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Autor Thema: Jennas Weg, Teil 22  (Gelesen 3672 mal)
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Mandith
Writer und Poster
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Geschlecht: Männlich
Beiträge: 37


Schreiben heißt Bleiben

petersmano
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« am: Juni 01, 2012, 12:37:31 pm »

Im Gegensatz zu Harry Milfort war Blake Dooley bester Laune. Der Deal am Samstagabend war reibungslos über die Bühne gegangen, und die Männer des verrückten Igor waren auch nicht wieder aufgetaucht, was aber nicht unbedingt bedeutete, dass er weniger wachsam sein konnte. Im Gegenteil. Am gefährlichsten sind die Feinde, die man nicht sieht. Niemand wusste das besser als Blake Dooley.
Prüfend betrachtete er die Blumen, die Burt angeschleppt hatte. Ein schöner Strauß. Ja, die alte Ellie hatte es immer noch drauf, da gab es nichts.
„Dann wollen wir mal“, sagte er zu Burt, „ich habe gehört, es geht ihr schon wieder viel besser“.

„Na, wie ist es Dir ergangen am ersten Wochenende im neuen Heim?“, fragte Mrs. Murray.
„Hallo, Christine“, sagte Arnold, „Sie sind aber spät dran heute“.
„Ja, das stimmt“, sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht, „ich habe den Vormittag mal ausfallen lassen. Ich musste ausschlafen“.
Arnold sah sie überrascht an. Das Christine Murray einen ganzen Vormittag sausen ließ, hatte es noch nie gegeben. Richtig gut sah sie aus, und irgendwie glücklich.
„Nanu“, sagte er, „Sie haben doch nicht etwa meinen Rat befolgt und sind ausgegangen?“.
„Genau das habe ich gemacht“, sagte sie, und Arnold sah ihr an, dass sie fast platzte vor lauter Stolz und Mitteilungsbedürfnis.
„Ist nicht wahr“, sagte er erfreut, „wie ist das denn gekommen?“.
„Naja“, sagte sie, „ich bin am Freitagabend einfach mal auswärts Essen gegangen, nachdem Du mir dazu geraten hast, mal wieder auszugehen“.
„Ach, tatsächlich?“, sagte Arnold, „weil ich Ihnen dazu geraten habe?“.
„Ja“, sagte sie, immer noch strahlend, „und wie der Zufall es so will, habe ich jemanden getroffen, den ich lange nicht mehr gesehen habe. Einen Schulfreund“.
„Nein“, sagte Arnold überrascht, „das ist ja allerdings ein Zufall. So was“.
„Ja, nicht wahr? Wir haben uns den ganzen Abend unterhalten“, sagte Christine, „und stell Dir vor, er ist nicht verheiratet. Gestern waren wir wieder zum Essen, und danach haben wir sogar noch eine Bar besucht und getanzt. Es war wunderbar. Ich danke Dir wirklich sehr, dass Du mir mal den Kopf gewaschen hast. Ohne Deine lieben Worte, wäre ich nie weggegangen“.
„Das freut mich für Sie, Christine“, meinte Arnold ehrlich, „bei mir ist es leider nicht ganz so gut gelaufen“.
„Oh“, sagte sie besorgt, „habt Ihr Euch gestritten? Gleich am ersten Tag?“.
„Nein, nein“, sagte Arnold schnell, „ganz und gar nicht. Meine Freundin hatte einen, äh, Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus“.
„Oh, das tut mir leid“, sagte Christine entsetzt, „hoffentlich nichts Ernstes“.
„Nein, es geht ihr schon wieder besser“.
„Da bin ich aber froh“, sagte sie beruhigt, „das hätte mir wirklich weh getan für Dich. Scheint ein ungesunder Samstag gewesen zu sein“.
„Ein ungesunder Samstag?“, staunte Arnold, „wieso denn das?“.
„Na, mein neuer Bekannter war am Samstag bei einer Party, da ist die Gastgeberin zusammengebrochen und musste auch ins Krankenhaus“.
„Oh“, sagte Arnold mit vor Überraschung geweiteten Augen, „wie heißt denn ihr Bekannter?“.
„Das verrate ich noch nicht“, sagte sie, „nur so viel: Er hat bis vor kurzem ein hohes Amt bekleidet“.
Auweia, dachte Arnold. Wenn das mal gut geht.

Gutgegangen war es jedenfalls heute Morgen. Dreizehn lange Stunden hatte die arme Anna in ihrer Kammer ausgeharrt und glücklicherweise sieben davon geschlafen.
Tatsächlich hatte sich die Tür um kurz nach 06.00 Uhr problemlos aufstoßen lassen, und Anna hatte, nach der Verwandlung in Arnold, wie gewohnt den Weg zur Arbeit antreten können.
Die ersten Stunden in der Kammer waren eine Qual gewesen. Es gab überhaupt nichts zu tun. Wenn die Kammer wenigstens schmutzig oder unaufgeräumt gewesen wäre, dann hätte sie zumindest eine Aufgabe gehabt. Aber dafür war alles noch viel zu neu, und das Bett hatte Anna ja schon morgens gemacht. Natürlich hatte sie noch ein weiteres Mal Tür und Fenster geprüft. Mit demselben Ergebnis wie am Freitag. Absolut sicher, es gab kein Entkommen, wenn die Tür erst einmal geschlossen war.
In ihrer Langeweile hatte Anna erneut den Schaltkasten inspiziert, und sie war sich sicher, dass die Schaltknöpfe mit den geheimen Räumen zusammenhängen mussten. Wieso waren die hier in ihrer Kammer? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Oder doch? Irgendeine Bewandtnis musste es ja damit haben. Sonst wäre der Schaltkasten nicht ausgerechnet in der Kammer der Sklavin.
Auch der PC gab ihr Rätsel auf. Anna hatte den Mut gefasst, ihn hochzufahren. Nichts Besonderes. Das Übliche. Einen Internetanschluss gab es anscheinend nicht. Immerhin ein Pinball-Spiel, mit dem sie sich eine Weile die Zeit hatte vertreiben können. Irgendwann hatte sie sich dann hingelegt und war zum Glück auch gleich eingeschlafen. Den Eimer hatte sie in dieser Nacht nicht gebraucht.

