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Autor Thema: Die wundersame Wandlung einer missratenen Tochter (Teil 88 - 95)  (Gelesen 5750 mal)
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viper2606
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« am: Mai 22, 2011, 05:35:45 pm »

Teil 88

Wieder einmal wurden Lebensmittel zum Wehrturm gebracht, diesmal konnte der Wagen bis an den Turm heranfahren, denn der Weg zur Strasse war von den Burschen in eine Zufahrt verwandelt worden, die selbst einem Schloss zur Ehre gereicht hätte.

Heinz musste die ganzen Lebensmittel alleine abladen und im Turm verstauen, was ihm schwer fiel, denn die Kartoffelsäcke und die Fässer mit den Heringen waren schwer. Der Rest war schneller erledigt, der bestand nur noch aus Graupen, Steckrüben, Karotten und Zwiebeln, sogar Fleisch war dabei: Ohren, Pfoten und Schwänze vom Schwein. Es waren auch noch edlere Fleischstücke dabei, aber die würden die Burschen nie zu sehen bekommen, dafür würde Bültena schon sorgen. Sogar an die Schäferhunde war gedacht worden, in einem Holztrog lagen Lunge, Herz und Pansen. Nicht nur, dass die Hunde diese Innereien liebten, dieses Futter sorgte auch dafür, dass sie scharf blieben.

Der Kutscher, der die Waren gebracht hatte, bekam von der Aufseherin den Auftrag den Schmiedemeister zu benachrichtigen, dass es für ihn Arbeit im Wehrturm geben würde. Der versprach, noch am gleichen Tag dem Schmied Bescheid zu geben und fuhr wieder zurück nach Hohedörp.

Am nächsten Morgen wurden fünf der Burschen zu ihrem ersten Arbeitseinsatz auf den Feldern abgeholt, Heinz musste im Turm bleiben und die anderen Arbeiten erledigen, obwohl er alles in der Welt dafür gegeben hätte, aus der Nähe von der Bültena zu verschwinden.

Er hatte die Fäkalieneimer zu leeren, Holz zu hacken, zwischendurch für die Bültena Tee aufzubrühen, Pellkartoffeln aufzusetzen, für seine Aufseherin eine kleine Zwischenmahlzeit zuzubereiten, die Heringe zu wässern, sämtliche Turmstuben ausfegen, das Fleisch für die Hunde klein zu schneiden, wieder Tee zu machen, und das alles unter der strengen Aufsicht der Bültena.

Am späten Nachmittag kam schon wieder ein Wagen zum Turm, diesmal wurden geschnittene Bretter in verschiedenen Längen abgeladen. Zusätzlich zu seiner normalen Arbeit musste Heinz die Bretter in die oberen Turmstuben hinaufbringen, was bei der engen Treppe, die sich ja auch noch in einem Bogen hinaufwand, gar nicht so einfach war, und auch die lange Laufkette war ein Hindernis der besonderen Art, da die auch schon ein nicht unbeträchtliches Eigengewicht hatte.

Was Wunder, dass er am frühen Abend, als seine Mitgefangenen wankend vor Müdigkeit und körperlicher Erschöpfung  wieder zum Turm zurückgebracht wurden, weder das Essen noch den Tee fertig hatte. Heinz ahnte schon, was auf ihn zukommen würde, gab sich die größte Mühe, das Essen für seine Macker so schnell wie möglich fertigzubekommen, doch bis er dann soweit war, ihnen die gefüllten Holzteller und Kannen mit Tee nach oben zu bringen, hatte sich bei denen ein Frust aufgebaut, den er sofort zu spüren bekam.

„Du fauler Hund,“ wurde er angefahren, „du hängst den ganzen Tag hier rum und wenn wir von der Sklavenarbeit wiederkommen, hast du noch nicht mal unseren Schweinefraß fertig.“

„Ich musste doch die ganzen Holzbretter nach oben bringen, das ist doch nicht meine Schuld.“ Doch an wem sonst sollten die Kettenburschen ihren Frust ablassen außer an Heinz? Für den armen Burschen war das zuviel, erst herausgerissen aus der gewohnten Umgebung, Eisenfesseln an Armen, Beinen und Hals, eingezwängt in einen Keuschheitsgürtel, angekettet wie ein Hofhund, dazu den ganzen Tag der Bültena ausgeliefert und nun machten auch noch seine Kameraden ihm das Leben zur Hölle, jetzt war es genug, dieses Leben war nicht mehr auszuhalten.

Er stürzte, so schnell wie es die Laufkette zuließ, die Treppe hinunter und rannte aus dem Turm heraus auf die Schäferhunde zu, lieber wollte er sich von den Hunden zerfleischen lassen, als so weiterzuleben. Er war nur noch sieben Meter von den Tieren entfernt, die schon knurrend von ihrem Platz aufgestanden waren und ihn mit gefletschten Zähnen erwartete, als er auf einmal einen gewaltigen Ruck verspüre und auf dem Rücken lag.

Es war die Bültena, die reaktionsschnell die Kette gepackt und Heinz zum Stoppen bekommen hatte. Nicht, dass sie menschliche Regungen bekommen hätte, aber dieser Bursche war ihr einfach nützlich, und so musste er ihr erzählen, wie es ihm bei seinen Kameraden ergangen war und dass sie ihm das Leben zur Hölle machen wollten.

Nachdem Heinz erzählte hatte wie es ihm ergangen war, meinte die Bültena, dass es wohl besser wäre, wenn er sich für die Nacht in eine Ecke des Erdgeschosses legen würde, denn sonst könnte es passieren, dass seine  Kameraden ihn mit seiner eigenen Kette erdrosseln würden.

Heinz, voller Angst, war glücklich nicht mehr in einem der Turmzimmer schlafen zu müssen, denn er hatte den Hass in den Augen der anderen gesehen, und so schlief er ab dem Tag in dem gleichen Raum wie seine Aufpasserin.

Nun hatte er keinen Freund mehr, keinen Kameraden, Tag und Nacht war er jetzt dieser fürchterlichen Frau ausgeliefert, doch immerhin hatte er jetzt eine Möglichkeit zu überleben.

