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Autor Thema: Die wundersame Wandlung einer missratenen Tochter (Teil 105 - 114)  (Gelesen 5974 mal)
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viper2606
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« am: Mai 22, 2011, 05:38:30 pm »

Teil 105

So langsam spielte sich das Leben im Torflager ein, 9 der Burschen gingen von Montags bis Sonnabends zum Torfstechen, immer umschichtig begleitet von Anteus oder Temmo, während Heinz sich um das Essen und alle anderen Arbeiten im Lager kümmerte.

Die Verpflegung war anständig, und so hatten die Burschen sich von dem Turmaufenthalt wieder einigermassen erholt. Auch die hygienischen Bedingungen hatten sich wesentlich verbessert, jeden Samstag durften sie baden und bekamen frische Kleidung.

Hart aber war die doch schwere Arbeit des Torfstechens und die Langeweile an den Abenden und am Sonntag. Im Laufe der Zeit waren alle Geschichten erzählt worden, kein Witz, den man nicht schon mehrere Male gehört hätte, und das Thema Mädchen wurde überhaupt nicht angeschnitten, weil jedes Mal, wenn einer von seiner Freundin erzählte und die Jungs sich das Mädchen vor ihrem geistigen Auge vorstellten, ein kollektives Wehklagen ausbrach, weil die Dornen in der Eisenröhre sich mehr als schmerzhaft bemerkbar machten.

Es war ungefähr eine Woche nach der Umsiedlung der Kettenburschen von dem Turm ins Torflager, als Monika und Janette sich zur ihrer großen Reise rüsteten. Die wenigen Sachen, die sie für die Reise brauchten, waren schnell gepackt, da machte der Proviantkorb, der mit auf die Reise sollte, schon wesentlich mehr Arbeit. Butter, Eier, Brot, Schinken, Käse, kaltes Hühnchen, eingelegte Gurken, Kürbis, Rote Bete, usw., es war schon beachtlich, was da alles zusammen kam.

Für Monika war es das erste Mal nach der Geburt ihres Kindes, dass sie wieder einen Keuschheitsgürtel umlegt bekam. Es war erst ein ungewohntes, schnell aber wieder ein vertrautes Gefühl, sicher verschlossen zu sein. Aber darüber machte sie sich sowieso keine Gedanken, denn sie wusste ja, dass sie um den Keuschheitsgürtel nicht herum kam.

Frühmorgens nach der Arbeit spannte Wilko die Pferde auf die Kutsche, verlud den Berg von Proviant und die kleine Reisetasche und schon ging es los nach Hohedörp. Dort wartete Janette bereits ungeduldig, nach der langen Zeit im Land der alten Dörfer freute sie sich darauf, ihre Eltern und Geschwister in Holland wieder zu sehen.

Wilko wollte, nachdem Janette in die Kutsche gestiegen war, gerade weiterfahren, als Frau Düring aus dem Haus kam, hatte sie doch auch noch einen Fresskorb fertig gemacht. Kopfschüttelnd fragte sich Wilko, wer um alles in der Welt den ganzen Proviant verzehren solle, aber die beiden Frauen meinten, dass Seeluft gewaltig Appetit machen würde.

Weiter ging die Fahrt nach Texlum, wo schon Advokat Meyerdirks auf die Gruppe wartete. Nach der allgemeinen Begrüssung wurde das Gepäck und der Proviant auf Schubkarren verladen und über den Deich gebracht.

Auch Wilko de Fries war mit auf den Deich gestiegen, wollte er sich bei dieser Gelegenheit die Neuerung im Wattenmeer einmal selbst ansehen. Das Wasserwirtschaftsamt hatte Dalben (Pfähle) in das Wattenmeer rammen lassen und Schwimmstege angebracht, so brauchte die Tjalk jetzt nicht mehr zu ankern, sondern konnte an dem Steg festmachen, auch fiel so das mühsame Übersetzen mit dem Rettungsboot weg.

Nachdem Wilko sich verabschiedet hatte, zog die Reisegruppe weiter zu der Tjalk, wo sie mit grossem Hallo begrüsst wurden. Schnell waren die Sachen an Bord verstaut, der Hilfsdiesel war schon warmgelaufen. Nachdem die Vor- und Achterleine eingeholt war, wurde erst die Achterspring, dann die Vorspring losgeworfen und die Reise konnte beginnen. Kurz nach dem Auslaufen wurden die Segel gesetzt, wobei Janette tatkräftig mit anpackte. Wo sonst die beiden Matrosen unter Einsatz ihrer ganzen Kraft die Taue bedienten, stand nun Janette und bewerkstelligte die Arbeit allein, sehr zur Freude der Matrosen, die sich nur allzu gern die Arbeit aus der Hand nehmen liessen.

Nach Austausch der wichtigsten Neuigkeiten gingen die beiden Frauen in die Kombüse, um mal wieder einen „Monika-Spezial“ zuzubereiten, selbstredend wurde auch Tee zu aufgebrüht. Bei Windstärken von 4 bis 5 rauschte die Tjalk nur so durch die Nordsee mit Kurs auf das Ijsselmeer, ging dort durch die Schleuse und fuhr weiter nach Urk, dem ersten Zielhafen dieser Reise.

Am späten Nachmittag kamen sie in Urk an und fuhren ganz hinten in den Hafen hinein, wo sich das Büro des Hafenmeisters sowie eine Werft befindet, die sich auf den Bau und die Reparatur von Flachbodenschiffen spezialisiert hat. Dort lag auch die Tjalk, die Meyerdirks im Auftrag des Rates gekauft hatte, eine 18 Meter lange Tjalk mit dem Namen Kuisheid.


Teil 106

„Das nenne ich jetzt doch mal einen treffenden Namen.“ meinte der Skipper und frage den Anwalt, ob es sich dabei um den Originalnamen handeln würde.

„Nun,“ sagte Advokat Meyerdirks, „diesen Namen hatte die Tjalk bereits, als ich sie gekauft habe. Es ist in der Tat für dieses Schiff der richtige Name, in der Tat, der richtige Name.“

„Das ist ja ein seltsamer Zufall,“ meinte der Skipper, „wem mag die Tjalk wohl vorher gehört haben?“

„Das ist eine Geschichte für sich,“ gab Advokat Meyerdirks zurück, „die Tjalk ist hier auf der Werft vor ungefähr 30 Jahren gebaut worden, Auftraggeber war ein Brauereibesitzer, der 3 Töchter hat. Er hat seine Mädchen streng erzogen, und alle 3 Töchter sollten, was bei uns im Land der alten Dörfer selbstverständlich ist, als Jungfrauen in die Ehe gehen. Darum hat er dem Schiff den Namen „Kuisheid“ gegeben, um seine Töchter, die oft mit gefahren sind, daran zu erinnern, dass sie bis zur Verheiratung keusch zu bleiben hätten. Seltsamerweise sind alle drei noch vor ihrer Eheschliessung schwanger geworden, vielleicht aus Prostest gegen die ständigen Ermahnungen ihres Vaters.

Nun ist er zu alt geworden, um die Kuisheid noch selbst segeln zu können, darum hat er sie zum Verkauf angeboten. Durch Zufall habe ich davon gehört und mich mit ihm in Verbindung gesetzt. Zuerst hatte er eine Preisvorstellung, die unseren finanziellen Rahmen gesprengt hätte, doch als ich ihm erzählte, für was das Schiff in Zukunft eingesetzt werden soll, war er hellauf begeistert und hat uns die Tjalk für einen symbolischen Preis überlassen. Allerdings kommen nun noch die Kosten für den Umbau auf uns zu, trotzdem meine ich, dass wir ein mehr als gutes Geschäft gemacht, in der Tat, ein gutes Geschäft.“

„Das ist ja ein tolles Ding,“ sagte der Skipper sah seinen Steuermann an, der die Kuisheid prüfend betrachtete und fragte ihn: „Was sagst Du dem Schiff, Peter Petersen, gefällt es dir?“

„Was für eine Frage,“ gab Petersen zurück, „wie sollte mir eine Tjalk nicht gefallen, außerdem werde ich nun zum ersten Mal als Skipper fahren, darauf habe ich nie zu hoffen gewagt.“

Der Skipper haute Petersen freundschaftlich auf die Schulter und meinte: „Du bist der geborene Seemann, und ich gönne dir deine Stellung als Skipper von ganzem Herzen, aber jetzt möchte ich mir die Tjalk doch gern einmal genauer ansehen.“

„Das geht mir nicht anders.“ gab Petersen zurück und so machten sich alle auf, die neue Tjalk in Augenschein zu nehmen. Auf der Werft wurden sie von dem Chef auf das Herzlichste begrüßt und zu der Kuisheid begleitet.

