Nun wieder Mal ein Kapitel
Kapitel 4
VASEKTOMIE
Sylvie dachte auf dem Nachhauseweg wieder an Franks OP:
Nachdem klar war, dass sie keine Kinder mehr wollten, kam von Frank der Vorschlag Nägel mit Köpfen zu machen. Einer von Beiden sollte sich sterilisieren lassen.
Erst stieß der Gedanke bei Sylvie auf taube Ohren. Für sie war definitiv klar, dass SIE sich nicht unters Messer legen würde. In ihrem Kopf war sie nicht dazu bereit, würde sich nicht als vollwertige Frau mehr sehen können. Und Ihrem Frank zuzumuten, es bei sich machen zu lassen, konnte und wollte sie nicht verlangen.
So ruhte der Gedanke eine ganze Weile, bis es Frank dann war, der einen neunen Anlauf wagte. Nach intensiven Gesprächen kam heraus, dass Frank in seinem Kopf durchaus dazu bereit war, sich dem Schritt zu stellen. Gemeinsam gingen sie das Projekt dann an. Da ein Urologe diese OP’s durchführt, ließen sie sich gemeinsam einen Termin für ein Beratungsgespräch geben.
Der Urologe, ein älterer Herr war sehr unpersönlich du abweisend, als sie ihm ihren Wunsch unterbreiteten. Sein Kommentar, was das soll, Frank sei noch viel zu jung und schließlich vertrüge Sylvie ja die Pille, veranlassten sie die Praxis schleunigst wieder zu verlassen.
Erst ein paar Wochen später, nach Sylvies Routineuntersuchung bei ihrem Gynäkologen, kam wieder Bewegung in das Vorhaben. Sylvie berichtete nämlich, wie das Gespräch bei dem Urologen gelaufen war, was auch bei ihm auf völliges Unverständnis stieß. Er lobte die Bereitschaft von Frank zu diesem Schritt und sein Verantwortungsbewusstsein.
So kam Sylvie mit einer Adresse eines Urologen nach Hause, der, wie sich herausstellte, sehr sympathisch war.
Schnell bekamen sie dort einen Termin und der Arzt nahm sich viel Zeit. Er hörte sich an, was sie wollten, zog eine Schublade auf und hatte eine Schautafel mit Skizzen zur OP in der Hand. Ruhig erklärte er, wie der theoretische Ablauf ist und was genau gemacht wird bei der OP. Er erwähnte, dass er selbst die OP hinter sich habe und keinerlei Beschwerden hatte. Der Sex sei nun sogar noch viel besser, weil sorgenfrei.
„Wenn ihr möchtet, (ja er duzte Frank und Sylvie, was das Ganze noch persönlicher machte), kann ich mir das ja Mal genauer ansehen.“
Sylvie hatte schon genickt und der Arzt wies Frank an, die Hosen fallen zu lassen und sich auf die Liege zu legen. Er selbst zog sich Latexhandschuhe an und begann den Hodensack von Frank zu untersuchen. So richtig angenehm war das für Frank nicht, denn er tastete mit festem Griff nach den Hoden, Nebenhoden und den Samensträngen. Dabei betrachtete er auch Franks Vorhaut, die er nur schwer zurückziehen konnte. Sofort sah er die Entzündung an der Haut und auch auf der Eichel selbst, die Frank schon länger hatte und die Haut hart und rissig werden ließ. Er runzelte die Stirn und meinte, dass Frank wohl bald eine Beschneidung ins Haus stehen würde, der einzige Weg die lästige Entzündung auf der Eichel loszuwerden. Der Gedanke daran gefiel Frank gar nicht.
„Hier hab ich den Samenleiter! Sylvie, wenn Du möchtest kannst Du den hier ertasten! Die meisten Frauen kennen die Anatomie doch nicht so genau!“
Damit hatte er auch bei Sylvie Recht, die es sich nicht zweimal betteln ließ und zupackte.
„Ach, und wenn Du schon mal da bist, können wir gleich noch die Prostatavorsorge machen!“
Damit hatte Frank nun gar nicht gerechnet und er hatte auch keine Lust dazu diese peinliche Untersuchung jetzt und hier machen zu lassen, doch wieder war Sylvie schneller.