So war es wirklich kein Wunder, dass er sich mit der Zubereitung des Essens für seine ehemaligen Leidensgenossen keine große Mühe mehr gab, dafür versuchte er den hohen Ansprüchen der Bültena gerecht zu werden, die eine gute Mahlzeit wirklich zu schätzen wusste.


Teil 89

Nein, nicht jeder Frau bekommt eine Schwangerschaft gut, und alle, die im Umkreis von Monika lebten, konnten da ein Lied von singen. Niemand, der Monika vorher gekannt hatte, würde vermutet haben, dass ihr die Schwangerschaft so zusetzen würde und sie eine Wandlung durchmachte, doch diesmal war die Wandlung durchaus negativ.

Sie war meistens schlecht gelaunt, ungeduldig in dem Umgang mit den Kettenmädchen, ja, sogar ihren Mann blaffte sie an, es wurde immer schlimmer.

Das bekam natürlich auch ihre Adoptivmutter Swantje Wattjes mit, und als sie und Monika eines Vormittagtags bei ihr zum Teetrinken in der Küche saßen, meint sie: „Nun sag mal, mein liebes Kind, was ist eigentlich los mit dir, geht es dir nicht gut oder wirst du von deinem Mann schlecht behandelt?“

„Niemals würde Wilko mich schlecht behandeln, außerdem fehlt mir überhaupt nichts, ganz im Gegenteil, ich weiß überhaupt nicht, was du von mir willst.“

„Ach, Monika, ich will überhaupt nichts von dir, mir ist nur aufgefallen, dass du dich in letzter Zeit verändert hast, und ich muss dir ehrlich sagen, dass mir diese Veränderung nicht besonders gut gefällt.“

„Ich habe mich doch nicht verändert, aber alles um mich herum verändert sich, nicht nur, dass die Käserei viel Arbeit macht, ich habe den Haushalt zu führen, in der Landwirtschaft zu helfen, muss mich um meine Schwiegereltern kümmern, der Garten muss gemacht werden, und zu allem Glück ist das neue Kettenmädchen auch noch ein Trampeltier, das alles fallen lässt und dann nur dasteht zu heulen.“

„Aber hast du das denn nicht alles so haben wollen, wie es jetzt ist?“ fragte Swantje leise.

„Das ist ja richtig, aber ich schaffe das alles nicht mehr, es wächst mir einfach über den Kopf, ich kann bald nicht mehr.“ rief Monika und nach langer Zeit wieder fing sie an zu weinen.

Das war für Swantje das Zeichen die junge Bäuerin in den Arm zu nehmen und sie zu beruhigen. „So etwas ähnliches habe ich mir schon gedacht,“ meinte sie, „aber warum bist du mit deinen Sorgen nicht zu mir gekommen und hast mit mir darüber gesprochen, hast du denn kein Vertrauen mehr zu mir?“

„Bisher hat doch alles gut funktioniert, ich habe es geschafft etwas aufzubauen, ich liebe meinen Mann und meine Schwiegereltern, die wirklich gut zu mir sind, aber im Moment ist mir alles einfach zuviel, ich kann nicht mehr.“

„Das glaube ich dir gerne, aber ist das wirklich ein Grund, ständig schlecht gelaunt zu sein und seinen Mitmenschen das Leben schwer zu machen? Nein, Monika, wir haben es alle nicht leicht, und wenn es uns nicht gut geht, dürfen wir das nicht an anderen auslassen, das ist nicht richtig.“

„Was soll ich denn tun?“ fragte Monika nun ziemlich kleinlaut, denn sie hatte den Vorwurf ihrer Adoptivmutter wohl verstanden.

„Die Lösung ist doch ganz einfach, wir müssen dein Umfeld wieder in Ordnung bringen und zusehen, dass du dich um verschiedene Sachen nicht mehr kümmern brauchst, jedenfalls nicht, solange du schwanger bist.“

„Das wäre ja zu schön um wahr zu sein, ich kann mir aber nicht vorstellen, was man da machen könnte.“

„Als erstes musst du zusehen, dass du mit der Käserei nichts mehr zu tun hast, denn die Belastung ist wirklich zuviel. Die Anja hat sich doch gut bewährt, und ist in der Lage selbstständig zu arbeiten.“

„Ja,“ gab Monika zu, „das stimmt wirklich, sie hat wirklich schnell gelernt und könnte alleine arbeiten, aber für nur eine Frau ist es zuviel Arbeit, die kann sie alleine nicht bewältigen.“

„Und warum stellst du das neue Kettenmädchen nicht einfach für die Käserei zur Verfügung? Dann würde Anja Hilfe haben und dir ginge das ungeschickte Mädchen nicht mehr auf die Nerven.“

„Das wäre wirklich eine Möglichkeit,“ stimmte Monika nachdenklich zu, „doch wenn ich dann hochschwanger bin und nicht mehr so mitarbeiten kann, wie es nötig wäre, was dann?“

„Dann kommt Wilma (zweite Tochter von Wattjes) zu euch, immerhin ist sie jetzt schon fast 15 Jahre alt und kann kräftig zupacken, außerdem gibt es keine Arbeit, mit der sie nicht fertig werden würde.“

„Das stimmt,“ lächelte Monika, „sonst wäre sie auch wohl nicht deine Tochter. Aber wie soll es denn bei euch auf dem Hof mit der Arbeit gehen, Wilma würde euch doch an allen Ecken und Kanten fehlen?“

„Darüber mach Dir keine Sorgen, das bekommen wir schon hin, jetzt müssen wir erst einmal sehen, dass es bei dir auf dem Hof weitergeht, und dass du wieder die Monika wirst, die du sonst gewesen bist.“

Für Monika wurde es nun Zeit zum Gehen, doch bevor sie ging, nahm sie Swantje in den Arm und sagte: „Du bist die einzig richtige Mutter, die ich jemals gehabt habe.“

Glücklich, ja, schon fast ausgeglichen, kehrte sie in ihr Haus zurück, gerade in dem Moment, als sie die Küche betrat, fiel dem neuen Kettenmädchen eine Kumme (Schüssel) aus der Hand und zersplitterte auf den Küchenfliesen.