„Blake! Was für eine Überraschung“. Jenna saß vollständig angezogen auf einem Stuhl und sah fern, als die Tür aufging und der große Mann hineinschaute.
„Bin ich hier richtig bei der Herrin des grauen Waldes?“, fragte er scherzend.
„Kommen Sie rein, Blake“, sagte sie mit einer einladenden Geste, „lange nicht gesehen. Woher wussten Sie denn, dass Sie mich ausgerechnet hier finden?“.
„Ich weiß viel mehr als Sie denken“, sagte Mr. Dooley und begrüßte Jenna mit einem Handkuss, bevor er den opulenten Blumenstrauß hinter seinem noch opulenteren Rücken hervorzauberte, „besonders über Menschen, an denen mir etwas liegt. Wie geht es Ihnen? Ich habe mir schon große Sorgen gemacht, als ich von Ihrer Erkrankung hörte“.
„Sicher nicht ohne Hintergedanken“, antwortete Jenna, „setzen Sie sich doch. Mir geht es gut. Es war nur eine kleine Unpässlichkeit. Morgen kann ich schon wieder nach Hause“.
„Da bin ich aber froh“, sagte er und nahm auf einem weiteren Besucherstuhl Platz.
„Wo haben Sie denn Ihren Schatten gelassen?“, fragte Jenna, „Sie sind doch bestimmt nicht alleine gekommen“.
„Natürlich nicht“, sagte Blake augenzwinkernd, „Burt sitzt draußen auf dem Flur und passt auf, dass uns niemand stört“.
„Nanana“, sagte Jenna lächelnd, „wobei soll man uns denn hier stören? Beim Fernsehen?“.
„Haha, wohl kaum“, lachte er, „soso, Sie können morgen also wieder nach Hause. Das freut mich, zu hören. Wie Sie wissen, schulden Sie mir noch ein Date“.
„Wer wird denn so ungeduldig sein?“, lachte sie mit, „soweit ich mich erinnere, versprach ich Ihnen, Sie in die Geheimnisse der wahren Freuden einzuführen“.
„So etwas hatten Sie gesagt“, stimmte er zu, „und ich bin schon sehr neugierig, wie die aussehen“.
„Nun“, sagte Jenna und sah Blake tief in die Augen, was bei ihm sofort ein heißes Verlangen auslöste, „auf jeden Fall sehen sie nicht so aus, wie Sie es möglicherweise erwarten. Bei der Erforschung dieser Geheimnisse gelten andere Regeln als Sie sie gewohnt sind, sonst wären es ja keine Geheimnisse, nicht wahr?“.
„Äh, ja, das könnte man so sehen“. Mr. Dooley wurde es schon wieder recht eng in der Hose. Dieses verdammte Weib konnte einen aber auch verrückt machen. Sie brachte es immer wieder fertig, dass er sich wie ein schwaches pubertierendes Kind fühlte.
„Sehen Sie?“, sagte sie und strich ihm mit einem Finger zärtlich über die Krawatte, ehe sie diese mit festem Griff packte und ihn langsam zu sich heranzog, bis ihre Gesichter nur noch wenige Millimeter trennten, „und deshalb werden wir bei der Erforschung dieser wunderbaren Geheimnisse nach meinen Regeln vorgehen“.
„Äh, ganz wie Sie wünschen, Verehrteste“, keuchte er, inzwischen so scharf wie eine Rasierklinge, „wenn ich dabei auch auf meine Kosten komme“.
„Natürlich werden Sie das“, sagte Jenna und stieß ihn von sich, „kommen Sie am Freitag um 20.00 Uhr in mein Haus. Kommen Sie pünktlich, und kommen Sie allein. Und bringen Sie Zeit mit. Viel Zeit. Auf Wiedersehen, Blake“.
Artig wie ein Schuljunge stand er auf und verabschiedete sich umständlich. Sie warf ihn raus, und er ließ es sich gefallen. Was für eine Frau!

„Wie schön, dass es Ihnen wieder besser geht“, sagte Jessica, „wir waren alle sehr in Sorge um sie“.
„Danke“, sagte Jenna, „auch dafür, dass Sie mit so großer Umsicht gehandelt und die Party zu einem vernünftigen Abschluss gebracht haben“.
„Kein Problem“, sagte Jessica, „das ist ja schließlich meine Aufgabe bei solchen Events. Ich habe hier übrigens zwei Rechnungen“.
„So?“, fragte Jenna, „wozu ist denn das gut?“.
„Ähm“, räusperte sich Jessica und sah sich etwas ängstlich um, „ich weiß nicht, wie ich das sagen soll“.
„Frei von der Leber weg“, sagte Jenna, die Jessicas Unsicherheit bemerkte, „wir sind allein. Meine Sklavin ist in ihrer Kammer, und sonst ist hier niemand“.
„Ja, äh, sehen Sie“, versuchte es Jessica erneut, „es ist mir etwas peinlich…“.
„Peinlich?“, fragte Jenna, plötzlich sehr interessiert, „bei mir muss Ihnen absolut nichts peinlich sein“.
„Also“, raffte sich Jessica auf, „ich habe zwei unterschiedliche Rechnungen gemacht, weil ich…weil ich…“.
„Raus mit der Sprache“, sagte Jenna mit scharfem Ton, der Jessica durch Mark und Bein ging.
„Verzeihung“, sagte Jessica und sammelte all ihren Mut zusammen, „ich wollte Ihnen ein Angebot machen, wenn Sie vielleicht…“.
Jenna griff nach den beiden Rechnungen, die vor Jessica auf dem Couchtisch lagen und warf einen Blick darauf. Es waren zwei völlig unterschiedliche Endbeträge darauf vermerkt. Die Differenz betrug einen ganzen Tausender.
„Bitte, ich…“, Jessica brachte es einfach nicht heraus.
„Halts Maul“, sagte Jenna scharf, steckte die teurere Rechnung ein und zerriss die niedrigere. Die Schnipsel warf sie Jessica vor die Füße.
„Sammele das auf“, befahl sie, „und dann sag mir, was Du willst oder geh“.
Hastig und mit hochrotem Kopf kehrte Jessica, auf den Knien rutschend, die Papierfetzen zusammen.
Sie war völlig aufgelöst und zitterte vor Erregung an Händen und Füßen.
Jenna stand auf und trat ihr mit ihren hohen Hacken in die Seite. Plumpsend fiel die befehlsgewohnte Party-Service-Chefin auf den Teppich. Jenna stellte einen Fuß auf Jessicas linkes Handgelenk, so dass dieses zwischen Sohle und Absatz des Schuhs eingeklemmt wurde. Jessica fing an zu weinen.
„Ich höre“, sagte Jenna gnadenlos.
„Ich wollte Sie bitten, mich einmal zu fesseln“, schrie Jessica schluchzend. Nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Sie, die immer alles im Griff hatte, die es gewohnt war, bei allen Gelegenheiten den Ton anzugeben, lag hier auf dem Teppich, zu Füßen einer jungen Frau, die nur durch den Wechsel der Tonfarbe alle ihre Sinne geweckt hatte. Und sie war von einer Geilheit erfasst worden, wie Jessica sie nicht für möglich gehalten hatte.
„Und dazu wolltest Du mich mit einer verbilligten Rechnung bestechen?“, fragte Jenna verächtlich, „was glaubst Du, wer ich bin? Eine billige Nutte? Warum sollte ich einer Schlampe wie Dir die Gnade gewähren, einer Göttin zu dienen, hä?“.
„Weil ich…weil ich…“.
„Ja?“.
„Weil ich…ich…“.
„Ich warte“. Jenna verstärkte den Druck.
„WEIL ICH ES BRAUCHE!!!“
„Na also“, sagte Jenna milde und nahm den Fuß von Jessicas Handgelenk, „geht doch“.
Sie setzte sich wieder hin, als ob nichts gewesen wäre. Jessica blieb auf dem Boden liegen.
„Soso“, sagte Jenna nach einem weiteren Blick auf die Rechnung, „Miller heißt Du also in Wahrheit. Okay Mrs. Miller. Das scheint mir ein angemessener Preis zu sein, der da auf der Rechnung steht. Man sollte sich nie unter Wert verkaufen“.
„Verzeihung, Miss Jenna“, wimmerte Jessica, „ich hatte nur gehofft, dass Sie mir helfen“.
„Das habe ich schon“, sagte Jenna und steckte die Rechnung wieder ein, „das Geld wird rechtzeitig auf Deinem Konto sein, und Du wirst am Freitagabend um 18.00 Uhr hier sein, bereit Deine Strafe zu empfangen. Und Du wirst Zeit mitbringen. Viel Zeit. Richte Dich darauf ein. Und jetzt verschwinde aus meinem Gesichtsfeld“.
„Danke, Miss Jenna, danke, danke“, stammelte Jessica Miller, besser bekannt als Jessica Jetson, während sie sich aufrappelte, „ich werde es einrichten. Ganz bestimmt“.
„Halt“, befahl Jenna, „sieh mir in die Augen und merke Dir meinen Namen. Ich bin Mistress Divine, Deine Herrin“.
„Ja“, sagte Jessica Miller, „Sie sind Mistress Divine, meine Herrin. Ich danke Ihnen, Mistress Divine“.