Zuerst wurde das Steuerhaus inspiziert, und da fing für den Skipper und Petersen das erste Problem an, denn da gab es Geräte, von denen sie wohl schon gehört, die sie aber noch nie gesehen hatten. Unter anderem war das Schiff ausgerüstet mit einem Echolot, um die Wassertiefe messen zu können, Radar, um sich bei Nebel orientieren und andere Schiffe, die den Kurs kreuzen könnten, rechtzeitig zu bemerken zu können. Dann gab es auch noch eine Selbststeueranlage, auch „Eiserner Gustav“ genannt sowie ein GMDSS (Global Maritime Distress and Saftey System), ein weltweites Seenot- und Sicherheitsfunk-System und zu guter letzt GPS (Global Positions System).

Der Werftdirektor erklärte den Seeleuten kurz die Bedeutung der einzelnen Geräte und brachte damit Petersen an den Rand der Verzweiflung, während sein Skipper sich diebisch freute, nicht mit einem so modernen und seiner Meinung nach unnötigem Kram belastet zu werden.

Die nächste Schwierigkeit gab es im Maschinenraum, denn auf der alten Tjalk gab es zwar auch einen Hilfsmotor, der recht einfach zu bedienen war. Angeworfen wurde der mit einer Kurbel, und wenn er dann endlich lief,  brauchte nur alle halbe Stunde etwas Öl auf die Ventile gegeben zu werden.

Doch auf der Kuisheid sah der Maschinenraum vollkommen anders aus, da stand ein Diesel, der von den Ausmassen etwas kleiner war als was sie bisher kannten, dafür aber auch die 15-fache Leistung hatte. Außerdem gab es auch noch einen Jockel (Dieselaggregat), dass nur für die Stromversorgung sorgt, zusätzlich gab es noch eine bordeigene Heizung sowie eine Trinkwasserversorgung.

Petersen bekam das grosse Flattern, mit so viel nautischer sowie technischer Ausstattung hatte er nicht gerechnet, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er mit diesem modernen Kram umgehen sollte. Dazu bekam er von dem Werftdirektor auch noch zu hören, dass für die Bedienung von dem GMDSS eine zusätzliche Prüfung gemacht werden müsse.

„Nee, nee,“ sagte Petersen, „den ganzen modernen Schietkram können wir gleich ausbauen, mit so einen Tüddelkram hab ich nichts am Hut.“

„Genau, Peter Petersen, was sollen wir mit diesem neumodischen Zeug, wir fahren bei Wind und Wetter und haben unser Schiff immer sicher ans Ziel geführt, also weg mit diesem Firlefanz.“ gab ihm der Skipper recht.

„Das ist wohl wahr,“ sagte Advokat Meyerdirks, „ihr habt eure Tjalk immer sicher in den Hafen gebracht, und ich habe ja auch schon selbst erlebt, wie gut ihr euer Schiff auch bei schlechtem Wetter immer wieder zurückbringt, doch in diesem Fall gibt es, so ungern ich das sage, eine Schwierigkeit, mit der wir leider leben müssen, ja, in der Tat, leider leben müssen.“


Teil 107

„Grundgütiger Himmel,“ stöhnte Petersen, der nun wirklich nichts anderes wollte, als endlich als Skipper auf einem eigenen Schiff zu fahren, „was ist das denn für eine Schwierigkeit?“

Bevor Meyerdirks etwas sagen konnte, meldete sich der Werftdirektor zu Wort: „Nun, Peter Petersen, soviel ich verstanden habe, wollt ihr dieses Schiff gewerblich nutzen, und da sagt der Gesetzgeber, dass ein Skipper heutzutage einen Befähigungsnachweis über die Bedienung dieser Geräte erwerben muss.“

„Und wo bitte, soll ich diesen Befähigungsnachweis so schnell herbekommen?“ fragte Petersen, der sich seines Kommandos schon wieder enthoben sah.

„Peter Petersen, du bist doch der holländischen Sprache mächtig, wenn ich mich nicht irre.“ erkundigte sich Meyerdirks nun.

„Ja, sicher, Holländisch spreche ich ebenso gut wie unser Platt, warum wollen sie das wissen?“

„Nun,“ gab Meyerdirks zurück, „in Amsterdam fängt in zwei Tagen auf der Seefahrtschule ein Kursus an, an dem du teilnehmen und das Patent machen könntest, dann wären diese Probleme aus der Welt geschafft.“

„Alles andere, wie der Umgang mit dem Schiffsdiesel, der Trinkwasserversorgung, Heizung, der elektrischen Anlage und alles weitere könnten meine Leute ihnen zeigen, auch das ließe sich einrichten.“ machte der Werftdirektor ihm Mut.

So kompliziert und umständlich hatte sich Peter Petersen sein erstes Kommando nicht vorgestellt, doch wie er das Grinsen auf dem Gesicht seines Skippers sah, meinte er nur: „Geht in Ordnung, dieses Patent werden ich machen“

Während die Männer noch auf der Schiffsbrücke standen und diskutierten, waren Janette und Monika unter Deck gegangen, um sich die Räumlichkeiten anzusehen. Beim Anblick der Einrichtung verschlug es ihnen glatt den Atem: Die gesamte Einrichtung bestand aus Edelhölzern, überall waren Drechsel- und Schnitzarbeiten zu sehen, auf dem Boden war ein dicker Teppich, alle Lampen und Bulleyes waren aus Messing gearbeitet und auf Hochglanz poliert. In den Schränken stand in Halterungen (Schutz bei Seeganz) teures Geschirr, schweres Besteck und handgeschliffene Gläser.

Fassungslos ob dieser vornehmen Ausstattung ließen sich Janette und Monika in die Salonsessel fallen. „Ich habe nie gewusst, dass es eine solche Einrichtung überhaupt gibt.“ meinte Janette und sah sich dabei und immer weiter in dem Salon um, während der Blick von  Monika auf die Fernbedienungen fiel, die dort auf dem Tisch lagen. Schnell war ihr klar, wozu sie dienten, eins für ein TV-Gerät, eins für einen Videorecorder und das dritte für eine Stereoanlage, nur konnte sie die Geräte nirgends entdecken.

Janette war es, die versehentlich mit ihrer Hand auf einen Schalter kam, der dafür sorgte, dass wie von Geisterhand ein Teil der Seitenverkleidung wie von selbst zurück geschoben wurde.

„Ach du liebe Güte,“ sagte Monika, „auf diesem Schiff ist ja wohl alles technisch durchorganisiert.“ Janette sah sie nur verständnislos an und wusste nicht, was sie damit zum Ausdruck bringen wollte, doch Monika nahm eine der Fernbedienungen in die Hand und schaltete damit die Stereoanlage ein. Sobald die irgendwo unsichtbar in dem Raum eingebauten Lautsprecher die ersten Töne von sich gaben, sprang Janette wie von einer Tarantel gestochen hoch und riss vor Schrecken die Augen so weit auf, als wenn der Leibhaftige direkt vor ihr stehen würde, sprang aus dem Sessel hoch und wollte aus dem Salon fliehen.

Monika platzte fast vor Lachen, stellte aber sofort den Ton leiser, worauf Janette sich schnell wieder beruhigte. „Was ist das für ein Teufelskram?“ wollte sie wissen. Nun erklärte ihr Monika die Grundprinzipien des Rundfunks, die für Janette immer noch unvorstellbar waren.
Noch interessanter wurde es, als dann auch noch der Fernseher sowie der Videorecorder in Betrieb genommen wurden, Janette konnte es nicht fassen, sich bewegende Menschen, Landschaften und Häuser in dem seltsamen Kasten zu sehen und starrte wie gebannt auf den Bildschirm, erst als Monika das Gerät wieder abschaltete, war sie wieder ansprechbar. „Komm, Janette, wir wollen doch mal sehn, wie hier die Küche aussieht.“ forderte sie ihre Freundin zum Aufstehen auf.

Auch die Kombüse war auf dem neusten Stand der Technik: Mikrowellenherd, Kaffeemaschine, Spülmaschine, die Küchenblock aus Edelstahl, der Fussboden mit rutschfesten Fliesen ausgelegt. Jetzt ging es Janette ähnlich wie Peter Petersen, sie fühlte sich total überfordert, solche Geräte hatte sie noch nie gesehen, wie , um alles in der Welt, sollte sie denn damit umgehen müssen?