Dem neuen Kettenmädchen liefen, schon bevor Monika ein Wort gesagt hatte, die Tränen herunter, wusste sie doch, dass ihr eine Strafpredigt bevorstand. Um so größer war ihr Erstaunen, als Monika ganz ruhig zu ihr sagte: „Das kann ja mal passieren, pass nur auf, dass du dich nicht an den Scherben schneidest.“

Nach diesen Worten ging sie in den Stall, die Kettenmädchen sahen sich verduzt an und verstanden die Welt nicht mehr, was war auf einmal mit der Bäuerin passiert?


Teil 90

Es war noch früh am Morgen, die Kettenburschen waren gerade zur Arbeit abgeholt worden, als Schmiedemeister Düring bei dem alten Wehrturm eintraf. Er band sein Pferd an einen Baum an und ging mit gemischten Gefühlen zu der schweren Eingangstür, denn wie alle Leute im Land der alten Dörfer war ihm dieser Ort unheimlich. Mit der Faust klopfte er an die schwere Tür, die ihm nach wenigen Sekunden von einem Kettenburschen geöffnet wurde.

Schon kam ihm die Bültena auf ihn zu. „Das ist aber eine Freude, den Schmiedemeister selbst hier begrüßen zu dürfen,“ schleimte sie, denn sie stand auf handfeste Kerle wie den Schmied.

„Mir wurde gesagt, dass sie meine Arbeit hier brauchen, was also kann ich für sie tun, Frau Bültena.“

„Nun, Herr Schmiedemeister, es sind hier einige Änderungen notwendig um die Arbeit etwas zu erleichtern, und um mehr Sicherheit zu gewährleisten.“

Bevor sie mit dem Schmied den Turm hinaufstieg, gab sie Heinz noch einen kurzen Befehl: Rühreier mit Speck, dazu Schwarzbrot mit dick Butter darauf, Gurken dazu und Tee, und wenn du das nicht fertig hast, bis wir wieder zurück sind, kannst du dein blaues Wunder erleben.

Während Heinz mit seinen Vorbereitungen begann, stiegen Bültena und Düring die zwei schmalen Treppen bis ins zweite Turmzimmer hoch. „Genau hier, wo die Treppe nach unten beginnt, muss eine Tür aus Eisengittern eingebaut werden.“ erklärte sie dem Schmied. Dem war es egal, was die Aufseherin vorhatte und so nahm er Maß.

Das gleiche Spiel wiederholt sich in der unteren Turmkammer, nur dass diesmal jeweils eine Tür an den Treppenaufgang nach sowie nach unten eingebaut werden sollte. Doch damit war es noch nicht genug, als die beiden wieder im Erdgeschoss angelangt waren, verlangte die Bültena auch noch eine vierte Gittertür für den unteren Einlass der Treppe, die zum ersten Turmzimmer führte.

„Gute Frau Bültena,“ sind diese Sicherheitsvorkehrungen nicht etwas übertrieben?“ fragte der Schmiedemeister, worauf er sich über die Rühreier hermachte.

„Mein lieber Schmiedemeister,“ flötete die Bültena so sanft und zärtlich, wie sie es nur vermochte, „ich bin nur eine arme schwache Frau, ich muss doch an meine Sicherheit achten, und außerdem muss alles getan werden, dass die Kettenburschen nicht ausbrechen können, da stimmen sie mir doch sicher zu:“

Düring durchblickte das Anliegen der Bültena zwar nicht, aber irgendeinen Grund würde sie für den zusätzlichen Einbau der Türen wohl haben, außerdem war das für ihn ein fetter Auftrag, so gab er nur zurück: „Die Sicherheit, Frau Bültena, muss bei ihrer schweren Aufgabe selbstverständlich gewährleistet sein, dass sehe ich genau so, noch heute werde ich den Rat um Erlaubnis für die Arbeiten bitten.“

Beide Seite verabschiedeten sich im vollkommenden Einverständnis, zwar hielt jeder den anderen für einfältig, was aber der Zufriedenheit beider Parteien keinen Abbruch tat.

Auf dem Ritt zurück nach Hohedörp überschlug der Schmied schon mal, wie viel er dem Rat für die Anfertigung und Montage der Türen wohl berechnen könne, aber auch die Bültena ließ die Zeit nicht ungenutzt verstreichen.

„Bursche, komm her!“ lautete der Befehl, der Heinz sofort von der Turmkammer in das Erdgeschoss eilen ließ. Die Aufseherin drückte ihm eine Bürste in die Hand und gab ihm die Order, beide Schäferhunde damit gründlich zu bearbeiten.

Heinz machte sich vor Angst fast in die Hose, denn das waren keine Hunde, sondern scharfe Bestien. Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig, als den Befehl auszuführen. Ganz langsam ging er auf die Hunde zu, die ihn zwar kannten, weil er ihnen immer das Futter geben musste, ihn bisher aber nicht näher an ihn herangelassen hatte.

„Ihr seid ja liebe Hündchen, ich will euch ja nur etwas Gutes tun.“ sagte er mit angstvoller Stimme, die Hunde rochen aber schon seine Angst und fingen an zu knurren, als er ihnen näher kam, ohne Futter für sie zu bringen.

Zu seiner großen Verwunderung ließen sie sich dann aber doch mit der Bürste bearbeiten, sie schienen es sogar richtig zu genießen, kein Wunder, bekamen sie doch selten Streicheleinheiten und wenn überhaupt, dann nicht so vorsichtig wie von Heinz.

Frau Bültena beobachtete die Pflege der Hunde mit Wohlgefallen, und nachdem Heinz seine Arbeit erledigt hatte und er zum Turm zurückkam, lächelte ihm die Aufseherin so freundlich wie sie nur konnte zu und meinte: „Das hast du sehr gut gemacht, mein lieber Junge.“

Hätte Heinz zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass die Freundlichkeit der Bültena nur eiskalte Berechnung war, würde er sich zu diesem Zeitpunkt nicht so sehr über das unerwartete Lob gefreut haben, sondern Angst vor der Zukunft bekommen haben, denn der Plan seiner Herrin war ebenso genial wie grausam!


Teil 91

Die Veränderungen im Haus der de Fries begannen damit, dass das neue Kettenmädchen seine kleine Habe zusammenpacken musste und an der Halskette in die Käserei geführt wurde. Dort wurde sie, genau wie Anja, an einer gleich langen Laufkette befestigt.