„Gute Idee, denn das hat er noch nie machen lassen!“
Der Arzt nickte wissend und lächelnd und rollte einen Wagen mit einem Ultraschallgerät an die Liege heran.
Frank hatte keine Chance.
„Bitte den Podex zu mir und das obere Bein über das untere ausstrecken!“
Gekonnt wurde Frank vom Arzt die Pobacken auseinander gespreizt und der Ultraschallkopf, der in einer eingegelten Plastikhaube steckte rektal eingeführt.
Sylvie musste unweigerlich grinsen und genoss den Anblick ihres peinlich berührten Mannes.
Zwei Bilder später war der Spuk vorbei und Frank durfte sich wieder anziehen.
Währenddessen fragte Sylvie nach einem OP-Termin, denn ihr Beider Entschluss stand längst fest.
„Einen Termin darf ich erst nach einer Woche Bedenkzeit nach dem Gespräch jetzt vergeben, aber wie ich sehe, steht Euer Entschluss fest. Das Einzige, was ich jetzt schon machen kann, ist ein großes Blutbild anfertigen!“
Blutbild? Jetzt kam es richtig dicke für Frank. Zwar war er von der Untersuchung und des Szenarios schon genug gestresst, doch seine Sylvie ließ nicht locker. So bekam Frank auch noch gleich jede Menge Blut abgenommen, bevor sie wieder auf der Straße waren.
Eine Woche nach Franks Geburtstag, Mitte Februar, sollte die Vasektomie dann sein. Mittwochs, nach der normalen Sprechstunde, hatte Frank sich in den Termin reservieren lassen. Den ganzen Tag hatte er sich frei genommen, obwohl sie erst um zwölf Uhr dreißig da sein sollten. Das Frühstück hatte ihm nicht besonders geschmeckt. Er war so aufgeregt wie vor Klausuren, bei denen man ja auch nur das Thema kennt, aber nicht weiß wie es laufen würde. Zusammen hatten sie dann die Kinder zu Freunden gebracht. Irgendwie hatten sie damals nicht den Mut zu sagen, wo sie hingegen und was sie vorhatten. Wohl um sich abzulenken ist Frank dann selbst gefahren. Es war nicht besonders weit und die Fahrt verlief weitestgehend schweigend und nachdenklich.
Bald war auch ein Parkplatz in der Nähe der Praxis im Neubaugebiet gefunden. Wie das Laufen später funktioniert, konnte Frank ja nicht wissen.
Händchen haltend wie jung Verliebte steuern sie auf die bekannten Wege zum Haupteingang der Praxis im zweiten Stockwerk zu.
Mit jeder Stufe, die Frank erklomm, wurden seine Knie weicher. Fast schien der Weg in große Höhen zu führen, wo die Atmosphäre dünn wird und der Sauerstoff versiegt.
Sein Blick verharrte Sekunden lang auf dem Klingelknopf. Wenn er jetzt darauf drückte, gab es praktisch kein zurück mehr.
Mehr aus aufkommendem Galgenhumor heraus, denn als Ernst, meinte Frank zu seiner Frau: „Komm, lass uns wieder gehen!“
„Nee, komm`, das machen wir nicht, Wir ziehen das jetzt durch,“ war Sylvies Antwort.
Wenn Frank heute das alles analysierte, war dies der Schlüsselsatz, die absolute Bestätigung, dass Sie Seine, Ihre, Entscheidung mit trug.
Viele Wochen später kam heraus, dass Sylvie ihr Ehemann, der blass geworden, wie ein Kälbchen vor der Schlachtbank, vor der Praxistüre stand, doch etwas Leid getan hat. Dies durfte sie aber aus taktischen Gründen in dieser Situation niemals zugeben.
Fast erschrocken war Frank über die Lautstärke der Klingel. Sie hat so leise wie immer geläutet, aber diesmal erschien es ihm besonders einprägsam. Für einen Moment hatte er wirklich gehofft, die Tür würde geschlossen bleiben.
Die sehr nette Sprechstundenhilfe hatte jedoch gleich darauf geöffnet und sie ins Wartezimmer beordert. Sitzen konnte Frank vor Aufregung nicht, und so war er rast ziellos hin und her gelaufen.