Die Frauen gingen wieder an Deck, wo die Männer noch fachsimpelnd zusammen standen. „Na,“ fragte Petersen, „wie sieht es in den unteren Räumen aus?“

„Das ist mit Abstand das schönste Schiff, dass ich jemals gesehen habe.“ rief Monika begeistert, während Janette eher einen nachdenklichen Eindruck machte.

„Da scheint Janette aber anderer Meinung zu sein, wenn ich mir sie so ansehe.“ meinte der Skipper.

Noch bevor Janette etwas Verkehrtes sagen konnte, dass die Männer eventuell hätte auf die Idee bringen können, einiges von den modernen Sachen in der Küche ausbauen zu lassen, meinte Monika: „Das liegt nur an der Schönheit der gesamten Einrichtung, soviel Gediegenheit muss der Mensch erst mal verkraften, stimmt’s, Janette?“

„Genau so ist es.“ gab sie zurück, zum Glück hatte sie das Augenzwinkern von Monika bemerkt und sich schnell einen Reim darauf gemacht.

Für diesen Tag hatten sie erst mal genug gesehen, und so gingen die Männer auf die Tjalk zurück, während die Frauen noch durch den Hafen bummelten und sich das bunte Treiben ansahen. In Urk hatten sie dazu den Vorteil, in ihrer Kleidung nicht aufzufallen, da viele der Einheimischen auch heute noch Trachten tragen.

Janette blieb immer wieder bei den Yachten, die im Hafen festgemacht hatten stehen und sah sich die verschiedenen Relinge an, die zum grössten Teil aus Edelstahl gearbeitet waren. „Was ist das für ein glänzendes Metall?“ wollte sie von Monika wissen, doch die konnte ihr nur sagen, dass das ein Eisen wäre, dass nicht rosten würde.

„Sieh an, sieh an,“ meinte Janette nachdenklich und nahm sich vor, am morgigen Tag, noch vor der Besprechung der anfallenden Umbaumassnahmen, sich die Werft mal genau anzuschauen, um etwas mehr über dieses seltsame Eisen zu erfahren.



Teil 108

Kaum war am darauffolgenden Morgen der erste Hammerschlag von der Werft zu hören, als Janette auch schon zu Stelle war. Zuerst machte sie einen Rundgang in der kleinen Halle, besah sich ihr unbekannte Werkzeuge und Einrichtungen, dann aber hatte sie das Objekt ihrer Begierde gefunden, denn einer der Männer fertigte gerade eine Reling aus V4A-Stahl für eine Segelyacht an.

Fasziniert beobachtete sie die Arbeiten, vor allem das ihr bisher unbekannte Schweissgerät zog sie vollkommen in den Bann. Sie hätte am liebsten den ganzen Tag zugesehen, doch war für 9:00 Uhr die Besprechung wegen der Umbauarbeiten angesagt.

Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich kurz vor 9:00 bei dem Bürogebäude der Werft einzufinden, wo die anderen bereits auf sie warteten. Der Werftdirektor Mijnheer ten Kate hatte bereits einen Plan ausarbeiten lassen, der nach den ersten Anregungen von Janette gestaltet worden war. Im Grunde sollte die Einrichtung ähnlich wie in der Schmiede in Hohedörp aussehen, allerdings in etwas kleinerem Ausmass. Vor einer Stunde wäre Janette von dem geplanten Schmiedeeinrichtung noch begeistert gewesen, doch seit sie gerade gesehen hatte, dass sich Metall auch einfacher als im glühenden Zustand verarbeiten ließ, kamen ihr ob der Richtigkeit des Umbaus erhebliche Zweifel.

So gab sie dann, als sie gefragt wurde, ob ihr die Einrichtung der Schiffsschmiede zusagen würde, vorsichtig ihre Bedenken preis und berichtete von den Errungenschaften der Technik, die sie erst unmittelbar vorher kennen gelernt hatte.

Den Bedarf an neuen Techniken konnten der Skipper und Petersen nicht recht nachvollziehen, doch Mijnheer ten Kate verstand sofort, dass es Janette nicht nur um einfachere Verarbeitung von Metall ging, sondern um den Umgang mit Edelstahl. So hielt Herr ten Kate spontan einen Vortrag über dieses edle Metall, ging dabei auch auf die Verarbeitung ein und sprach dabei auch an, dass durch diesen Methode nicht so viel Platz für die Schiffsschmiede gebraucht werden würde, und es auch keine Rauchentwicklung von der Esse geben würde, was gerade Petersen aufhorchen liess.

Als der Werftchef geendet hatte sahen sich die Leute aus dem Land der alten Dörfer etwas unschlüssig an, doch als Advokat Meyerdirks, der nun wesentlich weltoffener war, meinte, dass Janette einen wirklich guten Vorschlag gemacht hätte, und das man gerade, weil man nun mit Menschen in der Welt zu tun hätte, nicht unbedingt auf dem alten Stand stehen bleiben müsse, sondern sich wegen der Geschäfte, die zu tätigen waren, anpassen müsse, gab es keine Gegenargumente mehr.

Nun aber hatte Janette sich eine richtig dicke Suppe eingebrockt, zwar fand sie diese neue Technik der Eisenverarbeitung hervorragend, hatte selbst aber natürlich keine Ahnung, wie sie mit einem Schweissgerät umzugehen hatte. Auch hatte sie geplant, während der cirka drei Wochen langen Umbauarbeiten ihre Familie besuchen zu können. Doch irgendwie erkannte sie auch die grosse Chance etwas für sie absolut Neues zu erlernen, und so war sie damit einverstanden, die nächsten 14 Tage auf der Werft zu verbringen, um sich die Kenntnisse anzueignen, die sie für die Arbeit auf der Kuisheid brauchen würde. Wenig später legte die Tjalk in Urk ab, ohne Peter Petersen und Janette, die inzwischen beide das Gefühl hatten, von den Ereignissen überrollt geworden zu sein, an Bord zu haben.

Der Skipper ließ den Hilfsmotor warmlaufen, ließ die Leinen loswerfen und fuhr langsam und bedächtig aus dem Hafen heraus, der neue Kurs führte nun nach Edam, wo sie dann am Nachmittag ankamen.

Drei Tage waren Monika und Advokat Meyerdirks nun damit beschäftigt, sich Einrichtungen und Ausstattungen für eine größere Käserei anzusehen, mit anderen Angeboten zu vergleichen und zu handeln wie die Kesselflicker. Endlich hatte man sich für eine Firma entschieden, Preis und Liefertermin ausgehandelt. Nun, wo alles unter Dach und Fach war, segelte die Tjalk nach Urk zurück.

Wieder wurde beim Haus des Hafenmeisters festgemacht, und der erste Weg führte auf die Werft, um zu sehen, ob die Umbauarbeiten auf der „Kuisheid“ schon Fortschritte gemacht hätten. Immerhin war sie schon auf die über die Slipanlange auf die Hellig gezogen worden, und einige Arbeiter wieselten auf dem Schiff herum. Tatsächlich war der zukünftige Arbeitsraum von Janette schon in groben Zügen zu erkennen, aber es tat in der Seele weh zusehen zu müssen, wie zwei der Gästekabinen zerlegt wurden, um Platz für die Schmiede zu schaffen. Die gesamte Einrichtung der Kammern war entfernt worden, die edle Holzverkleidung herausgerissen, es war ein Anblick, der einem Tränen in die Augen steigen lassen konnte.

Da der Skipper und Monika bei den Arbeiten an Bord doch nur im Weg standen, verliessen sie die „Kuisheid“ schnell und gingen auf die Werkstatt zu, um Janette einen kurzen Besuch abzustatten. Es war wohl Bestimmung oder Schicksal, dass sie genau in dem Moment die Werkhalle betraten, als Janette etwas passierte, was wohl noch keine andere Frau auf dieser Welt fertig gebracht hatte.



Teil 109

Wie ja nun allgemein bekannt, hatte sich Janette, seitdem sie sich in Anteus Cirksena verliebt hatte, doch etwas auf ihre Figur geachtet, und jedes Mal, wenn sie aufgefordert wurde, beim Essen kräftig zuzulangen, den gleichen Spruch gesagt: „Für mich bitte nur ein kleines Häppchen, ich muss auf meine Figur achten.“

Nun bestanden diese Häppchen zwar aus einer doppelten Portion, die ein tüchtiger Arbeiter normalerweise zu sich nahm, aber für eine mehr als gestandene Frau wie Janette waren solche Portionen wirklich nur eine Kleinigkeit, mit Leichtigkeit hätte sie von dem, was sie nun zu sich nahm, das Dreifache essen können. Dazu hatte sie ja auch immer körperlich schwer gearbeitet, und so ist es kein Wunder, dass sie im Laufe der Zeit doch gut abgenommen hatte.