Das Kettenmädchen wusste nicht was es von diesem Umzug halten sollte, aber Monika, die es sich nicht hatte nehmen lassen, sie selbst dorthin zu bringen, klärte sie auf: „Wie du weißt oder auch sehen kannst, bin ich schwanger und habe in den nächsten Monaten nicht die Zeit, um hier in der Käserei zu arbeiten. Anja ist inzwischen mit allen Arbeiten vertraut und wird dich anlernen. Du wirst ihr gehorchen und tun, was sie sagt, sonst könnte es passieren, dass die Schmiedemeisterin dir die Peitsche zu spüren gibt. Haben wir uns richtig verstanden?“

„Jawohl, Frau de Fries.“ sagte das Kettenmädchen gehorsam mit auf den Boden gerichteten Blick und macht den vorgeschriebenen Knicks.

Zu Anja gewandt meinte Monika: „Ist hier alles in Ordnung oder gibt es irgendwelche Probleme?“

„Nein, Frau de Fries, es geht alles seinen gewohnten Gang, es ist alles so, wie sie es befohlen haben.“

„Das freut mich,“ meinte Monika, „du machst deine Sache wirklich gut, doch jetzt wirst du dich selbstständig um den Betrieb kümmern müssen, dazu hast du auch noch die Neue anzulernen, und ich will nicht hoffen, dass irgendwelche Klagen kommen.“

„Sie können sich ganz auf mich verlassen, Frau de Fries.“ gab ihre ehemalige Mitgefangene demütig zurück, die auf keinen Fall riskieren wollte, noch einmal unangenehm aufzufallen und damit ihren Aufenthalt im Land der alten Dörfer unfreiwillig zu verlängern.

„Das ist sehr schön, inzwischen habe ich auch das Gefühl mich auf dich verlassen zu können, und bisher hast du die Arbeit wirklich gut gemacht. Gibt es irgendetwas, womit ich dir zur Anerkennung deiner Leistungen eine Freude machen kann?“

Anja wusste überhaupt nicht was ihr geschah, solch freundlichen Worte hatte sie von der Bäuerin schon seit langer Zeit nicht mehr gehört, und so war es für sie die Gelegenheit, eine große Bitte auszusprechen und sie sagte zu Monika: „Ich weiß, dass meine Bitte ungehörig ist, Frau de Fries, aber wäre es nicht möglich, mir die Handfesseln mit der Kette abzunehmen, denn damit ist die Arbeit nur schwer zu bewältigen.“

„Nun, sicher würdest du ohne die Handfesseln leichter arbeiten können, aber es ist nun mal bei uns Vorschrift, dass Kettenmädchen die Fesseln tragen müssen, obwohl, gerade bei dieser Arbeit würde es Sinn machen, auf die Handfesseln zu verzichten. Aber wie ich das meinem Mann beibringen soll, ist mir noch nicht klar, der hatte schon große Bedenken, dich überhaupt alleine hier in der Käserei wohnen zu lassen.“

„Oh bitte, Frau de Fries, sprechen sie doch noch mal mit ihrem Mann darüber, ich verspreche ihnen bei alles was mir hoch und heilig ist, dass ich nie wieder einen Fluchtversuch unternehmen werde, die Zeit in Moordorf hat mir gelangt.“

„Ich werde sehen, was ich tun kann, nur versprechen kann ich nichts, die Entscheidung liegt bei meinem Mann und natürlich auch bei dem Rat, dessen Einverständnis wir dafür auch brauchen würden.“ und damit verließ Monika die Käserei, um wieder nach Hause zu gehen.

Kaum hatte Monika die Tür hinter sich zugemacht, als Anja ihre neue Mitbewohnerin fragte: „Was ist denn mit Frau de Fries passiert, so kenne ich sie ja überhaupt nicht, sie war ja auf einmal die Liebenwürdigkeit in Person.“

„Ich weiß es nicht, aber seit gestern ist sie wie umgewandelt, ist mir auch egal, Hauptsache, ich muss nicht mehr in dem Bauernhaus leben.“ meinte Helga.

„Du hast es bei de Fries doch bestimmt nicht schlecht gehabt,“ meinte Anja verwundert, „mich haben sie jedenfalls immer gut behandelt.“

„Die erste Zeit war es  ja auch ganz in Ordnung, aber in den letzten Wochen war die Bäuerin immer schlechter drauf, sogar ihren Mann hat sie angemault.“

„Nun schau einer an, die vorbildliche Monika de Fries hat auch ihre schwachen Seiten, das ist ja interessant, ich hatte schon gedacht, dass sie in jeder Lebenslage ein Musterbeispiel wäre, aber sie muss früher ja auch Mist gebaut haben, sonst wäre sie nicht als Kettenmädchen hierher gekommen.“

„Was sagst du da, Frau de Fries ist als Kettenmädchen hierher gekommen, nein, das kann ich nicht glauben, oder hat man sie gegen ihren Willen hier festgehalten?“

„Nein, sie ist freiwillig hier geblieben, dabei hat sie aber in der ersten Zeit ganz schön Ärger gemacht, sie hat sogar die Schmiedemeisterin tätlich angegriffen.“

Helga war ganz perplex und gab keine Ruhe, bevor Anja ihr nicht die ganze Geschichte von Monikas Werdegang im Land der alten Dörfer erzählt hatte.



Teil 92

Einfach war es nicht für den Schmiedemeister, dem Rat die gewünschten Erneuerungen im Turm schmackhaft zu machen, vier schwere Gittertüren, die dann auch noch mit verschiedenen Schlössern versehen sein sollten, stellten eine immerhin nicht unbeträchtliche Investition dar, doch unter dem Aspekt der Sicherheit stimme der Rat schließlich zu und Düring ging frohgelaunt in die Schmiede zurück, diese Einnahme hatte er sich gesichert.

