ausziehen.“ hieß es. Also entledigte er sich auch seiner Wäsche, und erst als er nackt vor den Männern stand, gaben sie ihm eine grobe Hose und einen Kittel zum Anziehen.
Gerade hatte er sich die Sachen übergestreift, als er auch schon aus der Scheune heraus zu einem Bauernhof gebracht wurde, dort wurde sein Kette an einen sich fest an der Wand befestigten Eisenring angeschlossen.
Nun wurde Werners Kette von dem Eichenpfahl gelöst und er in die gleiche Scheune gebracht, in der Heinz vorher gewesen war. Auch ihm wurden die Hände losgebunden und der Befehl: „Ausziehen“ erteilt.
Doch anstatt zu gehorchen sagte er: „Ihr könnt mich mal!“ Der ältere der beiden Männer sagte ganz ruhig zu ihm: „Du solltest lieber gehorchen, machst du es nicht freiwillig, dann müssen wir Gewalt anwenden.“
Kaum hatte Werner wutentbrannt „Ich schlag euch die Schnauze ein, ihr Bauerntrottel“ gerufen, als er von einem Kinnhaken zu Boden gestreckt wurde und besinnungslos in der Scheune lag. Als er wieder zu sich kam, war er bereits ausgezogen und lag nackt auf dem Scheunenboden.
Kaum hatte er die Augen wieder auf, als ihm Kleidung ins Gesicht geworfen wurde. „Anziehen, aber ein bisschen flott, sonst helfe ich etwas nach.“ Werner beeilte sich, in die Hose und den Kittel anzuziehen, ein Kinnhaken hatte ihm voll und ganz gereicht.
Auch er wurde jetzt in einen Stall gebracht und dort angekettet, seine Versuche, sich von der Fessel zu befreien, verliefen ohne Erfolg. So konnte er nichts weiter tun als abzuwarten, was als nächstes passieren würde.
Erst gegen 8.00 Uhr am nächsten Morgen kamen die beiden Männer vom Vortag wieder zurück und banden Werner erneut die Hände auf dem Rücken zusammen, erst dann wurde er aus dem Stall geführt und auf einen Ackerwagen verladen. Kaum saß der auf der Ladefläche, da wurden mit einem Strick auch seine Füße zusammengebunden und die Halskette an dem Wagen angeschlossen.
Nun wurde auch Heinz geholt, mit dem ebenso verfahren wurde, als auch er gut verschnürt und gesichert auf dem Wagen saß, stiegen die beiden Männer auf den Kutschbock und fuhren mit ihrer Fracht nach Hohedörp.
Dort angekommen wurden ihnen die Fußfesseln abgenommen und die Halsketten vom Wagen gelöst. Die Männer halfen ihnen vom Wagen herunter und führten sie in die Schmiede, wo sie in einer Ecke gleich wieder an einen Eisenring an der Wand angeschlossen wurden.
Erst jetzt begrüßten die Männer den Schmiedemeister und seine Gesellin, und wie es nun mal Brauch war, gingen sie gemeinsam in das Haus des Schmieds, um in aller Ruhe Tee zu trinken.
