Teil 1 — Segel der Versuchung
Der Wind strich warm über das Deck, während ich am Steuer stand und ihnen zusah. Helena… meine Frau.
Sie lachte — dieses offene, helle Lachen, das ich schon so lange nicht mehr gehört hatte.
Neben ihr Jonas. Neunzehn. Jung, braun gebrannt, athletisch. Der Typ, der in seinem Rucksack mehr Abenteuer trug, als ich in meinem halben Leben.
Etwas stach in meiner Brust, als ich sie sah — wie sie ihm zuhörte, ihm zulächelte, dabei ihr Haar von der warmen Meeresbrise zerzausen ließ.
Eifersucht.
Nicht brennend. Nicht zerstörerisch.
Aber spürbar.
Und… seltsam aufregend.
Ich sollte wütend sein, das wusste ich.
Stattdessen spürte ich, wie mein Magen sich zusammenzog — nicht vor Zorn, sondern vor diesem dunklen, heißen Kitzeln, das tief in mir aufstieg.
Vielleicht, weil ich wusste, was auf dem Spiel stand.
Unsere Ehe war in den letzten Monaten still geworden.
Nicht lieblos. Aber leer.
Mein Körper hatte begonnen, mich zu verraten.
Potenzstörungen, sagten die Ärzte. Altersbedingt. Stress. Vielleicht auch einfach… das Leben.
Die Frauenärztin hatte Helena gestern bestätigt, dass ihr Eisprung — dieser verdammte, gnadenlose Tag X — genau heute war.
Und ich… ich wusste, dass es an mir lag.
Dass ich funktionieren musste.
Dass es diesmal klappen sollte.
Doch je mehr ich versuchte, desto weniger… funktionierte ich.
Und jetzt stand sie dort — strahlend, lebendig, bar jeder Last — neben einem jungen Kerl, der nichts von Versagensangst oder biologischer Uhr wusste.
Ich fühlte, wie es mich innerlich aufrieb.
Und zugleich… wie es mich anmachte.
Diese Vorstellung, dieser süße Stich der Eifersucht, vermischte sich mit einer anderen Fantasie…
Was, wenn ich nicht mehr derjenige sein müsste, der ihr diesen Wunsch erfüllt?
Was, wenn ich genau das wollte?