Noch bevor er seine Werkstatt betrat hörte er von fern schon eine wehklagende, weibliche Stimme. „Aha,“ dachte er, „Janette ist mal wieder in ihrem Element und legt ein Mädchen in Eisen.“

Genau so war es, zwei neue Kettenmädchen sollten ihren Schmuck bekommen, eine stand noch angekettet in der Ecke, die andere bekam gerade ihr Halseisen angelegt. Janette frohgelaunt, weil unsterblich verliebt, sagte gerade zu dem Mädchen: „Nun sieh dir doch mal dieses Halseisen an, dass hat mein Meister selbst geschmiedet, ist es nicht wunderschön?“

Das neue Kettenmädchen konnte die Begeisterung für das Halseisen nicht teilen, im Gegenteil, mit vor Angst weit aufgerissenen Augen sah sie Janette an und hoffte im Innersten ihres Herzens, dass diese Frau nur einen Scherz gemacht hätte. Doch schon Sekunden später hatte sie das Halseisen probehalber umgelegt bekommen, wehren konnte sie sich wegen ihrer Fesseln nicht.

Schmiedemeister Düring betrat die Werkstatt, nahm seine Lederschürze vom Haken und meinte zu Janette: „Warte einen Moment, ich bin gleich soweit und helfe.“

Zu zweit ging die Arbeit leichter von der Hand, schnell war das Halseisen angeschmiedet, und da das Mädchen bis auf den Keuschheitsgürtel schon mit allen Eisenteilen versehen war, wurde jetzt sie in einer Ecke der Werkstatt angekettet und ihre Leidensgenossin kam an die Reihe.

Auch sie bekam die Hand- und Fußfesseln angelegt, anschließend das Halseisen. Sie überstand diese Prozedur genau so tapfer wie ihre Vorgängerin, hoffte allerdings immer noch, nur einen schlechten Traum zu haben.

Der Schmiedemeister war gerade hinten im Lager um zwei passende Keuschheitsgürtel zu holen, als Anteus Cirksena in die Schmiede kam, um eine neue Forke zu kaufen.

Für Janette ging die Sonne auf, sie bat Anteus um einen kleinen Augenblick Geduld und konnte das Mädchen gar nicht schnell genug an der Wand anketten.

Als Düring aus dem Lager kam und die beiden jungen Leute sich angeregt über Mistforken unterhalten sah, meinte er, dass ihm eine kleine Pause gut tun würde und zog sich in sein Haus zurück, um dem jungen Glück nicht im Wege zu stehen, außerdem hatte er wirklich Teedurst.

Janette zeigte ihrem Verehrer die verschiedenen Forken, die sie zum Teil selbst geschmiedet hatte. Dabei passierte es, dass er unabsichtlich ihren Unterarm berührte, was ihr sofort die Farbe ins Gesicht trieb. Da fasste Anteus sich ein Herz und sagte: „Janette, dat mut ik di nu mol seggen, ik mach di woll lieden, wullt du nich mien Brut wordn?“ (Janette, das muss ich dir nun mal sagen, ich mag dich wohl leiden, willst du nicht meine Braut werden?).

„Aber Anteus, wie kannst du dich erklären wenn niemand dabei ist, dass ist doch ungehörig, was ist, wenn Meister Düring dahinterkommt?“

„Mit dem Meister Düring und seiner Frau will ich wohl sprechen, daran soll es nicht liegen, gleich diesen Sonntagnachmittag werde ich ihnen meine Aufwartung machen, aber du hast mir noch nicht gesagt, ob du überhaupt meine Braut werden willst.“

„Ach, Anteus, vom ersten Augenblick an, als ich dich gesehen habe, war ich in dich verliebt und habe mir nichts anderes gewünscht, als deine Braut zu werden.“

Beiden schlug vor Glück das Herz bis zum Hals, verliebt sahen sie sich in die Augen, sie umarmten sich zärtlich und wollten sich gerade den ersten Kuss geben, als der Schmied in die Werkstatt kam und rief: „Moin Anteus, wo geit di dat?“ (Hallo Anteus, wie geht es dir?).

Wie ertappte Schulkinder sprangen die beiden auseinander, worauf der Schmied sie schadenfroh angrinste und meinte: „Nun sag nicht, deine Egge ist schon wieder kaputt, Anteus Cirksena.“

„Nein, nein, Meister Düring, ich bin nur gekommen um eine neue Forke zu kaufen.“

„Dann ist es in Ordnung, und wenn ich das richtig sehe, wirst du ja schon bestens beraten.“

Kurz darauf hatte Anteus die Forke bezahlt und war gegangen, nicht ohne Janette noch einen schmachtenden Blick zuzuwerfen, der Meister Düring natürlich nicht entging.

So hatte der Meister den Rest des Tages nichts besseres zu tun, als Janette eine stundenlangen Vortrag über Keuschheit, Sitte und Moral zu halten, dann erzählte er auch noch von seiner Jungendzeit, und dass er seine Frau das erste Mal geküsste hatte, als sie vor dem Traualtar gestanden hatten, es was anderes wäre ihm nie in den Sinn gekommen.   

Der armen Janette waren die ganzen Themen peinlich, tat das nun not, dass der Meister den ganzen Tag darüber schwadronierte? Während sie sich ärgerte und nur kurzsilbige Antworten gab wie: „Ja, Meister; Wie sie meinen, Meister, Bin ganz ihrer Meinung, Meister.“ hatte Düring einen wundervollen Tag, nicht nur, dass er einen dicken Auftrag an Land gezogen hatte, nein, nun hatte er auch noch einen Grund gefunden sich als Moralapostel aufzuspielen, was ihm sichtlich Freude machte.

Die einzige Unterbrechung der Moral- und Sittlichkeitsansprache war, als Janette den Mädchen die Keuschheitsgürtel anpasste, wobei sie sich diesmal ausgiebig Zeit ließ. Während der Arbeit sang sie fröhlich vor sich hin, noch nie waren Kettenmädchen von einer so glücklichen Schmiedegesellin in einen Tugendwächter gelegt worden.

Der Schmied und seine Frau standen in der Zeit vor der Werkstatt, er durfte nicht hinein, weil er sonst die Mädchen im unbekleideten Zustand gesehen hätte, und seine Frau hielt sich parat, falls eine der Gefangen Ärger machen sollte.

„So einen fröhlichen Gesellen hast du noch nie gehabt.“ meinte Frau Düring zu ihren Mann.