Kapitel 10
Kurve

Verdammt, dachte Jenna, als Jessica gegangen war, bin ich denn hier nur noch für die Bedürfnisse anderer zuständig? Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum hatte sie Jessica nicht zu Mira geschickt?
Jessica war offensichtlich eine Anfängerin. Wahrscheinlich hatte sie ihre Neigung erst am Samstag bei der Party entdeckt. Ein heikler Fall. Da konnte man eine Menge falsch machen. Da sollte man normalerweise sehr vorsichtig vorgehen. Wer konnte schon sagen, was die Frau vertragen würde?
Andererseits war das Mädel eben bei der spontanen Session abgegangen wie eine Rakete. Die Frau musste es schon sehr nötig haben.
Was soll´s, dachte Jenna, wer zu mir kommt, muss damit rechnen, Dinge zu erleben, mit denen man eben nicht rechnet. Wer sich in meine Hände begibt, muss nach meinen Spielregeln spielen und nehmen, was kommt. Und das gilt auch für Jessica Jetson. Egal, ob nun Anfängerin oder nicht. Mein erstes Mal war auch nicht gerade ein Zuckerschlecken. Den Abend wird die gute Jessica so schnell nicht wieder vergessen. Und Blake wahrscheinlich auch nicht.
Wie auch immer. Jenna schüttelte die Gedanken an den Freitagabend ab. Viel wichtiger war, dass sie mal wieder etwas für sich selbst tat. Und darum ging sie ins Schlafzimmer, holte ihre Spielsachen und ging hinunter in den Keller.

Anna saß am Schminktisch und sah in den Spiegel. Prüfend betrachtete sie das eben beendete Make-up und war damit ausgesprochen zufrieden. Sie war inzwischen schon fast zu einer Expertin gereift und es gab wahrscheinlich nur wenige Frauen, die es besser hätten machen können. Anna konnte nichts Männliches in ihrem Spiegelbild entdecken. Kein Wunder, dass sie sich auch außerhalb dieser Mauern so sicher bewegen konnte.
Dass sie dazu heute Abend noch kommen würde, glaubte sie allerdings nicht. Und auch nicht, dass sie heute noch ihre Herrin zu Gesicht bekommen würde.
Als Anna in ihre Kammer gegangen war, hatte sie nämlich einen Zettel mit Anweisungen vorgefunden. Und die ließen nicht darauf schließen, dass sie ihre Kammer heute noch einmal würde verlassen können.
Die Anweisungen betrafen den Schaltkasten an der Wand. Noch einmal las Anna sie durch.
„Anweisung für morgen Früh ab 06.00 Uhr:
In dieser Reihenfolge betätigen:
06.10 Uhr: Zelle 1
06.20 Uhr: Schleuse 2
06.25 Uhr: Schleuse 1
06.30 Uhr: Eingang
Reihenfolge und Zeiten genau einhalten“.
Was hatte die Herrin vor? Was tat sich in dem Haus? Die Anweisungen konnten sich nur auf das geheime unterirdische Gefängnis beziehen. Hatte die Herrin einen Gefangenen?
Angestrengt lauschte Anna an der Tür. Zwecklos. Kein Laut drang zu ihr herein. Was auch immer dort unten geschah, Anna würde nichts davon mitbekommen. Sie konnte nichts anderes tun, als hier in ihrer verschlossenen Kammer zu warten und morgen Früh die Anweisungen zu befolgen.