Nun war es so, dass Janette sich in der Werfthalle mehr als nützlich gemacht hatte, zwar war sie begierig darauf, den Umgang mit einem Schweißgerät zu erlernen, doch wurde natürlich nicht ständig nur geschweißt, sondern hauptsächlich Eisen verarbeitet. Wie ein Derwisch arbeitete sie, nur dass ein Derwisch wohl kaum einen blauen Arbeitskittel, einen langen Rock und eine dicke Lederschürze getragen hat.

Die Werftarbeiter hatten zwar den ersten Tag, als sie in der Werkhalle tätig wurde, noch über eine Frau als Werftarbeiterin gegrinst, doch schnell hatten sie ihre Meinung geändert, diese Frau stellte noch den Stärksten von ihnen in den Schatten. So war es denn auch kein Wunder, dass sie immer wieder gerufen wurde, wenn es darum ging, ein schweres Teil anzupassen.

Und genau bei einer solchen Gelegenheit passierte Janette das Missgeschick, sie hob eine kleine Ankerwinde für eine Segelyacht hoch und musste sich dabei strecken, um das Teil auf Deckshöhe zu heben. Noch bevor der Arbeiter, der auf der Yacht stand, ihr die Winde abnehmen konnte, rutschte Janettes Keuschheitsgürtel über den Hintern weg nach unten und schlug scheppernd auf den Werkstattboden auf.

Auf einmal herrschte Stille in der Werfthalle, alle Mann einschließlich des Skippers und Monika, schauten wie gebannt auf den Keuschheitsgürtel und auf Janette und warteten darauf, was sie in dieser peinlichen Situation machen würde.

Janette, die nun endlich die Ankerwinde loslassen konnte, schaute nach unten, bückte sich, hob den Keuschheitsgürtel auf und fragte den Werkstattmeister: „Meister, spricht etwas dagegen, wenn ich mir hier in der Werkstatt den Keuschheitsgürtel etwas enger mache?“

„Nein, nein,“ gab der Meister, der zum erstenmal in seinem Leben einen Keuschheitsgürtel sah, zurück, „da spricht nichts gegen, mach das ruhig.“ und kümmerte sich wieder um seine Arbeit. Auch die anderen nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf, keiner fing an zu Lachen oder gab einen dummen Kommentar ab, denn instinktiv hatten sie gemerkt, dass für Janette so ein Gürtel eine Selbstverständlichkeit war.

„Oh meine Güte,“ dachte Monika bei sich, „ich glaube, ich wäre vor Scham gestorben.“, aber für Janette war das Tragen eines solchen Gürtels einfach das Normalste der Welt.

Einige der Arbeiter gingen zu der Werkbank, auf die Janette den Tugendwächter gelegt hatte und besahen ihn sich so unauffällig wie möglich, schliesslich wurde einem so etwas nicht alle Tage geboten. Ganz anders verhielt sich der Meister, der sich dieses Teil ganz genau ansah und anschliessend mit Janette sprach.

„Wann wolltest du diesen Gürtel denn enger machen, Janette?“

„Nach Feierabend natürlich, Meister, erst kommt die Arbeit hier, um den Gürtel kümmere ich mich später.“

„Ich mache dir einen Vorschlag,“ meinte der Meister ganz bedächtig, während er sich seine Pfeife stopfte, „du machst dir hier einen neuen Gürtel, aber nicht aus Eisen, sondern aus Edelstahl. Was meinst Du dazu?“

Janette schwebte auf Wolke Sieben, das war doch der Grund gewesen, warum sie eigentlich auf der Werft arbeiten wollte, doch schnell kam sie wieder auf die Erde zurück: „Das ist wirklich gut gemeint,“ gab sie zurück, „doch ich habe kein Geld und kann das Material nicht bezahlen.“

„Dafür arbeitest du hier ja auch, und dass ist bestimmt mehr wert als 2 Streifen rostfreien Stahls,“ bekam sie zur Antwort, „ausserdem habe ich im Moment Zeit und kann dir zur Hand gehen, zumindest was das Schweissen und andere Sachen anbelangt.

Monika und der Skipper hatten von Janette unbemerkt das Geschehen beobachtet und das Gespräch mitbekommen, wollten auch nicht weiter stören und gingen auf die Tjalk zurück.

Währenddessen hatte Janette schon ihr neues Taillenmass bestimmt, bei dem Schrittblech diente der alte Gürtel als Vorlage. Nun wurde geschnitten, gebogen, ausgetanzt, gefeilt und genietet, mit dem alten Gürtel verglichen und wieder gebogen. Um 17:30 Uhr war Arbeitsende auf der Werft, doch zwei der Gesellen blieben freiwillig länger und halfen bei der Arbeit mit, weil sie diese Sache doch sehr interessierte. Einer von ihnen kam, als der Gürtel schon fertig war, auf die hervorragende Idee, den Taillengurt von innen mit Kunststoff zu verkleiden, was allgemein Anklang fand, während der andere einen Verschluss konzipierte, der so schnell nicht zu knacken war. Es war schon fast 21:00 Uhr, als der Gürtel endlich fertig war und Feierabend gemacht wurde.

Janette bedankte sich bei dem Meister und den beiden Werftarbeiter für die Hilfe, wünschte noch eine gute Nacht und ging, mit ihrem neuen Keuschheitsgürtel in der Hand, zu dem Haus des Hafenmeisters, wo sie für die Zeit in Urk wohnte, und legte sich dort zum ersten Mal den neuen Keuschheitsgürtel.

Der Taillengürtel passte wie angegossen, war im Gegensatz zu dem alten Gürtel federleicht und ließ sich durch die Polsterung angenehm tragen. Nun zog sie das Schrittblech durch die Beine, steckte es an der Vorderseite in den Führungsstift und drückte das Schloss zu.

Sie machte ein paar Schritte durch das Zimmer und war von dem angenehmen Tragegefühl mehr als überrascht. „Was für ein edles Teil,“ dachte sie bei sich, „den Keuschheitsgürtel zu tragen ist ja das reinste Vergnügen!“ und wollte ihn für die Nacht wieder ablegen, doch wo, in aller Welt, war der Schlüssel?


Teil 110

Als Janette am nächsten Morgen wieder auf die Werft kam, ging sie sofort zu dem Meister und fragte ihn, ob er wüsste, wo sich der Schlüssel zu dem Keuschheitsgürtel befinden würde. Der rief den Gesellen, der das Schloss eingebaut hatte zu sich, zu sich, aber der musste kleinlaut eingestehen, dass er auf die Schlüssel nicht geachtet hätte.

Nun wurden sämtliche Regale durchsucht, aber es war wie verhext, nirgends wurden sie fündig.“ Irgendwann gaben sie die Suche auf, schliesslich konnten sie nicht noch mehr teure Arbeitszeit verschwenden. Janette war todunglücklich, nun trug sie diesen wundervollen Keuschheitsgürtel, der im Gegensatz zu dem alten so leicht wie eine Feder war, und jetzt gab es keinen Schlüssel dazu. Sollte es wirklich nötig sein, dieses edle Teil mit Gewalt zu öffnen und damit zu zerstören? Den ganzen Tag über war sie etwas missgestimmt, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.

Erst als der Arbeitstag dem Ende zu ging, die Gesellen die Werkzeuge wegpackten und die Lehrlinge die Werkstatt ausfegten, fanden sich die Schlüssel wieder an, hatten die doch die ganze Zeit unter der Werkbank gelegen, auf der sie den neuen Keuschheitsgürtel bearbeitet hatten. Der Lehrling gab den Schlüssel seinem Meister, der Meister gab ihn weiter an den Werftdirektor, und der gab ihm der Frau vom Hafenmeister, die ihn dann verwaltete.

Während Janette auf der Werft vor allen mit Edelstahl arbeitete und der Steuermann auf der Seefahrtsschule sein Bestes gab, verliess der Skipper mit seiner Tjalk den Hafen, um die mitgebrachten Waren zu verkaufen und an anderer Stelle wieder Ladung zu übernehmen. Da Monika nichts Besseres zu tun hatte, fuhr sie auf dieser Reise mit, sehr zur Freude der gesamten Besatzung, die sich gerne von Monikas Kochkünsten verwöhnen liess.