Teil 77
Erst jetzt konnten Heinz und Werner sich unterhalten, denn während er Fahrt war ihnen jedes Wort verboten worden. Nachdem er sich in der Schmiede umgesehen hatte, meinte Werner: „Nun sieh dir mal diese Bude hier an, fällt dir dabei etwas auf?“ „Was soll mir hier auffallen, das ist eine Schmiede, weiter nichts.“
„Weiter nichts,“ bohrte Werner weiter, „hast du noch nicht gesehen, dass es hier keinen Strom gibt? Das wir hier in einer Schmiede sind weiß ich selbst, du Blödmann, aber solche Werkstätten gibt es nur noch in Freilichtmuseen.“ „Worauf willst du hinaus?“ fragte Heinz verwundert. „Ist doch ganz einfach, wir sind hier in einem Museum, wahrscheinlich sind hier irgendwo Kameras versteckt, mit denen wir gerade aufgenommen. Irgendjemand hat sich einen dämlichen Witz mit uns gemacht, ich schätze, in ein paar Minuten sind wir aus dem Schlamassel wieder raus.“
„Glaubst du wirklich?“ fragte Heinz voller Hoffnung, dem die Situation mehr als unheimlich war.“ „Na sicher, jede Wette, der Spuk ist gleich vorbei.“
Kurz darauf kamen Meister Düring und Janette in die Schmiede zurück. „Meister, mit welchem von den Beiden wollen wir anfangen?“ erkundigte sie sich. „Nehmen wir zuerst den Kleineren, der andere neigt scheinbar dazu Ärger zu machen.“
Während Düring in sein Lager ging um den ersten Satz Armreifen sowie ein Halseisen zu holen, löste Janette Heinz Kette von der Wand und zog ihn zu dem Amboss hin. „Du brauchst keine Angst zu haben,“ sprach sie ihm beruhigend zu, „wenn du vernünftig bist, wird es dir nicht wehtun, jedenfalls nicht so sehr.“
Heinz, der jetzt davon ausging, dass doch alles mehr oder weniger nur Spaß wäre, nickte mit dem Kopf und folgte gehorsam der Aufforderung, sich neben dem Amboss hinzuknien. Er blieb auch ganz ruhig, als der Schmied ihm lose den Halsreif umlegte, um die Größe zu prüfen. „Das nenne ich Augenmaß.“ sagte Düring befriedigt und ging zur Esse, um mit einer Zange den glühenden Eisenstift zu holen, mit dem der Halsreif verschlossen werden sollte.
Janette drückte den Halsreif zu, der Schmied ließ den Eisenstift in das entstandene Loch der Scharniere fallen, schlug mit dem Hammer mehrmals zu und schon war der Halsreif gesichert und ließ sich ohne entsprechendes Werkzeug nicht mehr öffnen.
Immer noch nicht hatte Heinz den Ernst der Lage erkannt, so ließ er sich ohne Klagen die Armreifen anschmieden, auch bei der Montage der Fußreifen lächelte er nur leicht dümmlich. Erst als eine kurze Kette durch den Ring seines Halseisens gezogen und die Enden an den Armreifen angeschlossen wurden, schien er sich unbehaglich zu fühlen, und als dann auch die Fußreifen mittels einer weiteren Kette verbunden wurden, konnte man an seinem Gesichtsausdruck Zeichen von Unsicherheit erkennen.
„Für den letzten Teil der Arbeit wirst du mich wohl alleine lassen müssen, Janette.“ sagte Düring zu seiner Gehilfin. „Aber Meister, warum denn das? Bei meinem Vater in der Schmiede war ich auch immer dabei, ja, er hat sogar darauf bestanden.“ „Tatsächlich?“ fragte der Schmied verwundert, „aber ist das nicht ungehörig für eine junge Frau? Warum hat dein Vater denn darauf bestanden, dass du immer dabei sein solltest?“
„Das werde ich ihnen gleich zeigen, Meister Düring, lassen sie mich nur machen!“ Schon wandte sie sich an Heinz und sagte: „So, nun lass deine Hose mal fallen.“ „Warum denn, nein, das will ich nicht.“ rief er panisch und trat einen Schritt zurück..
Janette diskutierte gar nicht erst, sondern holte ein Vorhängeschloss, stecke den Bügel durch das erste Kettenglied beim dem linken Armreifen, dann beim rechten Armreifen und zum Schluss durch das oberste Kettenglied des Halseisens. Der nun wehrlose Heinz konnte nichts dagegen tun, dass Janette ihm die Hose öffnete und sie fallen ließ.
Jetzt endlich hatte Heinz begriffen, dass diese Angelegenheit hier in der Schmiede nichts mit Spaß zu tun hatte, sondern bitterer Ernst war. Schwer atmend, mit hochrotem Kopf und kurz vor dem Heulen stand er da, sich zu Tode schämend.
„So, Meister Düring, jetzt will ich ihnen zeigen, warum mein Vater mich beim Verschließen der Burschen immer dabei haben wollte.“ und fing an, den Schniedelwurz von Heinz zu zärtlich zu streicheln. Gegen seinen Willen wuchs das gute Stück, und die Berührungen von Janette wurden intensiver.