Jessica saß in ihrer Wohnung vor dem Computer, wie sie es seit Samstag jeden Abend tat. Noch immer zitterten ihr die Hände. Sie war völlig durcheinander, und beinahe hätte sie unterwegs einen Unfall gebaut. Sie war froh gewesen, endlich aus dem Wagen steigen zu können.
Was für eine Frau, dachte sie. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Mistress Jenna erkannt, was Jessica fehlte und sofort die Initiative ergriffen. Und sie selbst hatte es auch erkannt. Wieso hatte sie das nicht schon früher bemerkt? War sie wirklich all die Jahre am Leben vorbeigegangen? Was hatte sie alles verpasst? Am Freitag würde sie es erfahren. Sie musste es einfach erfahren. Zu sehr quälte sie die Ungewissheit und das drängende Verlangen, das sich in ihre Lenden geschlichen und unbarmherzig von ihr Besitz ergriffen hatte.
Noch nie hatte Jessica ein solches Verlangen gespürt, nicht einmal als junges Mädchen, als sie zum ersten Mal sexuell erregt gewesen war. Sie musste lange überlegen, wann, und bei welcher Gelegenheit das überhaupt gewesen war. Es fiel ihr trotz aller Bemühungen nicht ein, und so surfte sie weiter durch die dunklen Seiten des Internets, auf der Suche nach den Wurzeln ihrer neuen Leidenschaft, betrachtete die unglaublich schönen Bilder und las die Texte, während sie mit der freien Hand ihre Nippel streichelte.
Zwischen ihren Beinen waren Dinge im Gange, die ihr Angst machten. Angst, dass sie die Kontrolle verlieren könnte und gleichzeitig der sehnsüchtige Wunsch danach. Der Wunsch, sich dieser Frau hinzugeben, ihr die Kontrolle zu überlassen, sich von ihr verwöhnen zu lassen. Das konnte doch nicht normal sein. Das passte doch gar nicht in ihr Lebensbild.
Normal oder nicht, dachte Jessica, es war einfach wunderbar und so aufregend schön, es konnte nicht falsch sein. Und nichts auf der Welt würde sie noch davon abhalten können, in diese neue Welt einzutauchen und nach der Antwort auf ihre Fragen zu suchen, selbst auf die Gefahr hin, Dinge über sich ergehen lassen zu müssen, die ihr bis vor Kurzem noch als pervers erschienen waren.
Jessica hielt inne. Ein Bild war auf dem Monitor erschienen, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Es erinnerte sie an ein Ereignis in ihrer Jugend. Sie hatte sich damals den Arm gebrochen. Ein komplizierter Bruch, der operiert werden musste. Man hatte Jessica damals im OP regelrecht einfangen müssen, um sie an den Operationstisch zu schnallen, solche Angst hatte sie vor dem Eingriff und der Narkose gehabt. Mit vereinten Kräften hatten Ärzte, Pfleger und Schwestern die wild strampelnde zwölfjährige schließlich auf den Tisch gezwungen und festgeschnallt.
Und nun erinnerte sich Jessica auch plötzlich wieder an den Moment ihrer ersten sexuellen Erregung.

Auch Jenna war an diesem Abend erregt. Sehr sogar. So sehr, wie schon lange nicht mehr. Auf wackeligen Beinen stieg sie die steile Treppe hinab in den Keller, durchquerte die Spielwiese und klappte die Armlehne des Thrones hoch.
Die gesamte Empore mitsamt dem Thron bewegte sich nach vorne und gab hinter dem Thron eine weitere Treppe frei, die tief unter die Erde führte.
Jenna stieg die Treppe hinab und betätigte den Schalter, der den Thron wieder in seine alte Position zurückgleiten ließ. Sie stand vor einer schweren Stahltür, neben der ein ähnlicher Schaltkasten hing wie in der Kammer der Sklavin. Jenna öffnete den Schaltkasten und drückte auf Eingang. Ein Klicken ertönte, und Jenna konnte die Tür öffnen. Mit heftigem Klopfen in ihrem Unterleib schritt sie hindurch. Mit leisem Klicken fiel die Tür ins Schloss. Das Klopfen verstärkte sich. Ein Zurück gab es nicht.
Jenna ging weiter zum Gitter. Ein weiterer Schaltkasten. Den Knopf für den Eingang gab es hier nicht.
Jenna legte sich die Fußschellen an, bevor sie den nächsten Knopf drückte.
Schleuse 1.
Das Klicken sagte ihr, dass die Tür nun geöffnet werden konnte. Jenna ging hindurch und  ließ auch sie ins Schloss fallen. Oh Gott, dachte sie und fasste sich in den Schritt, wo das Klopfen einem Hämmern gewichen war. Auch hier gab es nun kein Zurück mehr.
Das nächste Gitter, das gleiche Spiel. Jenna drückte auf den Knopf.
Schleuse 2.
Bevor sie hindurchging schloss sie eine kurze Kette um ihren Hals, an deren Ende die Handschellen hingen. Jenna drehte die Kette so, dass das Ende und somit die Handschellen hinter ihrem Rücken hingen. Dann legte sie die Hände hinein und drückte die Bügel zusammen. Sie ging durch die letzte Tür der Schleuse. Jenna stand in hellen Flammen, als auch diese Tür ins Schloss fiel.
Die Tür zur Zelle stand weit auf. Jennas Hände zitterten wie wild, und ihre Beine drohten ihr den Dienst zu versagen, als sie mit den gefesselten Händen die Gittertür ergriff und sie hinter sich her zog, bis sie laut klackend ins Schloss fiel.
Schwer atmend setzte sich Jenna auf den nackten Steinboden. Ihr Herz hämmerte, als wollte es zerspringen. Sie spürte jeden der Hammerschläge in ihrem Unterleib, als stünde dort ein Schmied und verrichtete seine Arbeit am Amboss der Lust.
Sie war dort, wo sie hingehörte, und nur Anna konnte sie erlösen. In frühestens elf Stunden.