Fast 14 Tage waren seit der Abfahrt aus dem Land der alten Dörfer vergangen, da fuhr die Tjalk wieder nach Urk ein und machte wie beim letzten Mal beim Haus des Hafenmeisters fest. Der Skipper hatte seine Aufträge erledigt und wollte jetzt Janette jetzt zu ihrem Heimatdorf hinter Amsterdam bringen, doch am Nachmittag des gleichen Tages kam Peter Petersen mit bestandenem Patent von der Seefahrtsschule zurück und meinte, dass er Janette nach Hause bringen könne, da er sich mit der „Kuisheid“ doch noch vertraut machen müsse.

Dem Skipper war das recht, es wurde für ihn auch höchste Zeit, die geladenen Waren in das Land der alten Dörfer zu bringen, nur fand er es sehr schade, dass Monika von Bord ging und nun auf der „Kuisheid“ mitfuhr, um Janette zu begleiten.

Am nächsten Morgen verliess die Tjalk den Hafen in Richtung Heimat, während Petersen den ganzen Tag auf seinem neuen Schiff verbrachte und nun erst einmal alles genau in Augenschein nahm. Am Nachmittag waren die Umbauarbeiten abgeschlossen und die Werftarbeiter hatten das Schiff verlassen. Kaum waren sie von Bord, als auch schon der bestellte Proviant angeliefert wurde, der gleich verstaut werden musste; auch wurde Diesel gebunkert und die Frischwassertanks aufgefüllt.

Während Monika sich um die Kombüse kümmerte, schaute Janette sich in ihrer Bordschmiede um, ob auch wirklich nichts vergessen worden war, aber es war an alles gedacht worden. Dann schloss Janette sich Petersen an, der gerade einen Gang in den Maschinenraum machen wollte und liess sich von dem frisch gebackenen Skipper viele technische Details erklären, die er selbst auch mal gerade erst gelernt hatte.

Während sich Petersen anschliessend in seiner Kammer einrichtete, gingen die beiden Frauen zum Haus des Hafenmeisters, um dort Janettes Sachen abzuholen und an Bord zu bringen. Bei dieser Gelegenheit gab die Frau des Hafenmeisters die Schlüssel des Keuschheitsgürtel Monika, die sie vorläufig erst einmal einsteckte. Nachdem Janette sich für die Gastfreundschaft bedankt hatte, nahmen die Frauen Janettes Gepäck und bezogen gemeinsam eine Kammer.

Am nächsten Morgen war es dann soweit: Petersen liess den Schiffsdiesel warmlaufen, die Leinen wurden losgeworfen und seine erste Fahrt als Skipper begann. Langsam verliessen sie Urk, um von da aus Kurs auf Amsterdam zu nehmen. Wie auch schon bei der Fahrt zu Monikas Bewährungsjahr fuhren sie mitten durch Amsterdam, von da aus ging es über einige Kanäle zu dem Liegeplatz, den nur Schiffe, die nur von der Gemeinde, die wie die Leute aus dem Land der alten Dörfern nach den alten Traditionen lebten, benutzt werden.

Es war nur reiner Zufall, dass gerade ein Pferdefuhrwerk aus dem Dorf an der Anlegestelle war, die Ware zum Anleger gebracht hatten. Mit viel Hallo wurde Janette begrüsst, aber auch Monika war noch nicht vergessen worden. So konnten sich die Frauen den Fussmarsch  zum Dorf ersparen und stiegen auf das Fuhrwerk auf, während Petersen an Bord blieb.

Etliche Zeit später kamen 2 Reiter zur Anlegestelle, der eine von ihnen ging an Bord, um für eine Woche Petersen zur Hand zu gehen, der andere nahm die Zügel des nun herrenlosen Pferdes und ritt ins Dorf zurück. Petersen legte auch gleich darauf wieder ab und fuhr zurück, es blieb ihm nun eine Woche Zeit, sein Schiff richtig kennen zu lernen.


Teil 111

Oh, was war das für eine Wiedersehenfreude, als das Fuhrwerk bei der Schmiede im Dorf anhielt und Janette ihre Eltern und Geschwister nach so langer Zeit mal wieder in den Arm nehmen konnte. Doch auch Monika wurde ebenso herzlich aufgenommen, und für die holländischen Schmiedeleute war es selbstverständlich, dass die Beiden die Woche bei ihnen im Haus verbringen würden.

Getrübt wurde die erste Wiedersehensfreude nur dadurch, dass Janettes Mutter auf den ersten Blick sah, dass ihre Tochter doch wohl tüchtig abgenommen hatte. Ob sie denn nicht genug zu Essen bekommen hätte, wollte sie von ihr wissen, doch Janette meinte, das Abnehmen hätte eine andere Ursache und das wolle sie am Abend in aller Ruhe erzählen.

Selbstverständlich, und wie hätte es auch anders sein können, wurde nun erst einmal Tee getrunken, und Janettes Mutter konnte es nicht bleiben lassen Wurst, Käse und Kuchen für eine ganze Kompanie auf den Tisch zu stellen und die Beiden immer wieder aufzufordern, doch tüchtig zuzugreifen.

Nach dem Tee machten die Beiden erst mal eine Runde durch das Dorf, doch weit kamen sie nicht, denn bei jedem Haus wurden sie angesprochen, auf das Herzlichtste begrüsst und immer wieder zum Tee eingeladen, was sie aber dankend ablehnten, da sie noch einige andere Leute begrüssen wollten.

Nur in einem Haus durften sie die Einladung zum Tee nicht ablehnen, und zwar bei Lisbeth van de Meer, der Zwillingsschwester von Frau Wattjes, bei der sie ihr Bewährungsjahr verbracht hatte. Wie verlorene Töchter wurden die Beiden von Lisbeth van de Meer und ihren Töchtern Wiebke und Robine begrüsst, hattet sie doch nicht damit gerechnet, sich jemals im Leben wieder zu sehen. Was gab das für ein Erzählen, gegenseitiges Unterbrechen, Lachen und Scherzen. Schade war nur, dass Mijnherr van de Meer und sein Sohn Pietje noch bei der Feldarbeit waren und erst später nach Hause kommen würden, doch Monika und Janette versprachen, noch einmal an einem Nachmittag wieder zu kommen.

Mit diesem Versprechen machten sie sich wieder auf den Rückweg, wobei ihnen auffiel, dass die jungen Burschen, denen sie unterwegs begegneten,  zwar freundlich grüssten, aber ihren Blick schnell wieder abwandten, was ihnen etwas seltsam vorkam. Eine Minute später bekamen sie mit, wie zwei Burschen auf der Strasse standen und sich unterhielten. Mit einem Mal wurde einer von ihnen von einem Mädchen, dass nach dem Aussehen wohl seine etwas ältere Schwester gewesen sein könnte, gerufen, und wie ein gut erzogener, kleiner Junge gehorchte er sofort und liess seinen Kameraden stehen.

Das nächste Erlebnis dieser Art hatten sie in Janettes Elternhaus, als sie zusammen am Küchentisch sassen, um Abendbrot zu essen. Zur der Runde gehörte auch ein Lehrling des Schmieds, der erst ein halbes Jahr in der Ausbildung war. Diese Junge war so höflich und zuvorkommend, wie es nur selten bei Knaben in diesem Alter anzutreffen ist, fehlte etwas auf dem Tisch, war es für ihn selbstverständlich aufzuspringen und das Gewünschte zu holen. Janette und Monika waren angenehm überrascht von dem allgemein höflichen Verhalten der jungen, männlichen Dorfbewohner.

Doch nun mussten die Beiden erst einmal berichten, wie es ihnen in der letzten Zeit ergangen war. Es gab viel zu erzählen, ganz besonders interessant fanden die Schmiedeleute die Neuentwicklung des Keuschheitsgürtels, den sie sich am nächsten Tag unbedingt einmal ansehen wollten, und über die Idee, auf einem Schiff eine Schmiede einzubauen, konnten sie nur den Kopf schütteln und meinten, dass so ein neumodischer Kram wohl keinen Sinn machen würde.