Kaum fünf Minuten später, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, hat die OP-Helferin gebeten, die von Frank und Sylvie unterschriebene Einverständniserklärung auszuhändigen, und ihr in den OP-Raum zu folgen.
Die Urologie - Praxis war sehr modern eingerichtet. Der OP-Raum war gleichzeitig der Röntgenraum. In ihm war eine Liege aufgestellt über der das Röntgengerät hing.
„Sie können ihre Sachen dort auf den Stuhl legen“, war die verbindliche Aufforderung, der Hinweis, dass es jetzt gleich losgehen würde. Es hat etwas länger gedauert, bis Frank auch seine Unterhose ausgezogen hatte, und nun nackt und mit rasiertem Schambereich etwas hilflos im Raum gestanden hatte. Seine Frau war in diesem Moment die Wichtigste und beruhigende Stärke, die er gebraucht habe.
Etwas abseits auf einem Beistelltisch lagen bereits aufgezogene Betäubungsspritzen, die zweifelsohne für ihn bestimmt waren. Sie sahen bedrohlich riesig aus, mit dicken Nadeln. In Wahrheit waren sie nicht so groß und die Nadeln die dünnsten, die man für diesen Zweck einsetzen konnte. Aber das war in diesem Moment völlig nebensächlich!
Nun kamen auch der Arzt und eine weitere Assistentin hinzu. Er begrüßte alle und bat Frank, sich auf die Liege zu legen. Da lag er nun. Nackt. Alle Augenpaare auf ihn gerichtet. Irgendwie war ihm seine Situation nicht so ganz geheuer. Es war ihm unendlich peinlich. Zumal ja seine Schamhaare abrasiert waren und er sich dadurch noch nackter vorkam.
Sodann stellte der Arzt seine beiden Assistentinnen vor. Sie blickten ihn mit ihren weichen, fast mitleidigen Augen an, um ihm Mut zuzusprechen.
Der Arzt fragte Frank, ob er bereit wäre. Da er dies bejahte, fing er an das Operationsfeld vorzubereiten und einen Sichtschutz aufzubauen. Er sollte nicht sehen, was dort mit ihm geschieht. Sicher befürchtete er, dass Frank das kreislaufmäßig nicht mitmachen würde, wenn er sehe, wie er den Hodensack ein kleines Stück weit aufschneidet.
Mit der wohl notwendigen Sorgfalt desinfizierte der Arzt das Operationsfeld weiträumig mit einer braunen Lösung. Das sah eklig aus. Eine der beiden Assistentinnen reichte ihm die erste der beiden Spritzen mit den langen Nadeln. Mit Daumen und Zeigefinger griff er eine Hautfalte oberhalb des Penis und setzte die Spritze an. Nur der Einstich war zu spüren. Es hatte höllisch gepiekst. So, wie wenn man sich mit der Nadel tief in den Finger sticht, berichtete Frank später. Dann spürte er die Flüssigkeit ausströmen und sich ausbreiten. Der Arzt beließ die Nadel nicht an einer Stelle, sondern zog sie mehrfach fast bis ganz heraus, um sie erneut in einer anderen Richtung wieder in seinen Speck hineinzutreiben, um dort den Inhalt hinzuspritzen.
Die zweite Spritze wurde nach dem gleichen Prinzip geleert.
Nun hieß es warten, bis die Betäubung wirkte. Viel gesprochen haben alle nicht. Hin und wieder kam der Blick des Doktors auf die Armbanduhr. Die Wartezeit war um und nun musste Sylvie den Raum verlassen. Zu gerne hätte er es gehabt, wenn sie hätte dabei sein können. Sie durfte nicht. Wie glücklich konnte er sich schätzen, seine Sylvie bei jeder ihrer zwei Geburten ohne Unterbrechung begleiten zu dürfen. In einer doch vergleichbar privaten Sache.