Anna fand keine Ruhe. Nervös ging sie in ihrer Kammer auf und ab. Irgendetwas ging vor, was sie beunruhigte. Auch wenn es eigentlich keinen wirklichen Grund gab, sie spürte förmlich, dass heute irgendetwas anders war.
Anders? Anders als was? Anders als gestern? Was war denn anders als gestern? Nichts war anders als gestern. Gestern war Anna auch die ganze Zeit in ihrer Kammer eingeschlossen gewesen. Die Herrin hatte sie nicht hinausgelassen.
Am Dienstag hatte sie Anna hinausgelassen und war mit ihr ins Wohnzimmer gegangen. Sie hatten lange miteinander geredet, und dann waren sie sogar noch auswärts essen gegangen, und die Herrin hatte Anna gelobt, dass sie sich alleine schon so schön zurechtmachen konnte.
Und am späten Abend hatte sie Anna dafür belohnt, bevor sie schlafengegangen waren.
Seitdem hatte Anna die Herrin nicht mehr gesehen. Morgens war Arnold ja zur Arbeit gefahren, und nachmittags war Anna wieder in ihre Kammer gegangen.
Es war also alles so gewesen wie heute. Und doch war es heute anders. Heute hatte zum ersten Mal eine Anweisung auf Annas Bett gelegen. Eine Anweisung, die den seltsamen Schaltkasten betraf, und der war Anna von Anfang an unheimlich gewesen. Und seitdem sie die Monitore mit den Bildern der geheimen Räume gesehen hatte, war ihre Angst vor dem Ding noch gestiegen.
Was passierte, wenn Anna die Knöpfe drückte? Was geschah dann dort unten? Und warum erst morgen Früh? Warum nicht heute Abend?
Am liebsten hätte Anna sofort die Knöpfe gedrückt, aber sie wusste natürlich, dass sie damit gegen die Anweisung verstoßen würde, und wer konnte sagen, was sie dann erst anrichtete?
„Reihenfolge und Zeiten genau einhalten“ stand auf dem Zettel, und so sehr es Anna in den Fingern juckte, sie musste sich daran halten. Womöglich konnte ein Fehlverhalten ihrerseits eine Katastrophe auslösen, oder zumindest den Zorn der Göttin heraufbeschwören.
Und damit hatte Anna Recht. Aber das wusste sie natürlich nicht.

Denn die wollte nichts anderes, als eingesperrt und gefesselt sein, ohne dass sie aus eigener Kraft freikommen konnte. Die Gewissheit, bis morgen Früh keinerlei Chance auf Befreiung zu haben, war es, die Jenna erregte. Hoffnungslos eingesperrt zu sein, ohne von sich aus etwas dagegen tun zu können. Das war nun einmal ihre wahre Natur, und diese Seite war nach wie vor viel stärker ausgeprägt als die andere, auch wenn es manchmal so schien, als wäre Jenna geboren worden, um dominant zu sein.
Sicher, sie war eine starke Persönlichkeit. Männer wie Frauen lagen ihr zu Füßen, um sich von ihr erniedrigen und quälen zu lassen. Und Jenna genoss die Spiele, die sie mit ihnen trieb. Sie war großartig darin, die Göttin zu spielen. So großartig, dass manche bereits zu glauben schienen, sie wäre tatsächlich eine.
Doch das war noch nicht einmal die halbe Wahrheit. In Wahrheit war sie nur zur anderen Seite gewechselt, weil sie gut sein wollte, wenn ihre Stunde kam. Weil sie die Beste sein wollte. Und die Gnadenloseste. Die Göttin der Schmerzen und der Unterwerfung. Oder sollte man sagen: Der Dämon?
Heute war Jenna weder das eine, noch das andere. Heute war sie ganz sie selbst. Das hilflose Opfer ihrer tiefsten Gelüste. Und auch wenn sie wusste, dass ihre Hilflosigkeit morgen wieder vorbei sein würde, es war immerhin ein bisschen. Ein Schnipsel dessen, wonach sie wirklich strebte.
Von Wollust geschüttelt sah sie durch die Gittertür ihrer Zelle, hin zum ersten Gitter der Schleuse, hinter dem sie das zweite erkannte, und ganz vorne die Stahltür.
Ein Tresor, dachte sie, ein wahrer Tresor. Und diesmal brauchte sie ihre Hände nicht…

Anna hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Die Ungewissheit nagte an ihr und machte sie fast verrückt. Seit zwei Stunden saß sie nun schon vor dem Schaltkasten und wartete auf ihren Einsatz. Es war ihr vorgekommen, als würde die Zeit stillstehen. Die Uhr hatte einfach nicht weiterlaufen wollen.
Dann war es doch noch 06.00 Uhr geworden. Noch zehn Minuten. Noch neun, acht, sieben…
Warum ging das nur so langsam?
…sechs, fünf, vier…
Anna hielt es nicht mehr aus. Sie drückte den Knopf.

Jenna erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Die obligatorischen Oberarmschmerzen hatten sie geweckt. Wie spät mochte es sein? Mühsam erhob sie sich und probierte die Gittertür. Sie ließ sich nicht bewegen. Zu früh. Oder etwa zu spät? Wie lange hatte sie geschlafen? Hatte sie das Zeitfenster etwa verpasst? Die Türen blieben nur eine halbe Stunde offen. Danach müsste man erneut drücken.
Jenna ging auf und ab. Sie wartete auf den Moment der Befreiung. Wie spät mochte es sein? Hätte sie doch nur eine Uhr mitgenommen. Immer wieder probierte sie die Tür. Nichts. Keine Chance. Was, wenn sie verschlafen hatte? War Anna etwa schon weg? Was dann? Würde sie dann erneut die Schalter betätigen, wenn sie wieder da war? Warum sollte sie das? Woher sollte sie wissen, dass ihre Herrin hier unten gefangen war? In ihrem eigenen Gefängnis. Angewiesen auf ihre Sklavin, die nicht einmal davon wusste. Jenna würde elendig zugrunde gehen in ihrer Zelle, wenn der Zeitpunkt verpasst war. Niemand würde sie finden. Niemand wusste von dem Kerker. Nur Kurt.
Jenna malte sich schon die schlimmsten Horrorszenarien aus, da hörte sie das Klicken.
Gott sei Dank, dachte sie und drückte die Tür auf. Sie hatte nicht verschlafen. Schnell verließ sie die Zelle und stellte sich vor die Schleuse.
Zehn endlose Minuten vergingen, bis das nächste Klicken ertönte. Jenna trat in die Schleuse und wartete auf das vorletzte Klicken, das nach weiteren fünf Minuten ertönte. Jetzt „nur“ noch die Stahltür.
Klick!
Anna, ich liebe Dich. Du bist eine wunderbare Sklavin!
So schnell es mit den Fesseln ging, kletterte Jenna die Stufen hinauf und betätigte den Hebel. Sekunden später stand sie vor dem Thron und griff nach den Schlüsseln, die sie dort deponiert hatte.
Nachdem sie sich von den Fesseln befreit und den Thron wieder auf seine angestammte Position gebracht hatte, ging sie die Treppen hinauf nach oben.
Aus Annas Badezimmer drang das Geräusch der Dusche. Gutes Mädchen, dachte Jenna und schlich in ihre Wohnräume.