Im Gegenzug wollte Monika gern wissen, wie es möglich sei, dass die jungen Männer hier im Ort eher den Eindruck von wohl erzogenen Knaben als von jungen Burschen machen würden. „Nun,“ erklärte der Schmied bereitwillig, „das liegt daran, dass die Burschen fast alle einen Keuschheitsgürtel mit der Stachelröhre tragen, und wie mir mein Kollege aus dem Land der alten Dörfer geschrieben hat, ist dieses Erziehungsinstrument  ja auch bei euch mit gutem Erfolg eingeführt worden.“

„Das ist richtig,“ gab Monika zurück, „aber bisher sind bei uns die Gürtel nur bei den Kettenburschen eingesetzt worden, allerdings gibt es eine Ausnahme, und bei dem einen Burschen aus unserem Dorf hat der Gürtel ein wahres Wunder bewirkt. Aber wie kommt es, dass so viele der Burschen hier einen Gürtel tragen?“

„Du weißt doch noch, wer als erster den Gürtel bekommen hat? Richtig, das war der Pietje. Nun wurde aus dem manchmal vorlautem Bengel ein höflicher Junge, was den anderen Frauen so gut gefiel, dass auch sie ihre Söhne verschlossen sehen wollten.“

Ganz nachdenklich meinte Monika: „Das sollte man vielleicht auch bei uns einführen, schaden könnte es bestimmt nicht, und ausserdem sehe ich nicht ein, warum immer nur die Mädchen verschlossen werden müssen.“ und malte sich dabei aus, was der Rat wohl zu so einem Vorschlag sagen würde.

Es war schon fast Zeit zum Schlafengehen, als Monika Janette mit dem Ellbogen einen leichten Stoss in die Rippen gab und zu ihr sagte: „Janette, du wolltest deinen Eltern doch noch etwas ganz Bestimmtes erzählen.“

Die druckste zwar noch etwas herum, doch nachdem nun die Neugierde ihrer Eltern geweckt worden war, sagte sie schüchtern wie ein kleines Mädchen: „Ja, es ist nämlich so,  das war in der Schmiede, vorher hatte ich ihn ja auch noch nie gesehen,  und es kam ja auch ganz überraschend, und nun ist es einmal so, wie es ist.“

Ihre Eltern sahen sie nur verständnislos an und hatten kein Wort verstanden, doch da mischte Monika sich ein und sagte: „Janette hat seit einiger Zeit einen Liebsten gefunden und möchte ihn auf wohl heiraten.“

Nun war an Schlafengehen (ausser für den Lehrling) überhaupt nicht zu denken, Janette musste nun erst einmal Bericht erstatten, nicht nur, wie sie in kennen gelernt hatte, sondern auch, was er beruflich machen würde, wie es mit seinem Elternhaus bestellt wäre, usw., nach einer Stunde wussten Janettes Eltern so ziemlich alles über Anteus Cirksena und hatten zur grossen Erleichterung Janettes nichts gegen eine Verbindung mit ihm einzuwenden, ganz im Gegenteil, hatten sie doch insgeheim schon befürchtet, dass ihre stabile Tochter niemals einen Mann bekommen würde.

Viel zu schnell verging die Woche in dem holländischen Dorf, da hiess es auch schon wieder Abschiednehmen. Zwar fiel der Abschied schwer, doch Monika freute sich ebenso auf ihre Familie wie Janette auf ihren Anteus. Mit einer Kutsche wurden sie zum Anleger gebracht, wo Petersen schon auf sie wartete. Der junge Mann, der Petersen in der Zeit zur Hand gegangen war, stand auf schon auf den Steg.

Nur kurz später legte Petersen ab, fuhr unter Motor langsam durch den kleinen Kanal und hielt Kurs auf Amsterdam. Noch am Vormittag hatten sie die Stadt durchquert und wollten nun weiter zu ihrem Heimathafen. Sie waren gerade auf dem Markermeer, als über UKW ein Gespräch hereinkam, worauf Petersen sofort den Kurs änderte, was den Frauen sofort auffiel.

„Ist irgendwas passiert?“ wollte Monika wissen.

„Passiert ist zuviel gesagt,“ antwortete Petersen, „wir haben den Auftrag bekommen nach Volendam zu laufen.“

„Was sollen wir denn in Volendam?“ fragte Janette

„Dort kommt jemand an Bord, dem ein Keuschheitsgürtel angefertigt werden soll,“ klärte  Petersen sie auf, „du kannst mit den Vorbereitungen schon anfangen, die wichtigsten Masse hat man mir durchgegeben und stehen hier auf dem Zettel.“

Janette machte sich gerade auf in ihre Schmiede, als Petersen ihr noch grinsend hinterher rief: „Mach die Sache ordentlich, der Auftraggeber ist eine wichtige Persönlichkeit.“



Teil 112

Kaum hatte die „Kuisheid“ Amsterdam hinter sich gelassen, als Janette die Segel setzte, und unter Vollzeug rauschten sie durch das Markermeer in Richtung Volendam, Während Monika auf das Achterschiff ging und sich dort bei Petersen auf die Pflicht setzte, ging Janette nach unten, um mit den Vorbereitungen für den Keuschheitsgürtel zu beginnen.

Herrlich war die Fahrt mit dieser Tjalk, bei einer Windstärke von 5 bis 6 glitten sie nur so dahin und zogen viele neidische Blicke auf sich, was Petersen vor lauter Stolz die Brust schwellen liess. Janette kam erst wieder nach oben, als es Zeit wurde die Segel zu reffen und unter Motorkraft in den Hafen einzulaufen. Sobald die Einfahrt passiert war, gab Petersen 90 Grad nach Steuerbord und hielt auf die kleine Hafenpromenade zu, an der für sie ein Liegeplatz freigehalten worden war.

Sie hatten noch nicht einmal richtig festgemacht, als ihre Passagiere auch schon eingetroffen waren, handelte es sich dabei doch um den Advokat Meyerdirks mit seiner etwas unglücklich aussehenden Tochter Marlies.

„Willkommen an Bord!“ rief Petersen aufgeräumt und startete sofort den Diesel, um so schnell wie möglich wieder abzulegen, denn er hatte den Hafenmeister schon kommen sehen und wollte sich das Liegegeld sparen, was ihm auch gelang, da Meyerdirks und Tochter ohne Verzug an Bord kam und Monika die Leinen schnell wieder einholte.

Nach der einer kurzen, aber herzlichen Begrüssung meinte Janette zu Marlies: „Je eher wir anfangen, um so besser.“ und ging voraus in ihre Schmiede. Marlies zögerte kurz, sah noch einmal ihren Vater an, ergab sich dann aber in ihr Schicksal, schliesslich hatte sie im Vorfeld zugestimmt und konnte jetzt nicht mehr zurück.

Kaum in der Schmiede angekommen wurde sie aufgefordert, sich auszuziehen, was sie auch folgsam machte. Während Janette nach einem ersten Anhalten der vorbereiteten Teile diese noch in Form brachte und miteinander verband, sah Marlies sich nun erst einmal richtig um und wurde stutzig, als sie Eisenringe an den Wänden, am Boden und an der Decke sah, auch der eiserne Halsreif und die Arm- und Beinfesseln, die sie dabei sah, gaben ihr ein mulmiges Gefühl. Schliesslich fasste sie sich ein Herz und fragte Janette, wofür diese Fesselinstrumente gebraucht würden.

„Nur zur Vorsicht, falls sich jemand gegen das Anlegen des Keuschheitsgürtels wehren will, dann kann es sein, dass wir von den Fesseln Gebrauch machen müssen, aber das ist bei dir doch nicht der Fall, oder?“

„Nein,“ gab Marlies zurück, „ich habe mit meinem Vater einen Handel abgeschlossen und trage den Keuschheitsgürtel freiwillig, jedenfalls solange, wie ich am Studieren bin, ausserdem komme ich jedes Wochenende nach Hause und in der Zeit brauche ich den Gürtel nicht zu tragen.“

„Sollte mich nicht wundern, wenn du dieses gute Stück sogar noch freiwillig umlegen würdest, warte nur mal ab, aber jetzt wollen wir mal sehen, ob der Tugendwächter auch richtig passt.“ und forderte Marlies auf, sich auf die Bank zu legen.

Marlies gehorchte und liess sich von Janette den Gürtel umlegen. Als der Taillengürtel geschlossen wurde, schnaufte sie ein bisschen, sagte aber keinen Ton, nur als das Schrittblech durch die Beine hochgezogen und angelegt wurde, liefen ihr ein paar kalte Schauern den Rücken herunter. Janette nahm nun eines dieser modernen Vorhängeschlösser, setzte es ein und drückte den Bügel zu. Das leise „Klick“ beim Einrasten des Bügels in das Schloss hatte für Marlies etwas Unheimliches, um nicht zu sagen, etwas Unwiederbringliches.