Die OP ging weiter. Die Betäubung, die Frank erhalten hatte, hatte lokal das Innere seines Hodensackes betäubt, nicht aber die Haut. Sie musste extra betäubt werden. Auch dies war deutlich spürbar, wenngleich die Menge an Betäubungsmittel und die Nadeldicke bei weitem geringer war. Durch das spiegelnde Röntgengerät konnte er beobachten, wie der Arzt mit dem Skalpell einen Y-förmigen Schnitt an der Seite seines Sackes anlegte. Er angelte nach dem Samenstrang und holte ihn mit einem Instrument an den Rand, und dann in einer Schlaufe aus dem Schnitt heraus.
Wie er den Samenleiter gegriffen hat, um ihn herauszuziehen, hatte Frank nicht mitbekommen. Nur als er ihn ein Stück aus den Leisten herausziehen musste, ihn dabei löste, um ihn zu präparieren und später durchtrennen und zu vernähen spürte Frank sehr deutlich.
Das hatte bis in den Bauch hinein heftig und unangenehm gezogen, berichtete Frank später.
Da der Samenleiter nicht nur aus einem Stückchen Schlauch besteht, sondern in ein feinverästeltes Gewebe eingebettet ist, hat es eine Weile gedauert, bis der eigentliche Samenleiter durchtrennt werden konnte.
Für diesen fast zeremoniellen Akt des Durchtrennens des Samenleiters, durfte Sylvie ausnahmsweise auf Beider Bitten hin, in den OP-Raum kommen.
Die Schwester hatte Sylvie zuvor gezeigt wie sie sich die Hände waschen musste und sich die sterilen Handschuhe anzuziehen hatte.
Der Arzt reichte Sylvie eine Schere und zeigte, wo sie schneiden solle.
Wie wenn Papier geschnitten wird, fuhr die Schere durch den Samenleiter.
„Ich liebe Dich!“, kam dabei aus Sylvies Mund.
Damit der Samenleiter nicht von alleine wieder zusammenwachsen kann, wurde zusätzlich ein 2 cm langes Stück davon entfernt. Dieses Stück diente gleichzeitig dazu, einen bestätigenden Befund einzuholen, dass es sich wirklich um ein Stück Samenleiter handelte Damit war die erste Seite fast fertig. Während der Arzt die Wunde vernäht hat, zeigte ihm eine der Assistentinnen den heraus getrennten Leiter. Es sah in etwa so aus, wie er es sich vorgestellt hatte.
Dann kam die nächste Seite dran. Alles verlief im Wesentlichen genauso wie auf der ersten Seite. Nur, dass hier die örtliche Betäubung der Haut am Hodensack nicht so recht wirken wollte. Frank konnte deutlich den Schnitt mit dem Skalpell spüren. Die aufmerksame Assistentin hatte das natürlich sofort an seinem Gesichtsausdruck bemerkt und gemeldet. Nachdem der Arzt etwas von dem Betäubungsmittel nachgespritzt hatte, hatte Frank dann nichts mehr gespürt.
Von der ersten Seite her wusste er jetzt, was noch kommt und war heilfroh, als der zweite Samenleiter in meinem Unterleib gelöst und nach draußen zum Präparieren gebracht war.
Auch diesen durfte Sylvie durchtrennen und meinte:
„Jetzt bist DU MEIN Steristier!“
Alle mussten Lachen, sogar Frank, der stolz war, für SEINE SYLVIE diesen Eingriff machen zu lassen.
Der Rest war das Vernähen der Wunde.
Mit zwei Pflastern über den Fäden rechts und links, gleich am Ansatz des Hodensackes, war die OP beendet und Frank, dem es saugut ging, ob des ganzen Adrenalins, das noch in seinem Blut war, durfte sich wieder anziehen. Auch Sylvie kam wieder hinzu und nahm ihn mit einem innigen Kuss in Empfang.
Im diesem Moment waren dass seine Knie doch weicher als je zuvor, doch nach ein paar Küsschen draußen vor der Tür ging es ihm wieder besser.
Sylvie berichtete später, Frank sei langsam und vorsichtig „um sich herum“ gelaufen und sehr anhänglich gewesen. Es hatte damals etwas länger gedauert als sonst, bis er auf dem Beifahrersitz gesessen hatte und in der Tat hatte er eine Bestätigung ihrer Liebe verdammt nötig, damit er das gewollt Erlebte verarbeiten konnte.
Sylvie lächelte.