Anna kroch hinter dem schweren Vorhang hervor und wartete, bis die Schritte der Herrin verhallt waren. Leise schlich sie hinterher. Als sie sicher war, dass Mistress Jenna in ihren Wohnräumen verschwunden war, rannte sie die Treppe hinauf in ihr Bad und stellte die Dusche ab.
Ja, Anna war ein gutes Mädchen. Und sie wusste nun auch, was es mit den geheimen Räumen auf sich hatte. Zumindest in groben Zügen. Den Rest würde sie auch bald herausfinden. Das war sehr wichtig, wenn sie ihre Herrin beschützen wollte. Und nichts wollte Anna mehr als das. Und sie wusste nun auch, wovor sie ihre Herrin beschützen musste…vor sich selbst!

17.45 Uhr. Jessica Miller alias Jessica Jetson saß nervös in ihrem Wagen und trommelte mit den Fingern auf dem Lenker herum. Sie war etwas zu früh und wagte nicht, auszusteigen. Sie wollte auf gar keinen Fall etwas falsch machen. Womöglich würde Mistress Jenna sauer werden und sie wieder nach Hause schicken. 18.00 Uhr hatte sie gesagt, und Jessica nahm sich vor, genau eine Minute vorher  zu klingeln.
Den ganzen Tag war Jessica schon nervös gewesen. Dabei hatte sie noch eine Party zu organisieren gehabt. Das wäre beinahe in einem Fiasko geendet. Sie hatte sich überhaupt nicht konzentrieren können. Zum Glück hatte ihre beste Mitarbeiterin Lea rechtzeitig bemerkt, dass mit Jessica irgendetwas nicht stimmte und kurzerhand die Fäden in die Hand genommen.
„Sie sollten nach Hause gehen“, hatte Lea gesagt, „ich merke doch, dass Sie sich nicht wohlfühlen. Sie sollten einmal Pause machen. Ich krieg das hier schon hin“.
„Leagirl, Du bist ein Schatz“, hatte Jessica gesagt, „ja, ich fühle mich heute wirklich nicht wohl. Vielleicht sollte ich doch mal eine Auszeit nehmen“.
„Tun Sie das“, hatte Lea geantwortet, „und machen Sie sich keinen Kopf. Wir schaffen das schon“.
Ein tolles Mädchen, ihr Leagirl. Immer auf Zack und absolut zuverlässig. Sie konnte ja nicht ahnen, was ihrer Chefin wirklich zu schaffen machte, und das war wohl auch besser so.
Jessica war sofort nach Hause gefahren und hatte ihren Kleiderschrank durchgewühlt. So etwas wie auf den Bildern im Internet zu sehen war, besaß sie leider nicht, und es war ihr schwergefallen, etwas Passendes zu finden. Immerhin hatte sie ein Paar hochhackige Pumps und ein paar Cocktailkleider, die sie bei ihren Partys gerne trug, und so hatte sie ein kurzes schwarzes ausgesucht, das im Rücken einen durchgehenden Reißverschluss hatte und immerhin aus Seidensatin war. So ganz verkehrt würde das sicher nicht sein.
Endlich sprang der Zeiger ihrer Uhr auf 17.57 Uhr. Jessica stieg aus. Aufgeregt erklomm sie die Stufen zur Eingangstür. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie den Klingelknopf betätigte.
Oh Gott, dachte sie, ich benehme mich wie ein Schulmädchen vor dem ersten Date. Eine Minute später öffnete sich die Tür und Anna stand vor ihr.
„Kommen Sie herein, Mrs. Jetson“, sagte die hübsche Sklavin, „die Herrin erwartet Sie“.
Jessica folgte der Sklavin ins Foyer.
„Hier entlang“, sagte Anna und zeigte auf die Treppe zum Keller, „Gehen Sie hinunter, die Herrin ist bereits sehr ungeduldig“.
Ungeduldig? Jessica sah auf die Uhr. Genau 18.00 Uhr. Sie war doch ausgesprochen pünktlich. Was ließ die Herrin denn ungeduldig werden? Ihr wurde auf einmal ganz anders. Hoffentlich tat sie das Richtige. Zum Umkehren war es jetzt zu spät. Sanft schob Anna die kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehende Party-Service-Chefin zur Treppe.
„Was meinen Sie?“, fragte Jessica, „habe ich das Richtige an? Wird Mistress Divine damit zufrieden sein?“.
„Das weiß man nie“, sagte Anna, „aber für meinen Geschmack sind Sie sehr gut gekleidet. Sie sehen sehr schön aus“.
Gott sei Dank, dachte Jessica, wenigstens dabei hatte sie nicht alles falsch gemacht.
Als sie die Spielwiese betraten, verstärkte sich Jessicas Nervosität noch, und sie zitterte an Händen und Füßen.
Der Vorhang war beiseite gezogen worden, und die Göttin saß auf ihrem Thron und wartete auf ihr Opfer. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf die Armlehnen. Sie sah atemberaubend aus in ihrem typischen Mistress Divine-Outfit. Zusätzlich zu dem langen schwarzen Negligee hatte sie dieses Mal einen passenden, allerdings sehr knappen BH angelegt, und sie trug schwarze Lackstiefel, die bis zu den Oberschenkeln reichten.
Jessica blieb beim Anblick dieser majestätischen Erscheinung fast die Luft weg. Demütig sank sie auf die Knie.
„Aufstehen“, sagte die Göttin, „wer hat gesagt, dass Du dich hinknien sollst?“.
Verwirrt stand Jessica wieder auf. Hatte sie etwas falsch gemacht? Es war doch eigentlich üblich, vor einer Herrin auf die Knie zu gehen.
„Dreh Dich um Dich selbst“, befahl Mistress Divine, „ich will sehen, was wir hier haben“.
Jessica kam dem Befehl nach und drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse.
„Du bist ein hübsches Ding“, sagte die Göttin scheinbar zufrieden, „und Du hast Geschmack bewiesen mit der Wahl Deines Outfits. Ich liebe die schlichte Eleganz“.
Jessicas Herz hüpfte vor Freude. Die Herrin war ihr gewogen. Was für ein Glück. Dabei hatte sich die Partymacherin gar keine große Mühe gemacht. Sie hatte einfach nichts anderes in ihrem Kleiderschrank.
Die Herrin erhob sich und umrundete ihr Opfer mit prüfenden Blicken, bevor sie direkt hinter Jessica stehen blieb.