Nun endlich durfte sie aufstehen und einige Schritte gehen, um zu sehen, ob es irgendwo scheuerte oder die Gefahr von Druckstellen gegeben wäre, aber so auf Anhieb schien alles in Ordnung zu sein, worauf Janette den Keuschheitsgürtel wieder aufschloss und ihn ihr abnahm.

„Und ich dachte schon, ich müsste den Gürtel gleich umbehalten.“ rief Marlies erleichtert.

„Das sollst Du auch, aber erst muss ich den Gürtel noch von den Rückständen der Arbeiten säubern, ausserdem musst du dich an allen Stellen, wo eben das Metall gesessen hat, tüchtig eincremen, damit keine wunden Stellen entstehen.“ und drückte ihr eine Dose mit Salbe in die Hand.

„Oh!“ sagte sie nur etwas enttäuscht, obwohl ihr der Gedanke, gleich wieder so seltsam verschlossen zu sein, überhaupt nicht gefiel. Anderseits hätte sie aber auch wohl kaum etwas anderes erwarten können und so nahm sie die Dose mit der Salbe und bestrich die gleich wieder vom Eisen umschlossenen Körperteile.

Sie war noch nicht ganz fertig, als Janette mit dem gereinigten Keuschheitsgürtel zurück war und sie fragte, ob sie sich gründlich eingecremt hätte, was Marlies bejahte.

„Lass mich mal lieber nachsehen, bevor du später Probleme bekommst.“ meinte Janette und besah sich die eingeriebenen Stellen. „Du hast viel zu wenig Salbe genommen, also noch mal das Ganze, ich bin gleich wieder zurück.“ und verliess die Schmiede, damit sich das Mädchen ungestört eincremen konnte und ihr es nicht peinlich wurde, dies vor einer anderen Frau zu tun. Dieses Feingefühl kam aber nicht von selbst, denn bei den Kettenburschen war Janette ganz anders zu Werke gegangen, doch Monika hatte Janette klargemacht, dass es zwischen Kettenburschen und zahlender Kundschaft doch einen gewaltigen Unterschied geben würde und der Kunde mit dem nötigen Respekt zu behandeln wäre.

Kurz darauf kam Janette zurück, Marlies hatte sich wieder auf die Bank zu legen und bekam den Keuschheitsgürtel jetzt entgültig umgelegt. Nachdem sie wieder aufgestanden war, sah sie an sich herunter, konnte aber nicht viel erkennen, worauf Janette sie aufforderte, nackt bis auf den Keuschheitsgürtel in den kleinen Lagerraum mitzukommen. Marlies fragte sich zwar wozu das gut sein sollte, doch auf Anraten von Monika hatte Janette auf der Rückseite der Lagertür einen grossen Spiegel anbauen lassen, in dem Marlies sich jetzt ausgiebig betrachtete.

„So ein Keuschheitsgürtel sieht ja gar nicht mal so schlecht aus.“ meinte Marlies leicht verwundert und durchaus auch etwas angetan von dieser Schmiedearbeit.

„Hab ich doch gesagt,“ gab Janette zurück, „du wirst diesen Gürtel noch lieben lernen.“

Kurz darauf waren Janette und Marlies wieder bei den anderen an Deck, und zur grossen Erleichterung von Advokat Meyerdirks schien seine Tochter den Gürtel akzeptiert zu haben, jedenfalls hatte sie keinen unglücklichen oder beleidigten Gesichtsausdruck..

„Nun, mein Kind, alles in Ordnung?“ fragte er seine Tochter, die sich gerade neben ihn auf die Bank setzen wollte.

„Alles in bester Ordnung, ich denke, ich werde mich an den Gürtel gewöhnen können.“ gab sie zurück und liess sich auf die Holzbank fallen, was ihr gleich ein kräftiges „Aua!“ entlocken sollte, worauf hin Monika und Janette sich ein Grinsen nicht verkneifen konnten.

„Auch der Umgang mit einem Tugendwächter will gelernt sein.“ meinte Monika und forderte Marlies auf, mit ihr in den Salon zu kommen und sich dort eingehend über das Thema Keuschheitsgürtel zu unterhalten, was Marlies gerne tat, während Janette lieber an Deck blieb und die Fahrt mit der Tjalk genoss, ausserdem hatte sie noch eine für sie vollkommen neue Tätigkeit zu verrichten, nämlich das Geld für ihre Arbeit zu kassieren.



Teil 113

Sobald die beiden Frauen im Salon sassen, erzählte Monika von ihren Erfahrungen mit dem Keuschheitsgürtel, was sie am Anfang dabei empfunden hatte, wie eine Frau auch in den kritischen Tagen den Tugendwächter ohne Probleme tragen kann, aber auch, welch ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit so ein Gürtel einer Frau vermitteln kann.

Langsam schien sich Marlies an den Gedanken, in Zukunft unter der Woche verschlossen zu sein, gewöhnen zu können, auch wenn sie etwas unruhig in dem Sessel hin- und herrutschte. Dann versuchte sie, Einzelheiten über das Land der alten Dörfer in Erfahrung zu bringen, doch erst mal wich Monika dem Thema aus, dann fing die Tjalk an, unruhiger durch das Wasser zu fahren, für Monika ein Zeichen dafür, dass die Segel gerefft waren und der Hafen nur kurz voraus lag.

So war es auch, denn die „Kuisheid“ hatte Lemmer erreicht. Petersen nahm die alte Einfahrt in den Hafen, die, wenn man von Richtung See kommt, auf der Steuerbordseite liegt. Nach kurzem Warten konnten sie in die Schleuse einfahren und waren, kurz nachdem der Schleusenvorgang beendet war, in dem Binnenhafen und machten dort fest.

Hier verliessen Advokat Meyerdirks und seine Tochter das Schiff, Meyerdirks um etliches an Bargeld ärmer, Marlies dafür mit einem etwas breitbeinigen Gang. Den Rest des Tages und die Nacht blieb die „Kuisheid“ in Lemmer liegen, erst am anderen Morgen sollte die Fahrt in Richtung Heimat fortgesetzt werden. So langsam wurde es für Monika und Janette auch Zeit, wieder nach Hause zu kommen, denn die Angehörigen wurden langsam ungeduldig.

Als eines der ersten Schiffe verliess die „Kuisheid“ dann am nächsten Morgen den durchaus gastlichen Hafen, und sobald sie wieder auf dem Ijsselmeer waren liess Petersen von Janette die Segel setzen, die erst wieder gerefft wurden, als sie die Schleuse im Kornwerderzand  am Abschlussdeich passieren mussten. Doch dann liess Petersen jeden Quadratmeter Segel setzen, um so schnell wie möglich zum Land der alten Dörfer zu kommen.

Das war nun für den frischgebackenen Skipper die erste Fahrt mit dem eigenen Schiff  in der Nordsee, und obwohl sie nur  Windstärke 5 bis 6 hatten, machten sie gute Fahrt über Grund. Der Wind blähte die Segel, die bis auf den letzten Fetzen gesetzt waren, die Tjalk steamte durch die Wellen, so dass es eine reine Freude war. Weder der erfahrene Petersen, noch Monika oder Janette konnten sich der Faszination, die dieses aussergewöhnliche Schiff ausübte, entziehen und so genossen sie die Fahrt in vollen Zügen. Viel zu schnell wurde die heimatliche Küste erreicht, doch auch die schönste Reise neigt sich einmal ihrem Ende zu und so wurde die „Kuisheid“ an dem neuen Steg beim Land der alten Dörfer sicher vertäut.

Niemand war am Steg um sie zu begrüssen, aber wie sollte das auch sein, zwar war die „Kuisheid“ mit allen modernen Techniken ausgestattet, doch gab es im Land der alten Dörfer kein Telefon. So gingen Monika und Janette gemeinsam den Steg hinunter auf den Deich, um von dort aus nach Texlum zu kommen, während Petersen lieber an Bord blieb, was Wunder, konnte es ihm an Land denn besser gehen als auf Tjalk?