„Mmmhh, das kann schon sein, aber nun wird es so langsam Zeit an die Zukunft zu denken, denn man soll das Eisen schmieden, solange es heiß ist.“

„Was du nicht sagst, mein guter Düring, wo hast du es nur sitzen?“

„Alles im Kopf, meine Liebe, alles im Kopf.“ antwortete er stolz und merkte nicht, wie er von seiner Frau veralbert wurde.


Teil 93

In dem alten Wehrturm gab es Veränderungen, denn es kam jemand der Fenster in die Schießscharten einsetzte, aber sonst wären die Burschen im nächsten Winter vor Kälte mit Sicherheit eingegangen. Aus den Brettern, die Heinz so mühsam hochgeschleppt hatte, wurden einfache Betten gebaut, die aus einem einfachem Rechteck bestanden und von Heinz mit Stroh gefüllt wurden.

Doch war es schon sehr seltsam, dass Heinz sich verstärkt um die beiden scharfen Schäferhunde kümmern musste, das Fressen für die Tiere bekamen sie schon einige Zeit von ihm, aber jetzt hatte er die Biester auch noch jeden Tag das Fell zu bürsten, wovor er sich jedes Mal graute, weil er vor den beiden Tieren eine unheimliche Angst hatte. Doch je mehr Zeit verging, um so mehr gewöhnten sich die Tiere an ihren neuen Pfleger, und es dauerte nur einige Wochen, bis er mit den Hunden machen konnte, was er wollte.

Die Bültena sah das mit großem Wohlgefallen, genau so hatte sie es geplant, dieses Weichei von einem Kettenburschen, der ohnehin keine Chance für eine Flucht hatte,  sollte sich die Hunde zu Freunden machen, was ja nun auch gelungen war.

Nun endlich wurden auch die von der Aufseherin bestellten Gittertüren angeliefert, Schmiedemeister Düring und seine Gesellin setzten die Türen mit viel Kraftaufwand ein, denn der Meister hatte nicht am Material gespart und dementsprechend schwer waren die handgeschmiedeten Teile ausgefallen.

Es war schon später Nachmittag, als die Schmiede ihre Arbeit beendet hatten und die Bültena riefen, um das Werk von ihr abnehmen zu lassen.

Ganz genau besah sie sich jede Tür und jedes Schloss, konnte aber zu ihrem Leidwesen keinen Grund zum Meckern finden und sagte gezwungenermaßen: „Nun, Meister Düring, ich muss schon sagen, da habt ihr eine gelungene Arbeit abgeliefert, durch diese Türen wird mir keiner der Burschen entwischen.“

Düring und Janette waren’s zufrieden, packten ihr Werkzeug zusammen und sahen zu, dass sie diesen ungastlichen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen konnten, während die Bültena nun zum weitern Teil ihres Planes schritt.

Diesen Abend gab es für die Gefangenen Erbsensuppe, und Heinz hatte alles in seiner Macht stehende getan, um sie so schmackhaft wie möglich zu machen, wenn auch die Karotten und Zwiebeln nicht mehr allzu frisch waren, aber immerhin, dafür hatte er Schweinebacken und Pfötchen mitkochen dürfen.

Nachdem er die Suppe noch einmal abgeschmeckt hatte, bekam er von Bültena den Auftrag, schon mal die Tonschüsseln und die dazugehörigen Holzlöffel in die oberen Räume zu bringen. Kaum war er die erste Treppe hochgegangen, als Bültena einen Topf holte und sich das meiste Fleisch aus der Suppe herausfischte.

Das wäre bei dem miesen Charakter dieser Frau auch ja noch zu verstehen gewesen, aber was sie dann tat, kann nur als eine Schweinerei bezeichnet werden: Griff sie doch in den Salztopf und verwürzte die Erbsensuppe derartig, dass sie noch nicht einmal mehr als Schweinefutter taugte.

Von dieser Schandtat nichts ahnend kam Heinz wieder die Treppe hinunter, ging zum Herd und rührte die Erbsensuppe um, die ihm seiner Meinung nach so gut gelungen war. Seltsam nur, dass sie ihm auf einmal so dünn vorkam, doch zu diesem Zeitpunkt dachte er sich noch nichts dabei. Dann sah er aber auch schon den anderen Topf, den Bültena an die Seite gebracht hatte, dachte sich dabei aber nur, dass seine Aufseherin ein verfressenes Miststück sei, die schwer arbeitenden Gefangenen noch nicht einmal die ihnen zustehende Rationen gönnen würde.

Nachdem er dann den Küchenbereich aufgeräumt hatte, musste er den von der Bültena gefüllten Topf auf den Herd stellen und die Suppe heißmachen, der große Topf mit der Suppe für die Kettenburschen stand immer noch auf dem Feuer, was sollte bei der Wassersuppe denn auch wohl anbrennen?

Von fern war Kettengeklirr zu hören, was bedeutete, dass die Burschen zum Turm  zurückgebracht wurden. „Stell meinen Topf mit der Erbsensuppe auf den Tisch, dazu zwei Löffel und zwei Teller, und vergiss mir ja nicht das frische Brot.“ befahl sie Heinz.

Der, nichts Böses ahnend, weil er meinte, dass die Bültena den Aufpasser der Kettenburschen zum Essen einladen wollte, kam dem Befehl sofort nach und stellt das Gewünschte auf den Tisch. Kaum stand auch die Suppe da, als er von Bültena aufgefordert wurde, sich ebenfalls an den Tisch zu setzen.

Er verstand die Welt nicht mehr, sollte diese fürchterliche Frau ihn jetzt auch noch veralbern wollen? Aber nein, sie füllte seinen Teller, wobei sie ihm mehr Fleisch als Suppe auffüllte. Nachdem sie sich selbst bedient hatte, sagte sie mit einem kleinen Lächeln im Gesicht: „Lass es dir schmecken, jetzt fang an und trödel nicht.“

Das ließ Heinz sich natürlich kein zweites Mal sagen, wann würde er je wieder die Möglichkeit bekommen Fleisch zu essen, also haute er rein, was das Zeug hielt. Noch während er am Schmausen war, kamen seine Mitgefangenen durch den Raum, um in ihr Quartier hochzusteigen.

