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Autor Thema: Iris und der Türke Teil 6  (Gelesen 7826 mal)
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« am: Januar 26, 2010, 11:10:12 pm »

Sigrid saugte geräuschvoll und Amca sagte:
„Hallo! Ich habe den Köder ausgeworden und der Fisch wird wohl bald anbeißen!“


Seit dem Servet der Krankenschwester den Umschlag übergeben hatte waren fast
achtundvierzig Stunden vergangen. Jetzt befand er sich wieder im Krankenhaus, wieder in
der Tiefgarage des Gebäudes und wartete.
Er schob eine Zigarette in den Mund und zündete sie an, etwas was er in seinem BMW
niemals getan hätte. Doch Amca hatte gemeint, die Garage sei mit Sicherheit Videoüberwacht und falls etwas schief laufen sollte, wäre es besser in einem neutralen Wagen hierher zu kommen.
Also saß er jetzt in einem dunkelgrünen Citroen, der im Innenraum ein wenig säuerlich
roch und dessen Rückbänke leere Getränkedosen und McDonalds-Verpackungen zierten.
Wer auch immer vor ihm den Wagen gehabt hatte musste ein richtiges Schwein sein!
Servet blies den Rauch durch das halb geöffnete Fenster und sah auf die Uhr. Es war knapp
vor 06.00 Uhr Früh und er saß jetzt schon geschlagene zwei Stunden hier herunten.
Der Auftrag den er zuvor für Amca erledigen musste war schwieriger gewesen als
ursprünglich erwartet. Was war schon dabei, ein paar Fotos nachts in der Station eines
Krankenhauses zu „vergessen“? Doch er hatte festgestellt, dass trotz der nächtlichen Stunde
immer etwas los war, ständig lief ein Pfleger, eine Krankenschwester oder ein Arzt
irgendwo umher. Als fremde Person wäre er natürlich aufgefallen, gerade das
Pflegepersonal kannte die Patienten seiner Abteilung recht gut.
Servet hatte also achtgeben müssen nicht gesehen zu werden und das war die Schwierigkeit
an der Sache gewesen. Er hatte auch genau auf etwaige Überwachungskameras geachtet
und sich zur Sicherheit den rechten Arm verbunden. Im schlimmsten Fall hätte er sich als
Patient einer anderen Abteilung ausgegeben, der sich im Stock geirrt hat.
Doch nichts war geschehen. Man hatte ihn nicht entdeckt und Servet konnte – so wie vom
alten Mann aufgetragen – alle Bilder irgendwo platzieren. Ein paar legte er ins
Schwesternzimmer, eines zum, in der Nacht unbesetzten, Empfang und die anderen
verteilte er gleichmäßig auf der Station. Auf Stühlen vor den Zimmern, auf den Toiletten,
im Waschraum und in der Küche.
Alle Fotos zeigten dasselbe Motiv: Die Aufnahme einer nackten Frau von hinten, ihren
runden, weiblichen Arsch, den Rücken und die blonden, halblangen Haare. Das Foto war in
A4 Format, etwas blass und von einer groben Körnung, die zeigte, dass es entweder bei
schlechtem Licht oder von größerer Entfernung aus aufgenommen worden war. Amca hatte
ihn nicht weiter informiert, doch es war logisch, dass das Bild Iris Meyer zeigte. Offenbar
bedrohte der alte Mann die Krankenschwester mit dieser und ähnlichen Aufnahmen.
Servet musste lächeln als er an ihre fassungslose und bösartige Reaktion vor zwei Tagen
dachte. Was auch immer der Büyük Amca von Iris Meyer wollte, er würde es bekommen,
da war sich Servet sicher.
Schritte ertönten und zwei Frauen betraten die Garage. Ihre Schritte hallten von den kahlen
Betonwänden wider und er hörte sie kichern. Sie standen noch kurz zusammen,
verabschieden sich dann offenbar voneinander und gingen getrennt auf ihre Autos zu.
Während das Geräusch der starteten Motoren erklang, überlegte Servet wie Iris Meyer
wohl auf ihre Bilder reagieren würde. Er hätte zu gerne ihr Gesicht gesehen, wenn sie das
erste davon entdeckt hatte.
Die Autos der Frauen fuhren an ihm vorbei und ein paar weitere Personen betraten die
Tiefgarage. Die Nachtschicht war zu Ende und wenn der Büyük Amca recht behalten sollte,
dann würde Iris Meyer auch bald hier auftauchen. Servet wollte den Zigarettenstummel aus
dem Fenster schnippen, überlegte es sich dann aber wieder und dämpfte ihn im Aschenbecher aus.
Ein paar weitere Minuten verstrichen, weiteres Personal kam zu seinen Fahrzeugen, bis Iris
Meyer endlich unter dem Zugang, der zu den Fahrstühlen führte, auftauchte. Servet
erkannte sie sofort. Sie trug einen dunklen Mantel und darunter offenbar noch die weiße
Krankenhausuniform. Über ihrer rechten Schulter hin eine große, braune Handtasche.
Die Frau eilte mit schnellen Schritten durch die Garage, den Kopf nach links und rechts
wendend.
Servet öffnete die Türe und stieg aus. Die Frau wandte den Kopf in seine Richtung. Ihr
Gesicht war gerötet und sah mehr als nur nervös aus. Die Augen wirkten ein wenig
geschwollen, so als ob sie geweint hätte.
„Bringen sie mich zu ihm! Bringen sie mich zu diesem Arschloch!“ zischte sie und
lief schnurstracks zur Beifahrertüre des Citroen. „Haben sie das heute gemacht?“
Servet zuckte nur mit den Schultern, setzte sich wieder hinter der Steuer und startete den
Motor.
„Ich möchte wissen woher ihr meine Privatnummer habt!“ bellte Iris, während er
auf die Rampe mit dem Schranken zurollte. „Er hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass
sie in der Tiefgarage auf mich warten!“
Servet stieg aus, entwertete den Parkschein und fuhr die Ausfahrt empor.
Das Lokal des Büyük Amca lag am anderen Ende der Stadt. Trotz des eben einsetzenden
Frühverkehrs schaffte er die Strecke in knapp zwanzig Minuten. Da er kein Wort sprach
verhielt sich Iris Meyer ebenso ruhig, von ein paar wilden Beschimpfungen abgesehen.
Servet reagierte nicht darauf und so hielt sie bald inne und begann nur ab und zu sinnlos in
ihrer Handtasche zu kramen. Sie fragte nicht einmal wo er sie hinbrachte.
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