In Texlum angekommen wurden die beiden Frauen herzlich aufgenommen und schnell war für eine Kutsche gesorgt, die sie nach Hause bringen würde. Auf der Fahrt wurde Monika seltsam still, zu sehr hatten die Eindrücke der letzten Wochen auf sie eingewirkt. Zwar hatte sie es geschafft, hier in diesem Land ein anerkanntes Mitglied der Gemeinde zu werden, war von einem Kettenmädchen zu einer anerkannten Frau und Bäuerin aufgestiegen, hatte einen Mann, der sie über alles liebte und mit ihm zusammen auch ein Kind, doch wenn sie daran dachte, dass Janette bald wieder mit der „Kuisheid“ auf Fahrt gehen würde und dabei die Vorzüge der Neuzeit geniessen würde, wurde sie mehr als neidisch. Ja, an Bord verfügte sie nicht nur über elektrisches Licht, nein, sie konnte auch Radio hören oder sich ein Fernsehprogramm ansehen, nachdem sie inzwischen richtig süchtig geworden war. Aber nicht nur das, auch noch fließend kaltes und warmes Wasser, eine Dusche, eine richtige Toilette anstatt einem im Sommer stinkenden und im Winter eiskaltem Plumpsklo.

Es war noch gar nicht so lange her, dass Monika von anderen immer wieder beneidet worden, immerhin hatte sie es geschafft, im Land der alten Dörfer einen Betrieb in Form einer Käserei aufzubauen, und nun sollte der Betrieb sogar noch erweitert werden.

Doch gab es nicht noch mehr als nur ein zufriedenes Leben in dem kleinen, rückständigen Land und hatte sie das Recht, ihr Kind unter diesen Bedingungen aufwachsen zu lassen?       Sie war so von Zweifeln erfasst, dass ihr sogar das fröhliche Geplapper von Janette auf die Nerven ging, was ihre Freundin allerdings nicht bemerkte.

In Hohedörp vor der Schmiede war die Fahrt zu Ende, und noch bevor die beiden Frauen sich bei ihrem Kutscher richtig bedanken konnten, stürmte Frau Düring schon aus dem Haus und schloss sie in die Arme. Obwohl Monika jetzt am liebsten sofort weiter nach Hause gefahren wäre, musste sie erst noch mit ins Haus kommen bis jemand gefunden war, der sie nach Andersum fahren konnte.

Doch brauchte sie nicht lange warten, denn der Pastor wollte sich gerade auf den Weg in ihr Heimatdorf machen und es war ihm eine Freude, Monika nach Hause zu bringen. Während der Fahrt machte die junge Frau einen nachdenklichen Eindruck, und so verzichtete der Pastor als feinfühliger Mensch auf eine längere Unterhaltung.

In Andersum angekommen gab es Tränen der Wiedersehensfreude auf beiden Seiten, und nachdem die erste Aufregung sich gelegt hatte, musste Monika von den letzten Wochen erzählen, was bei der Menge der Ereignisse eine ganze Weile dauerte. Als sie dann wissen wollte, was es denn im Land der alten Dörfer Neues geben würde,  wurden alle am Tisch stumm und ihr Mann sagte: „Während du auf der Reise warst, hat es hier zwei Tote gegeben."



Teil 114

„Meine Güte, was ist denn passiert?“ fragte Monika entgeistert und sie konnte merken, wie eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen griff.

„Nun, es waren keine Menschen, die uns unbedingt nahe standen, trotzdem hat es uns allen doch zu denken gegeben.“

„Kann mir jetzt bitte mal jemand erzählen, was denn nun eigentlich passiert ist und wer gestorben ist, bitte sehr, ihr macht einen ja ganz dösig mit euren Andeutungen.“

Wilko de Fries sah seine Frau an und begann zu berichten: „Der erste Todesfall ist besonders schlimm, da es sich um einen Selbstmord handelt.“ begann er seine Ausführungen. „Letzte Woche war jemand damit beauftragt, Lebensmittel zu dem alten Wehrturm zu bringen, in dem die Bültena angekettet ist. Als er dort ankam und nach ihr rief, bekam er keine Antwort, so ging er in das erste Turmzimmer hoch und hat die Bültena gefunden, aufgehangen an ihrer Laufkette.“

„Bestimmt konnte sie die Einsamkeit nicht mehr ertragen, oder es hat ihr zu schaffen gemacht, dass sie geächtet wurde.“ mutmasste Monika und wollte wissen, ob sie denn beerdigt worden wäre.

„Verscharrt worden ist sie wie ein alter Köter,“ antwortete ihr Mann, „Selbstmörder werden nicht beerdigt, für solche Menschen ist kein Platz auf unserem Friedhof.“

Monika sagte nichts zu dem Thema, da sie die Einstellung der Leute kannte und sie wusste, dass es besser wäre, mit der eigenen Meinung hinter dem Berg zu halten, und so fragte sie, was denn mit dem zweiten Todesfall wäre.

„Das war einer der Kettenburschen, der hat tatsächlich versucht zu fliehen.“ erklärte ihr Wilko. „So wie berichtet wurde, ist das an einem Sonnabend passiert, an diesem Tag dürfen die Burschen baden und anschliessend frische Kleidung anziehen. Die Gelegenheit hat einer von ihnen genutzt, um in das Moor zu laufen und ehe Anteus, der die Flucht mitbekommen hatte und ihm hinterher lief, fing er schon an im Moor zu versinken. Bevor zu seiner Rettung Bretter, Bohlen oder ein Seil geholt werden konnten, hatte das Moor ihn bereits verschluckt. Er war übrigens einer der ersten Kettenburschen, die hier ins Land gekommen waren, Werner soll sein Name gewesen sein.“

„Das sind ja keine guten Nachrichten,“ meinte Monika, „da wird es doch bestimmt noch Ärger geben mit den Behörden aus der Welt.“

„Die waren schon da, zum Glück war Advokat Meyerdirks anwesend und hat alles geregelt, aber es wurden Andeutungen gemacht, dass die Kettenburschen zu streng gehalten werden und es könnte soweit kommen, dass die Burschen entlassen werden müssen.“

„Das wäre aber schlecht,“ meinte Monika, „wer soll denn die Arbeit machen und was wird aus Anteus, ohne Anstellung hat er keinen Verdienst, ohne Verdienst gibt es keine Heirat mit Janette.“   

„Wer die Arbeit machen soll weiss ich auch noch nicht, vielleicht sollten wir ums mehr Kettenmädchen holen, die sind auch leichter zu erziehen als die Burschen, und mit Anteus muss man sehen, aber im Moment wüsste ich auch nicht, wo man ihn einsetzen könnte.“

Monika ging die Sache nicht aus dem Kopf, denn schliesslich war Janette eine gute Freundin von ihr und sie wusste, wie sehr sie es sich wünschte, mit Anteus vor den Traualtar zu treten.

Und wirklich, es dauerte nicht lange, da kam Meyerdirks mit einem Schreiben der weltlichen Behörde, dass die Burschen unverzüglich von Ketten zu erlösen seien und in die Freiheit geschickt werden sollten.

Schon am nächsten Morgen wurden sie nach Hohedörp gebracht, wo ihnen Meister Düring die Ketten, Halseisen und Keuschheitsgürtel abnahm. Anschliessend bestiegen sie ein Fuhrwerk und wurden nach Texlum gefahren, um dort an Bord der Tjalk zu gehen. Zur Sicherheit begleitete Anteus den Transport, schliesslich konnte man nie wissen, ob es nicht doch noch Probleme geben würde. Doch die 9 Burschen dachten überhaupt nicht daran, irgendwelchen Ärger zu machen, sie wollten nur so schnell wie möglich in die Freiheit. Nur Heinz konnte sich nicht so richtig freuen, zu sehr waren ihm die Schäferhunde ans Herz gewachsen und ihr trauriges Geheul beim Abschied klang ihm immer noch in den Ohren.

Es dämmerte schon, als sie am Aussenanleger in Ditzum festmachten, dort stand dann auch ein Kleinbus bereit, der die Burschen weiter beförderte. Die Tjalk legte wieder ab und fuhr zurück, und Anteus sass auf dem Vorschiff und machte sich Gedanken um die Zukunft. Er sah bereits seine Felle wegschwimmen und seine Janette nach Holland zurückkehren, was könnte er ihr denn auch schon bieten als ein einfacher Knecht, der er jetzt wieder werden musste.

Es war schon später Abend, als die Tjalk wiederan ihrem Liegeplatz vertäut wurde, und da Anteus nicht so recht wusste, wo er die Nacht verbringen sollte, bot ihm der Skipper an, doch einfach an Bord zu übernachten.

Dankbar nahm der das Angebot an, konnte aber die ganze Nacht hindurch keine richtige Ruhe finden, die Zukunftssorgen machten ihm schwer zu schaffen. Er hätte wesentlicher ruhiger schlafen können, wenn er geahnt hätte, dass jemand ihn von seinen Sorgen befreien wollte.


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