„Bist Du schon feucht?“, fragte sie leise und griff Jessica unter das Kleid, wo sie tatsächlich fündig wurde. „Sieh an“, sagte Mistress Divine und streckte der verdutzten Mrs. Jetson ihren feuchten Finger entgegen, „leck ihn ab“.
„Was…?“. Rumms! Die Ohrfeige hatte es in sich, und Jessicas Wange färbte sich augenblicklich dunkelrot.
„Leck ihn ab“, wiederholte die Göttin ihren Befehl, „und dann werden wir mal ein paar Dinge klarstellen“.
Außer sich vor Aufregung, und geschockt von dem schmerzhaften Schlag, nahm Jessica den Finger der Herrin in den Mund und lutschte ihn sauber. Was tat sie da? Das war doch einfach nur eklig. So etwas hätte sie doch normalerweise nie und nimmer getan. Normalerweise. Was war in den letzten Tagen schon normal gewesen?
Mistress Divine zog den Finger wieder zurück und wischte ihn an Jessicas Kleid trocken, genau auf ihren steinharten Nippeln. Jessica erbebte unter der Berührung.
„Und jetzt hör genau zu“, sagte die wunderbare Mistress Divine, „Du hast es gewagt, mein Reich zu betreten. Und damit hast Du Dich auf ein gefährliches Terrain begeben. Dir sollte klar sein, dass hier ausschließlich nach meinen Regeln gespielt wird. Das beginnt damit, dass Du nur redest, wenn Du gefragt wirst, und Du wirst mir immer mit Herrin oder Mistress Divine antworten. Ist Dir das klar?“.
„Ja, Herrin“.
„Gut“, sagte die Göttin, „Du wirst hier heute Dinge erleben, die Du nicht kennst. Du wirst diese Dinge ohne Widerworte hinnehmen, und Du wirst tun, was ich von Dir verlange, auch wenn es Dir nicht gefallen sollte. Ich werde dafür sorgen, dass es Dir gefällt. Wenn Du dazu bereit bist, dann darfst Du bleiben. Wenn nicht, dann solltest Du lieber gehen, und zwar sofort und für immer“.
„Nein, nein“, wimmerte Jessica, „bitte schicken Sie mich nicht fort…“.
Peng. Die andere Wange.
„Wie kannst Du es wagen?“, herrschte die Herrin sie an, „Du erinnerst Dich schon jetzt nicht mehr an die allererste Regel?“.
„Doch, Herrin. Verzeihung, Herrin“.
„Genug“, schimpfte Mistress Divine, „ich werde nicht das Risiko eingehen, mir Dein unkontrolliertes Geplapper anhören zu müssen. Anna, hol den Knebel. Und Du drehst Dich um.“
Den Knebel? Auweia. Geplagt von Lust und Zweifeln drehte sich Jessica um, und die Göttin zog den Reißverschluss ihres Kleides herunter.
„Ausziehen“, befahl sie, „alles, bis auf Strümpfe und Schuhe“. Jessica wollte schon wieder protestieren, doch in Anbetracht der zu erwartenden Reaktion der Göttin, verzichtete sie lieber darauf und ließ das Cocktailkleid an ihrem Körper hinabgleiten.
„Weiter, weiter“, sagte die Göttin ungeduldig und Jessica ließ die letzten Hüllen fallen. Sie schämte sich unendlich. Schützend hielt sie ihre Hände vor ihr heftig pochendes Lustzentrum.
Ach Du meine Güte, dachte Jenna, schüchtern und verschämt, und das mit Mitte Dreißig. Das konnte ja was werden, bei dem, was sie mit Jessica vorhatte.
„Was soll das?“, herrschte sie ihr Opfer an, „nimm gefälligst die Hände da weg. Du benimmst Dich ja wie ein kleines Mädchen“.
Mit hochrotem Kopf nahm Jessica die Hände beiseite. Sie wusste gar nicht recht, wohin damit.
„Auf den Kopf“, sagte Mistress Divine, die das sofort bemerkte. Jessica sah sie unsicher an.
„Die Hände“, sagte die Göttin, „leg sie auf den Kopf und dann mach den Mund auf“. Anna reichte ihr den Knebel. Es war ein Knebel mit einem Innendildo. Jessica bekam es mit der Angst zu tun, als sie das Ding auf sich zukommen sah, und war sich spätestens jetzt gar nicht mehr sicher, ob sie hier wirklich richtig war. Das Pochen zwischen ihren Beinen allerdings erzählte ihr eine andere Geschichte.
„Stell Dich nicht so an“, sagte die göttliche Mistress Divine und schob den Knebel in Jessicas Mundhöhle, „das ist nur ein bisschen Leder. Du wirst heute noch etwas ganz anderes in den Mund nehmen müssen“.
Etwas ganz anderes? Was sollte denn das sein? Während Jessica noch ängstlich darüber nachdachte, verschloss die Göttin den Knebel stramm in ihrem Nacken. Es war gar nicht so schlimm. Der Dildo war nicht übermäßig groß, und Jessica bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass er sich einigermaßen gut tragen ließ. Anna reichte ihrer Herrin die nächsten Accessoires.
„Hoch die Haare“, sagte diese, „mach den Hals frei“. Jessica nahm ihre ohnehin nicht allzu langen Haare in die Hände und gleich darauf schloss sich der silbern glänzende Stahl um ihren Hals. Sie konnte das lustvolle Stöhnen nicht unterdrücken, dass ihren Gefühlen Luft verschaffte. Ihr innerer Widerstand war gebrochen, die Zweifel der Hingabe gewichen. Sie registrierte kaum noch, wie die Herrin die passenden Handfesseln anbrachte und die Kette in den O-Ring des Halsbandes einhakte.

Anna sammelte derweil Jessicas Klamotten ein und verschloss sie in einer kleinen Kiste. Sie hatte Spaß an dem Spiel und konnte sich gut in die arme Mrs. Jetson hineinversetzen. Und so war ihre Herrin ihr allemal lieber als letzte Nacht, wo sie ihrem Selbstfesselungstrieb nachgegangen war.
Anna hatte Angst vor diesem Trieb. Sie war überzeugt davon, dass er gefährlich war. Längst hatte sie begriffen, dass ihre Herrin alles dafür stehen und liegenlassen würde, um ihn zu befriedigen. Womöglich würde sie sogar ihr Leben dafür riskieren. Das machte Anna schwer zu schaffen. Und auch die Tatsache, dass sie es nicht verhindern konnte, wenn sie in ihrer Kammer eingeschlossen war.