Düring glaubte nicht richtig zu sehen: „Janette, bist du von Sinnen, so etwas kannst du doch nicht machen.“ „Aber Meister, wir müssen doch die richtige Größe für die Hülle herausfinden, wie soll das denn sonst gehen.“ gab sie fröhlich und gut gelaunt zurück, denn diesen Teil ihrer Arbeit fand sie immer wieder sehr interessant.
Kurz bevor Heinz den enormen Druck in seinem Freudenspender loswerden konnte, nahm Janette einen Zollstock, maß Länge und Dicke, und zum Abschluss ihrer Aktion versetzte sie Heinz seinem besten Stück einen kräftigen Schlag mit dem Zollstock, so dass der arme Kerl nur noch einen jammervollen Schrei ausstoßen konnte.
Janette ging in den Lagerraum, um dort eine von ihrem Vater gefertigte, für Heinz passende, stachelbesetzte Penisröhre zu holen, während Düring schon angefangen hatte, einen Keuschheitsgürtel in der richtigen Größe zu herauszusuchen.
Schnell war die Penishülle an dem Schrittblech angearbeitet, und schon wollte Janette dem neuen Kettenburschen den Gürtel umlegen, als sie von Düring davon abgehalten wurde. „Willst du ihn vorher nicht mit Salbe einstreichen?“ fragte er verwundert. „Aber Meister Düring, das ist ja der reinste Luxus, soll ich das wirklich machen.“ Düring nickte nur.
Janette zuckte mit den Schultern, holte sich den Eimer mit der Salbe und ging zu Heinz. Sie strich ihm erst die Taille ein, griff nochmals in den Eimer und sagte: „Nun mach mal schön die Beine auseinander.“ Heinz sah sie nur mit großen Augen an und presste die Schenkel zusammen. „Hast du nicht gehört, Bengel, du sollst die Beine auseinander machen.“ Heinz schüttelte nur mit dem Kopf und machte nicht die geringsten Anstalten, der Aufforderung nachzukommen.
„Meister, ich brauch den Zollstock noch mal, der Bursche ist widerspenstig. Doch der hatte den letzten Schlag damit noch nicht vergessen, gab seinen Widerstand auf und nahm die Beine auseinander. Im gleichen Moment klatschte sie ihm auch schon die Salbe zwischen die Beine und verteilte sie gründlich an den Pobacken und im Schambereich.
„Na also, warum denn nicht gleich so.“ strahlte sie Heinz an, dem bei den Berührungen schon wieder der Saft in die Lenden stieg. „Oh, oh, oh, Meister, ich glaube dieser Bursche hat den Gürtel bitter nötig.“
„Das sehe ich auch so, aber gleich wird ihm seine Lüsternheit vergehen.“ gab Düring zurück und legte ihm den Taillengürtel um. Während Janette, die jetzt hinter Heinz stand, den Gürtel an den Hüften soweit es nur ging zusammendrückte, ließ Düring ihn vorne in der vorletzten Lochung einschnappen.
Heinz sagte nichts, er ließ alles willenlos mit sich geschehen, aber was hätte er auch machen sollen? Janette legte ihm jetzt das Schrittblech durch die Beine, führte seinen kleinen Freund in die Röhre ein und zog das Blech hoch, ließ es einrasten und mit einem stabilen Vorhängeschloss sicherte sie den Tugendwächter.
Zum Abschluss ihrer Arbeit entfernt sie das Schloss, so dass er seine Hände herunternehmen und seine Hose wieder hochziehen konnte und führte ihn in die Ecke der Schmiede zurück, um dort das Ende seiner Halskette wieder an dem Eisenring zu befestigen.
„Wollen wir jetzt auch gleich den zweiten Burschen in Ketten legen, Meister?“ Doch Düring winkte ab und meinte, dass es jetzt wohl an der Zeit wäre, um erst einmal Tee zu trinken und ein Stück Brot zu essen. „Aber für mich nur ein kleines Häppchen, Meister Düring, sie wissen doch, ich muss auf meine Figur achten.“ „Darum isst du immer sowenig.“ sagte Düring in ironischem Ton zu ihr. „Genau, Meister, was meinen sie, wie gern ich mich wieder einmal satt essen würde.“ gab sie zurück und ging schon in Richtung Haus. Kopfschüttelnd folgte Düring und fragte sich mal wieder: „Herr im Himmel, warum strafst du mich so hart?“
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