Als sie ihren Mitgefangen am Tisch sahen, lief ihnen bei dem Anblick von dem vielen Fleisch auf Heinz Teller das Wasser im Mund zusammen und die Vorfreude auf ein gutes Essen war ihnen anzusehen.



Teil 94

Es war für die Kettenburschen aber auch ein harter Tag gewesen, fast ohne Pause hatten sie arbeiten müssen, der Rücken tat weh und manch einer hatte von dem Hackenstiel schmerzende Blasen an den Handflächen. Das  alles wäre zu ertragen gewesen, doch heute waren sie durch die Hölle gegangen, denn zum ersten Mal seit langer Zeit waren sie wieder in die Nähe von Mädchen gekommen. Dabei handelte es sich natürlich um Kettenmädchen, die mit ihren Hacken das Rübenfeld vom Unkraut befreien mussten.

Immer, wenn die Mädchen die Hacke in die Erde schlugen, sahen die Jungs unter der dünnen Kleidung die Brüste der Mädels im Gleichtakt schwingen, und nach dieser schon recht langen Zeit der Keuschheit genügte schon dieser Anblick, um ihre Freudenspender in den dornigen Gefängnissen wachsen zu lassen.

Mit neun Mann standen sie auf dem Feld und jaulten vor Schmerzen wie die jungen Hunde, während die Mädchen, die um die sichere Verwahrung der Burschen wussten, vor Lachen nicht mehr arbeiten konnten. Eins der  Mädchen konnte es sich nicht verkneifen, sich mit der Bluse den Schweiß von der Stirn abzuwischen, wodurch ihr strammer Busen für die Burschen sichtbar wurde, was sofort eine zweite Welle des Wehklagens auslöste.

Doch jedenfalls hatten sie nun die Hoffnung, zum ersten Mal seit langer Zeit eine anständige Mahlzeit zu bekommen, schließlich hatten sie den gutgefüllten Teller von Heinz gesehen und gingen davon aus, das auch sie das Gleiche zu Essen bekommen würden.

Heinz hatte inzwischen seine Mahlzeit beendet und brachte nun den Topf mit der Erbsensuppe in die erste Turmkammer. Erwartungsvoll und freundlich wurde er von den Kameraden begrüßt, doch als der erste sich mit der Kelle an der Suppe bediente, ging der Ärger schon los.

„Wo, verdammt noch mal, ist das Fleisch geblieben?“ brüllte der empört. „Das wird dieses Kameradenschwein alleine gefressen haben.“ meinte ein anderer.

„Ich hab da nichts mit zu tun,“ rechtfertigte Heinz sich, „das müsst ihr mir glauben, als ich die Suppe gekocht habe war da reichlich Fleisch drin.“

„Aber sicher doch,“ rief Werner, „aber nachdem die Bültena und du euch den Magen vollgeschlagen habt, kriegen wir nur noch diese magere Brühe, du Schweinehund.“

Bevor die Lage eskalierte zog Heinz sich schnell zurück, er konnte die Aufregung seiner Kameraden ja gut verstehen, doch hatte er doch nur auf Befehl gehandelt. Er war gerade wieder unten angekommen, als aus dem Turmzimmer ein wütendes Gebrüll zu hören war, die ersten hatten die Suppe probiert und sofort wieder ausgespuckt, der Fraß war wirklich nicht durch den Hals zu kriegen.

Es dauerte nicht lange, bis die empörten Gefangenen die Holzschüsseln die Treppe hinunterwarfen und Heinz drohten, ihm bei erster Gelegenheit den Hals umzudrehen. Der arme Kerl wusste nun wirklich nicht was ihm geschah und was man von ihm wollte, na ja, den größten Teil von dem Fleisch hatten die Bültena und er selbst verzehrt, die Bültena weil sie verfressen war, er aber doch nur auf Befehl. Außerdem war die Erbsensuppe diesmal doch wirklich besser gewesen als sonst, darum konnte er das Verhalten seiner Mitgefangenen nicht verstehen.

Ein Ding war ihm allerdings klar: Wenn er gleich in das Turmzimmer gehen musste um den Topf wieder abzuholen, würde er mit seinen Kameraden ein Riesenproblem bekommen, denn dass sie auf ihn stocksauer waren, hatte er begriffen.

Auf einmal wurde es ruhig in dem oberen Zimmer, Heinz, der Topf und Schüsseln wieder abholen musste, hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, irgendetwas stimmte dort oben nicht. Er stieg die Treppe hoch und hatte den Raum noch nicht einmal richtig betreten, als ihn der erste Schlag traf. Nacheinander prügelten sie auf ihn ein, bis er halb ohnmächtig am Boden lag.

Bültena hörte zwar seine Hilferufe, dachte aber nicht im Traum daran ihm zur Hilfe zu kommen, ganz im Gegenteil, sie grinste vor sich hin und fand, dass alles den gewünschten Gang ging.

Blutend wankte Heinz die Treppe hinunter, sich mit der einen Hand an der Mauer abstützend, in der anderen Hand den Topf, dessen Inhalt die Kameraden über ihn geschüttet hatten.

Dass er von der Bültena kein Mitleid zu erwarten hatte, war ihm klar, aber das sie ihn anschrie: „Du saust mir den ganzen Raum ein, sieh zu, dass du dich saubermachst, aber ein wenig flott, sonst helfe ich dir nach!“, nein, damit hatte er nun auch nicht gerechnet. Doch was blieb ihm übrig, gehorsam ging er nach draußen und wusch sich an der Pumpe.

Aber damit war der Schreckenstag noch nicht zu Ende, denn Bültena hatte noch einen ganz speziellen Auftrag für ihn.


Teil 95

Ruhe und Frieden war wieder eingekehrt in das Haus der de Fries, Monika hatte wieder zu sich selbst gefunden und ihre schlechte Laune abgelegt, sehr zur Freude aller, die täglich mit ihr zu tun hatten. Aber sie hatte nun ja auch keinen Grund mehr sich zu sorgen, denn inzwischen war Wilma Wattjes, ihre Stiefschwester, ins Haus eingezogen und kümmerte sich um den reibungslosen Ablauf des Haushalts und war auch bei der Feldarbeit und bei dem Melken mit dabei. Auch das Kettenmädchen erledigte die ihr übertragenen Aufgaben prompt und zuverlässig, hatte sie die Bäuerin doch als eine energische Person kennen gelernt, mit der man sich besser nicht anlegte.