„Mitkommen“, befahl die Herrin und führte ihre Gefangene zu der Nische mit der eisernen Jungfrau.
Jessica glaubte, dass es ihr gleich kommen würde, als sie das furchterregende Ding sah. Da sollte sie doch nicht etwa hinein? Ihre Knie waren auf einmal wie Butter, und sie drohte zusammenzusacken. So etwas hatte sie schon einmal im Kino gesehen. Man konnte sich darin praktisch überhaupt nicht bewegen. Zum Glück war es wenigstens eine Käfigvariante, nicht so ein Ding wie ein Mumiensarg, aber viel besser machte das die Sache auch nicht.
Anna öffnete das Ding und Mistress Jenna legte ihrer Gefangenen eine Augenbinde an. Blind und stumm musste sich Jessica in den Käfig stellen, den die Herrin auf ihre Größe einstellte, bevor sie ihn verschloss.
Ein unheimliches Gefühl der Enge überkam Jessica. Der Käfig lag eng an ihrem Körper an. Ihre Beine steckten getrennt voneinander in separaten Zellen. Ihren Oberkörper mit den eng angelegten Armen umschloss das einteilige Mittelstück des Käfigs so fest, dass es ihr nicht möglich war, die Hände von ihren Oberschenkeln wegzubekommen, und auch ihr Kopf steckte nahezu bewegungsunfähig fest. Bei der kleinsten Bewegung stieß Jessica mit der Nase ans Gitter. Und nun wurden ihre Handgelenke auch noch zusätzlich an das Gitter geschlossen, obwohl sie die ohnehin kaum bewegen konnte.
Die restriktive Haltung ließ Jessica einen Moment lang in die Nähe einer Panik geraten, doch die Göttin sprach ihr Mut zu.
„Lass Dich fallen, Sklavin“, sagte Jenna und strich ihr durch das Gitter hindurch über die Brüste, „es kann Dir nichts passieren. Du bist ganz bei Dir. Du bist nicht eingeschlossen. Es ist die Welt um Dich herum, die ausgeschlossen ist. Genieße Deine Lust. Ergib Dich Deinen Sinnen. Lass alles von Dir abfallen, was Dich von Dir selbst trennt. Lass Geist und Körper eine Einheit werden. Spüre Dich selbst. Erlebe die Qual als einen Teil von Dir, dann wird sie sich in Lust verwandeln“.
Du hast gut reden, dachte Jessica, aber dennoch verfehlten die Worte der Herrin ihre Wirkung nicht. Jessica hatte den Eindruck, als fiele der gesamte Stress der letzten Jahre von ihr ab, und sie konnte der aufkeimenden Panik entfliehen und sich ganz dem unbeschreiblichen Verlangen hingeben, das sie viel mehr gefesselt hielt, als es der Käfig tun konnte.

Blake Dooley hatte sich gehörig in Schale geworfen. Seinen besten Smoking hatte er herausgeholt. Er war aufgeregt wie ein Schuljunge. Das war ihm noch nie passiert, und es hatte eine Weile gedauert, bis er es sich eingestanden hatte. Er hatte ein Date mit der aufregendsten Frau, die er je kennengelernt hatte. In ihrer Anwesenheit wurde er weich wie Butter. Bei ihr hatte er das Gefühl, nicht immer die Fäden in der Hand behalten zu müssen. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache, wenn er ihre Nähe spürte. Sie machte ihn schwach, und er genoss es auch noch. Sein Leben lang hatte er kämpfen müssen, alles hatte er sich erstreiten und hart erarbeiten müssen. Seit Jahren verlangte man von ihm, die richtigen Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen, unangenehme Dinge zu regeln und unliebsame Maßnahmen zu veranlassen. Manchmal kotzte ihn das richtig an, und Blake hatte mehr als einmal gewünscht, sich auf jemand anders verlassen zu können, der den Druck von ihm nehmen könnte, unter dem er in letzter Zeit immer häufiger zu zerbrechen drohte.
Gerade gestern war wieder so eine Scheiße passiert, die er hasste wie die Pest. Einer seiner Lieferanten hatte einen Deal platzen lassen, den er fest eingeplant hatte. Das war schon schlimm genug, doch heute Morgen hatte Blake auch den Grund dafür erfahren. Der Scheißkerl hatte seinen Stoff lieber dem verrückten Russen überlassen wollen, weil der einen höheren Preis geboten hatte. Doch dann war alles schiefgelaufen, was nur schieflaufen konnte. Die Bullen waren aufgetaucht, weil sie Igor wegen diverser anderer Delikte ins Auge gefasst hatten, aber der hatte den Braten gerochen und sich rechtzeitig zurückgezogen. Der Lieferant hatte davon natürlich nichts mitbekommen und war den Bullen direkt in die Arme gelaufen. Tja, und jetzt saß der Trottel im Knast, und der schöne Stoff lag hoch und trocken in der Asservatenkammer.
Ach, die Welt war schlecht. Wäre der Blödmann nicht so gierig gewesen, hätte er jetzt gemütlich sein Geld zählen können. Das kam davon, wenn man sich mit Typen wie Igor einließ. Der Mann war das personifizierte Chaos. Mr. Dooley wurde ganz nervös, wenn er an den Kerl dachte.

Ganz anders bei Miss Carson. Wenn er an sie dachte, überkam ihn eine seltsame ruhige Aufgeregtheit, so merkwürdig sich das auch anhörte. Und auch wenn Blake wusste, dass er sie nie so besitzen würde, wie er es sich erträumte, freute er sich wie ein Kind auf ihre Begegnung. Er war sehr gespannt darauf, was sie unter den Geheimnissen der wahren Freuden verstand, und er war bereit, sie sich zeigen zu lassen. Nach ihren Spielregeln. Das hatte es so auch noch nicht gegeben.
Und noch etwas hatte es so noch nicht gegeben. Er wollte allein zu ihr fahren. Ohne seinen Schatten.
Er hatte sich von Burt in der City absetzen lassen und gewartet, bis sein Leibwächter außer Sicht gewesen war. Dann hatte er nach einem Taxi gepfiffen, aus dem er nun ausstieg.
Blake Dooley hatte keine Ahnung, was genau ihn erwartete, als er die Türklingel betätigte, doch er war sich sicher, neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Das da auch unangenehme dabei sein würden, ahnte er allerdings nicht.
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