Auch in der Käserei lief alles nach Plan, Anja hatte die Sache gut im Griff, und wenn Helga, ihre Mitgefangene, meinte, dass sie nun ein gemütliches Leben machen könnte, hatte sie sich gewaltig geirrt. Jeden Morgen, wenn die Milch geliefert wurde, trieb Anja die Arbeit erbarmungslos voran, nicht die kleinste Pause gönnte sie Helga und sich. Meist waren sie am Nachmittag mit der Arbeit fertig, doch bevor Feierabend war, wurde die ganze Käserei gründlich saubergemacht.

Viel Abwechslung hatten die beiden nicht, zwar gab es in der ersten Zeit genug Gesprächsstoff, doch irgendwann war alles erzählt. Die einzigen Zerstreuungen waren die Zubereitung der eigenen Mahlzeiten und das Lesen in dem einzigen Buch, was im Haus war, in der Bibel.

So saßen die Beiden oft auf einer Bank vor dem Haus und betrachteten gelangweilt das Geschehen auf der Strasse, doch außer ein paar Pferdefuhrwerken, einzelnen Leuten und gefangen Mädchen, die an ihrer Halskette durch den Ort geführt wurden, gab es nicht viel zu sehen.

Nur eines Nachmittags kam Wilma Wattjes mit einer kleinen Kutsche zur Käserei, nahm Anja wortlos die Laufkette ab und führte sie zur Kutsche und forderte sie auf, sich hinten auf die Ladefläche zu setzen. Schnell befestige sie die Kette an dem Fahrzeug, stieg auf und ließ die Stute antraben. Nach einer guten Stunde kamen sie in Hohedörp an, Wilma lenkte den Wagen zur Schmiede und ließ Anja absteigen, löste die Kette und führte sie in die Schmiede.

Mit einem fröhlichen „Moin“ wurde sie von Janette begrüßt, während Anja noch nicht einmal mit einem Blick bedacht wurde. Die aber kannte die Gepflogenheiten der Dorfbewohner inzwischen zu genau, um sich weiter darum zu kümmern. Meister Düring war zwar unterwegs, hatte seine Gesellin aber darüber informiert, dass ein Kettenmädchen gebracht werden sollte, so wusste Janette, was sie zu tun hatte.

Erst nahm sie die eine Seite der Handkette ab, zog sie durch die Öse am Halsreif durch, und löste dann das andere Ende. Nun wurde sie zum Amboss hingezogen, um dort die Armreifen abzunehmen, was mit Dorn und Hammer schnell geschehen war. Wilma bedankte sich bei der Schmiedegesellin und führte Anja wieder zur Kutsche zurück, wobei sie von Janette begleitet wurde, die immer für ein kleines Schwätzchen zu haben war.

Gerade hatte Wilma die Halskette von Anja, die jetzt wieder auf der Ladefläche saß, befestigt, als Frau Düring aus dem Haus kam. „Du willst doch wohl nicht wieder wegfahren ohne mir „Moin“ gesagt zu haben, rief sie Wilma zu und drohte ihr mit dem Zeigefinger. „Ich wollte sie nicht störten, Frau Düring.“ gab sie zurück. „Dat is ja Tüünkram, ji beid kummt nu nor binnen, Tee is al lang klor.“ (Das ist ja Blödsinn, ihr beide kommt jetzt herein, der Tee ist schon lange fertig).

Nicht nur im Land der alten Dörfer, nein, in ganz Ostfriesland darf eine Einladung zum Tee nicht abgeschlagen werden, auch müssen mindestens 3 Tassen getrunken werden, sonst ist der Gastgeber tödlichst beleidigt. Außerdem wird so lange nachgeschenkt, bis der Gast seinen Löffel in die Tasse legt, das ist das Zeichen dafür, dass er nun nicht mehr möchte.

Die drei Frauen machten es sich in der Küche gemütlich, Frau Düring gab in jede Tasse einen dicken Kluntje, schenkte sich selbst als erste den Tee ein, was in Ostfriesland keine Unhöflichkeit ist sondern zum guten Ton gehört, da die erste Tasse meistens nicht so gut durchgezogen ist. Erst danach schenkte sie auch den anderen Tee ein. Der heiße Tee brachte den Kluntje zum Knistern, dann schöpfte sie aus der Kumme Milch vorsichtig die sich oben abgelagerte Sahne ab und gab sie vorsichtig in die Tasse, worauf sich in dem Tee kleine Sahnewölkchen bildeten. Ohne Umzurühren wurde dann der heiße Tee getrunken, und natürlich hatte es Frau Düring sich nicht nehmen lassen, selbstgebackene Zuckerplätzchen auf den Tisch zu stellen.

Schnell war eine angeregte Unterhaltung in Gang, Wilma musste von zu Hause und von Monika berichten, während Janette es nicht bleiben lassen könnte von ihrem Verehrer zu schwärmen. Auf einmal bezog sich der Himmel, Minuten später fing es tüchtig an zu regnen. Janette sah aus dem Fenster zur Kutsche hin und meinte: „Sie wird ja ganz nass in dem Regen, ich bringe besser schnell eine Plane raus.“

Während Janette in die Schmiede ging, meinte Frau Düring zu Wilma: „Die Janette ist wirklich eine mitfühlende Seele, wer sie mal als Frau bekommt kann sich glücklich schätzen.“

Kurz darauf kam Janette wieder zurück, zwar etwas nass, aber zufrieden. „Hat sie sich auch anständig bei dir bedankt?“ wollte Wilma wissen, worauf Janette sie verwundert ansah und zurückfragte: „Seit wann können Pferde denn sprechen?“

Nach einer Weile hörte der Regen auf und Wilma machte sich auf den Heimweg, nicht ohne der Stute vorher die Plane abzunehmen und sie Janette mit einem Dankeschön zurückzugeben. Wieder bei der Käserei angekommen wurde Anja von ihr wieder an der Laufkette angeschlossen und ohne sich weiter um die vor Nässe triefende Anja zu kümmern lenkte Wilma die Kutsche zum Hof der de Fries, sichtlich angetan von diesem schönen Nachmittag.
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